Autor: Aton-Crew

Was für eine Nacht

Was für eine Nacht

Nach einigen Tagen geht es weiter nach Union Island. Da ein schöner Segelwind bläst, legt sich Aton ins Zeug, und wir segeln mit schönem Halbwindkurs bis zu 10 Knoten schnell. Das macht Spaß! Wir kommen spätabends an, und ankern hinter mehreren anderen Yachten in der Bucht von Fregate Island, von wo aus wir am nächsten Tag mit dem Bus zum Einklarieren fahren wollen. Der Wind nimmt noch zu und zerrt an Aton; die Ankerkette ist voll gespannt, und wir sind froh um unser Ankergeschirr mit den Stoßdämpfern und dem Bridel, einem Haken, mit dem man die Ankerwinsch entlasten kann. Seitdem wir dies benutzen, hat das Geknarze des Ankerentlastungsseils endlich ein Ende, und wir können in Ruhe schlafen.

Der Wind heult die ganze Nacht, und als ich um drei Uhr Früh zur Kontrolle aus unserem Schlafzimmer-Dachfenster schaue, trifft mich fast der Schlag. Wir sind ungefähr 200 Meter nach hinten versetzt und haben den großen Fischertrawler, der hinter uns lag, nun neben uns. „Schnell Franz, wir müssen den Anker aufholen, der hält nicht.“, wecke ich Franz auf, und der ist sofort hellwach. Er hastet schnell zum Steuerstand, und ich mache mich bereit für ein nächtliches Ankermanöver. Gottseidank sind wir mittlerweile schon so eingespielt, dass dies auch bei Dunkelheit und lauten Windgeräuschen funktioniert, denn eines unserer beiden Funkgeräte, die wir zur Kommunikation zwischen Bug und Steuerstand beim Ankern immer genutzt haben, hat den Geist aufgegeben. „Da vorne ist eine Boje zwischen den anderen Yachten frei. Wir versuchen, sie aufzunehmen, ankern will ich hier nicht mehr.“, ruft mir Franz zu und nimmt schon Kurs auf die Boje. Mir ist ein bisschen mulmig dabei, weil die anderen Boote so nah an der Boje stehen, aber ich habe keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich richte meine Leine her, die ich durch das Auge der Boje fädeln muss. Hierfür muss die Boje mit einem Bootshaken gefasst und an das Boot herangezogen werden. Das ist schon am Tag und ohne Wind nicht ganz einfach. Als wir uns der Boje nähern, bekomme ich sie mit dem Bootshaken zu fassen, und ziehe unsere Leine durch, aber Franz kann Aton nicht aufstoppen, weil der starke Wind uns vertreibt. Ich kann die Leine nicht schnell genug festmachen, und sie gleitet mir wieder aus der Hand. „Vorsicht, die Leine!“, rufe ich, und versuche, die lange Leine möglichst schnell einzuholen, aber es ist schon zu spät. Franz kann den Motor nicht in den Leerlauf stellen, weil uns der Wind sonst in die anderen Boote treibt, und es kommt, wie es kommen musste. Die Leine wird vom Propeller angesaugt, und wickelt sich darum. Mit einem harten Ruck kommt der Motor zum Stehen und wir treiben antriebslos zwischen den anderen Booten, und immer näher auf einen Katamaran zu. „Schnell, die Genua ein Stück raus“, schreit Franz geistesgegenwärtig, und zieht schon an der Genua-Schot. Gerade noch im letzten Moment bevor wir den Kat rammen, fährt der Wind in das Stück Genua und Franz manövriert uns aus den ankernden Booten auf die offene See hinaus. „Uff, das war knapp.“. Aber was jetzt?

