Autor: Aton-Crew

14.– 16.05.2019 Isla Caja de Muertos und Isla de Vieques

14.– 16.05.2019 Isla Caja de Muertos und Isla de Vieques

Franz

Nachdem wir mit unserem Sohn Marco ausgemacht hatten, ihn spätestens am Sonntag auf der Ostseite Puerto Ricos in einer Marina zu treffen, beschlossen wir spontan aufgrund einer, für uns günstigen, Wetterprognose noch an diesem Abend auszulaufen und Richtung Osten zu fahren. Bei nahezu Windstille hoben wir bei Dunkelheit unseren Anker und fuhren die sehr enge Fahrrinne entlang aus der Bucht. Glücklicherweise zeigten uns die befeuerten Bojen den Weg. Nachdem wir das Riff überwunden und genügend Abstand zum Ufer erreicht hatten, legten wir neuen Kurs auf Cabo Rosso an. Bereits nach wenigen Meilen frischte der Wind auf (soviel zu unserem Glück mit Wettervorhersagen), was wir auf dem Nord/Süd-Kurs zum Kap durch das hissen der Segel nutzten. Als wir jedoch das Kap umrundet hatten und auf Ost-Kurs schwenkten, blies uns eine kräftige Briese voll entgegen. Unsere Fahrt unter Volllast betrug zeitweise nur 2,5 Knoten über Grund. Na das konnte ja wieder heiter werden. Wir teilten unsere Wachen ein und da ich (Franz) mir wieder die Hundewache von 02:00 – 06:00 Uhr gegeben hatte, versuchte ich bei Motorlärm und kräftig stampfendem Schiff ein wenig vorzuschlafen. Um zwei Uhr früh weckte mich dann Michi. Wir machten eine kurze Übergabe und dann war es Michi, die den Versuch unternahm, bei diesen Bedingungen zu schlafen. Mittlerweile hatten wir schon etwas Routine bei Nachtfahrten erworben. Die anfängliche Unsicherheit wich mehr und mehr. Somit konnten wir die Eindrücke und Randereignisse besser genießen. Die meiste Zeit bei Nachtwachen verwendet man dazu, den Himmel zu beobachten (auf See immer wieder faszinierend), Musik zu hören (mit Kopfhörer, um niemanden zu wecken), oder zu lesen. Und teilweise versucht man auch die 20 minütigen Zeiträume zum nächsten Rundgang zu schlafen (selbstverständlich abgesichert mit einem Wecker). Die Nacht verlief ohne größere Vorkommnisse und so gab ich um 06:00 Uhr die Wache wieder an Michi weiter. Da ab vier Uhr der Gegenwind an Kraft abgenommen hatte, waren wir zum Wachwechsel bereits kurz vor Isla Caja de Muertos. Wir erreichten unser Ziel vormittags um 10:40. Nachdem wir den Anker gesichert und das Dinghi zu Wasser gelassen hatten, gingen wir zuerst mal Schwimmen. All die Tage, die wir bisher in Puerto Rico verbrachten, waren wir in Buchten mit einer mäßigen Wasserqualität. Hier auf Isla Caja de Muertos waren außer uns noch ein Katamaran und ein Boot mit Badegästen vom Festland. Das Wasser war so klar, dass man wieder den Grund sehen konnte. Mit einem Hechtsprung tauchte ich ein und genoss das ca. 25 Grad warme Wasser aus vollen Zügen. Anschließend duschen und nicht abtrocknen (die Verdunstungskälte erfrischt zusätzlich), so lässt es sich aushalten. Am Nachmittag unternahmen wir noch einen Ausflug auf die Insel, die ein Naturschutzgebiet ist und ein extra ausgewiesener Bereich von Gästen zum Baden und für Partys genutzt wird. Wir warteten, bis die Badegäste des Ausflugsbootes die Insel verlassen hatten und fuhren mit unserem Dinghi an Land. Wir durchquerten die Insel auf einem Pfad, der durch einen Kakteen-Wald führt. Danach bestiegen wir einen Hügel, auf dem ein Leuchtturm stand, welcher allerdings verfiel. Die Aussicht war aber sehr schön. Nachdem wir den Leuchtturm einmal umrundet hatten, machten wir uns auf den Rückweg.

Wir verbrachten eine Nacht auf der Insel und fuhren am nächsten Morgen nach dem Frühstück weiter Richtung Isla de Vieques. Da der Wind weiter abgenommen hatte, bewältigten wir die Strecke in 12 Stunden. Abends um 21:30 Uhr grub sich unser Anker in den Grund. Ein intensiver Geruch von exotischen Blüten empfing uns. Nachdem wir den Diesel abgestellt hatten, vernahmen wir ein, für diese späte Stunde nahezu unglaubliches Vogelkonzert. Vermutlich aufgescheucht durch unseren Suchscheinwerfer beim Anlanden, zeterten die unterschiedlichsten Vogelsorten in einer enormen Lautstärke um die Wette. Erst nach und nach verstummten sie. Mit einem Becher Wein in der Hand setzten wir uns ins Cockpit und lauschten noch lange den uns umgebenden Geräuschen. Erst lange nach Mitternacht (es war fast Vollmond) gingen wir, zufrieden mit dem Geleisteten und schwanger mit den exotischen Eindrücken, ins Bett.

11.-14.05.2019 Puerto Real

11.-14.05.2019 Puerto Real

Michi

Da unsere Aton dringend Diesel-Nachschub braucht, und es in Mayagüez keine Schiffs-Tankstelle gibt, beschlossen wir, in die weiter südlich gelegene Bahia de Boqueron weiterzusegeln. Diese Bucht wird von einem langen, schönen, palmengesäumten Sandstrand dominiert, an dessen Ende sich ein sehr touristischer Ort befindet. Wir machten uns auf einem Erkundungsgang schlau, dass es auch hier weder SIM-Karten, noch eine Tankstelle für ATON gibt. In einer Hotel-Lobby durften wir zwar das Wifi nutzen, aber es war so schwach, dass es uns nicht viel brachte. Lediglich einige WhatsApps gingen an unsere Lieben zuhause raus, die ja seit unserer Abfahrt vor fast einer Woche nichts mehr von uns gehört hatten. Am nächsten Morgen verließ uns Marco für einige Tage, in der er auf eigene Faust die Insel erkunden wollte. Wir vereinbarten, dass wir ihn dann auf der Ostseite wieder abholen. Wir machten einen schönen Spaziergang am Strand und beobachteten die Familien, die in großen Gruppen mit Sack und Pack picknickten und mit einem Drink im Wasser standen. Schwimmen wird hier offenbar überbewertet, das tut keiner. Das Wasser selbst ist nach den Bahamas eine herbe Enttäuschung. Es ist grün und trüb und bacherlwarm.

Anschließend holten wir den Anker auf, und segelten eine Bucht zurück, nach Puerto Real. Hier gibt es eine Marina mit Tankstelle, und einen authentischen, kleinen Fischerort ohne Touristen. Bei einem Spaziergang liefen wir erst die Hauptstraße entlang, in der viele Menschen unterwegs waren. Es gibt hier einige Bars, mehrere Fisch-Geschäfte (da werden wir morgen mal einen kaufen), und ein oder zwei Schiffszubehör-Läden.

Die Leute sitzen auf der Straße, treffen sich, ratschen, oder essen an einem der Stände. Weiter den Hügel rauf gingen wir durch ein Wohnviertel, wo einfache Häuser mit hübschen Gärten standen. Immer wieder bewunderten wir die riesigen Mangobäume mit ihren fruchtüberladenen Ästen. Die Mangos fallen runter und liegen auf der Straße, wie bei uns die Äpfel, wenn sie reif sind.

