Autor: Aton-Crew

07.06. – 09.06.2018 Bequia – Union Island – Grenada

07.06. – 09.06.2018 Bequia – Union Island – Grenada

 

Franz

Da der Zeitpunkt unseres „haul out“ (das Schiff aus dem Wasser kranen) immer näher rückt und wir bis Trinidad noch eine Strecke zu bewältigen haben, hatten wir uns zur Weiterfahrt entschlossen. Nach dem Frühstück hieß es Anker auf und Motor an. Nachdem wir die Bucht bis in tieferes Wasser verlassen hatten, hissten wir die Segel. Mit einem (nahezu) Halbwindkurs rauschten wir in südliche Richtung zur nächsten Insel Bequia. Nach diesen riesigen Strecken, die wir bislang, meist gegen den Wind, bzw. im günstigsten Fall hart am Wind bewältigt haben, war diese Art des Segelns der reinste Balsam. So war es fast schon schade, als wir um 14:00 nachmittags die Admirality Bay in Bequia erreichten. Da diese Insel ebenfalls zu den Grenadinen gehört, entfiel das lästige Einklarierungs-Prozedere. Da unsere Wasservorräte verbraucht und unser Dieseltank ebenfalls fast leer war, liefen wir die dortige Tankstelle an. Leider war das „Fuel Dog“ durch zwei Katamarane belegt. Wir fuhren langsam näher, bis uns der Tankwart bemerkte. Nachdem wir ihm unsere Absicht schilderten, wies er uns an, längsseits an einem der Kats festzumachen. Diese Art des Anlegens nennt man „im Päckchen“. Nach dem Tanken ankerten wir in sehr kurzer Distanz zum Ufer (wir mussten mangels Außenbordmotors rudern), nahe der Uferpromenade. Port Elisabeth, so hieß der Ort, umschließt in einer Halbmondform die Bucht. An der Promenade reihten sich eine Vielzahl von Geschäften, Restaurants und Kaffees. Die Häuser waren, typisch karibisch, in den buntesten Farben bemalt. Überall war laut Musik zu hören.

Am darauffolgenden Tag verließen wir Bequia und segelten zur südlichsten Grenadinen-Insel, mit einem Ausklarierungshafen, Union Island. Da wir aufgrund des beständig wehenden Passats gut einschätzen konnten, wie schnell wir segeln, ließen wir uns mit dem Auslaufen Zeit. Nach dem Frühstück machten wir ein paar Besorgungen und schlenderten noch einmal die Uferpromenade ab. Um 11:00 schließlich lichteten wir dann den Anker und fuhren die beeindruckende Bucht hinaus. Nachdem wir den letzten Felsvorsprung umrundet hatten, hieß der neue Kurs: Süd in beeindruckender Fahrt mit 7 bis 8 Knoten. Somit war es nicht verwunderlich, dass bereits um 16:15 im 31 SM entfernten Clifton der Anker fiel. Dadurch war es uns möglich, noch am selben Nachmittag zum nahe gelegenen Flugplatz zu laufen, um dort auszuklarieren. Da das Wetter regnerisch war, entschlossen wir uns dazu, am nächsten Morgen früh aufzustehen und die knapp 50 SM nach Grenada weiter zu segeln.

Um halb acht Uhr morgens hoben wir den Anker und segelten mit halben Wind auf Süd-Kurs, Grenada entgegen. Ich wollte auch mal wieder fischen. also ließ ich meine Handline mit dem Gummiköder ins Wasser und schleppte diesen, zwei Bootslängen entfernt, hinter uns her. Dann ging es ans Trimmen der Segel und schon nahm Aton rauschender Fahrt auf. Es dauerte nicht lange und wir fuhren mit durchschnittlich 8,5, zeitweise bis zu 10 Knoten. Als ich nun zurückblickte, um meinen Angelköder zu kontrollieren, sah ich, wie dieser nur noch wie ein schräg geworfener Stein über die Wasseroberfläche flippte, da wir so schnell waren. Ich widmete meine Konzentration wieder dem Segeln und versuchte, mein Schiff durch das Nachsetzen der Schoten sowie der optimalen Ruderstellung besser kennen zu lernen. Beim Absenken des Schwenkkiels bemerkte ich, dass der Kiel nach dem Betätigen des Hydraulikventils nicht mehr selbstständig ausrauschte (durch sein enormes Eigengewicht war dies bis dato der Fall). In mir stieg die Befürchtung, dass durch die bereits erwähnte Grundberührung vor wenigen Tagen an der Mechanik ein Schaden entstanden war. Somit pumpte ich den Kiel in die gewünschte Stellung (etwas, was man nur mit einem Hub – oder Schwenkkielboot machen kann) und überprüfte die Abdrift. Das Ergebnis meiner Bemühung war eine unaufgeregt dahingleitende Aton mit 9 Knoten Geschwindigkeit und einer moderaten Kränkung, einfach herrlich. Als ich nun, selbstzufrieden wie ich war, zufällig einen Blick zurück auf meinem Köder richtete, sah ich, wie etwas aus dem Wasser auftauchte. Im selben Moment riss sich die Angelschnur aus meinem Bissanzeiger (eine mit einem Gummiring, befestigte Wäscheklammer) und spulte sich aus der Rolle. Glücklicherweise hatte ich mir vorher bereits meine Arbeitshandschuhe übergezogen. Sofort hechtete ich zur Handline und zog beherzt an der Schnur. Im nächsten Moment war mir klar, dass ein Fisch am Haken hing. Allerdings konnte ich nicht richtig das Gewicht einschätzen. Manchmal war die Zugkraft enorm, manchmal fast nicht spürbar. Ich begann die Angelschnur kontinuierlich aufzuwickeln und beobachtete dabei das Wasser. Als ich ca. 10 Meter eingeholt hatte, konnte ich unseren Fang zum ersten Mal begutachten.

Leider war es wieder mal ein Barracuda (sie schmecken nicht und es besteht die Gefahr, sich mit Ciguatera zu vergiften). Aufgrund der enormen Geschwindigkeit von Aton wurde unser Fang buchstäblich über das Wasser gezogen. Somit konnte der Fisch kaum Gegenwehr aufbauen. Nachdem ich den Fisch an Bord gehievt hatte, befreiten wir diesen vom Haken und warfen ihn zurück ins Meer. Da wir mittlerweile sehr nah an Grenada angelangt waren, stellte ich das Angeln ein und konzentrierte mich wieder aufs Segeln. Die letzten 20 SM lieferten wir uns ein Rennen mit einem recht großen Kat. Am Südende von Grenada angelangt, mussten wir schließlich die Segel bergen und die restliche Strecke von ca. 3 SM mit Motorkraft gegen 25 Knoten Wind in die Prickle Bay einlaufen. Schließlich ließen wir um 14:00 nach 47,5 SM den Anker fallen. Da wir Sonntag nachmittags ankamen, hissten wir unsere Q-Flagge und beschlossen, am folgenden Tag Einzuklarieren.

Nach einem ausgezeichneten Frühstück am nächsten Morgen, bestiegen wir unser Dinghi und ruderten in die nahegelegene Marina. Dort ging unser erster Weg zum Gebäude der Zollbehörde. Ein Schild verwies uns in den ersten Stock. Dort angekommen klopften wir an die Tür des Büros. Als wir eintraten, erblickten wir zwei Beamte, die sehr konzentriert in einen Computerbildschirm blickten und sich angeregt zu unterhalten schienen. Sowie sie uns sahen, setzten sie eine strenge Miene auf und machten einen sehr beschäftigten Eindruck. Nachdem mir einer der Beamten ein Formblatt zum Ausfüllen überreicht hatte und ich begonnen hatte, die geforderten Informationen einzutragen, wendeten sich die beiden interessiert dem Geschehen auf besagtem Bildschirm zu. Die Computerlautsprecher bestätigten meinen Verdacht, dass die Jungs einem Video folgten. Als ich mein Formblatt ausgefüllt einem der beiden Beamten überreichte, tippte dieser an einem zweiten Rechner, um die Einreiseformalitäten abzuschließen. Plötzlich wurden die Geräusche aus den Lautsprechern lauter und mit einem Mal zuckten beide Zollbeamten zusammen. Gut, dass wir es nicht eilig hatten, denn nun war es anscheinend so spannend, dass die Arbeit unterbrochen, und die Szene angeschaut wurde. Im anschließenden Diskurs kommentierten die beiden völlig entrüstet die von ihnen beobachtete Filmsequenz (es muss sich augenscheinlich um einen Psychothriller gehandelt haben). Wir verfolgten belustigt die Unterhaltung der beiden und bekamen schließlich unsere Papiere und Stempel.