„Wir müssen vor der Insel auf und ab segeln, bis es hell wird. Dann sehen wir weiter.“, entscheidet Franz. Gottseidank befinden wir uns auf der windabgewandten Westseite von Union Island, somit ist keine Gefahr, dass uns der Wind in Richtung Land drückt. Wir segeln also mit unserer gerefften Genua die Insel rauf und runter und wieder rauf. Dabei müssen wir beim Umkehren jedes Mal halsen, weil wir aufgrund des fehlenden Antriebs nicht in den Wind fahren können, und keine Wende hinkriegen. „Wir entfernen uns immer weiter vom Land, weil der Wind und die Strömung uns wegdrücken.“, stelle ich fest. „Mit dem Großsegel könnten wir hart am Wind besser manövrieren, und Richtung Land segeln, aber das kriegen wir nicht hoch, weil wir das Schiff ohne Motor nicht in den Wind stellen können.“, antwortet Franz. „Vielleicht kann uns irgendjemand helfen. Ich setze jetzt einen Pan Pan – Ruf ab.“, entgegne ich. Das ist ein Hilfe-Ruf bei einer noch nicht lebensbedrohlichen Gefahr, der mit dem Funkgerät abgesetzt wird. „Pan Pan Pan, this is sailingvessel ATON. We`re drifting west of Union Island and are unable to manouver.” Immer wieder rufe ich, bis sich endlich jemand meldet. Er ist aber leider nicht in der Nähe, und kann nicht wirklich helfen. Aber er spricht mir Mut zu, und empfiehlt mir, später nochmal zu rufen, wenn die Leute aufstehen.“. Also segeln wir weiter; wenigstens gibt es nur wenig Welle, und der Wind hat etwas nachgelassen. Ich funke noch einige Male mit ihm, aber sonst meldet sich niemand.

Und so geht es vor Union Island  wieder runter und wieder rauf. Mittlerweile ist es fünf Uhr, und man kann die Dämmerung schon erahnen. „Ich lass jetzt das Dinghi runter, und versuche, uns zu ziehen.“, entscheidet Franz, um irgendwas zu machen. Gesagt, getan. Aber das ist gar nicht so leicht. Das Dinghi tanzt in den Wellen, und es dauert eine ganze Zeit, bis Franz eine Leine, die ich ihm runterlasse, im Dinghi festmachen kann, und versucht, Aton zu ziehen. Darüber lacht Aton nur. Sie ist viel zu träge und zu schwer, und unser Dinghi-Motor viel zu klein. Nicht nur einmal klatscht er gegen die Bordwand und muss höllisch aufpassen, dass er die Zugleine nicht auch noch in den Dinghi-Propeller einfährt. Nach 15 Minuten gibt er es auf, und kommt wieder an Bord. Ich bin sowas von froh, meinen Skipper wieder an Bord zu haben.

„Wir probieren das mit dem Großsegel jetzt einfach mal aus“, beschließt Franz anschließend. Also versuche ich, Aton in den Wind zu stellen, aber es gelingt nicht ganz, und das Großsegel bleibt mit den Latten in der Aufhängung des Lazy Jack (der Sack, in dem das Großsegel auf dem Baum liegt) hängen. Also wieder zurück, und nochmal probieren, aber es geht auch nicht besser. Ausge-
rechnet jetzt hat der Wind auch nachgelassen, so dass unsere Geschwindigkeit nicht reicht, um ganz in den Wind zu schießen. Erst als ich abfalle, und eine Böe abwarte, mit der ich etwas schneller werde, komme ich soweit in den Wind, dass Franz das Segel wieder ein Stück höher bekommt. Nach mehreren Versuchen ist es geschafft. Mit dem Großsegel können wir nun einen Kurs hart am Wind segeln, und nähern uns mit jedem Schlag dem Land schnell wieder an.

Nun heißt es, unter Segel in die Chatham Bay einzulaufen, und dort zwischen den anderen Yachten den Anker zu werfen. Gottseidank ist nicht allzu viel los. Da der Wind unter Landabdeckung jedoch einfällt, werden wir immer langsamer und schaffen es gerade noch, einen Platz mit genügend viel Abstand zu den anderen Booten zu erreichen. Ich werfe den Anker und bete, dass er hält, denn sonst sind wir verratzt. Er hält!