Ein jüngerer Mann sprach uns an, ob er uns helfen kann (wahrscheinlich haben wir irgendwie hilflos ausgesehen). Wir kamen ins Gespräch, und er erklärte uns, dass wir beim örtlichen Bäcker (auch so einen haben wir seit Ewigkeiten nicht mehr getroffen) keinen Kuchen kaufen sollen, weil der nicht schmeckt, dass wir unbedingt den hiesigen Fisch probieren sollen, wo der Supermarkt ist, usw. Am Schluss bot er uns sogar an, dass seine Frau uns zum Supermarkt fährt. Wir mussten ihn direkt bremsen. Manchmal ist die Hilfsbereitschaft direkt beschämend; bei uns würde das niemand einfallen, einfach mal einen Fremden irgendwohin zu fahren, oder? Wir fanden sogar noch eine Bar mit gutem Wifi, und sahen uns dort auf der Terrasse den Sonnenuntergang an.


Am nächsten Tag beschlossen wir, uns ein Auto zu mieten, um uns das bergige Inland Puerto Ricos anzusehen. Zuerst ging es auf Landstraßen und einem Highway zwischen grünen Wiesen, kleineren Orten und viel tropischem Wald Richtung Osten. Dann bogen wir ab in das Landesinnere. Die Straße schlängelte sich in hunderten von Serpentinen immer weiter in die atemberaubend schöne Bergwelt hinauf. Die Hügel und Berge sind steil und allesamt mit dichtem, tiefgrünem Wald bewachsen. Neben uns unbekannten Bäumen sahen wir immer wieder riesige Mangobäume, Palmen aller Arten und Größen, Bananenstauden, haushohe Bambusstangen, Gummibäume, und sogar die uns aus Neuseeland bekannten Farnbäume. Unter den Bäumen blühten bunte Bougainvilleen, Flamingo-blumen und viele andere Blumen und Büsche in allen Formen und Farben. Zwischendrin drängten sich Häuser an die steilen Bergflanken, aber einen richtigen Ort gab es mangels ebener Fläche nur sehr selten. Stundenlang fuhren wir auf einer schmalen Straße in dieser wunderschönen Landschaft ohne einem anderen Auto zu begegnen.

Wir kamen durch ein Kaffee-Anbaugebiet, wo die tiefgrünen Kaffee-Büsche in Reih und Glied am Berghang klebten. Wieviel mühevolle Handarbeit steckt da wohl dahinter, in diesem steilen Gelände und dieser Hitze Kaffee anzubauen. Als wir eine Kaffee-Hazienda besuchen wollten, war diese leider geschlossen. Schade, wir hätten uns gerne über den Anbau informiert und eine Tasse probiert.

Als wir genug von der Kurverei hatten, fuhren wir wieder zurück und besuchten die Küstenstadt Ponce, nach der Hauptstadt San Juan die zweitgrößte Stadt Puerto Ricos. Wir erstanden endlich eine SIM-Karte, und schlenderten dann durch die Altstadt. Es gab neben schönen, typisch spanisch anmutenden Häusern auch viktorianische und klassizistische Architektur zu bestaunen.

Wir schlenderten durch die schattigen, engen Altstadtgassen und fanden in einem Hinterhof sogar eine Heladeria, wo Speiseeis selbst hergestellt wird. Das erste Eis seit gefühltem 10 Monaten hat soooo lecker geschmeckt (Passionsfrucht und Traube). Auf dem Heimweg hielten wir an einer Panaderia, und verputzten, da wir den ganzen Tag in den Bergen nirgendwo eine Essgelegenheit gefunden haben, innerhalb von Minuten einen halben Laib Brot. Dieser schmeckte, entgegen unserer Erfahrung aus USA und den Bahamas, gar nicht mal so schlecht. Am Schiff angekommen, gab es einen Yellow-Snapper (den wir in einem hiesigen Fischgeschäft gekauft hatten) mit Tomatenreis und einer sehr leckeren Kokos/Curry/Soße.

10.05.2019 Mayagüez

10.05.2019 Mayagüez

Franz

Da es bei unserem Landfall bereits Nacht war, lugten wir am Morgen erstmal neugierig aus unserem Schlafzimmerfenster, wie`s hier denn so aussieht. So weit das Auge reicht gab es grüne Hügel und Berge zu sehen, und richtige Bäume. Wir haben seit Florida schon nicht mehr so viele Bäume gesehen, denn in den Bahamas gibt es hauptsächlich Büsche, Mangroven und eine niedrige Palmenart. Hier säumen Kokospalmen die Küste, und alles ist sattgrün. Wie schön.


Da der Grenzübertritt nach Puerto Rico genauso behandelt wird, als ob man in die USA einreist, benötigt man hierfür ein ESTA oder US-Visum, welches ich und Michi haben. Marco allerdings ist über Kanada eingereist, und hatte für USA kein Visum, weswegen wir einen Zollbeamten in Grand Turks fragten, ob es da Probleme in Puerto Rico geben könnte. Er antwortete, dass Marco mit seinem EU-Pass ohne Weiteres einreisen kann. Sicherheitshalber hat Marco sich aber dennoch ein US Touristenvisum (ESTA) besorgt, bevor wir nach Puerto Rico abgefahren sind. Wir hatten gehört, dass ich und Michi mit unserem US-Visum den Grenzübertritt sogar telefonisch erledigen können. Da wir noch keine örtliche SIM-Karte besaßen, fuhr ich mit Marco an Land, um dieses Telefonat zu führen, und dabei zu fragen, wie sich Marco verhalten soll. Wir landeten unser Dinghi an einem Steg und gingen zu einer kleinen Boutique. Dort angekommen fanden wir die Türe verschlossen. Als wir gerade weitergehen wollten, öffnete sich hinter uns die Türe. Eine Frau mittleren Alters fragte uns auf Spanisch, was wir wollten. Wir erklärten mit Händen und Füßen, dass wir ein dringendes Telefonat führen müssten. Sie bot uns an, ihr Telefon zu benutzen. Wir erklärten dem Zollbeamten am Telefon unsere Situation, und er gab das Telefonat an seinen Chef weiter. Dieser erledigte zuerst unkompliziert Michi`s und meine Einreise. Allerdings stellte sich heraus, dass Marco`s Einreise ohne Visum nicht so einfach ist. Das ESTA ist nur gültig, wenn er mit einem öffentlichen Verkehrsmittel einreist, also nicht als Gast auf einem Segelschiff. Er nahm Marco`s Daten auf, und bestellte uns zum Büro der örtlichen Zollbehörde, wo sich der dortige Beamte darum kümmern würde. Da ich die Wegbeschreibung dorthin nicht verstand (die meisten hier sprechen kein, oder nur schlechtes Englisch), sprach die nette Boutique-Besitzerin namens Iris Ramos mit dem Zollbeamten, und ließ sich den Weg beschreiben. Als sie aufgelegt hatte, nahm sie uns bei der Hand, schloss kurzerhand ihr Geschäft ab, und fuhr uns mit ihrem Auto zur Zollbehörde. Als wir das Telefonat, und die Fahrt bezahlen wollten, weigerte sie sich, etwas dafür zu nehmen. Marco bekam schließlich nach 2 Stunden Wartezeit eine temporäre, auf diese eine Reise bezogene, Aufenthaltsgenehmigung. Die Zollbeamten waren sehr freundlich, engagiert und entgegenkommend. Auf dem Weg zum Dinghi brachte ich Iris noch eine süße Aufmerksamkeit vorbei, worüber sie sich sehr gefreut hat.