 

 

05. bis 07.06.2019 Auf dem Vulkan Soufriere

05. bis 07.06.2019 Auf dem Vulkan Soufriere

Michi

Wir segeln direkt nach dem Tanken weiter, lassen Martinique und St. Lucia an Backbord liegen, und erreichen unser nächstes Ziel, Chateaubelair auf St. Vincent. Kaum sind wir in der Bucht, kommt auch schon ein sogenannter Boatboy auf seinem Surfboard angerudert. Er stellt sich als Fitzmore vor, und wir haben somit einen Betreuer für die nächsten Tage. Zuerst zeigt er uns den Ankerplatz vor dem Custom-Büro, wo wir einklarieren können. Das dazugehörige Dock wurde vom Hurrikan vernichtet und ist gerade wieder im Neuaufbau. Nie im Leben hätten wir dieses unscheinbare Haus selbst gefunden, da es kein Schild oder sonsteinen Hinweis gibt, dass hier der Zoll ist. Als wir mit dem Papierkram fertig sind, zeigt uns Fitzmore erst einmal den Ort. Es ist ein größeres Dorf mit Grundschule, Kirche, zwei Supermärkten und unzähligen, meist winzigen und einfachen Bars. Wie immer alles in knalligen Farben gestrichen, und überall tönt ohrenbetäubende Musik aus den Lautsprechern. Arbeit scheint es nicht sehr viel zu geben, denn sehr viele Einheimische Junge und Alte sitzen gemütlich irgendwo im Schatten und ziehen sich eine Tüte (Marihuana) rein. Man ist alleine vom Durchlaufen schon high. Fitzmore ist mit der Hälfte der Bevölkerung irgendwie verwandt, und stellt uns unzählige Cousins und Cousinen, sowie zwei Tanten vor. Manche haben ein Lagerfeuer angemacht, in dem sie Brotfrüchte rösten, andere schneiden sich gegenseitig auf der Terrasse die Haare, und überall wird geschwatzt und gelacht. Das Leben spielt sich hauptsächlich draußen ab, und die Menschen machen einen fröhlichen und zufriedenen Eindruck. Außer uns gibt es noch einen Katamaran in der Bucht, und Touristen sind hier eher die Ausnahme.

Nach unserem Erkundungsgang ankern wir das Schiff in der Ostseite der Bucht, wo es schön ruhig liegt, zumindest was die Wellen anbelangt. Die Ohren werden den ganzen Tag und die dreiviertelte Nacht mit Reggae-Musik in einer wirklich anständigen Lautstärke beschallt. Abends gehen wir im Bay View Restaurant (das natürlich einer Cousine Fitzmores gehört) essen. Es ist günstig, typisch creolisch und sehr lecker. Als Beilage zu Fisch und Fleisch gibt es Süßkartoffeln und Kochbananen.

Am nächsten Tag treffen wir uns schon um 06.oo Uhr mit Fitzmore, der uns auf den Vulkan Soufriere begleitet. So hoffen wir, der Hitze des Tages einige Stunden zu entkommen. Der Vulkan ist ca. 1000 Meter hoch, und der Krater knappe 15 Kilometer weit entfernt, do dass es ein ganz anständiger Marsch wird. Zuerst geht es durch ein dank der Lava fruchtbares Tal, das von Dänen kultiviert wird. Sie bauen dort verschiedene Früchte und Gemüse an, und beschäftigen einige Leute aus dem Dorf. Dann geht es ein Stück den Strand entlang, der hier aufgrund der Vulkanasche dunkelgrau ist. Eine Gruppe von Einheimischen verdient hier ihr Geld damit, Steine in allen Größen am Strand zu sammeln und zu sortieren. Diese werden dann als Baumaterial verkauft. In der sengenden Sonne ein richtiger Knochenjob. Durch einen trockenen Flusslauf, dessen Boden mit feinem, weichen Lavasand bedeckt ist, und an dessen steilen Wänden sich seit der letzten Regenzeit bereits viele Farne und andere Pflanzen breit gemacht haben, gelangen wir zum eigentlichen Beginn des Vulkan-Hikes.

Nun geht es mehrere Stunden durch einen Regenwald stetig bergauf. Wir passieren mehrere Täler, und Fitzmore macht immer wieder Halt, um uns von einheimischen Früchten naschen zu lassen. So probieren wir z. B. wilde Pflaumen und Äpfel, etwas ähnliches wie Passionsfrucht, und andere, uns unbekannte Früchte. Er zeigt uns auch Heilkräuter, und erzählt vom Vulkan. Dieser bricht immer wieder aus. So z. B. in den Jahren 1718, 1812, 1902,1971 und 1979. Beim Ausbruch am 6. Mai 1902 (nur Stunden vor dem Ausbruch des Mount Pelee in Martinique) starben 1.680 Menschen. Der Großteil der Ureinwohner, die Callinago heißen. Mittlerweile gibt es gibt ein seismographisches Frühwarnsystem, um die Bevölkerung der umliegenden Dörfer in die Hauptstadt Kingstown, im Süden der Insel, zu evakuieren. Die Regierung hilft dann den betroffenen Familien finanziell, wieder eine Existenz aufzubauen. Wenn der nächste Ausbruch kommt, geht alles wieder von vorne los. Wie gut haben wir es, von Hurrikanen und Vulkan-Ausbrüchen verschont zu sein.

Weiter oben bauen (ähnlich der Bergbauern in Südtirol) einige Bauern im steilen Gelände Süßkartoffeln an. Ein Esel, der mitten auf unserem Pfad angebunden ist, trägt beizeiten die Ernte ins Tal. Am gegenüber liegenden Hang hat man den wunderschönen Regenwald abgeholzt, um Canabis anzubauen. Dies wird zwar ansatzweise von der Polizei geahndet, aber nur mit mäßigem Erfolg. Leider wird so die Erde, die durch die Wurzeln des Waldes festgehalten wird, immer weiter ausgewaschen und abgetragen. Wir kommen an mehrere Meter dicken Stämme von Urwaldriesen vorbei; überall hängen Lianen von den Bäumen herab, und haben es sich Orchideen und andere Pflanzen in den Ästen bequem gemacht. Sehr beeindruckend sind auch die riesigen Brotfruchtbäume mit ihren dicken, grünen Früchten, und die großen, schönen Mangobäume. Überall auf dem Weg liegen die heruntergefallenen Mangos und andere Früchte.

Als die Bäume spärlicher werden, schlängelt sich unser Pfad durch hüfthohe Farne und Gräser. Der Bewuchs ist so dicht, dass man teilweise seine eigenen Füße nicht mehr sieht. Es geht weiterhin steil bergauf, und wir sind sehr froh, dass wir unsere Wanderstecken dabei haben. Von hier aus hat man einen sensationellen Blick hinunter aufs Meer und zurück zum Dorf, das nur noch ganz klein zu sehen ist. In den Gipfeln der Nachbarberge hängen dicke Regenwolken und wabern zu uns herüber. Zwischendrin fängt es zu regnen an, aber nicht lange. Hier oben weht ein frischer Wind, was nach der dampfigen Schwüle im Wald sehr angenehm ist. Als wir endlich am Kraterrand angekommen sind, sehen wir ein großes, rundes Tal mit einem kleinen Hügel in der Mitte, dem Vulkanpfropfen. Dort raucht es seitlich heraus. Man kann auch in den Krater absteigen, aber das ist sehr steil und gefährlich. Kaum haben wir einen Blick in den Krater geworfen, und ein Gipfelbild gemacht, fängt es wie aus Kübeln an, zu regnen. Schnell packen wir unsere Regenjacken aus, und verlassen fluchtartig diesen besonderen Ort.