Uns fällt ein Stein vom Herzen, und wir sind einfach nur froh, dass wir wieder mal Glück gehabt haben, und nichts passiert ist. Also aufregend ist so ein Segler-Leben schon. Da braucht man manchmal wirklich starke Nerven. Übrigens sprechen uns am nächsten Tag zweimal Leute an, ob wir das waren, die da im Funk den Pan Pan – Ruf abgesetzt haben. Sie hätten es gehört, und haben sich gedacht, wie ruhig und cool ich da gesprochen habe. „You`ve made a good job!“. Nat toll, vielleicht hätte ich aufgeregt stammeln sollen, damit mir jemand antwortet?

„So, und wie kriegen wir jetzt die Leine wieder vom Propeller?“, fragen wir uns. Mein Gesprächs-partner der Nacht meldet sich nun auch wieder, und fragt, wie es uns ergangen ist. Er rät mir, die Küstenwache zu rufen, die können eventuell helfen. Es dauert nicht lange, und da ruft mich die Küstenwache schon auf dem Funk. Die haben uns die ganze Zeit belauscht! Sie fragen, wo wir genau sind, sie wären schon auf dem Weg. Da frag ich mich schon, warum die sich nicht gemeldet haben, als wir draußen rumgedriftet sind. Die haben doch bestimmt auch eine Nachtschicht. Hatten die keine Lust?

„Ich fahr mit dem Dinghi einfach mal die anderen Boote ab. Da hat bestimmt jemand eine Taucherausrüstung.“, sagt Franz. Und gleich beim ersten Katamaran hat er Glück, na also. Zwei junge, nette Briten kommen mit ihrer Taucherausrüstung rüber und in null Komma nix ist der Taucheranzug angezogen. In diesem Moment trifft auch schon die Küstenwache mit mindestens sechs Leuten ein. Sie warten noch seelenruhig, bis unser Taucher (der das übrigens ohne jegliche Gegenleistung gemacht hat), die Leine vom Propeller gefuffelt hat, und kommen dann an Bord. Sie kontrollieren alle Papiere, und fragen nach Waffen. Als ich sage, wir haben keine, frägt er mich glatt ganz ungläubig, warum nicht, und wie wir uns dann verteidigen. Ich sage, ich will nicht auf Menschen schießen, und dass wir eine Steinschleuder an Bord haben.“. Die ist besser als nix“, sage ich. Die drei Beamten an Bord schauen sich verblüfft an, und wollen die Schleuder sehen. Ich zeige sie ihnen, und auch die Munition, nämlich Glaskugeln, finden sie sehr faszinierend. Sowas haben sie wohl auch noch nicht erlebt, und sie sind ziemlich belustigt. Sie wünschen uns noch viel Glück, und sind wieder weg.
Gottseidank springt der Motor gleich an, und anscheinend ist nix kaputt.

Carriacou

Carriacou

Michi

Das Dorf, das sich entlang unserer Ankerbucht in Carriacou zieht, ist ganz auf die Segler eingestellt. Es gibt viele Bars, einen großen Supermarkt, einige Restaurants und viele Straßenstände. Alles natürlich wieder in quietschbunten Farben.

Wir fahren mit dem Maxi Taxi in die Hauptstadt, Hilsborough, die eigentlich nur ein großes, geschäftiges Dorf ist. Mit einer anderen Buslinie geht`s weiter auf die andere Seite der Insel. Dort steigen wir im verschlafenen Windwards aus. Hier, auf der windzugewandten Seite Carriacous, ankern nur einige Jachten. Es ist ruhig und es gibt nicht viel zu sehen. Wir bewundern ein Wrack, das sich die Natur sowohl über, als auch unter der Wasseroberfläche zurück erobert hat.