Nach unserer geglückten Einreise holten wir Michi vom Schiff ab, und bummelten durch Mayagüez. Hier gibt es viel Grün, viel und laute Musik, viele Straßen-Ess-Stände und freundliche Menschen. Leider fanden wir weder eine SIM-Karte, noch einen Platz, wo wir Wifi nutzen konnten.

05.05.2019 Gegen den Wind

05.05.2019 Gegen den Wind

Franz

Heute ging es endlich los. Der große Schlag Richtung Süd/Ost nach Puerto Rico, endlich! Lange haben wir uns auf diesen Moment vorbereitet, mit anderen Seglern die ideale Route, den idealen Wind, den passenden Zeitpunkt diskutiert, Wettervorhersagen studiert, verproviantiert. An diesem Sonntag sah es nun so aus, dass der ewige Süd/Ostpassat nun endlich aller Voraussicht nach am Dienstag einschlafen und anschließend die Richtung nach Ost/ Nord/Ost wechseln würde. Das wollten wir ausnutzen. Unser Plan lautete nun: am Sonntagmittag auslaufen, zuerst nach Nord/Osten segeln, um Raum nach Osten zu gewinnen. Danach am Dienstag, wenn der Wind einschläft, unter Motor weiter Richtung Osten Motoren und schließlich, wenn der Wind nach Nord/Ost dreht, am Mittwoch nach Süd/Ost in Richtung Puerto Rico in die gefürchtete Mona-Passage (hohe und steile Welle) abdrehen. Soweit unser Plan.

Am Sonntag kurz vor Mittag hoben wir den Anker und fuhren also aus der Riffdurchfahrt hinaus in den offenen Atlantik. Good bye Grand Turk. Hoffentlich lässt uns die Wetterprognose nicht im Stich. Wir hatten aber ein gutes Gefühl. Als wir die nördlichste Spitze von Grand Turks passiert hatten, änderten wir den Kurs auf Nord/Ost. Ab jetzt hieß es „Am Wind segeln“. Spätestens hier sollte ich erklären, was dies ist. Für alle Segler unter unseren Lesern werden die kommenden Absätze eher uninteressant sein, aber wir finden, dass diese Form des Segelns erklärt werden sollte.

Beim Segeln unterscheidet man zwischen Am-Wind, Halb-Wind und Vor-Wind oder Raumschot-Segeln.

Vor-Wind oder Raumschot-Segeln könnte man auch als „Schönwettersegeln“ bezeichnen. Hier fällt der Wind von hinten, also achterlich ein. Man fährt also mit dem Wind. Folglich nimmt der gefühlte Wind auf dem Boot ab, da sich das Fahrzeug in dieselbe Richtung bewegt, wie der Wind. Dies ist auch die bevorzugte Fortbewegungsform der meisten Blauwassersegler, die sich entlang der Passatrouten um diesen Planeten bewegen.

Halb-Wind-Segeln ist das Segeln mit dem Wind querab, also im 90 Grad Winkel zur Bootslängsachse. Dies ist die schnellste Form des Segelns. Ein scheinbarer Wiederspruch für den nicht segelnden Laien, der natürlich davon ausgeht, dass man am schnellsten vorankommt, wenn der Wind von hinten kommt. Aber hier kommen beschleunigend wirkende Kräfte zur Wirkung, welche durch die Tragflächenformgebung der Segel hervorgerufen werden.

Das Am-Wind-Segeln schließlich ist die anstrengendste Form des Segelns. Im Segel-Chargon heißt es Wind von „vorlicher als querab“. Was bedeutet dies denn nun schon wieder? Was querab ist, brauche ich glaube ich nicht zu erklären. Allerdings muss man den Bereich vorlicher etwas eingrenzen. Im Gegensatz zum Raumschot-Segeln, bei dem der Einfallwinkel des Windes in einem Bereich von 91 Grad bis 180 Grad zur Schiffslängsachse segelbar ist, kann man beim Am-Wind-Segeln mit den allermeisten Booten und Schiffen nur einen Windeinfallswinkel von maximal 60 Grad zur Längsachse segeln. Das heißt, sobald der Wind gegenan steht, beziehungsweise in einem Winkel von 60 Grad Steuerbord oder Backbord zum Schiffsbug einfällt, kann man nicht segeln. Je näher oder höher wir an diesen nicht segelbaren Windeinfallswinkel herantasten, desto höher am Wind segeln wir. Das bedeutet aber auch; die gefühlte Windgeschwindigkeit an Bord nimmt erheblich zu, das Schiff stampft sich in die Wellen (diese kommen in der Regel aus der Windrichtung) ein, die Geschwindigkeit des Schiffs nimmt immer mehr ab, je höher am Wind wir fahren. Außerdem erfährt das Segelfahrzeug beim Am-Wind-Fahren die größte Krängung (das Schiff nickt durch den einfallenden Wind zur Seite und das Leben an Bord wird sehr ungemütlich). Theoretisch ist es möglich, gegen den Wind zu segeln, aber dies bedeutet: ein Winkel von insgesamt 120 Grad kann nicht gefahren werden, was zur Folge hat, dass sich die gesegelte Strecke vervielfacht, weil man kreuzen muss. Dazu kommt die verringerte Schiffsgeschwindigkeit, die erhöhte Windgeschwindigkeit an Bord, das Stampfen in die Welle und der Neigungswinkel des Schiffes, was das Leben an Bord zur sportlichen Turnübung werden lässt.

Die eigentliche Herausforderung liegt darin, dass man nicht direkt das Ziel ansteuern kann, sondern kreuzen muss. In unserem Fall ist das so, als würde man eine Reise von München nach Hamburg planen. Die Strecke beträgt ca. 800 km, die normalerweise mit dem Auto über die A8 und die A7 bewältigt wird. Beim Am-Wind kreuzen würde man von München via Stuttgart nach Paris, und dann über Amsterdam nach Hamburg fahren – und dies in der Geschwindigkeit eines gemächlich dahinfahrenden Radfahrers.

Als wir nun das nördlichste Cup von Grand Turks passierten und wir den neuen Kurs angesetzt hatten hieß es, hunderte von Meilen hoch am Wind, bzw. hart am Wind zu segeln, um unserem Ziel, Puerto Rico, näher zu kommen. Aton neigte sich um ca. 30 Grad und lief unter Segel mit ca. 4,5 Knoten Fahrt dahin. Die Wellen waren ekelhaft kurz und hoch, so dass es uns anständig durchschüttelte. Meile um Meile entfernten wir uns vom sicheren Land hinaus in den offenen Atlantik. Da wir die bereits beschriebenen 60 Grad zum Wind nicht segeln konnten, verschlug es uns sehr weit in nördliche Richtung. Wir teilten unsere Ruderwachdienste ein. Jeder hatte „4 Stunden on“, also Ruderwache und „8 Stunden off“, also frei. Ich (Franz) habe mich freiwillig für die allseits unbeliebte Hundewache (in unserem Fall von 02:00 – 06:00) eingeteilt. Das hieß in meinem Fall, dass ich morgens zwischen 02:00 bis 06:00 und nachmittags zwischen 14:00 bis 18:00 Uhr Dienst hatte. Wir gingen mit Marco die Einzelheiten des Bordlebens durch und begannen, uns an die Routine zu gewöhnen. Allerdings machten uns die Fülle an schlagenden und ächzenden Geräuschen des Schiffes, sowie die permanente Schräglage sehr zu schaffen. Alles im Schiff rollte auf eine Seite. Jede Tätigkeit im Schiff wurde zur Akrobatiknummer. Eine meiner ersten Maßnahmen bestand darin, die Kardanik unseres Herdes in Betrieb zu nehmen. Somit war die ebenste Fläche auf unserer Aton die Herdfläche.