Beim Abstieg werden wir trotz der Regenjacken tropfnass, das Wasser fließt nun in einem kleinen Sturzbach direkt auf unserem Pfad nach unten. Da die Füße sowieso schon nass sind, steigen wir hemmungslos mitten durch die sich ansammelnden Pfützen. Sobald wir den Wald wieder erreicht haben, wird der kalte Wind vom warmfeuchten Dampf abgelöst, und wir fangen wieder an, zu schwitzen. Als wir schon ein gutes Stück abgestiegen sind, und es gerade wieder so richtig zu schütten anfängt, führt uns Fitzmore zu einer kleinen, primitiven Hütte am Wegrand. Hier wohnt einer der Rastafaries, die das Canabis anbauen. Er ist wohl auf dem Feld, aber die Hütte hat keine Tür, und so setzen wir uns auf die überdachte „Terrasse“, ein wackeliges Bambusgestell. Hier sind wir relativ regengeschützt, und lassen uns die mitgebrachte Brotzeit schmecken. Viel verdient ist wohl mit dem Canabis nicht, denn die Behausung ist sehr einfach, ärmlich und dreckig. Es gibt einen Raum mit einem Stuhl und einem Tisch, und einen zweiten mit einem Bett. Draußen ist ein Gestell, mit dem wohl Feuer gemacht, und gekocht wird. Als Brennmittel dienen Kokosschalen. Was muss das für ein Leben sein, ohne Wasser und Strom, inmitten von steilem, unwegigem Gelände. Aber der Ausblick war super.

Als wir nach ca. 7 Stunden wieder im Flussbett angekommen sind, merken wir, wie kaputt wir sind. Schließlich beschränkt sich unser Workout auf ATON auf das Raufwinschen des Großsegels, meinen morgendlichen Übungen, und seltenen längeren Landausflügen, oder gar Jogging-Runden. So sind wir dankbar, dass uns ein Pickup die letzten 5 Kilometer bis zum Dorf mitnimmt. Trotz der Anstrengung war es aber ein wunderschöner, sehr interessanter Ausflug.

Abends schlendern wir noch einmal mit Fitzmore durch den Ort, in dem sich wieder die Leute auf der Straße treffen. Einige Jugendliche üben schon mal mit bunter Körperbemalung und lauter Musik für den Karneval, der hier Anfang Juli stattfindet. Viele Menschen sitzen zusammen, rauchen, trinken, singen und tanzen auf der Straße.

02.-04.06.2019 Isles des Saintes

02.-04.06.2019 Isles des Saintes

Michi

Es regnet den ganzen Tag, weswegen wir mit unserer Weiterfahrt noch warten. Wenn es nicht in Strömen regnet, nieselt es, aber der kalte Wind ist weg, und alles (einschließlich uns) dampft feuchtwarm vor sich hin. Abends duschen wir auf unserer Badeplattform im Regen, und sparen so das Wasser. Da unser Dinghi-Motor wegen des unfreiwilligen Salzwasser-Bades erstmal außer Betrieb ist (Franz braucht erst einige neue Dichtungen), beliefert uns der nette Bootsnachbar morgens mit Croissants vom Bäcker.

Tags darauf kämpft sich die Sonne durch die Wolken, und wir laufen die Hauptstadt Basse-Terre im Süden Guadeloupes an. Dort wird eingekauft, und die Mails gecheckt. Wir wollten eigentlich noch tanken, aber die Marina hat Sonntags geschlossen. In dieser Nacht schlafen wir kaum, da es auch hier aufgrund der steilen umliegenden Berghänge extreme Fallwinde mit knapp 40 Knoten gibt, und unsere Leinen an der Boje knarren und ächzen (aber gottseidank halten), möchten wir hier nicht mehr bleiben. Unser Dinghi, welches wir hinten am Boot hängen haben, wird vom Wind erfasst, und klatscht immer wieder kopfüber ins Wasser. Spätestens jetzt wäre unser Außenborder hinüber gewesen, aber das hatten wir ja schon.

Wir segeln in die Isles des Saintes, die südliche Spitze Guadeloupes. Mehrere Inseln mit atemberaubenden, steilen, sattgrünen Bergen kuscheln sich hier zusammen. Auf einer Bergspitze gibt es die Ruine eines Forts, und die einzige Stadt, Bourge des Saintes, zieht mit Souvenirläden, Boutiquen und Restaurants die Urlauber an. Die vielen, bunten Holzhäuser haben gepflegte, exotische Gärten, und hübsche Verzierungen. Da es hier noch nie Landwirtschaft gab, wurden auch keine Sklaven eingeführt. Die Einwohner leben vom Fischfang, und seitdem es eine Fähre gibt, vom Fremdenverkehr.

Leider ist die einzige Tankstelle mittlerweile geschlossen, so dass wir auf unserer Weiterreise nach St. Vincent erst noch auf der nächsten Insel, Dominica, einen Tankstopp einlegen müssen. Unterwegs dorthin sehen wir einige Delfine, und können dank günstigem Kurs und Wind ein gutes Stück segeln.

Auf Dominica wurde der große Anlegesteg vom Hurrikan verwüstet, und wir werden von Greg, einem freundlichen Einheimischen, mit dessem Boot zu einer weiter entfernt liegenden Boje gelotst. Er lädt Franz und unsere vier Diesel-Kanister in sein Boot ein, und fährt damit zur nächsten Tankstelle. So haben wir wenigstens ein bisschen Diesel-Vorrat aufgetankt. Besser als nix. Aufgrund der Hurrikan-Schäden weiß man nie, welche Tanke zerstört wurde, und sollte auftanken, wann immer es geht.

25.04.-01.06.2019 Gast-Beitrag Marco Heimann

25.04.-01.06.2019 Gast-Beitrag Marco Heimann

Marco

In meiner Zeit an Bord habe ich einige skurrile, ein paar frustrierende, und unglaublich viele schöne Momente erleben dürfen. Vielen Dank, dass ich dabei sein, und diese Erlebnisse mit euch teilen durfte. Ich möchte hier von meinen Highlights erzählen.

 

Die skurrilen Dinge:

Schiffbrüchig auf einem Dingi (26.04.2019)

Wir sind gerade von Providenciales nach Grand Turks gekommen und fingen an, uns nach der anstrengenden Fahrt zu erholen,  als plötzlich unser britischer Nachbar auf seinem Dingi daher gefahren kam. Er stellte uns sich als Stephen vor (auch ein Segler) und lud uns ein mit ihm und noch einem Stephen (einem amerikanischem Piloten) in sein Dingi zu steigen und einen „Absacker“ im nahegelegenem Hotel zu trinken. Nach kurzem bereden willigten wir ein (5 Leute in einem Dingi ca. 2 Kilometer weit über große Korallenriffe ohne Ersatzpaddel! Was kann da schon schiefgehen!?) Gesagt getan. Wir stiegen in das kleine Schlauchboot und fuhren los. Auf der Fahrt bemerkten wir, dass Segler Stephen vor unserem jetzigen Absacker wohl schon etliche andere Absacker getrunken hatte. Er war rotzevoll! Beim Anlegen viel er ins Wasser und kam anschließend triefend nass und in Sand paniert mit an die Hotelbar. Wir tranken ein paar Biere (nebenbei das teuerste Bier, das ich je getrunken habe mit 8$ für 0,33l!), später entschlossen wir uns, da wir den ganzen Tag gesegelt sind,  und Piloten Stephen auch in sein Hotel zurück wollte, den Heimweg anzutreten.  Segler Stephen lachte sich in der Zwischenzeit eine genauso besoffene Touristin an (Nancy, wir nannten sie Schnappsdrossel), die in Piloten Stephens Hotel wohnte, und schleifte sie mit ins Dingi. Also fuhren wir zu sechst in einem Dingi, das nur wenige Zentimeter aus dem Wasser ragte, den langen Weg zurück zu den Schiffen. Nach ca. 1 km schrubbte Segler Stephen mit der Schraube des Außenborders übers Riff. Nach kurzer Zeit gab der Motor mit einem lauten Knall und nachherigem Motoraufheulen den Geist auf. Da keine Ersatzruder vorhanden waren, blieb nur eine Möglichkeit: schwimmen. WAS?! Fragte Segler Stephen lallend, als ich anfing mein T-Shirt auszuziehen. Gesagt, getan sprangen Michi und ich ins Wasser und fingen an, das Boot zu ziehen. Nach einer Weile meinte Segler Stephen, dass er uns helfen müsste. Er hing ab da in voller Bekleidung wie ein nasser Sack am Boot. Nach ca. 30 Minuten waren wir endlich zurück an Land. Die Frage war nur, wie wir wieder zurück zu den Schiffen kommen sollten. Wir klingelten in unserer Not an vielen Häusern, um herauszufinden, ob einer der Bewohner uns helfen konnte. Wir wurden zu einem älteren Rastaman an einem Imbiss geschickt. Unter fluchen setzte er uns auf die Ladefläche und fuhr uns zu seiner Tauchschule. Mit Neoprenanzug und Flossen bewaffnet schwamm er zu einem seiner Boote und fuhr es ans Ufer, damit wir einsteigen konnten. Anschließend brachte er uns zu unseren Schiffen

