Autor: Aton-Crew

17.04. – 18.04.2019 Bordalltag

17.04. – 18.04.2019 Bordalltag

Michi

Nachdem wir eine sehr unruhige Nacht (hervorgerufen durch Kettengeräusche, ähnlich eines slippenden Ankers) hatten, in der wir immer wieder unsere Position überprüften, waren wir an diesem Morgen dementsprechend müde. Nach einem opulenten Frühstück und dem unweigerlich folgenden Spülmarathon hieß es zuerst mal „groß reinemachen“! Außenstehende, die noch nie auf einem Boot oder Schiff länger Zeit verbrachten, können selten ermessen, wie reinigungsintensiv eine Segeljacht defacto ist. Da aber unsere Freunde, Michael und Christine dies sehr wohl aus unserer gemeinsamen Segelzeit im Mittelmeer kannten, wurde unsere Arbeit am Schiff mit nett gemeintem Hohn und Spott begleitet. Ich kämpfte, mit einem Zahnbürstchen, verschiedenen Schwämmen und viel Wasser bewaffnet, zuerst den Schmutz auf den Sitzbänken, unter dem Fußrost und im übrigen Cockpit nieder. Danach waren die Fenster und der Rost am Bugkorb dran, und letztendlich wurden die Edelstahlrohre und Winschen gereinigt und poliert. So fühlten ATON und ich uns wieder richtig wohl.

Kaum hatte ich mich danach mal hingesetzt, fiel es dem Pi ein, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Haarschnitt wäre, den ich ihm im Vorfeld schon versprochen hatte. Also Haarschneide-maschine raus, und schon ging es auf unserer „Badeterrasse“ im Heck des Schiffes an Pi`s Haar-pracht. Obwohl er Sonderwünsche hatte (oben ein längeres Dreieck stehen lassen, und dann an die kürzeren Seitenhaare angleichen), gelang es mir, ihn mit dem Haarschnitt glücklich zu machen. Und weil ich gerade schon dabei war, kam jetzt auch Franz unter`s Messer. Das ist viel einfacher, weil ihm raspelkurz einfach am Besten steht. Jeder, der ihn kennt, weiß, was seine Haare machen, wenn sie zu lang sind.

Am Nachmittag fahren wir in eine nahe, von einem Hurricane teilweise zerstörten Marina, um das dortige Wifi zu nutzen und uns auf dem Laufenden zu halten. Dieses Mal gelang uns das Verbinden der Geräte im ersten Anlauf. Nachdem wir die wichtigsten Dinge am Computer erledigt hatten, fuhren wir mit dem Dinghi zurück zur Aton. Da ein kräftiger Passat dabei voll gegenan stand, waren wir am Ende bis auf die Haut nass. Den nächsten Tag verbrachten wir mit Brotteig ansetzen, relaxen, schlafen und abermals Wifi in der besagten Marina nutzen. Nach einem grandiosen Abendessen beschlossen wir, am folgenden Morgen, zurück zu segeln.

Da der Wind morgens ganz ordentlich pfeift, frühstücken wir unter Deck, damit uns nix vom Löffel geweht wird. Ich stehe am Ruder, als wir jenseits des Korallengürtels im tiefen Atlantikwasser das Hauptsegel, die Fock und die Genua hissen. Es weht ein „lebhafter“ Nord/Nordost-Wind und wir haben einen Am-Wind-Kurs. Aton gibt richtig Gas, und in den Böen sehe ich immer wieder 8 bis 10 Knoten auf meinem Instrument aufblitzen. Pi übernimmt das Ruder und wir beschließen, eine Wende zu fahren, da wir sonst nicht um das Nord-West-Kap herumkommen. Als wir gerade durch den Wind gehen, will ich die vorher gereffte Genua und die Fock überholen, aber irgendwas klemmt bei der Genua, und des-wegen verpasse ich es auch, die Fock überzuholen. Die Leinen verheddern sich, und Franz muss aufs Vorschiff, um alles zu entwirren. Auch die nächste Wende läuft nicht besser, da Pi zu wenig Fahrt im Schiff hatte, und wir mittendrin „verhungern“. Also wieder zurück, und nochmal von vorne. Wir entschließen, die Genua ganz einzuholen, und nur mit der Fock und dem Hauptsegel geht es nun wesentlich einfacher. Wir machen trotzdem gute 7 Knoten Fahrt. Bei der nächsten Wende löst sich der Palstek im Schothorn der Fock (damit ist die Vorschot-Leine in der Spitze des Segels festgemacht). Und wer soll`s richten? Genau: Franz also wieder aufs Vorschiff (das machen wir generell immer nur mit einer Sicherungsleine, womit man sich am Schiff einpickt). Er legt sich auf den Boden, versucht, mit einer Hand das Segel zu halten, an dem der Wind zieht und zerrt, und mit der anderen, den Knoten neu einzubringen. Gerade als ich dazukomme, um ihm zu helfen, hat er es geschafft. Mittlerweile segeln wir an der Westküste Providenciales runter, und Franz beschließt, seine handline mit einem silbernen Blechfischchen als Köder reinzuhängen. Ihr ahnt, was passiert: es beißt ein ganz Großer an, und schwupp, ist auch dieser Köder abgebissen. Das war jetzt der vierte in Folge, und er beschließt, bis auf Weiteres (bis er ein Stahl-Vorfach hat, das nicht so leicht durchge-bissen wird) seine Angelversuche einzustellen. Wir ankern in der nicht fertiggestellten West Caicos Marina, in der bereits Stephan und Catherine mit ihrer Kohort liegen, die wir auch gleich auf einen Ratsch besuchen. Abends steigt dramatisch der Vollmond auf, und leuchtet unser Cockpit aus, in dem wir den Abend mit Schokolade und Whisky ausklingen lassen.