Wollte man schlafen, so rollte man in eine meist relativ ungemütliche Ecke des Schlafraumes. Marco konnte nur quer im Bett eingeklemmt schlafen. Und als ob das noch nicht reicht, kamen zusätzlich die stampfenden Auf- und Ab- Bewegungen, hervorgerufen von teilweise 4 Meter hohen Atlantikwellen hinzu, welche die schlafende Person zeitweise in der Luft schweben und Bruchteile einer Sekunde später hart in seinem Bett aufschlagen ließen. Ich versuchte, am frühen Abend für meine bevorstehende Wache vorzuschlafen. Doch die vorherrschenden Bedingungen ließen dies nur sehr bedingt zu. Bei Michi, die bisher noch nie seekrank war, zeigten sich alsbald die ersten Anzeichen von Seekrankheit. Gottseidank gab sich dies aber bald wieder. Marco, in seiner stoisch ruhigen Art, ertrug diese Tortur auf seine Art. Jeder versuchte mit dieser Situation, so gut es ging, umzugehen. Meile um Meile, Stunde um Stunde, Schicht für Schicht bewegten wir uns mehr und mehr in nord/östliche Richtung. Dann entschlossen wir uns zu einer Kursänderung, damit wir nicht zu weit nach Norden gelangten. Nachdem wir das Manöver durchgeführt hatten und den maximalen Winkel segelten, stellten wir ernüchtert fest, dass wir nun 180 Grad anliegen hatten, also Südkurs. Nachdem wir nach ca. 48 Stunden wieder auf der Höhe von Turks waren, hatten wir uns wenige Meilen in Richtung Osten von unserem Abreiseort entfernt. Die Frustration war, wie ihr euch vorstellen könnt, dementsprechend hoch. Hinzu kamen Schlafentzug, eine ohrenbetäubende Geräuschkulisse von schlagen, stampfen, klirren und knallen. Nachdem wir nach der zweiten Kreuz kein nennenswert besseres Ergebnis erzielten und nun auch noch der Wind einschlief, entschieden wir uns, unter Motor einen günstigeren Kurs einzuschlagen. Dies hieß aber für uns, dass nun zusätzlich zu dem bekannte Geräusch-Staccato auch noch der Motorlärm hinzukam. Ein hoher Preis, nur um schneller ans Ziel zu gelangen. Mittlerweile war es Dienstag, also bereits der dritte Tag auf See. Zu allem Überfluss stellte sich die angekündigte Änderung der Windrichtung nicht ein. Unsere Stimmung befand sich auf dem Tiefpunkt. Da nun, mit laufender Hauptmaschine ein Aufenthalt in der Gästekabine, die direkt neben dem Motorraum liegt, unzumutbar wurde, schlief Marco nun in der Bugkabine quer eingeklemmt. Michi, der es dort zu unruhig war (die Bugkabine macht die heftigsten Bewegungen), versuchte, im Salon mit Ohrenstöpsel auf der Sitzbank zu schlafen.

Ab dem Abend des dritten Tages machten wir gute Fahrt mit 7 bis 8 Knoten während der Nacht. Endlich waren die Wellen kleiner und länger geworden, so dass sich Aton nicht mehr gar so plagen musste. Wir hatten sowohl die Genua, als auch die Fock als Vorsegel gesetzt. Am Morgen sahen wir die Küste der Dominikanischen Republik bereits am Horizont. Die bergige Silhouette der Halbinsel Samana waren als Schatten zu erkennen. Wir diskutierten kurz, ob wir die Fahrt in der Domini-kanischen Republik unterbrechen sollten, entschieden uns aber dagegen. Augen zu und durch. Somit setzten wir einen neuen Kurs und fuhren unter Maschine direkt in Richtung Puerto Rico. Wir querten die Mona Passage, die Puerto Rico und die Dominikanische Republik trennt. Am späten Nachmittag passierten wir die steil ins Meer abfallende Felseninsel Desecheo Island, und danach erblickten wir endlich die Küste Puerto Ricos.

Mittlerweile bauten sich um uns herum bedrohend aussehende Regenwolken auf, die in der Ferne bereits abregneten. Wir bereiteten uns auf eine nasse Ankunft vor und zogen unsere Regensachen an. Der Wind nahm zu, weswegen wir unsere Segel refften. Bald aber schon fiel der Wind wieder ein, um dann wieder voll gegenan zu stehen. Die letzten Seemeilen stampften wir also wieder unter Motor in die riesige Bucht von Mayaguez. Endlich, um 21.30 Uhr fiel der Anker vor der Stadt, aus der laute Karaoke-Musik herüberschallte.

Insgesamt waren die ca. 620 Seemeilen in 4,5 Tage und 4 Nächte sehr anstrengend für uns. Die Schräglage, die Lautstärke der Geräusche, das in die Wellen Knallen unserer Aton, das Dröhnen des Motors und das deprimie-rend langsame Vorwärtskommen aufgrund des Am-Wind-Kurses zerrten an unserem Nervenkostüm. Wir machten uns immer wieder gegenseitig Mut, und versuchten die Langeweile mit lesen und Spanisch lernen zu bekämpfen. Michi und Marco hatten keinen Appetit, waren aber auch nicht wirklich seekrank. Die schönen Momente waren Michi`s Geburtstag, den wir mit einem von Marco und mir gebackenen Biskuit-Nutella-Kuchen feierten.

Außerdem wurden wir von 5 Delfinen längere Zeit begleitet, und insgesamt von drei Vögeln besucht, die uns sehr neugierig beäugt haben. Eine der schönsten Erlebnisse bei der Überfahrt waren die Nachtwachen, bei denen man den nächtlichen Sternenhimmel in einer nicht gekannten Klarheit sieht. Ich habe dutzende Sternschnuppen beobachtet, einige darunter, die kurz nach dem Eintritt in die Atmosphäre zerbarsten und sich in einem Funkenregen auflösten.

 

 

 

 

bis 04.05.2019 Faule Tage in Grand Turks

bis 04.05.2019 Faule Tage in Grand Turks

Michi

Faule Tage in Grand Turks

Insgesamt haben wir 1,5 Wochen in Grand Turks auf ein Wetterfenster gewartet, um nach Puerto Rico zu kommen. Gleich hinter unserem Ankerplatz waren Bojen, an denen immer wieder die Touristenboote festmachten mit den Gästen der großen Kreuzfahrtschiffe, die auf der Insel Station machen. Dort gibt es eine Kante, an welcher der Meeresboden von 10 Meter auf mehrere tausend Meter abfällt. Auch wir ließen es uns natürlich nicht nehmen, und waren öfters dort beim Schnorcheln. Es gab schöne Korallen und Fische zu sehen, und man näherte sich immer mehr der Kante an. Daran angekommen war es ein mulmiges Gefühl, plötzlich in die gähnende Tiefe zu schauen. Nichts als gähnende Tiefe und Dunkelheit. Irgendwie gruselig.