 

Die frustrierenden Dinge:

Das Frustrierendste auf unserer gemeinsamen Reise war das andauernde Anfahren gegen teilweise 2 Meter Welle und Wind auf unserer viereinhalb tägigen Überfahrt von Grand  Turks nach Puerto Rico, bei dem wir uns teilweise nur mit wenigen Knoten vorwärts bewegten. Die vielen Stunden, die uns nur langsam nach Osten, aber immer weiter nach Norden (wo wir ja gar nicht hinwollten) gebracht haben – um dann nach zwei Tagen festzustellen, dass wir gegenüber unserem Startpunkt noch kaum Höhe gutgemacht haben. Das war psychisch echt eine harte Nuss.

 

Die schönen Dinge:

Bei diesem Punkt könnte ich etliche Dinge aufzählen, zum Beispiel das Schnorchel mit Schildkröten,  die vielen wunderschönen Sonnenuntergänge, das Tauchen an der Riffkante, oder mein fünftägiger Inlands-Trip auf Puerto Rico. Auf jeder Insel entdeckte ich neue Kulturen und Landschaften und lernte interessante Menschen kennen. Nicht zuletzt durfte ich vieles über das Segeln und das Leben an Bord lernen.

Vielen Dank für die wunderschöne Zeit mit Euch.

01.06.2018 Rettung durch einen Zufallsknoten

01.06.2018 Rettung durch einen Zufallsknoten

Michi

Das schlechte Wetter begleitet uns die nächsten Tage: es ist bedeckt, regnet viel, und fühlt sich teilweise klamm und kühl an. Ich fühle mich fast wie in Europa: Baguette und Croissants, die wir mit Euro zahlen, zum Frühstück, und dazu Regen und Gänsehaut. Jetzt bin ich so weit übers Meer gesegelt, mitten in die Karibik, und jetzt frierts mich ?! Dazu kommt, dass die Bucht, in der wir liegen, bekannt für seine böigen Fallwinde ist, die fauchend von den umliegenden Hügeln übers Wasser fegen, und den vielen Schiffen Respekt einflößen. Jeder zittert, dass sein Anker oder die Mooring-Boje, an der er hängt, den ca. 35 und mehr Knoten-Böen standhält. Nachts wird es besonders schlimm. Immer wieder vibriert ATON in den bösartig lauten Böen, und unsere Festmacherleine an der Boje quietscht und knarrt laut. Als wir an Marco`s Abreisetag gerade morgens im Bett liegen, hören wir jemand rufen: „Aton, Aton, bon jour, Aton, Aton ?!“. Franz geht rauf, und sieht die Bescherung, auf die uns unser Nachbar aufmerksam machen wollte: Unser Dinghi wurde in der Nacht von einer Böe erfasst, und umge-worfen. Es schwimmt kopfüber, der Außenborder hängt komplett im Salzwasser, und verbreitet eine schillernde Öl- und Benzin-Lache. Natürlich ist das nur uns passiert, alle anderen Dinghis hängen noch richtig rum brav hinter ihren Schiffen. Hilft nix, wir drehen das Dinghi um und holen den Außenborder an Bord. Nach dem Frühstück macht sich Franz gleich an die Arbeit, und nimmt den Motor auseinander, um den Schaden zu besichtigen.

Ich gehe zum Bug, um unsere Festmacherleine zu kontrollieren. Diese wird links und rechts am Bug festgemacht, und durch die Boje durchgefädelt. Sieht alles normal aus. Rechts geht die Leine über die Leinenführung bis zur Boje und steht enorm unter Spannung. Links geht die Leine ebenfalls über die Leinenführung ins Wasser und – IST TOTAL LOSE !!! Ich ziehe daran, und halte schon bald ein abge-brochenes Ende der Leine in der Hand, die dicker als mein Daumen ist. Oh Gott, das heißt, wir hängen nur noch an einem Ende an der Boje, und das auch nur, weil sich dieses Ende irgendwie zufällig von selbst verknotet hat, als ATON sich im Wind um die Boje gedreht hat. Ich schlage sofort Alarm, und renne, um den Motor anzumachen. Franz und Marco holen eine neue, noch dickere Leine und bitten unseren Nachbarn, der uns bereits beobachtet, mit dem Dinghi an die Boje zu fahren, und unsere neue Leine durchzuziehen. Das klappt auch gleich, und wir hängen nun wieder sicher. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass der Wind nicht der allein Schuldige war. Die Leine hatte an der Seite des Ankers gerieben, und wurde dabei mit der Zeit immer dünner, und schließlich durchtrennt. Nicht auszudenken, wenn wir uns komplett losgerissen hätten. Unser Hintermann wäre wahrscheinlich nicht begeistert gewesen, bei Nacht und Sturm von einem 24 Tonnen-Schiff gerammt zu werden. Hätten wir ihn „verpasst“, wären wir auf die offene See getrieben, was nicht so schlimm gewesen wäre. Irgendwann hätten wir schon gespannt, dass nur noch Wasser um uns ist.

Zum x-ten Mal also mal wieder Glück im Unglück gehabt. Wir strapazieren unsere Schutzengel ganz schön, und langsam aber sicher ist uns die Aufregung nun doch bald too much. Aber, jammern gilt nicht, schließlich wollten wir`s ja nicht mehr langweilig.

28.-31.05.2018 Wir entdecken Guadeloupe

28.-31.05.2018 Wir entdecken Guadeloupe

Michi

Gleich beim Dinghi-Anleger gibt es hier eine Boulangerie, bei der wir täglich Baguette und Croissants zum Frühstück holen. Einfach göttlich! Es handelt sich um unser erstes „richtiges“ Baguette, seit wir Deutschland verlassen haben. Das heißt, es ist knusprig und lecker, und kann nicht, wie die schwammigen, schneeweißen Brote, die wir sonst immer gesehen haben, mit einer Hand auf ¼ seiner Größe zusammen-gedrückt werden. Außerdem sind die Preise hier sehr moderat (ein Croissant kostet EUR 1,10), auch etwas, was wir schon lange nicht mehr hatten. Wir schlendern immer wieder durch Deshaies, schauen uns die vielen Bars, Restaurants und Kunsthandwerk-Läden an, und entdecken sogar eine sehr gute Eisdiele. Da Marco noch 5 Tage hat, bis sein Flug in Pointe a Pitre geht, erkunden wir die Insel noch ein bisschen. Die Westhälfte der Doppelinsel Guadeloupe, auf der wir uns befinden, ist bergig und mit Regenwald bewachsen. Die Osthälfte eher trocken und flach. Die Osthälfte eher trocken und flach. Wir besuchen den botanischen Garten, der wunderschön an einem steilen Hang angelegt ist. Es gibt viele exotische Pflanzen und Bäume zu sehen, und auch Flamingos, Kolibris und Papageien.