16.04.2019 Ein ereignisreicher Tag

16.04.2019 Ein ereignisreicher Tag

Franz

Nach dem Frühstück entschlossen wir uns zur Weiterfahrt in den Nord-Westteil von Providenciales. Um 11:00 heben wir den Anker und fahren die enge Einfahrt durchs Riff hinaus in den offenen Atlantik. Da sich die Windrichtung nicht verändert hatte, setzten wir die Segel und fuhren mit halben Wind nach Norden. Auf dem Weg dorthin ließen wir ein weiteres Mal unseren vorletzten Kunstfischköder hinter uns herziehen, in der Hoffnung, einen weiteren Fisch zu fangen. Nach einer geraumen Zeit ließ uns das ruckartige Auslösen unserer Bissanzeige hochschrecken. Ich hechtete zur Angelschnur und riss an. Ein kräftiger Ruck an der handline und wenig später war kein Widerstand mehr feststellbar. Meine Befürchtung hatte sich beim Einholen der Angelschnur wenig später bewahrheitet. Abermals war der Kunstköder (er kostete ca. 17 Dollar) samt Vorfach abgebissen worden. Frustriert packten wir unsere Angel ein und gaben uns dem Segeln hin. Am Kap angekommen fuhren wir süd-östlich in eine große Bucht. Nach einer weiteren Riffdurchfahrt ankerten wir vor einer Reihe von Hotels und Strandbars. Da einige unserer Lebensmittel zur Neige gingen, nutzten wir die Gelegenheit für einen Einkaufsbummel. Wir machten unser Dinghi fertig, packten unsere Seesäcke und den angefallenen Müll ins Beiboot und fuhren zu dritt (Christine blieb auf Aton zurück) an den Strand. Da wir seit Tagen kein Internet mehr hatten, planten wir in einer der Strandbars etwas zu trinken und deren Wifi zu nutzen, um wieder aktuell zu sein. Gesagt, getan, Tafelwasser geordert, das W-Lan-Passwort erfragt, Computer und Handy gekoppelt. Aber siehe da, nichts geht. Nachdem wir dem Personal der Bar mitgeteilt hatten, das wir Probleme mit dem Wifi hätten, ernteten wir nur ein „sorry, it could be“, und das wars. Also 6 Dollar umsonst für Getränke investiert. Unser nächstes Problem hieß: Müllentsorgung. Aber wohin damit, an diesem belebten, von Hotels und Bars gesäumten Strand? Michael konnte schließlich, an so manchem Badegast vorbei, eine Mülltonne ausfindig machen, in der er still und heimlich unsere Hinterlassenschaften entsorgte. Somit konnten wir uns unserem dritten Problem zuwenden: dem Provianteinkauf. Michi fragte bei der Besitzerin eines kleinen Ladens für T-Shirts im hinteren Bereich der Bar, in der wir uns befanden, nach dem nächsten Supermarkt. Die Antwort war, dass die nächste Einkaufsmöglichkeit ca. 40 Minuten zu Fuß entfernt wäre. Aber sie bot uns an, dass sie uns mit ihrem privaten Wagen dorthin fahren würde. Auf die Frage, was sie dafür verlange, antwortete sie: „Ich verlange nichts, wenn ihr mir etwas geben wollt liege das ganz bei Euch“. Wir waren komplett überwältigt, von solch einer selbstlosen Gastfreundschaft. Also packten wir unsere sieben Sachen und warteten, bis Daphne, so hieß unser hilfsbereiter Engel, ihren Laden kurzfristig verschlossen hatte und uns zu ihrem Auto führte. Sie chauffierte uns dann die kilometerlange Straße hinter den Geschäften und Hotels entlang, bis wir 10 Minuten später das Einkaufszentrum erreichten. Am Parkplatz angekommen sagte sie uns zu, hier zu warten, bis wir fertig wären. Wir fragten sie, ob wir etwas für sie mitbringen könnten. Sie wolle nur eine Getränkedose, das wäre alles. Also stürmten wir zu dritt in den Supermarkt und teilten uns auf. Nach wenigen Minuten hatten wir einen riesigen Einkaufswagen voll mit dem Nötigsten. Wir zahlten, packten alles in Tüten und den Seesack und schleppten unseren Vorrat zu Daphnes Wagen. Sie half uns beim Einladen und fuhr uns anschließend zurück. Leider konnten wir ihr beim Verabschieden nicht mehr gebührlich unseren Dank vermitteln, da sie mit ihrem Handy ein Telefonat führte. Wir gaben ihr 10 Dollar für ihre selbstlosen Dienste und verabschiedeten uns. Nachdem wir alles an Bord hatten und gerade im Begriff waren, zu kochen, hielt ein fremdes Dinghi an unserem Schiff. Darin saß ein sehr junges und nettes Pärchen, die sich als Stephan und Catherine vorstellten. Ihnen gefiel unser Schiff. Sie kannten es anscheinend schon von den Bahamas. Sie wüssten einen viel geschützteren Ankerplatz, nicht weit, nur um die Ecke. Sie würden ihr Schiff ebenfalls dort liegen haben. Sie gaben uns die genaue Wegbeschreibung und verabschiedeten sich. Nachdem unser Ankerplatz sehr offen und anfällig für anrollende Wellen war, entschlossen wir uns kurzfristig, den vorgeschlagenen Ankerplatz anzulaufen. Da es bereits begann, dunkel zu werden, machten wir unsere Beleuchtung an und fuhren die relativ kurze Strecke dorthin. Es war bereits Nacht, als wir den Anker eingruben. Nach einem sehr leckeren Abendessen sowie einigen guten Gesprächen ließen wir diesen ereignisreichen Tag mit einigen Rumpunsch ausklingen.