 

Da wir wieder einmal unsere Propangas-Flasche aufladen mussten, machten wir uns mit unserem Transportkarren und der Flasche auf den Weg. Wir fanden heraus, dass wir ziemlich weit Richtung Kreuzfahrt-Terminal an der Straße entlang laufen mussten. Es war ziemlich heiß, aber gottseidank blies immer ein erfrischender Lufthauch vom Meer. Wir waren gerade am Flughafen angekommen, als ein Auto anhielt, und eine nette Frau uns fragte: „Hallo, wohin wollt ihr denn?“.  „Wir müssen dahin, wo man die Propangas-Flasche auffüllt.“. „Steigt ein, ich nehme Euch mit.“ Wow, wie nett ist das denn! Also stiegen wir mit dem Karren und der Gasflasche ein. Sie fuhr uns direkt vor die Aufladestation, und meinte: „Ich warte, bis ihr fertig seid, dann fahre ich Euch wieder zurück.“. Das Aufladen ging ruckizucki und schon saßen wir wieder im Wagen. Unsere Fahrerin, die sich als Sabrina Williams vorgestellt hatte, erklärte uns noch Einiges über die Insel, und fuhr uns wieder bis zu unserem Dinghi zurück. Sie war eigentlich auf dem Weg in die Arbeit in der Nähe des Kreuzfahrt-Terminals, hat dann aber umgedreht, als sie uns laufen sah, ist mit uns hin und her gefahren, und anschließend in die Arbeit zurückgefahren. Obwohl uns das ja nicht zum ersten (und auch nicht zum letzten) Mal passiert ist, sind wir immer sehr beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit dieser Menschen.

Eine sehr nette Bekanntschaft war auch Dominique, eine Amerikanerin, die in München aufgewachsen ist. Sie betreibt einen süßen Kunsthandwerksladen mit angeschlossenem Cafe. Da Marco einen Tauchkurs gemacht hat, und die Tauchschule fast daneben war, nutzten wir öfters die Zeit, nachdem wir Marco mit dem Dinghi rüberbringen oder abholen mussten, für einen Kaffeeklatsch bei Nici. Sie hat früher für Walt Disney als künstlerische Leiterin gearbeitet, und an jedem berühmten Disney-Film mitgewirkt. Irgendwann war sie dann mit ihrem Vater (der bis zum 79. Lebensjahr getaucht ist) auf Grand Turks zum Tauchen, und ist hier „hängengeblieben“ (tatsächlich ist sie heute mit ihrem damaligen Tauchlehrer verheiratet).

Auch mit unseren Bootsnachbarn hatten wir einen netten Kontakt, allen voraus mit Stephan und Catherine von der Kohort. Aber auch zwei Katamarane mit den deutschen Birgit und Thomas, sowie den Franko-Kanadiern Yves und Lynn. Wir besuchten uns gegenseitig (alle sind immer sehr interessiert an unserem Boot), trafen uns zum Sundowner am Strand (leider war ein Lagerfeuer nicht erlaubt, da wir ja in einem Nationalpark sind), und bekamen viele wertvolle Tipps.

 

 

 

 

 

 

28.04.2019 Das nächste Dinghi-Abenteuer

28.04.2019 Das nächste Dinghi-Abenteuer

Michi

Marco und ich schnorcheln zur Kohort rüber, um mal Hallo zu sagen. Hier ist nicht nur der Ort viel schöner, als in Providenciales, sondern auch das Wasser schön klar (aber kein Vergleich zu den Exumas). Wir sehen einen großen Rochen im Sand liegen, und einige Fische. Catherine und Stephan schauen auf dem Heimweg vom Supermarkt bei uns vorbei, und bringen uns eine Honigmelone mit.

Sie geben uns Tipps, wo wir einkaufen können, und schwärmen uns von ihren Tauchgängen vor. Hier gibt es einen sehr tiefen, ca. 8.ooo Meter tiefen, Graben, der gleich nach dem Riffgürtel beginnt. Da alles ein Nationalpark ist, sind die Fische und Schildkröten sehr zutraulich.

Kaum sind die beiden wieder weg, kommt das Dinghi unseres anderen Nachbarn vorbei. Es ist Stephen, ein britischer Einhandsegler, und noch einmal ein Stephen, ein älterer Pilot, der mit seinem Flugzeug und Freunden eine kleine Rundreise macht. Die beiden haben sich wohl gerade erst kennengelernt. Sie fragen, ob wir Lust haben, mit ihnen auf ein Bier in eine Bar zu kommen. Wir sind dabei, packen schnell ein paar Sachen zusammen, und hüpfen in ihr Dinghi. Es geht Richtung Norden, wo eines der letzten Häuser ein nettes Lokal mit einer Strandbar ist. Es gibt Life-Musik, und bald schon stößt Nancy zu uns, die wir bereits am Vortag in Erika`s Hotel an der Bar sitzen sahen. Nancy (die wir nur „Schnapsdrossel“ nennen) und Stephen (der Dinghi-Besitzer) sind dem Alkohol nicht abgeneigt, und entsprechend lustig sind die Gespräche. Stephen, der Pilot, findet es toll, wie Menschen aus verschiedensten Ländern, die sich vor einer Stunde noch nicht gekannt haben, sich so gut verstehen und total spontan zusammenkommen. Er sagt: „I have to tell that my family, they won`t believe that.” (Das muss ich meiner Familie erzählen, die werden mir das nicht glauben.). Wenn der wüsste, was der Abend noch bringt, und was er dann erst zu erzählen hat.

Irgendwann beschließen wir, heimzufahren, und auch Nancy mitzunehmen. Wir gehen die paar Schritte zum Strand, steigen alle ins Dinghi ein (das gerade groß genug für uns sieben ist), und los geht`s. Nach ein paar Metern sind wir schon alle nass, weil Wellen über den Rand kommen, aber macht nix: der Wind und das Wasser sind ja warm. Stephen steuert das Dinghi, und wir fahren so ca. 200 Meter vom Land entfernt parallel zum Strand entlang, als plötzlich ein Ruck durchs Dinghi geht. Kurz darauf stehen wir still, obwohl der Motor noch läuft. Wir haben wohl das Riff gestreift, und der Schacht hatte Grundberührung, was wiederum den Sicherungsstift der Schraube abbrechen ließ. Ja und ratet mal: Stephen hat KEINE Paddel dabei (so wie wir das mittlerweile immer tun). Stockfinstere Nacht, ein Dinghi voll mit sieben Leuten, davon zwei betrunken, keinerlei Handy-Empfang, und der offene Atlantik in unserem Rücken. Ich hab zuerst geglaubt, das gibt`s jetzt nicht, aber leider war das die bittere Wahrheit. Also, was tun? Marco hat die Situation als erster überrissen: „Unsere einzige Chance ist, das Dinghi schwimmend an Land zu ziehen. Das machen meine Mama und ich, die ist eine super Schwimmerin.“.