Tags darauf wollen wir einen Flusslauf entlang in ein Tal wandern, und stehen früh auf, damit wir die morgendliche frische Luft ausnutzen können. Es gibt keinen wirklichen Weg, und wir klettern über große und kleine Steine im Bachbett, oder daneben im Regenwald immer weiter bergauf. Die Steine sind glatt geschliffen, aber trotzdem recht griffig, und wir kommen gut voran. Bald schon sind wir nassgeschwitzt, weil es total dampfig ist, und wir anständig klettern müssen. Immer wieder bewun-dern wir die exotischen Pflanzen, Palmen und Bäume. Zum Beispiel gibt es so etwas ähnliches wie Rhabarber mit riesengroßen Blättern, die teilweise direkt aus dem Felsen zu wachsen scheinen.
Orchideen haben es sich weit oben auf Ästen oder Stämmen gemütlich gemacht, und immer wieder hängen viele Meter lange Luftwurzeln von oben herab. Anfangs zwängen sich noch hin und wieder Sonnenstrahlen durch das Blätterdach, aber nach etwa einer Stunde fängt es an, zu regnen. Erst leicht, und dann (schließlich sind wir ja in einem Regenwald) wie aus Kübeln. In nullkommanix sind wir nass bis auf die Haut, aber das ist nicht schlimm, denn es ist warm. Viel schlimmer ist, dass die Steine nun total rutschig sind, und wir, obwohl wir höllisch aufpassen, immer wieder abrutschen und uns auf den Hosenboden setzen. Unverdrossen klettern wir weiter und kommen an Pools vorbei, wo sich das plätschernde Wasser sammelt, und zum Baden einlädt. Nach ca. zweieinhalb Stunden sind wir an einer Stelle, wo der Bach über einen kleinen Wasserfall in so einen Pool plätschert. Oberhalb wird es sehr steil, und wir beschliessen, zurück zu gehen. Wie auf rohen Eiern geht es nun wieder hinunter, über viele Steine, immer wieder durch den Bach auf die andere Seite, bis wir nach viereinhalb Stunden, in denen wir keiner Menschenseele begegnet sind, wieder am Startpunkt angelangen. Es regnet immer wieder, und wird jetzt, da wir den Wald verlassen, auch windig und (das empfinde nicht nur ich Verfrorene so) kühl. Nass und schmutzig, aber auch überglücklich, diese exotische Natur hautnah erleben zu dürfen, kehrten wir auf unsere ATON zurück.


25.05.-27.05.2019 Sint Maarten bis Guadeloupe

25.05.-27.05.2019 Sint Maarten bis Guadeloupe

Michi

Wir machten gute Fahrt mit 7 Knoten unter Motor und Großsegel. Wie immer stand der Wind genau auf unserer Nase, und dementsprechend die Welle gegenan. Trotzdem kamen wir gut voran und hatten am nächsten Nachmittag Sint Maarten erreicht. Die niederländische Seite der Insel (die andere Seite ist das französische St. Martin) glänzt durch seine exzellente Auswahl an Bootsaus-stattern jeglicher Art. Da in den Hurrikan-Monaten Juli bis Oktober größere Instandhaltungs- und Umbaumaßnahmen in Trinidad auf unserer Aton geplant sind, wollte sich Franz hier schon mal nach diversen Ersatzteilen umsehen. Wir klarierten also ein, und auch gleich wieder aus, weil es am nächsten Tag gleich weitergehen sollte. Dann fuhren wir mit dem Dinghi in die Innenstadt von Philipsburg, wo wir aber keinen Dinghi-Anleger fanden. In unserer Not parkten wir das Beiboot neben einem schwimmenden Restaurant, das aussah, als wäre es geschlossen. Wir passierten ein Privatg elände, das durch einen Zaun und eine Mauer abgeschlossen war, aber das Tor zur Hauptstraße stand offen. „Hoffentlich ist das Tor bei unserem Wiederkommen auch noch offen.“, sagte Marco. Nach einem Imbiss fanden wir Wifi, und Franz ging los, um sich die Bootsausstatter anzusehen. Leider waren alle Geschäfte geschlossen (es war ja Sonntag), und er entschloss sich, von Trinidad aus die Preise der benötigten Ersatzteile anzufragen. So gingen wir wieder zurück, um festzustellen, dass das Tor zu unserem Dinghi-Parkplatz nun versperrt war. Da half dann nur noch eine Räuberleiter, mithilfe deren ich über die Mauer in das Gelände kletterte. Das hab ich zuletzt als Kind gemacht, und war froh, dass mich niemand dabei erwischt hat. Ich setzte mich ins Dinghi, warf den Motor an, und holte Franz und Marco am benachbarten Steg eines Restaurants ab. Zurück auf Aton beschlossen wir, gleich am Abend noch weiterzufahren, damit wir möglichst schnell in Guadeloupe ankommen.

Bei angenehmer Welle und wenig Wind kamen wir in der Nacht leider nur langsam voran. Am Morgen passierten wir auf unserer Steuerbordseite (also rechts) St. Kitts und Nevis, sowie die steile Felseninsel Redonda, und danach Montserrat mit seinem aktiven Vulkan. Auf der Backbordseite (also links) ließen wir St. Barthelemy, Barbuda und Antigua liegen. Nachdem wir an Montserrat vorbei waren setzten wir unseren Wegpunkt auf die Westseite Guadeloupes, und hatten jetzt einen segelbaren Kurs anstehen. Wir konnten endlich unseren Motor abstellen. Was für eine Stille. Nur noch das Rauschen des vorbeifließenden Wassers, und das Knattern unserer Segel. Mit 7 bis 8 Knoten sausten wir Guadeloupe entgegen. Ungefähr 6 Seemeilen vor dem Ziel fiel der Wind innerhalb von wenigen Minuten so ein, dass wir quasi am Fleck standen. Wie verrückt ist das denn? Also, Motor wieder an, und die restlichen Meilen halt wieder motoren.

Wir ankerten unter vielen anderen Jachten in der Bucht von Deshaies, einem netten, kleinen Ort, der sich an die Bucht und umliegenden Hügel schmiegt. Es gibt viele Restaurants, Bars und kleine Geschäfte, und alles ist sehr französisch. Hier wird mit Euro gezahlt, und Englisch nur von Wenigen gesprochen. Innerhalb von 48 Stunden haben wir nun also britisches (Britisch Virgin Islands), niederländisches (Sint Maarten), und nun französisches Staatsgebiet betreten. Nach Englisch und Spanisch müssen nun also auch noch meine Schul-Französisch-Kenntnisse herhalten, um das Nötigste zu kommunizieren. Und siehe da, gleich der Erste, den ich nach einem bestimmten Restaurant gefragt habe, hat mich auf Anhieb verstanden. Allerdings konnte ich den Schwall von Französisch, der als Antwort kam, nicht wirklich verstehen. So hat er halt mit den Händen gezeigt, wo`s hingeht, und das hat auch funktioniert. Und übrigens müssen auch unsere Zahlungsmittel immer wieder angepasst werden. Nachdem wir lange mit US-Dollars gezahlt haben, kommen nun zeitweise Ostkaribische Dollar, oder, wie hier, Euro zum Zug. Jede Insel hat eine eigene Verwaltung, und so müssen wir überall ein- und ausklarieren (also die Zollformalitäten erledigen). Da das auch meistens Gebühren kostet, versuchen wir, auf unserem Weg Richtung Trinidad so wenig Inseln wie möglich anzulaufen.

Ganz unkompliziert geht das Einklarieren allerdings hier auf Guadeloupe. Franz fährt ins Dorf, und geht auf die Polizei-Station. Dort setzt man ihn einfach an einen PC der Zollbehörde, und er füllt alle
erforderlichen Formulare online aus. Das wird dann ausgedruckt, und der Polizeibeamte kontrolliert nur noch die Dokumente und die Formulare. Und schon haut er seinen Stempel rein, und alles ist erledigt (und das auch noch kostenlos). Wenn das überall so wäre, würde uns so mancher Weg erspart bleiben.