15.04.2019 A day in paradise

15.04.2019 A day in paradise

Franz

Nach einer kurzen Nacht machten wir uns seefertig und hoben um 06:50 den Anker. Obwohl der Wind unablässig aus Ost, Süd-Ost wehte, fuhren wir vorsichtig in langsamer Motorfahrt, schlangenlinienförmig um die Korallenbänke, aus der seichten Bucht ins tiefere Fahrwasser der Caicos-Passage. Hier kämpften wir uns mit Hilfe eines Stützsegels Meile für Meile in süd-östliche Richtung. Doch nach ca. 8 Seemeilen gegenan beschlossen wir einstimmig, dieses Vorhaben aufzugeben und nach Süd-Westen abzufallen. Dort lag West Caicos. Zum bereits gesetzten Großsegel entrollten wir unsere prächtige Genua und danach ging die Post ab. Mit Pi (Michael) am Steuer pflügten wir beständig mit 7 – 8 Knoten Fahrt durchs Wasser. Ich entschloss mich ein weiteres Mal unsere handline (eine Rolle Monofile Fischschnur mit Wirbel, Vorfach und Kunstköder) hinter uns her zu ziehen. Wir genossen die schnelle Fahrt bei mäßiger Welle an diesem wunderschönen Tag. Als wir uns mitten in einer angeregten Unterhaltung befanden, schnalzte unser Bissanzeiger (eine eingeklippste Wäscheklammer befestigt an einem Gummiband) und unsere Angelschnur begann sich vehement abzuspulen. Ich hechtete zur handline und zog kräftig an der Angelschnur. Augenblicklich spürte ich die enorme Kraft, mit welcher sich die kräftige Schnur in die Haut meiner Hand schnitt. Ich rief Michi, sie solle mir bitte meine Segelhandschuhe reichen. Während mein Schatz aufgeregt meine Handschuhe herbeisuchte, kämpfte ich mit dem Fisch. Plötzlich sah ich wie das Tier (der Form nach könnte es sich um einen sehr großen Barrakuda gehandelt haben) mit einem großen Satz aus dem Wasser stieg und sich in der Luft windete. Ich begriff nach wenigen Sekunden, dass ich diesen Kampf wohl verlieren würde. Da der Schmerz der sich ins Fleisch schneidenden Angelschnur mir unerträglich wurde, ließ ich die Spannung für einen Moment nach, um umzugreifen. Just in diesem Moment machte der Fisch einen Ruck und der Widerstand an meiner Angelschnur ließ schlagartig nach. Mir war sofort bewusst, dass ich den Fisch verloren hatte. Das Einholen des Köders bestätigte meine Befürchtung. Zum Glück war wenigstens der Köder noch dran. Mittlerweile hatte Michi meine Handschuhe gefunden, welche ich nun augenblicklich anzog. Ich entließ meinen Köder ein weiteres Mal in der Hoffnung eines weiteren Bisses. Ich hatte allerdings meine Bedenken, dass ich einen Fang bei dieser Schiffsgeschwindigkeit überhaupt anlanden konnte. Ich hatte die Bissanzeige noch nicht richtig befestigt, als ein weiters Mal ein kräftiger Ruck die Schnur auslaufen ließ. Mit einem beherzten Ruck an der Schnur und nun geschützt durch meine Handschuhe, begann ich mit kräftigen Zügen per Hand, die Angelschnur Meter für Meter ins Boot zu ziehen. Die Kraft, mit der mein Fang sich gegen mich stemmte, signalisierte mir, dass es sich um einen durchaus stattlichen Fisch handeln musste. Als der Fisch näher an Aton war, konnte ich erkennen, dass es sich um einen ca. ½ Meter langen und länglichen Fisch handelte. Nun mussten wir, in Ermangelung eines Gaffs (spitzer Haken mit Griff, wird zum Anlanden großer Fische verwendet) versuchen, den Fang seitlich die 1,5 Meter Höhe unserer Bordwand zu überwinden, damit der Fisch nicht entweicht. Außerdem hatten wir aus unserem ersten Fang (ein Barrakuda, wir berichteten) gelernt. Michi hatte bereits einen Plastikbeutel und das Messer sowie eine Zange zum Entfernen des Köders bereitgestellt. Da mir Bewusst war, dass der Fang für unseren Käscher viel zu groß war, hob ich einfach beherzt den Fisch an der Angelschnur komplett hoch und hievte ihn seitlich auf das Scharndeck (der seitliche Laufweg an Deck). Während Michi versuchte, den Fisch zu bändigen, nahm ich das Messer und versetzte dem Tier einen Kehlen- schnitt, sowie einen Schlag auf den Hinterkopf. Danach hörten die Zappel-Bewegungen auf. Wir betrachteten nun ausgiebig unseren Fang, den wir vorsorglich auf besagte Plastiktüte gelegt hatten, um die Sauerei auf dem Deck in Grenzen zu halten. Es handelte sich augenscheinlich um eine sehr stattliche Makrele.