Also hab ich schnell meine Hose und Jacke ausgezogen, und bin mit Marco ins Wasser. Zu unserem großen Glück hatte es weder starken Wind, noch Strömung (wenn uns das in den Exumas passiert wäre, hätten wir keine Chance gehabt, da gab es immer Strömungen). Wir schwammen also links und rechts vom Dinghi, und zogen die ganze Bagage mit uns mit. Es ging zwar sehr langsam, aber wir kamen dem Land immer näher. Plötzlich spürten wir sogar Boden unter den Füßen. Eine Untiefe. Wir konnten einige Meter laufen, aber dann hieß es wieder einarmiges Schwimmen. Nach ca. 20 Minuten spülten uns die Wellen wie Schiffbrüchige an den Strand, und wir waren alle zusammen glücklich, wieder an Land zu sein. Aber wie kommen wir jetzt wieder auf unsere Schiffe? Wir beschlossen, beim nächsten Haus zu klopfen, und um Hilfe zu bitten. Es war ca. 22.oo Uhr, aber wir hatten Glück und es wurde geöffnet. Wir schilderten unsere Lage, und fragten, ob vielleicht irgendjemand ein Boot hat, um uns zu unseren Schiffen zu bringen. Der gute Mann wusste keinen Rat, und schickte uns zum Nachbarn, und so klapperten wir einige Häuser ab. Ich und Marco tropfnass, in Unterhosen, alle zusammen voller Sand, und unsere Schnapsdrossel musste vom Pilot geführt werden. Eine ziemlich seltsame Truppe. Endlich kamen wir an einen Tauchlehrer, der wohl schon geschlafen hatte. Er war nicht sehr begeistert, und bedeutete Stephen, Marco, Franz und mich, auf die Ladefläche seines Pickups zu steigen. Wir fuhren durch den ganzen Ort bis zur Tauchschule, dessen Eigentümer unser Retter war. Von dort musste der arme Kerl erstmal zu seinem Boot rausschwimmen, das in der Bucht an einer Boje lag. Er holte also das Boot, ließ uns einsteigen und brachte uns zu unserem Boot. Der betrunkene Stephen fuhr wieder zum liegengebliebenen Dinghi zurück und schleppten dieses wohl bis zu seinem Boot ab. Am nächsten Morgen war Stephen bereits ausgelaufen in Richtung Luperon auf der Dom. Rep. Da es in den Folgetagen ziemlich viel Wind und Welle hatte, hoffen wir, dass er, der alleine und als absoluter Anfänger auf dem Weg ist, die Strecke unbeschadet geschafft hat. Wir für uns haben aus diesem Vorfall gelernt, uns zukünftig die Leute und die Dinghis, in die wir einsteigen, genauer anzuschauen (z. B. ob Paddel drin sind), und im zweifelsfall mit dem eigenen Dinghi zu fahren. Gottseidank ist ja alles noch einmal gut gegangen, aber wenn wir ablandigen Wind, oder Strom gehabt hätten, würden wir jetzt wahrscheinlich zu sechst mit einem Dinghi im Atlantik treiben.

27.04.2019 South Caicos / Grand Turks

27.04.2019 South Caicos / Grand Turks

Michi

Heute standen wir früh auf, um einen relativ windstillen Tag zu nutzen, um weiter Richtung Süd-Osten zu kommen. Wir motorten den ganzen Tag, und waren um 16.oo Uhr in South Caicos. Da der Wind in den nächsten Tagen eher wieder viel, und außerdem (ratet mal) aus der verkehrten Richtung angesagt war, beschlossen wir kurzerhand, auch noch die restlichen gut 20 Seemeilen bis Grand Turk durchzufahren. Um 21.oo Uhr ließen wir unseren Anker hinterhalb des Riffs fallen, aber plötzlich ging ein Ruck durch unsere Aton. Anscheinend waren wir aufgesessen, obwohl der Tiefenmesser gute 2 Meter anzeigte. Vielleicht ein einzelner Stein. Also Anker wieder hoch und lieber noch einmal eine Runde gedreht, bis wir einen Ankerplatz in ausreichend tiefem Wasser hatten. Obwohl wir eigentlich den ganzen Tag nicht viel getan hatten außer lesen, aufs Wasser schauen und dösen, waren wir ziemlich müde und gingen bald in unsere Kojen.

Am nächsten Tag sahen wir zum ersten Mal bei Tageslicht, wo wir gelandet waren: eine flache, langgezogene Insel mit einem schmalen, langen Sandstrand. Dahinter ein idyllisch anzuschauender Ort (Cockburn Town) mit bunten, aber hübschen Häuschen. In der Ferne sahen wir noch zwei andere Segler ankern, eine davon die Kohort von Stephan und Catherine, die wir schon von Providenciales kannten. Nach einem ausgiebigen Frühstück erkundeten wir den Ort. Es gab einen Salz-See hinter den Häusern, in dem Flamingos standen, und Schilder informierten uns darüber, dass hier einmal in großem Stil Salz gewonnen wurde. Außerdem ist die Insel die erste Anlaufstation von Christoph Kolumbus gewesen, als er 1492 über den Atlantik übersetzte. Eine kleine Straße führte am Strand entlang, an der Häuser mit gepflegten Gärten, und auch einige Tauchschulen, Cafes und kleine Gästehäuser und Hotels lagen. Insgesamt machte der Ort einen total verschlafenen, aber gerade deswegen gemütlichen und netten Eindruck.


In einiger Entfernung gibt es wohl auch ein Cruising-Dock, wo Kreuzfahrtschiffe Halt machen. Wie wir in den nächsten Tagen gesehen haben, werden die Gäste dann mit bunten Bussen, oder im Rudel mit Quads oder roten Mietwägen durch die Insel gefahren. Es öffnen dann Souvenir-Läden in bunten Hütten, das Museum öffnet seine Tore, und überall sieht man Gruppen mit Führern. Aber kaum sind die Kreuzfahrer wieder weg, werden die Geschäfte geschlossen, und es herrscht wieder eine chillige, verschlafene Atmosphäre. In einem kleinen Hotel-Garten-Restaurant nutzen wir das Wifi, und lernen Erika, die deutsche Hotelmanagerin aus Freiburg kennen, und gleich nebenan gab es einen Kunsthandwerk-Laden mit Cafe im schattigen Innenhof, das von Nici geführt wird, die ebenfalls sehr hilfsbereit ist, und perfekt deutsch spricht. So hatten wir immer mal wieder Anlaufstationen zum Ratschen und Internet-surfen.

Marco begann gleich am nächsten Tag mit seinem Tauchkurs, da Grand Turks wegen der Riffkante einer der coolsten Orte dafür sind. Seine praktische Prüfung legte er in dieser Bar ab, während sein Tauchlehrer mit Chica auf dem Schoß ihm gegenüber saß.

25.-26.04.2019 Marco`s erste Tage auf ATON

25.-26.04.2019 Marco`s erste Tage auf ATON

Michi

Nachdem wir einen Tag in der South Side Marina verbracht, und den letzten Abend mit den Pis mit einem leckeren Abendessen im dortigen Restaurant ausklingen lassen haben, stehen die Fahnen nun wieder auf Abschied nehmen. Noch ein letztes Foto am Steg, und wir warten auf das bestellte Taxi. Da dieses leider nicht kommt, fragt Franz Julian, den Marinero, ob er bereit wäre, zum Flughafen zu fahren. Er sagt ja, und gerade, als alle sich in Richtung Parkplatz in Bewegung setzen, hält ein Auto an, um Hilfe anzubieten. Es handelt sich um einen älteren Mann, der in der Marina irgendetwas erledigt hatte, und nun ohnehin Richtung Flughafen in die Stadt fährt. Sehr nett. Pi und Christine steigen ein, und treten ihre Heimreise an.