Während sich unser Captain also um die Formalitäten kümmert, spüle ich im Cockpit ab, und Marco wäscht im Bad Wäsche. Als ich dann einmal von meiner Spülerei aufschaue, trifft mich fast der Schlag. „Marco, schnell komm rauf. Unser Anker hat sich losgerissen, und wir hängen schon fast der Nachbarjacht drauf!“, rufe ich runter. Als wir gestern geankert haben, mussten wir es schon mehrmals probieren, da der Grund wohl nicht besonders gut hält (meistens sind dann Steine, oder Seegras Schuld daran, dass der Anker sich nicht eingraben kann). Da wir uns am Morgen gedreht haben, ist der Anker ausgebrochen, und konnte sich nicht mehr eingraben. Wir hatten noch ungefähr vier Meter bis zur Nachbarjacht. Während Marco nach oben gesprungen kam, machte ich die Maschine an, und fuhr ein Stück nach vorne. Damit war die größte Gefahr schon mal gebannt. Marco ging an die Ankerwinsch, wir holten den Anker auf, und setzten ihn erneut. Aber auch dieses Mal hielt er nicht. Also wieder rauf damit, und an einer anderen Stelle nochmal rein. Dieses Mal hält er, und wir sind heilfroh, dass wir nicht mit Franz an Land gegangen sind. Auch wenn ich ganz alleine gewesen wäre, ist es ziemlich schwierig, gleichzeitig am Steuerrad zu stehen, und den Anker zu bedienen. Gut, dass Marco da ist, und nochmal alles gut gegangen ist.

23.05.2019 Inselhüpfen auf den British Virgin Islands (BVIs)

23.05.2019 Inselhüpfen auf den British Virgin Islands (BVIs)

Michi

Die Überfahrt verlief dank niedriger Welle angenehm und schnell. Wir motor-segelten nördlich an den U.S. Virgin Islands St. Thomas und St. John entlang und erreichten kurz nach Mitternacht Great Harbour auf der Insel Jost-van-Dyke. Wir wunderten uns über die vielen Lichter, um beim Näher-kommen zu erkennen, dass es sich um zig Ankerlichter anderer Schiffe handelte. Wir fanden noch eine freie Stelle zum Ankern und fielen müde in unsere Kojen. Nach dem gemütlichen Frühstück fuhr Franz zum Einklarieren in den Ort, der nur aus einer Sandpiste, und einer handvoll Häusern bestand. Beim Einklarieren im Customs Office stolperte er über Stefan und Sybilla, die wir bereits in Provo kennengelernt hatten, und hier ohnehin wiedertreffen wollten. Die Freude war groß und wir wurden auf ihren Kat SAYA eingeladen. Vorher aber wollten wir noch einkaufen, bzw. nach einer SIM-Karte schauen. Das eine verkniffen wir uns angesichts der horrenten Preise, die SIM-Karte gab es nicht, und so erledigten wir unsere Korrespondenz in einer Bar mit Wifi. Da die BVI-Inseln vor drei Jahren Opfer eines Hurrikans waren, wurde seitdem nur ein Teil der Häuser wieder aufgebaut. Hinterhalb liegen noch viele Trümmer, und teilweise hausen die Menschen heute noch in Zelten. Viele Stege und Hafenanlagen wurden von der einhergehenden Flutwelle zerstört, und man sieht überall noch die Spuren dieser Katastrophe. Wie schrecklich muss das sein, sein ganzes Hab und Gut innerhalb von Minuten zu verlieren. Wieder einmal wird uns bewusst, wie gut es uns geht, und wieviel Glück wir täglich geschenkt bekommen.

Da es auch weder eine Tankstelle, noch eine Möglichkeit Wasser zu bunkern gab, verholten wir uns am Nachmittag in die Nachbarbucht White Sand Bay. Hier ist der Name das Programm, und entsprechend touristisch ging es auch zu. Nach einem kritischen Ankermanöver (weil die neu heruntergeladene Garmin-Karte auf dem Plotter plötzlich keine Tiefe mehr anzeigte) mit Grundberührung auf dem Riff konnten wir uns gerade noch zwischen die anderen Schiffe drängeln. Wir mussten erst einmal unseren Schreck überwinden, hatte es unser 24 Tonnen-Schiff doch tatsächlich sogar etwas hochgehoben, als wir auf einem Felsen aufgelaufen sind. Autsch! Es gibt nur zwei Einfahrten in das Riff, und irgendwie haben wir die verpasst. Als wir es gemerkt hatten, war es schon zu spät, und wir mussten uns rückwärts wieder aus dem Riff heraustasten. Schon kam ein hilfsbereiter Jachtie mit dem Dinghi angesaust, und half uns aus dem Schlamassel, indem er unser Heck mit dem Dinghi in die richtige Richtung drückte. Aber trotzdem war ein Felsen im Weg, und schon war es passiert. Ein krachendes Geräusch, das ganze Schiff erzitterte, wir waren auf Grund aufgeschlagen! Die Bewegung des Schiffs und die Richtung, aus der das Geräusch kamen, zeigte uns, dass der Kiel Grundberührung hatte. Wir tasteten uns gaaaanz langsam und vorsichtig weiter. Gleich darauf ein weiteres, kratzendes Geräusch, gepaart mit einer ruckartigen Bewegung am Ruder. Uns fuhr in diesem Moment der Schock durch die Glieder. Während wir uns unter größter Vorsicht weiter vom Riff hinaus ins freie Wasser tasteten, gingen uns tausend Gedanken über mögliche Schäden durch den Kopf. Als wir endlich in sicherem Wasser waren, begleitete uns unser Helfer mit seinem Schlauchboot, bis wir durch die Riffdurchfahrt in das innere Ankerbecken gelangt waren. Wir bedankten uns für seine Hilfeleistung und setzten unseren Anker. Nachdem wir das Schiff gesichert hatten, zog ich (Franz) mir unverzüglich die Tauchermaske an und sprang ins Wasser. Ich tauchte das komplette Unterwasserschiff ab und überprüfte es auf Schäden. Gottseidank haben wir ein stabiles Alu-Schiff, bei dem außer einigen Kratzern nix kaputt gegangen ist. Ein Joghurtbecher (GFK-Schiff) hätte hier bestimmt einen größeren Schaden erlitten. Wir dachten über unsere Fehler nach (wir hatten vorher die Karten des Plotters neu installiert. Bei dieser Karte entsprach die Durchfahrt nicht der realen Gegebenheit >In der Bucht waren Fahrwassermarkierungen angebracht, die in der Karte fehlten< und unsere zweite Karte hatten wir nicht studiert, weil es ja nur ums Eck war. Außerdem war der Kiel nicht ganz hochgepumpt), und schworen uns, in Zukunft noch konzentrierter und vorsichtiger zu sein.

Wir hatten einen sehr schönen Nachmittag und Abend auf der SAYA, wo wir uns gegenseitig viele Tipps für die jeweils bevorstehenden Ziele gaben. Stefan und Sybilla sind schon 4 Jahre in der Karibik unterwegs, und haben schon sehr viel gesehen und erlebt. Sie wollen evtl. nächstes Jahr in die Exumas, die wir wiederum schon kennen. So profitiert einer vom anderen, was sehr hilfreich und schön ist.

Am nächsten Morgen hatten wir einen schönen Segelwind, und Marco genoss es, am Steuer zu stehen, und zwischen den Inseln zu kreuzen.

Wir befinden uns hier in einem Becken, das fast ringsum von bergigen Inseln eingeschlossen ist. Das ist sehr angenehm, da sich keine hohen Wellen aufbauen, und immer Land in Sicht ist. Es gibt immer was zu schauen, und man muss, erstmals auf unserer ganzen bisherigen Reise, auch auf andere Schiffe aufpassen. Dieses schöne Segelrevier wird von sehr vielen Touristen mittels Charter-Schiffen erkundet, und es fahren viele Fähren zwischen den Inseln. Wir machten einen Tank-Stopp an der Westseite der Hauptinsel Tortola, und einen Einkaufs- und Wifi-Stop in der Haupstadt Road Town.  Auch hier, im Stadthafen von Road Town, der auch von den riesigen Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird, liegen noch heute viele Wracks, die beim Hurrikan zerstört worden sind. Zum Teil schauen nur noch die Masten aus dem Wasser.