Wir packten das Tier in den Beutel und warfen ein weiters Mal den Köder aus. Und was soll ich sagen, wenige Minuten später ein weiterer Biss. Doch diesmal war unser maritimer Gegner übermächtig. Die ungeheure Kraft, mit der der Fisch sich gegen meine Zugkraft stemmte, zeigte mir augenblicklich meine Grenzen auf. Ein kurzer und sehr kräftiger Ruck, ein großer, schemenhafter Schatten, und der Kampf war vorbei. Ich zog die Schnur ein und zeigte meinen Mitseglern ein zerrissenes Vorfach (eine verstärkt ausgeführte, kurze Leine aus manchmal monofilem Material wie in unserem Fall, manchmal auch aus Edelstahldraht, an dem der Köder befestigt wird). Die Zähne, die das angestellt hatten, waren definitiv rasiermesserscharf. Mich reute allerdings, dass wir unseren Köder verloren hatten. Da unser Ziel West Caicos nun nicht mehr weit war, beschlossen wir, das Fischen zu beenden. An der Südspitze der Insel angekommen. setzten wir neuen Kurs nach Nord, bis wir ein Bojenfeld erreichten. Dort holten wir die Segel ein und machten an einer der Bojen fest. Den Rest des Nachmittages verbrachten unsere Gäste und Michi mit schnorcheln, wobei sie unter anderem zwei Riffhaie unter dem Schiff entdeckten. Während ich den Fisch ausnahm fing ich  einen weiteren Rifffisch als Köder für spätere Angelausflüge. Nachdem alle an Bord waren, verließen wir das Bojenfeld und fuhren wenige Meilen weiter an die Nordspitze der Insel. Dort angekommen fuhren wir in eine weitere, verlassene Marina. Hier ankerten wir in Nachbarschaft einer anderen, deutschen Segeljacht, der Johanna mit dem Seglerpaar Stefan und Bernadett und verbrachten die Nacht in dieser sehr geschützten Umgebung. Das Abendessen war besagte Makrele, gefüllt mit Limette, Butter, dazu Rosmarinkartoffeln, ein Gedicht.

13.04.2019 – 14.04.2019 Im eisernen Griff des Windes

13.04.2019 – 14.04.2019 Im eisernen Griff des Windes

Franz

Wir beschließen aufgrund des beständig stark wehenden Passats diesen Tag auf Sandfly Cove zu verbringen. Nach dem Frühstück nutze ich die Zeit für anstehende Reparaturen. Unser dringlichstes Problem ist die Energieversorgung unseres Schiffes. Nachdem vor längerer Zeit unser Windgenerator ausgefallen war (wir berichteten darüber in unserer Sturmfahrt von Bimini nach Nassau) und auch unsere Solarpanels nicht funktionstüchtig sind, erzeugen einzig unsere Hauptmaschine und unser Generator von Aldi den benötigten Strom (allerdings sehr lautstark). Deshalb entschloss ich mich abermals zur Fehlersuche. Ein Brückengleichrichter, welchen unsere Freunde mit Hilfe meines Bruders aus Deutschland mitgebracht hatten, lieferte leider nicht das erhoffte Ergebnis. Folglich zerlegte ich ein weiteres Mal den Windgenerator und machte diverse Messungen, ohne die Ursache des Fehlers ermitteln zu können.

Daraufhin boten unsere Gäste an, die maßgeblichen Komponenten des Windgenerators mit nach Deutschland zu nehmen, damit diese dort fachgerecht repariert werden können. Als nächstes kramte ich den alten Sextanten, den wir mit Aton erworben hatten, aus den unergründlichen Tiefen unserer Stauräume hervor. Als ich die Aufbewahrungsbox des Sextanten öffnete, konnte ich erst nicht glauben, was ich erblickte. Das Schaumstoffdämmmaterial hatte sich aufgelöst und eine bläulich, grieselige sowie klebrige Substanz ergoss sich über das Instrument. Also begann ich vorsichtig mit der Reinigung aller Bauteile. Als ich damit fertig war, wollte ich mich mit der Handhabung des Instrumentes auseinandersetzen, beendete aber mein Vorhaben nach wenigen Stunden. Am Nachmittag machten wir einen Ausflug mit dem Dinghi an den Strand. Mit meiner mitgebrachten Drohne unternahm ich einen Rundflug und filmte die Umgebung. Den Abend ließen wir dann mit selbstgemachter Pizza und einer von unseren Gästen mitgebrachten Flasche Rotwein stilecht ausklingen.

Als wir am nächsten Tag erwachten, galt mein erster Blick dem Wetter. Leider hatte sich der Wind weder gedreht, noch an Intensität nachgelassen. Hier rächte sich auch der Umstand, dass wir in den Turks and Caicos keine lokale SIM-Karte eines örtlichen Telekom-Anbieters kaufen konnten. Somit hatten wir auch folglich kein Internet. Und kein Internet bedeutet: keine Wettervorhersage, keine Kommunikation nach außen.

Wir waren am westlichsten Rand des Inselatolls. Bei diesem Wind bedeutet das, eine Am-Wind-Fahrt bei 20 – 25 Knoten Wind, egal ob wir in den südlichen- oder den nördlichen Teil der Caicos fahren wollten. Da wir unsere Gäste, die durch eine Erkältung geschwächt (irgendwie bringen alle unsere Gäste eine satte Erkältung, Husten, Kopf-  und Halsweh aus Deutschland mit auf unser Schiff) und von der langen Reise gezeichnet waren, einer solchen Tortur nicht aussetzen wollten, entschlossen wir uns, abzuwarten. Also war chillen angesagt. Wir schwammen oder schnorchelten, lasen Bücher, oder schrieben Offline an unserem Blog. Am Abend gab es dann Steak und Kartoffelsalat. An diesem Abend beschließen wir, den folgenden Morgen früh aufzustehen und zu versuchen, South Caicos notfalls unter Motorfahrt zu erreichen.