Bereits am nächsten Tag soll Marco ankommen. Bei einem unserer Telefonate machten wir aus, dass er am Flughafen warten soll, bis ich ihn abholen komme. Da es aber ein Missverständnis mit unserem Taxi gibt (er hatte uns am ersten Tag in Provo zu unserer damaligen Ankerbucht gefahren, und deswegen dachte er, er müsse uns dort abholen), dauert es, bis er in der Marina eintrifft. Wir fahren zum Flughafen, und sind mit einer guten halben Stunde Verspätung da, aber ich kann Marco nicht entdecken. Gerade als ich mich durchfrage, ob der Flug aus Kanada pünktlich angekommen ist, winkt mein Taxifahrer mit seinem Handy. Franz ist dran, und gibt Bescheid, dass Marco mittlerweile in der Marina ist. Sein Flug war früher da, als geplant, und er hat nach einer dreiviertel Stunde des Wartens gedacht, wir hätten ihn vielleicht vergessen (Als ob wir unser Kind vergessen würden! Das ist mir bisher nur einmal passiert, als ich mit Marco in ein Geschäft gegangen bin, und Daniel auf dem Rücksitz vergessen habe). So hat er kurzerhand ein Flughafen-Taxi genommen, und ist zur Marina gefahren, während ich von der Marina zum Flughafen gefahren bin.

Als ich wieder zurück war, wurde erstmal Wiedersehen gefeiert, und alle Neuigkeiten von zuhause ausgetauscht. „Glaubst Du, wir können heute noch zum Schwimmen gehen?“, fragte mich Marco. „Wenn Du willst, können wir in den Pool gehen.“, antwortete ich, aber er entgegnete: „Eigentlich wollte ich schon lieber ins Meer.“. Leider gibt es in der Marina aber keine Möglichkeit hierzu, und wir beschlossen, später halt doch in den Pool zu hüpfen. Als Ernesto, unser Nachbar in der Marina, sein Boot putzte (er wohnt seit einem Jahr hier, und veranstaltet Ausflüge mit seinem Motorboot), stellte ich ihm Marco vor. Wie es der Zufall will, fragte er uns: „Wenn ihr nichts Besonderes vorhabt, können wir mit dem Boot zur nächsten Insel rausfahren, und dort ein bisschen schnorcheln.“. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen, schnappten unsere Badesachen, und stiegen ein. Ernesto hat ein schnittiges, edles und seeeehr gepflegtes (eigentlich unglaublich, dass er Single ist, so gut wie dieser Mann putzen kann!) Motorboot, und wir genossen die Fahrt mit 30 Knoten.

Das war halt schon mal was anderes, wie unsere Aton mit ihren maximal 5-6 Knoten Motorfahrt. Aber außer für so einen kurzen Ausflug würden wir das auch gar nicht wollen. In nullkommanix waren wir bei der Insel, warfen den Anker ins hüfthohe, türkisfarbene Wasser, und waren auch schon drin. Mangels Korallen und Steinen (hier gab es nur Sand, und ein bisschen Seegras) sahen wir leider nur wenige Fische. Aber dafür gab es auf der Insel, die wir danach erforschten, Iguanas (Exen, die ca. 75 cm lang werden). Sie waren ganz zutraulich, und ließen sich gerne anschauen und fotografieren. Als Dankeschön für diesen schönen Ausflug luden wir Ernesto abends noch zum Essen auf ATON ein. Bei interessanten Gesprächen (Ernesto hat eine deutsche Familie, ist in Venezuela geboren und aufgewachsen, und hat schon einige spannende Stationen auf der Welt hinter sich) wurde es immer später, und wir immer müder. Marco gab schon bald auf, er war ja schließlich seit fast 40 Stunden auf den Beinen, ohne viel geschlafen zu haben). Schön, dass er endlich da ist!

Am Freitag wollten wir noch die Turk`s Head – Brauerei besichtigen, und fuhren dorthin. Insgesamt waren 6 Personen bei der Führung dabei, die von einer hübschen, jungen Frau durchgeführt wurde. Sie erzählte uns viel Interessantes über den Werdegang der Brauerei, und die Herstellung der verschiedenen Biersorten. Neben den Klassikern, die wir alle bereits kannten (Pi hat ja bereits über die außergewöhnlichen Namen und die aufgedruckten Stories berichtet, die man auf den Etiketten lesen kann), gab es noch diverse Draft-Biere.


Nach der Führung wurden alle Sorten noch verkostet, was bei mir bereits Mittags einen „Surrie“ verursachte. Als ich wieder einigermaßen klar im Kopf war, tankten wir noch einmal Wasser in der Marina, und verholten uns nach nebenan, in die Geister-marina (da sind wir inzwischen sowas wie Stammgäste). Unsere dort verlorene Pfanne haben wir zwar immer noch nicht wiedergefunden, aber wir hatten noch einen sehr schönen Abend mit guten Gesprächen mit Marco. Schön, dass er da ist (ich glaube, das hab ich schon gesagt).

21./22.04.2019 Es fließt Blut

21./22.04.2019 Es fließt Blut

Michi

Da wir im Hafenbecken der Marina superruhig liegen, beschließen wir, noch einen Tag zu bleiben. Wir fahren mit dem Dinghi an das vorgelagerte Riff, um ein bisschen zu schnorcheln. Franz und ich sehen neben vielen bunten Riff-Fischen auch einen großen Lobster, der sich in einer Höhle versteckt. Pi schabbelt sich den Bauch etwas auf, weil er bei niedrigem Wasserstand über Korallen schwimmt, und eine Welle ihn auftatschen lässt. Zurück in der Marina besuchen uns Stephan und Catherine, da sie endlich mal unser Schiff besichtigen wollen. Sie hatten ATON bereits in den Exumas mehrere Male gesehen, und waren sehr neugierig, wie es auf einem Alu-Schiff ist. Franz zeigte ihnen alles, und sie waren sehr beeindruckt. Die beiden jungen Leute sind mit einer 34 Fuss-Jacht unterwegs, und es kam ihnen natürlich alles riesig vor.

Am Ostersonntag verlassen wir die Marina, segeln südlich um West Caicos herum, und Pi schippert uns in die Taylor Bay in Providenciales. Wir möchten Brot backen, aber der Ofen streikt. Franz und Pi machen sich auf die Fehlersuche, und Franz findet einen Wackelkontakt, nachdem er die Bodenbretter im Salon entfernt hat. Kaum ist das repariert, stellt Christine fest, dass sie auf der Gäste-Toilette kein Wasser mehr in die Toilette pumpen kann. Franz nimmt alles auseinander, und holt „weed“ (ein hartes Kraut, das hier öfters im Wasser schwimmt) aus der Pumpe, das alles verstopft hat. Wieder einmal bin ich so was von froh, dass mein Skipper 1. handwerklich begabt ist, 2. kiloweise Werkzeug von Deutschland aufs Schiff geschleppt hat und 3. immer bereit ist, sich den Herausforderungen der Schiffstechnik zu stellen. Beim Versuch, einen Kabelbinder abzuschneiden, säbelt sich Pi mit dem Messer in die Kappe seines Daumenknöchelchens, und erstmals kommt mein Erste-Hilfe-Koffer zum Einsatz. Ich verbinde den Daumen, und versuche, ihn mit einer leckeren Lasagne von seinen Schmerzen abzulenken (was auch kurzfristig gelingt).

Da Michael darauf besteht, dass sein Daumen ruhig gestellt werden müsse, weil die Wunde bei jeder Bewegung des Daumens wieder aufbricht, schiene ich diesen kurzerhand mit den zwei Hälften einer Wäscheklammer.

Den nächsten Tag verbringen wir hauptsächlich mit lesen, und verholen uns am späten Nachmittag in die Geistermarina, da wir am nächsten Tag „um die Ecke“ in die South Side Marina zurück müssen.

23.04.2019 Gastbeitrag vom Pi.

23.04.2019 Gastbeitrag vom Pi.

Nachdem wir, CP und Pi., in der Vergangenheit oft und gerne zusammen mit Michi, Franz, Peter und Agnes (Binnenuhus) gesegelt sind, haben wir die Einladung der ATON-Crew zu einem Karibik-Urlaub in den Gewässern der Turks and Caicos Islands einfach nicht ausschlagen können. Wenn wir gewusst hätten, was wir uns damit antun … Die Entscheidung zu diesem Törn hätten wir immer wieder getroffen.  ?