Zum Übernachten wollen wir jedoch nicht im Stadthafen bleiben, und segeln noch eine Stunde weiter nach Süden. Dort befindet sich Peter Island, wo wir in die Little Harbour Bay einlaufen. Das Ufer ist umsäumt von steilen Hügeln, und auch der Meeresgrund fällt steil ab. Wir werfen unseren Anker, und rudern ca. 20 Meter an Land, wo wir unser Heck mithilfe einer Leine an einem Felsen fixieren, damit unser Anker beim Schwoijen des Schiffes nicht abrutscht. So liegen wir sicher und ruhig und lauschen beim Abendessen (es gibt leckeres Chili con Carne) den Nachtvögeln, und den wilden Ziegen, die hier überall im steilen Gelände herumsteigen. Der ohnehin atemberaubende Ausblick auf die umliegenden, bergigen Inseln wird durch einen dramatischen Sonnenuntergang hinter den Bergen noch verschönt, und wir sind einfach nur glücklich, hier sein und das erleben zu dürfen.

Am nächsten Morgen schwimmen Marco und ich erstmal eine Runde in der Bucht. Kaum sind wir im Wasser, als wir sehen, dass direkt neben unserem Schiff ein ganzer Schwarm der riesigen Tarpune nahe an der Wasseroberfläche schwimmt. Das sind die Fische, von denen wir in Colebra vermuteten, dass das Dinghi-Dock-Restaurant diese als Touristenfang anfüttert. Jeder einzelne von ihnen ist mindestens einen Meter lang, und wir schwimmen respektvoll an ihnen vorbei, aber sie glotzen uns nur mit ihren riesigen Fischaugen an.

Wir setzen unseren Weg Richtung Osten wieder kreuzend fort, als Franz plötzlich aufschreit: „Schaut mal, habt ihr das gesehen? Da ist ein Rochen mindestens zwei Meter aus dem Wasser gesprungen.“. Offenbar wurde der Rochen von einem Räuber gejagt, und ist in seiner Not aus dem Wasser gesprungen.

Auf Virgin Gorda, ganz im Osten der BVIs möchten wir uns The Baths ansehen, einen Nationalpark, in welchem riesige, runde Felsen wie Kieselsteine überall herumliegen, und tiefe Spalten, Höhlen und Grotten bilden. Wir beschließen, frühmorgens hinzufahren, da untertags viele Leute hier unterwegs sind. Also fahren wir um kurz nach 6 Uhr mit dem Dinghi los, und machen es an einer Abgrenzungs-boje fest. Man darf den Park nur schwimmend vom Meer her, oder vom Land aus über einen Zugangsweg betreten. Wir wussten nicht so recht, wo genau der Eingang zu diesem Grotten-System ist, und schwimmen zum Strand. Die Sonne schickt gerade ihre ersten Strahlen auf die bizarre Landschaft. Es sieht aus, als hätte ein Riese Glugger gespielt. Zwischen den glattpolierten Felsen können wir keinen Weg erkennen, und versuchen, kletternd unser Glück. Wir merken aber sofort, dass das nicht der richtige Weg sein kann, und kehren um. Franz, der Sturkopf, will aber unbedingt hier weiterklettern, und den Weg suchen. Marco und ich kehren zum Strand zurück, und erfahren von zwei einheimischen Schnorchlern, die hier Fische gefangen haben, dass der Eingang in der nächsten Bucht ist. Wir warten eine zeitlang auf Franz, aber der kommt nicht. „Was machen wir denn jetzt? Entweder er ist bis zur nächsten Bucht gekommen, dann sehen wir ihn, wenn wir mit dem Dinghi rüberfahren, oder er kommt irgendwann zurück, dann muss er halt warten, bis wir wiederkommen.“, sagt Marco, und wir entschließen, zum Dinghi zurück zu schwimmen, und in die andere Bucht zu fahren. Auf dem Weg schauen wir, ob wir ihn irgendwo in den Felsen sehen, aber ohne Erfolg. Also wieder Dinghi festmachen, und an Land schwimmen. Franz ist nirgendwo zu sehen, und auch hier versuchen wir, ihm entgegenzuklettern, scheitern aber nach einigen Metern, weil es einfach zu gefährlich ist. Wir gehen den Zugangsweg Richtung Parkplatz, und schauen dort von einer Restaurant-Terrasse herunter, können ihn aber auch hier nicht entdecken. „Hoffentlich ist ihm nix passiert.“, machte ich mir die größten Sorgen. Nachdem wir ihn auch in den Grotten nicht fanden, fuhren wir wieder mit dem Dinghi zur ersten Bucht zurück. Gottseidank, da sitzt er auf einem Felsen, und winkt uns zu. Er schwimmt zum Dinghi und erzählt: „Ich dachte, ich hätte einen Weg gefunden, und als ich erkannte, dass es doch keiner ist, konnte ich nicht mehr umdrehen. Ich war von einem Felsen heruntergesprungen, auf den ich jedoch nicht mehr raufklettern konnte. Also kletterte ich solange Richtung Inland weiter, bis ich an der Straße war. Dann ging ich an der Straße entlang zurück.“. Wie leichtsinnig, aber Hauptsache, es ist nichts passiert.

Nun fuhren wir zusammen zum Eingang des Grottensystems, und staunten nur so über die übereinandergewürfelten Felsen. Kein Künstler könnte die Felsen stilvoller kreuz und quer arrangieren. Immer wieder taten sich Höhlen und Öffnungen auf, und gleich danach schlüpfte man wieder durch Spalten, die so eng waren, dass man die Luft anhalten musste. Die Sonnenstrahlen durchfluteten an manchen Stellen die Grotten mit Licht, und das Meerwasser drängte sich bis in die hinterste Ecke. Wir waren ganz alleine, und genossen die ganz besondere Atmosphäre sehr.

Nach diesem schönen Erlebnis klarierten wir in Spanish Town aus, und verließen die BVIs Richtung Sint Maarten.

22.05.2019 Culebrita

22.05.2019 Culebrita

Michi

Gleich um die östliche Ecke von Culebra liegt die kleine Schwesterinsel Culebrita, die unbewohnt, aber landschaftlich sehr reizvoll ist. Gerade als unser Anker in der Tortuga Bay gefallen war, streckten auch schon drei Schildkröten rings um unser Schiff ihre Köpfe übers Wasser. Dieses war klar und türkis, die Bucht gesäumt von einem langen, weißen Sandstrand, und im Hintergrund trotzte ein Leuchthaus auf einem Hügel den Passatwinden. Wir wanderten auf einem Pfad, vorbei an einem Teich, durch das Buschwerk bis zum Leuchthaus. Die Vegetation ist in Culebra und hier, verglichen mit dem tiefgrünen Regenwald in Puerto Rico`s Hauptinsel, eher trocken. Es gibt niedrige, knorrige Bäume, viele Büsche und dornige Stauden. Auf unserem Weg mussten wir aufpassen, nicht auf eines der vielen Schneckenhäuser zu treten, die, von Einsiedlerkrebsen bewohnt, auf dem Boden umherhuschten. Je nach Größe des Krebses gab es die Schneckenhäuser in ganz klein bis ganz groß.

Zurück am Strand sahen wir ein Schild, welches ganz Culebrita als Nationalpark auswies, und auf die Schildkröten aufmerksam machte, die hier am Strand ihre Eier ablegen. Immer wieder sieht man sie beim Luftholen an der Wasseroberfläche, wo sie einige Zeit verweilen, um dann wieder abzutauchen. Die Bucht war noch von einigen anderen Booten und Tagesausflüglern besucht, die aber bis zum Abend alle wegfuhren, und uns diesen schönen Ankerplatz über Nacht alleine überließen.

Am nächsten Tag beobachteten wir beim Schnorcheln die Schildkröten, die am Meeresboden das Seegras mampften. Eine davon war gut 1 Meter lang und segelte elegant mit ihren Vorderbeinen durch das warme Wasser. Heute erkundeten wir das andere Ende der Insel, wo es eine Stelle gibt, an der das aufgewühlte Atlantikwasser durch eine Engstelle zwischen Felsen in mehrere, abge-schlossene Becken gespült wird. Hier kann man wie in einem Blubberbecken baden, und die kleinen bunten Fischchen, die völlig ohne Scheu um uns herum schwammen, beobachten.