11.04.2019 Ansegeln mit unseren Gästen

11.04.2019 Ansegeln mit unseren Gästen

Franz

Nach dem schmerzhaften Verlust unserer Bratpfanne entschlossen wir uns, die Marina zu verlassen und ein Stück zu segeln. Da der Wind ständig aus Ost blies (Passat ist der dominierende Wind in der Karibik), entschieden wir uns für eine Route nach West-Nord-West. Wir fuhren unter Motor aus der engen Einfahrt der Marina in die sehr seichte und von Korallenbänken übersäte Bucht. Anschließend steuerten wir, immer noch unter Motor, zwischen den Untiefen hindurch zuerst nach Süden, bis wir eine vorgelagerte Insel passierten. Hier kamen wir endlich in etwas tieferes Wasser.  In sicherem Abstand zu den Riffen stellten wir Aton in den Wind und setzen das Großsegel. Ich betrachtete mir zuerst die reparierten Stellen. An den Nahtstellen waren keine auswehenden Fäden oder flatternden Schutzkanten zu erkennen. Ich war, soweit ich das aus meinem Blickwinkel beurteilen konnte, zufrieden. Danach ließen wir Aton über den Steuerbordbug nach Nord/West abfallen und setzten unsere Genua. Mit 7 Knoten liefen wir nun in die Richtung, aus der wir wenige Tage zuvor gekommen waren. Nach wenigen Minuten Fahrt wechselten wir und Pi (Michael) machte Rudergänger. Trotz dem Umstand, dass wir uns im relativ geschützten Inneren dieses Korallenatolls befanden, hatten wir dennoch einen ziemlich hohen und steilen Schwell (Welle) anstehen. Wir navigierten über den mit Untiefen übersäten Meeresgrund und warfen nach wenigen Stunden Fahrt in der Sandfly Cove den Anker.

21./22.04.2019 Es fließt Blut

21./22.04.2019 Es fließt Blut

Michi

Da wir im Hafenbecken der Marina superruhig liegen, beschließen wir, noch einen Tag zu bleiben. Wir fahren mit dem Dinghi an das vorgelagerte Riff, um ein bisschen zu schnorcheln. Franz und ich sehen neben vielen bunten Riff-Fischen auch einen großen Lobster, der sich in einer Höhle versteckt. Pi schabbelt sich den Bauch etwas auf, weil er bei niedrigem Wasserstand über Korallen schwimmt, und eine Welle ihn auftatschen lässt. Zurück in der Marina besuchen uns Stephan und Catherine, da sie endlich mal unser Schiff besichtigen wollen. Sie hatten ATON bereits in den Exumas mehrere Male gesehen, und waren sehr neugierig, wie es auf einem Alu-Schiff ist. Franz zeigte ihnen alles, und sie waren sehr beeindruckt. Die beiden jungen Leute sind mit einer 34 Fuss-Jacht unterwegs, und es kam ihnen natürlich alles riesig vor.

Am Ostersonntag verlassen wir die Marina, segeln südlich um West Caicos herum, und Pi schippert uns in die Taylor Bay in Providenciales. Wir möchten Brot backen, aber der Ofen streikt. Franz und Pi machen sich auf die Fehlersuche, und Franz findet einen Wackelkontakt, nachdem er die Bodenbretter im Salon entfernt, und dem Kabelverlauf des Gaswächters gefolgt war. Kaum ist das repariert, stellt Christine fest, dass sie auf der Gäste-Toilette kein Wasser mehr in die Toilette pumpen kann. Franz nimmt alles auseinander, und holt „weed“ (ein hartes Kraut, das hier öfters im Wasser schwimmt) aus der Pumpe, das alles verstopft hat. Wieder einmal bin ich so was von froh, dass mein Skipper 1. handwerklich begabt ist, 2. kiloweise Werkzeug von Deutschland aufs Schiff geschleppt hat und 3. immer bereit ist, sich den Herausforderungen der Schiffstechnik zu stellen. Beim Versuch, einen Kabelbinder abzuschneiden, säbelt sich Pi mit dem Messer in die Kappe seines Daumenknöchelchens, und erstmals kommt mein Erste-Hilfe-Koffer zum Einsatz. Ich verbinde den Daumen, und versuche, ihn mit einer leckeren Lasagne von seinen Schmerzen abzulenken (was auch kurzfristig gelingt).

Da Michael darauf besteht, dass sein Daumen ruhig gestellt werden müsse, da die Wunde beim Abbiegen des Fingers jedes Mal wieder aufbricht, schiene ich diesen kurzerhand mit zwei halben Wäscheklammern. Funktioniert wunderbar.

Den nächsten Tag verbringen wir hauptsächlich mit lesen, und verholen uns am späten Nachmittag in die Geistermarina, da wir am nächsten Tag „um die Ecke“ in die South Side Marina zurück müssen.

12.04.2019 Pfannentauchen in der Geister-Marina

12.04.2019 Pfannentauchen in der Geister-Marina

Michi

„Häh, was soll denn diese Überschrift heißen?“, das denkt Ihr Euch wahrscheinlich jetzt. Zugegebenermaßen möchte ich Euch auch neugierig machen. Aber erst mal der Reihe nach.
Schon vor einiger Zeit hatten wir an unserem Groß-Segel bemerkt, dass einige Stellen eingerissen sind. Dies wollten wir unbedingt reparieren lassen, bevor wir uns an die Überfahrt nach Puerto Rico machen. Deswegen haben wir bei Bob von der South Side Marina, wo wir unsere nächsten Gäste in Empfang nehmen wollten, bereits nach einem Segelmacher nachgefragt. Er empfahl uns einen Polsterei-Familienbetrieb, und Franz wollte gerne vorab dort die Reparatur abklären. Hierfür mussten wir zur South Side Marina, ankerten in der Bucht, und fuhren mit dem Dinghi rein. Franz zeigte beim Polsterer Fotos unseres Segels vor, und machte einen Termin für Montag aus, da sollten wir unser Segel abgeben. In der Marina lernten wir ein deutsches Paar kennen, die seit gut 4 Jahren mit ihrem Katamaran unterwegs sind. Wir saßen lange zusammen, und Stefan und Sybilla gaben uns viele, wertvolle Tipps für unsere weitere Reise.