Wir hatten einen Flug via USA, Newark nach Providenciales (keiner der Inselbewohner kann sich den Namen dieser Stadt merken, deshalb sagen sie nur „Provo“) genommen und genossen die vollen Einreiseprozeduren eines bei 9/11 traumatisierten Landes. Nachdem unsere Tabletts das Drogen und Sprengstoffscreening bestanden hatten, konnten wir den Weg zum Flughafenhotel auskundschaften, was wider Erwarten einfacher war als gedacht. Das Hotel hatte WiFi und wir konnten endlich unsere Lebenszeichen absetzen.

Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht ging es am 9.4. weiter. 0500 aufstehen, 0600 Transferbus zum Parkplatz P4 und dann via Airtrain zum Terminal C. Bei einer netten Dame bekommen wir ein VIP-Check in, weil wir uns entsprechend dämlich in Sachen E-Ticketing angestellt haben – stupid germans.

Eine Boing 737-800 bringt uns unaufgeregt nach Provo, wo wir relativ schnell durch den Zoll geschleust werden, weil die Beamtin mit dem Wort Brotbackmischungen unserer Zollerklärung nicht wirklich was anfangen kann.

Draußen vor dem kleinen „International Airport“ (kleiner als Memmingen, falls das jemandem was sagt) warten wir auf Michi, die uns mit einem angeheuerten Taxifahrer (semi legal) abholt und in die South Side Marina mitnimmt. Wir freuen uns riesig sie zu sehen und sind voll der Erwartung eines tollen Segeltörns durch die Gewässer dieser kleinen, fast unbekannten Inselgruppe.

Irgendwann erscheint auch Franz mit dem Großsegel unterm Arm. Er war noch beim örtlichen Segelmacher, um den Segelkopf überholen zu lassen.

Was für ein Schiff. ATON macht dem Sonnengott seines Namens alle Ehre. Ein sehr elegant gezeichnetes Aluminium-Schiff, dass seinen beiden Besitzern alle Sicherheit bietet, die sich ein Blauwasser-Segler nur wünschen kann. 24 t Lebendgewicht pflügen durch die Wellen der Caribbean Sea. Das Groß-Segel steht sauber und die Genua ist so groß, dass sie für Wenden und Halsen vorher nach dem zweiten Reffpunkt verlangt. Sonst würde sie einfach am Babystag hängenbleiben und die ATON in der Wende verhungern.

Wer glaubt, dass für uns und die beiden ATONies jetzt Urlaubsfeeling ohne Arbeit und Pflichten ansteht, der irrt gewaltig. Michi hat eine Blacklist. Auf der ist in Kategorien der Wichtigkeit all das vermerkt, was von einem der Crew/Gäste heute, morgen oder am Tag danach oder davor oder wann auch immer zum Wohle der ATON oder seiner Crew abzuarbeiten ist.

Urlaub geht anders.  ?

Nein, nein, alles gut. Wir genießen die Tage mit unseren Freunden. Die Etiketten der Turk’s Head Brewery, einer lokalen Brauerei, machen uns ein wenig mit der Lebenseinstellung der Einheimischen vertraut. Auf ihnen steht jeweils eine kleine Geschichte, passend zum ausgefallenen Namen des Bieres.

Das Dosenbier heißt: „I soon reach“, „Ich komme gleich“.

Hier die freie Übersetzung der Geschichte:
>> Insel-Zeit wird hier auf den Turks and Caicos sehr ernst genommen. Während der Rest der Welt von Pontius nach Pilatus hastet, haben wir den Wert einer Nebenstrecke mit Panorama erkannt. Diese ist oftmals der längere Weg aber ebenso oft der Anfang einer guten Geschichte. Nächstes Mal, wenn Dir jemand sagt „Ich komme gleich“, kann das heißen, „Wir sind um die Ecke“ oder es heißt, dass sie gerade die Segel setzen, um von Salt Cay nach Grand Turk zu segeln. Freue Dich auf die Geschichte, die sie erzählen werden, wenn sie endlich ankommen. <<

Über die Preise auf diesen wunderschönen Inseln will ich auch noch berichten: Eine Wassermelone kostet umgerechnet 15,00 €, 500g Naturjoghurt nur schlappe 8,50 €. Wenn Ihr glaubt, wir hätten uns nur von Dosensuppen ernährt, muss ich Euch enttäuschen. Wir haben immer nach örtlich angebauten Lebensmitteln geschaut und jeden Tag mit (mehr oder weniger, das ist der Salzluft geschuldet) frischen Lebensmitteln gekocht. Wir hatten auch immer genug Bier und Rum an Bord um nicht zu vertrocknen.

Unsere Skipper haben uns nach Strich und Faden verwöhnt. Gemeinsam haben wir immer einen Weg zu leckeren Speisen gefunden, auch wenn es für Franz eigentlich nie wirklich gereicht hat. Außer bei der Lasagne, da war sogar er genügsam und verlangte nicht gleich nach der von uns mitgebrachten Schokolade. Sowohl Franz als auch Michi haben sich sehr über die mitgebrachten Brotbackmischungen und das Seitenbacher Brotgewürz gefreut und es gab jeden dritten Tag frisches Brot. Super lecker! Franz erhält den Titel „Meister-Bäck“.

Bordleben: Was macht man den ganzen lieben langen Tag, wenn man nicht gerade segelt oder bei schlechten Winden motorend um die Riffe zieht? Meistens lesen. Auf unseren Tabletts haben wir einige Bücher aus der Onleihe der Kemptener Stadt-Bibliothek dabei, die bei Franz und Michi reißenden Absatz finden. Ansonsten wird viel geschrieben, per Hand ins Tagebuch und maschinell in diesen Blog. Einmal überkommt es CP und Michi: Sie wollen „Mensch ärgere dich nicht“ spielen. Aber es sind keine Würfel an Bord. Erfinderisch waren unsere Frauen schon immer und ehe Mann (nee, liebe Rechtschreibprüfung, das meine ich so!) sich versah, mussten die Karten eines UNO-Spiels als Würfel herhalten. Was haben wir doch clever geheiratet!

Über die hier lebenden Menschen weiß ich noch dieses zu berichten:
Wir kommen mit unserem Dingi an den Privatstrand einer kleinen Ferienanlage. Franz geht auf den Security-Mann zu, der bereits mit den Armen wedelt zu und erklärt ihm, dass wir Yachtis sind und dringend WiFi und Lebensmittel benötigen. Kein Problem, wir dürfen anlanden und das Dingi vertäuen. Michi fragt eine Ladenbesitzerin, die sich von T-Shirt- und Kappen-kaufenden Touristen ernährt nach dem Weg zum nächsten Supermarkt. Die Antwort von Daphne: Weit. Kommt mit, ich fahre euch hin, warte, bis ihr fertig eingekauft habt und bringe Euch dann wieder hierher zurück.
Da wir guten Deutschen uns nicht vorstellen können, dass diese Geschichte keinen Haken hat, fragt Michi, was sie dafür verlangt. Die Antwort: Nichts. Wir sollen ihr zur Verkürzung der Wartezeit nur etwas Kühles zum Trinken aus dem Supermarkt mitbringen.

Glaubt Ihr, man könnte so etwas auch als Ausländer in Deutschland erleben?