Wir beschlossen, da der Wind nicht mehr so stark blies, die nächste Etappe gegenan in die British Virgin Islands in Angriff zu nehmen, und setzten unsere Segel nach dem Abendessen, um mit dem letzten Abendlicht die Bucht zu verlassen. Puerto Rico hat uns sehr gut gefallen, und wir bedauern, dass wir nicht mehr Zeit hatten, um diese grüne Insel mit den hunderten von Bergen im Inland, und den freundlichen Menschen zu erkunden. Marco hat einen sehr günstigen Flug am 01.06. in Guadeloupe ergattert, der uns leider den Zeitplan bis dorthin vorgibt. Auf seiner Reise durch die Insel hat er in einem verlassenen Ranger-Camp mitten im Dschungel in der Hängematte übernachtet, ist einen ganzen Tag mit einem Vogelkundler von einem Nationalpark zum anderen gefahren, traf beim Trampen hilfsbereite Menschen, die ihn in ihrem Alltag teilhaben ließen, und erkundete San Juan, die Hauptstadt. Aber wer weiß, vielleicht sind wir nicht zum letzten Mal hier, und erleben beim nächsten Mal ähnlich schöne Dinge.

17.-20.05.2019 Von Isla de Vieques nach Culebra

17.-20.05.2019 Von Isla de Vieques nach Culebra

Franz

An diesem Morgen nahmen wir uns vor, die Insel etwas zu erkunden und zu schnorcheln. So machten wir nach dem Frühstück und einem obligatorischen Morgenbad das Dinghi startklar, packten unsere Masken und Flossen hinein und fuhren an den Strand. In einiger Entfernung machten wir drei Personen aus, die anscheinend am Strand wanderten. Sonst war niemand weit und breit zu sehen. Nachdem wir unser Beiboot gesichert hatten, wanderten wir den Strand entlang. Bei einem Pergula- ähnlichen Unterstand gingen wir einen kleinen Pfad Richtung Inselinneres. Hinter halb der Überdachung befand sich eine Tafel. Darauf wurde sowohl in Spanisch, als auch in Englisch gewarnt, dass sich Sprengkörper auf der Insel befänden und bei Berührung mit einer Explosion zu rechnen wäre. Der weitere Weg war außerdem durch eine Absperrung verwehrt. Somit blieb uns nichts weiteres übrig, als unverrichteter Dinge zurückzukehren. Am Dinghi angelangt fuhren wir zu einem nahe gelegenen Riff, um dort zu schnorcheln. Beim Anlanden hatten wir Schwierigkeiten, das Boot an dem spitzen Riff nicht zu verletzen. Als wir uns dann die Flossen angezogen hatten und gerade durch das seichte Wasser zum Riff begaben, bemerkten wir hunderte von Seeigeln, welche uns umgaben. Schnell entschloss ich mich zur Umkehr, da das Verletzungsrisiko definitiv zu groß war. Da ein sicherer Platz zum Schnorcheln im näheren Umkreis nicht auszumachen war, brachen wir auch dieses Unterfangen erfolglos ab. Am Schiff angekommen, entschlossen wir uns kurzerhand, weiter zu segeln. Da die Marina, in der wir uns mit Marco verabredet hatten, nicht mehr weit war, und unser Sohn bereits dort angekommen war, brachen wir auf und setzten endlich wieder unsere Segel. Bei gutem Passatwind fuhren wir bei einem Halbwindkurs mit zeitweise flotten 7 – 8 Knoten Richtung Marina del Rej, einer der größten Marinas der Karibik. Dort angekommen, begaben wir uns zuerst zur Tankstelle. Leider konnten wir mangels nicht vorhandenen Wasserschlauchs (wir haben leider keinen eigenen Schlauch in der nötigen Länge an Bord) kein Trinkwasser bunkern. Danach ankerten wir außerhalb der Marina. Mit dem Dinghi fuhren wir uns an einen Steg und gingen dann zu Fuß in Richtung Rezeption. Auf dem Weg dorthin klingelte dann mein Handy. Am anderen Ende der Leitung war eine Angestellte der Marina, die uns mitteilte, dass unser Sohn dort auf uns wartete. Zu dritt verließen wir dann die Marina del Rej und gingen wieder an Bord von Aton. Wir hoben den Anker und fuhren die restlichen Meilen nach Culebra, der östlichsten Insel Puerto Ricos. Abends um 21:30 ließen wir schließlich in der Bucht Ensenada Honda unseren Anker fallen.

Culebra, was für eine Insel. Was sich am Vorabend bei unserer Ankunft bereits durch den ersten Anblick angekündigt hatte, bewahrheitete sich am folgenden Morgen. Die fast schon italienisch anmutende Silhouette der Häuser entlang der Uferpromenade wirkte tags darauf zwar nicht mehr so verspielt, aber immer noch ausgesprochen reizvoll. Wie hatten uns nahe der Engstelle der Insel niedergelassen, wo ein Kanal mit einer Straßenbrücke als Dinghi-Zubringer die Insel durchschnitt. Der Kanal  öffnete sich zur anderen Seite der Insel hin in den Atlantik, die Durchfahrt war von Mangroven gesäumt. Kleine Kneipen, eine Tankstelle und ein Supermarkt hatten hier eigene Anleger.

Wir ließen unser Beiboot zu Wasser und Michi mit Marco fuhren an Land, um zu Fuß das nähere Umfeld zu erkunden. Neben einer Reihe von Restaurants und Bars waren auch zwei kleine Supermärkte, sowie eine Tankstelle und etliche andere Läden in fußläufiger Entfernung zu erreichen. Alles wirkte sehr aufgeräumt und liebevoll hergerichtet. In unserer Navigations-App konnten wir nachlesen, dass dieser Ort vom letzten Hurricane sehr übel zugerichtet wurde. Als wir aber nun die Gegend durchstreiften, war fast nichts mehr davon zu sehen. Um nun einen Vergleich unserer bisherig, kontroversesten Orte in Puerto Rico herzustellen, nämlich Boqueron (sehr touristisch) und Puerto Real (ein ursprüngliches Fischernest), liegt Culebra genau in der Mitte. Zum Einen ist es liebevoll hergerichtet und sehr ruhig, zum Andern aber natürlich auch dem Tourismus unterworfen, da nahezu alles vom Fremdenverkehr lebt. Ich denke dennoch, dass hier eine gesunde Mischung gefunden wurde. Die deutlich höheren Lebenshaltungskosten gegenüber Puerto Real muss man allerdings erst mal schlucken.

Nach der ewig langen Motorfahrt rund um Puerto Rico genossen wir nun die Zeit hier in Culebra aus vollen Zügen. Nachdem wir mit einem Blick auf die Wettervorhersage sahen, dass wir die nächsten drei Tage starken Passat anstehen hatten und somit an eine Überfahrt in Richtung British Virgin Islands in diesem Zeitraum nicht zu denken war, konnten wir uns ganz und gar auf das hier und jetzt konzentrieren. Nachdem wir unsere Vorräte in einem der beiden Supermärkte aufgefüllt hatten, schlenderten wir durch die malerischen Gassen mit den pittoresken Häusern. Die kleinen Vorgärten wurden eingerahmt von exotischen Blumen und Zierpflanzen, die bei uns in Töpfen gezogen werden, hier aber frei im Boden gepflanzt, enorme Ausmaße erreichten. Dominierend waren auch hier die riesigen Mangobäume. Der Boden unter ihnen war übersäht von Fallobst. Überall huschten auch kleine und große  Nachdem wir, geschwächt von der Wanderung und dehydriert von der Hitze an unserem Dinghi wieder angelangt waren, gönnten wir uns ein kühles Bier an einem Restaurant, namens „Dinghi Dock“. Als ich gerade dabei war, unsere Bestellung beim Ober aufzugeben, wurden wir auf einige Gästen des Lokals aufmerksam, die gebannt ins Wasser blickten (die Tische des Restaurants standen auf einer Terrasse direkt am Wasser). Als wir dann an den Rand der Terrasse gingen und in das klare Wasser blickten, sahen wir auch den Grund dafür: Vor uns schwammen eine Reihe von mehr als einen Meter großen Tarpon Fischen. Diese werden anscheinend vom Personal des Restaurants gezielt angefüttert und sind somit eine Art Showeinlage dieses Etablissements.

Beim Sonnenuntergang nahmen wir Abschied und segelten im silbrigen Vollmond-Licht zur östlich vorgelagerten Insel Culebra.