Um unser Segel am Montag früh abzugeben, mussten wir noch die Mastrutscher des Vorlieks (die Verbindung von Segel und Mast) vom Mast trennen, was nur vor Anker optimal geht. In der Marina liegt man fest an einem Steg, und das Schiff kann sich nicht nach dem Wind ausrichten, wenn das Segel hochgezogen wird. Das wiederum verhindert, dass man es wieder ordentlich in den Lazy Jack (der Aufbewahrungssack, der auf dem Baum liegt) einfallen lassen kann. Also beschlossen wir am Sonntag, uns hierzu eine in Bau befindliche Marina anzusehen, wo wir vor Wind und Welle geschützt ankern, und in Ruhe unser Segel vorbereiten können. Wir hatten gelesen, dass der Bau der Marina eingestellt wurde, und ankern dort eigentlich nicht erlaubt ist, aber schließlich hatten wir ja sowas wie einen Notfall mit unserem Segel, und hofften, dass keiner da sein wird. Die Einfahrt war erst im letzten Moment als solche erkennbar, und sehr schmal. Wir hatten Seitenwind, und unser Schiff passte gerade so durch, aber mein Skipper hat ja inzwischen Übung mit schmalen Durchfahrten, und meisterte auch diese Herausforderung souverän. Im Hafenbecken ankerten wir, wie erhofft, wind- und wellengeschützt. Überall standen Schilder, dass es sich um Privatbesitz handelt, und eine Einfahrt verboten ist. Die Ränder waren teilweise betoniert und es gab auch ein Gebäude, aber alles war verlassen. Wir machten uns an die Arbeit mit unserem Segel, welche wunderbar klappte, und da uns niemand verjagte, übernachteten wir hier. Irgendwie war es gruselig, so mutterseelenallein in einer privaten Marina zu sein, aber wir hatten eine ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen fuhren wir in die South Side Marina, nahmen unser Segel mithilfe eines netten Australiers vom Schiff, und gaben es zur Reparatur. In der Werkstatt, die von Gastarbeitern aus der Dom. Rep. geführt wird, lief laute Mergengue-Musik. Es wurde gelacht und gesungen, und nebenbei auch gearbeitet. Die Angestellten fuhren uns sogar anschließend noch zum Supermarkt und zurück zur Marina – alles im Service inbegriffen. Tags darauf begrüßten wir Christine und Michael als Gäste auf der Aton. Wir verbrachten zwei ruhige Tage in der familiären Marina. Bald schon kannten wir die anderen Segler, nahmen am wöchentlichen Grillabend teil, und fühlten uns hier sehr wohl. Christine und ich gingen abends zur Dusche, die hier wunderschön unter freiem Himmel direkt aus dem Felsen kommt. „Sitzt hier wirklich ein Frosch?“, fragte mich Christine. Tatsächlich, ein Frosch saß seelenruhig auf dem Deckel des Papierkorbes, sah uns mit seinen Knopfaugen an, und ließ sich durch uns nicht stören. Als wir unser repariertes Segel wieder hatten, gingen alle Arbeiten nun in umgekehrter Reihenfolge: wir hakten es auf dem Baum ein, und zogen es durch einen Schlitten in die richtige Position, zogen die Reffleinen ein, und verbanden alle Halteleinen. Das Einhängen der Mastrutscher aber wollten wir wieder in der Geistermarina erledigen. Am Donnerstag, nachdem wir eingekauft, und Wasser, Diesel und Benzin gebunkert hatten, liefen wir aus. Wie auch letztes Mal war niemand in der Geistermarina zu sehen, und wir konnten unser Segel wieder einsatzfähig machen.


Nach dem Abendessen spülten wir noch das Geschirr, konnten uns aber (zum ersten Mal) nicht mehr zum trocknen und aufräumen aufraffen. Ich schob das Schäffchen mit dem Geschirr einfach zur Seite, damit wir auf den Cockpitbänken den Abend ausklingen lassen konnten. Franz blieb irgendwie daran hängen, und schon war es geschehen: unsere gute Bratpfanne machte den Abflug, und rutschte über unsere Heckterrasse ins Hafenbecken. Weg war sie. Wir beschlossen, am nächsten Morgen danach zu tauchen, und hofften inständig, dass wir sie finden würden. Leider war das Wasser hier bei weitem nicht so glasklar, wie in den Exumas, und alles schnorcheln und tauchen war vergebens. Keine Pfanne, auch kein einziger Fisch, nur trübes, türkises Wasser und Sand. Wir trösteten uns damit, dass lieber die Pfanne, als beispielsweise das Handy abgetaucht ist, und nahmen es gelassen. Auf jeden Fall werden wir ab jetzt wieder gleich abtrocknen und das Geschirr verräumen.

 

03.04.2019 Endlich ein Fisch an der Angel

03.04.2019 Endlich ein Fisch an der Angel

Michi

Wir lichten unseren Anker um 05:00 morgens, und fahren durch die Riffpassage mithilfe unseres Kartenplotters, der uns die Seekarte, den Fahrweg und die Tiefenangaben digital am Steuerstand anzeigt. Als wir im tiefen Wasser sind, setzen wir die Segel, lassen aber noch eine zeitlang den Motor mitlaufen, da der Wind zum Segeln nicht ausreicht. Kaum waren wir auf dem Weg, fing Franz an, Kaffee zu kochen. Das gehört für ihn unbedingt zum Morgen, egal wie sehr das Schiff schaukelt, oder wie dunkel es ist. Das Schöne an so einem frühmorgendlichen Aufbruch ist es, den beginnenden Tag zu beobachten. Die Dunkelheit wandelt sich im Osten langsam von tiefschwarz über hellschwarz hin zu einem dunklen grau. Man kann dann auf einmal das Wasser vom Himmel unterscheiden, und das Grau wird immer heller. Witzigerweise ging erst jetzt der Mond genau dort auf, wo wir eigentlich demnächst die Sonne erwartet hätten. Das mit dem Mond ist hier nämlich so eine Sache: entweder man sieht ihn den ganzen Tag über schwach am Himmel, nachts aber gar nicht, oder er scheint nachts dermaßen hell, dass man meint, jemand scheint mit dem Scheinwerfer unser Schiff an. Oder aber er geht mitten in der Nacht spektakulär wie die Sonne in tiefsten Gelb- und Rot-Tönen am Horizont auf. Heute geht er also erst frühmorgens auf, steigt immer höher, und ist nur schwach zu erkennen. Das Wasser nimmt eine silbergraue Farbe an, die an Quecksilber erinnert. Und dann ist es soweit: der Himmel färbt sich erst orange, dann rot-gelb, und dann geht langsam die Sonne auf. Das ist jedes Mal wieder ein Erlebnis.

Aufgrund des schwachen Windes segelten wir gemütlich mit 4 – 5 Knoten dahin. Da wir in den vergangenen Wochen immer wieder, wenn wir in tiefem Wasser unterwegs waren, unsere Schleppangel mit drei verschiedenen Ködern erfolglos mitgeschleppt haben, geben wir heute unserem letzten verbliebenen Köder eine Chance. Es ist ein grüner, kleiner Tintenfisch aus Gummi, der nun hinter dem Boot an der Angelschnur hängt. Er hüpft ab und zu ein bisschen aus dem Wasser, und zieht eine Luftblasenspur mit sich, so dass es für Raubfische aussieht, als würde hier eine Beute fliehen. Um zu sehen, wann etwas anbeißt, hat Franz die Angelschnur mit einer Wäscheklammer und einem Gummi aufgehängt. Sobald ein Widerstand an der Schnur zieht, schnallt diese aus der Wäscheklammer.

Nach einigen Stunden können wir am Horizont die ersten der Turks und Caicos-Inseln sehen. Auf einmal schnappt die Angelschnur aus der Wäscheklammer und Franz zieht an der Schnur. „Da ist was dran!“, ruft er. Leider zieht er nicht entschlossen genug an. „Mist, jetzt hat er sich wieder ausgehängt“, sagt er enttäuscht. Endlich ein Biss, und dann den Fisch gleich wieder verloren. So ein Pech aber auch. Als wir zwischen Providenciales- und West Caicos-Island sind, biegen wir nach Osten ab. Aufgrund des besseren Kurses, und der Düse, die zwischen den Inseln weht, nehmen wir Fahrt auf, und rauschen mit gut 7 Knoten über das türkisblaue Wasser. Das macht Spaß, und wir genießen die Fahrt so richtig. Plötzlich schnappt die Angelschnur wieder aus der Wäscheklammer. Dieses Mal reißt Franz sofort an. „Wir haben was!“, freut er sich, und zieht die Schnur langsam ein. Da wir kein Gaff (das ist ein stabiler Haken, mit dem der Fisch auf das Boot gezogen werden kann) haben, schickt mich Franz während des Einholens in unsere Kabine: „Schnell, hol den Kescher, das ist besser als nichts.“. Ich nix wie runter, den Kescher unter dem Bett rausgeholt, und wieder rauf. Der Fisch ist schon ganz nah am Boot. „Das ist ein schöner, großer.“, sagt Franz. Ich verzweifle derweil mit dem blöden Kescher, weil ich nicht weiß, wie man den arretiert. Ich hantiere rum, und probiere alles Mögliche, aber er will einfach nicht einrasten. „Ich schmeiß den Fisch jetzt mit der Schnur ins Boot, nimm Du das Messer und stich ihn ab.“. Na toll, jetzt muss ich ihn auch noch abstechen. Keine Ahnung, wie man das macht. Ich nehme also das Messer von der Angeltasche, und schon fliegt ein schöner, großer Fisch aufs Deck und zappelt wie verrückt. „Los, stich zu.“, ruft Franz schon ganz ungeduldig, und versucht, den Fisch zu bändigen. Ich nehme das Messer fest in die Hand, und steche hinter den Kopf. Augenblicklich kommt Blut, und Franz sticht dann noch ein weiteres Mal (fachgerecht). „Yippie, endlich einen Fisch geangelt.“, freuen wir uns und brauchen noch eine Weile, bis alles wieder aufgeräumt ist. Gottseidank war hier keinerlei Bootsverkehr, denn wir waren komplett abgelenkt. Unsere Aton ist derweil im gleichen Tempo und mithilfe des Autopiloten weitergerauscht.

Etwas später laufen wir in die Sapodilla Bay ein und werfen den Anker. Franz lässt gleich das Dinghi runter, und macht sich mit den Papieren auf, um einzuklarieren. „Du kannst den Fisch ja schon mal ausnehmen.“, ruft er mir noch zu. „Ich weiß doch nicht, wie das geht“, antworte ich. „Dann leg ihn einfach in die Lobster-Reuse, und häng ihn ins Wasser.“, und weg war mein Schatz. Leichter gesagt als getan. Der Fisch passte nicht in die Reuse, und ich musste erst mal den Kopf und den Schwanz abschneiden. Als ich ihn ins Wasser hängte, dachte ich mir noch: „Hoffentlich lockt das keine Haie an.“ Ich fing an, die Sauerei aus Fischblut und Schuppen von Deck zu schrubben, und schaute immer wieder nach der Reuse, aber es war weit und breit kein anderer an ihm interessiert. Als Franz wieder kam, nahm er den Fisch aus, und filettierte ihn. Da wir nicht sicher waren, was das für einer ist (entweder Baracuda oder Spanish Makrel), und außerdem erst einheimische Fischer fragen wollten, ob es hier Fische mit der für Menschen sehr gefährlichen Krankheit Ciguatera gibt, froren wir die Filets erstmal ein.

Am nächsten Tag wollten wir eine Exkursion in die Stadt machen, und fuhren mit dem Dinghi an Land. Eine nette Frau hielt an, und fragte uns, ob wir zum Supermarkt mitfahren wollen, denn dieser war zum Laufen einfach zu weit entfernt. Also fuhren wir einkaufen, und wollten dann noch in einen Laden des hiesigen Telekom-Anbieters, da unser Handy hier kein Netz hatte. Dorthin hielten wir ein „Chitney“ an, das ist ein inoffizielles Taxi. Unser Taxifahrer holte uns auch hier wieder ab, und fuhr uns zurück zum Dinghi. Es stellte sich heraus, dass er im Hauptberuf Koch war, und wir zeigten ihm gleich das Bild unseres Fisches. „Das ist ein Baracuda“, sagte er. „Also war die ganze Sauerei und Arbeit umsonst, denn der schmeckt nicht besonders“, war uns sogleich klar geworden. Und so wurden die Filets wieder dem Meer zugeführt. Hoffentlich haben wir das nächste Mal mehr Glück.

30.03.2019 Bye, bye Bahamas

30.03.2019 Bye, bye Bahamas

Franz
Den Rest des Tages verbrachten wir mit schlafen und kochen. Wir erholten uns von unserer ersten Nachtfahrt und beobachteten weiter das Wetter. Leider hatten wir auf dieser Insel kein Internet. Somit mussten wir uns auf veraltete und noch dazu unglaubwürdige Wetterdaten verlassen, ein sehr unangenehmes Gefühl bei Atlantikfahrten. Dennoch entschlossen wir uns am darauffolgenden Tag zur Weiterfahrt der letzten Bahamas-Insel, nach Mayaguana. An unserem letzten Abend auf Samana Cay lernten wir Serge sowie Mary und Martin aus Quebeck in Kanada kennen. Wir unterhielten uns über unsere Reisen. Dabei teilten sie uns mit, dass ausgerechnet jetzt das Personal der Zollstelle auf Mayaguana nicht vor Ort wäre. Sie waren dort, um einzuklarieren, und sind dann unverrichteter Dinge nach Samana Cay weitergefahren. Man wisse auch nicht genau, wann wieder jemand für die benötigten Ausklarierungsdokumente zum Verlassen des Landes da wäre. Sie rieten uns, einen Umweg über eine andere Insel zu machen. Dies kam aber für uns nicht in Frage. Die angekündigten Winde und der Zeitdruck durch das Eintreffen unserer nächsten Gäste gab uns keine andere Route. Mit dieser unvorteilhaften Information beendeten wir unsere Konversation und verabredeten uns für ein mögliches Treffen am Abend. Wir gingen unserer Arbeit nach und diskutierten den ganzen Nachmittag unsere Möglichkeiten. Als der Abend bereits dämmerte, hörten wir auf einmal das Geräusch eines sich nähernden Außenbordmotors. Es waren Mary und Martin. Sie hielten uns einen Eimer hin, in dem riesige Langusten waren, die sie selbst gefangen hatten. Lachend luden sie uns zum Abendessen auf der Segeljacht von Serge ein. Wir bedankten uns und versprachen, einen Salat sowie Beilagen mitzubringen. Da wir nicht mehr damit gerechnet hatten, auswärts zu essen, hatten wir eine Packung Spätzle bereits aufgetaut. In Windeseile machten wir noch einen Salat, backten in unserem Ofen Käsespätzle, wechselten unsere Kleidung und stiegen in unser Dinghi. Als wir bei Serge angelangt waren, half er uns ins Boot. Nach einem Sundowner und netten Gesprächen wurden die Lobsterschwänze aufgetischt. Da Spätzle im Rest der Welt eher unbekannt sind, wurden wir über deren Herstellung intensiv befragt. Am Ende verabschiedeten wir uns und fuhren zurück zur Aton.

Michi

Als wir am folgenden Morgen erwachten, waren wir wieder das einzige Schiff. Alle anderen waren sehr zeitig aufgebrochen. Da der Wind etwas auffrischte, beschlossen wir den Anker zu lichten und unsere letzte Etappe auf den Bahamas in Angriff zu nehmen. Um 10:40 verließen wir Samana Cay, setzten die Segel und fuhren knapp 63 sm nach Mayaguana, wo wir nachts um 21:10 den Anker fallen ließen. Wir verlegten uns am nächsten Morgen noch näher zur Ansiedlung, wo bereits ein Katamaran lag. Tags darauf fuhren wir mit dem Dinghi zur Ansiedlung, die nur aus ein paar Häusern besteht, und wo sich Fuchs und Hase wohl Gutenacht sagen. Wir fanden das Regierungs-Gebäude gleich, weil weithin sichtbar die National-Flagge gehisst war, und das Häuschen in den Nationalfarben angestrichen war. Und siehe da, es war auch jemand da, und wir konnten unsere Dokumente für die Ausreise abstempeln lassen. Spätestens jetzt waren wir froh, den Umweg nicht gefahren zu sein, um auszuklarieren. Im einzigen Laden dieser Siedlung gab es leider nichts Frisches einzukaufen, und so fuhren wir wieder zurück, und verbrachten die restliche Zeit in den Bahamas mit putzen, waschen, reparieren und organisieren.

Wir haben die Wochen hier sehr genossen, und sind froh, dass wir uns so viel Zeit gelassen haben. Die Menschen waren alle sehr hilfreich und freundlich, und wir sind nun gespannt, was uns in den Turks und Caicos-Inseln erwartet.