Auf der Heimfahrt unterhalten sich zwei ältere Männer im Maxi Taxi offensichtlich über Kochrezepte. Auch der Busfahrer schreit von ganz vorne nach ganz hinten seine Kommentare dazu. Das ist wieder einmal sehr kurzweilig.

In Carriacou treffen wir auch das deutsche Paar Werner und Tina wieder, die wir schon in der Prickly Bay in Grenada getroffen haben. Sie besitzen auch eine Ovni, allerdings eine viel neuere, die wesentlich breiter, und somit viel geräumiger ist, als unsere alte Lady. Zusammen unternehmen wir eine Wanderung auf einen Aussichtsberg. Wir gehen auf einem schönen, schattigen Weg, wo wir eine große und eine ganz kleine, hübsche Landschildkröte sehen. Oben angekommen bietet sich uns eine spektakuläre Aussicht, und auf dem Rückweg durchwandern wir einen wunderschönen Wald. Hier gibt es überall knorrige, alte Bäume, Orchideen, und baumgroße Kakteen.

Grenada

Grenada

Michi

Nach einer, wieder einmal sehr schönen, Nachtseglerei kommen wir morgens in Grenada an. Da wir wissen, dass unsere südafrikanischen Freunde, Wendy und John, in der Prickly Bay ankern, entschließen wir uns, sie dort zu besuchen. Wir finden sie auch schon bald inmitten unzähliger anderer Jachten, und die beiden kommen gleich mit dem Dinghi rüber. Wendy steckt mir einen Geldschein der hiesigen Währung zu, da sie weiß, dass wir Bargeld zum Einklarieren brauchen, und vorher keinen Bankautomaten beanspruchen können, weil keiner in der Nähe ist. So sind Segler, helfen, wo sie nur können.

Am nächsten Morgen unterstützen wir unsere Freunde, und viele weitere Südafrikaner, als ihre Rugby-Mannschaft gegen England im Weltmeisterschafts-Finale steht. Die Südafrikaner gewinnen, und dementsprechend ist die Stimmung. John hisst eine riesige Südafrika-, eine Springbock- und eine Stammes-Flagge auf seinem Mast. Da es das erste Mal überhaupt ist, dass die Mannschaft einen schwarzen Kapitän hat (der übrigens aus derselben Stadt wie John und Wendy, nämlich Port Elizabeth kommt), erhoffen sie sich, dass dieser Sieg, ähnlich wie bei der Fußball-WM in Deutschland, das Land zusammenrücken lässt. Sie sehnen sich nach Frieden und Sicherheit, und hoffen alle, dass sie irgendwann wieder in ihr wunderschönes Land zurückkehren können.

Wir verbringen die nächsten Tage mit Shopping-Touren, machen eine Bierprobe in einer kleinen Brauerei, fahren in die Hauptstadt, St. Georges, und besuchen mit John und Wendy einen hash im Norden der Insel. Das ist so eine Art Volkslauf, bei dem es eine große Jogging-Runde, sowie eine mittlere und kleine Wander-Runde gibt. Ich gehöre natürlich zu den Joggern, was in der Hitze schon eine Herausforderung ist. Franz schließt sich den anderen in der mittleren Wander-Runde an. Die Route geht über Stock und Stein, mal am Strand entlang, mal über Wiesen, steile Hügel hinauf und hinunter, und mehrmals sind Flüsse zu durchqueren. Ich bin überrascht, dass ich nach einigen Kilometern, obwohl ich mangels Gelegenheit wirklich nicht gerade gut in Form bin, mehr und mehr Männer überhole, die zwar schnell angefangen haben, nun aber ins Laufen übergegangen sind. Irgendwann bin ich zusammen mit vier anderen Männern in einer Gruppe, und wir müssen die Strecke anhand von Papierschnipseln, die als Wegweiser hier und da auf den Boden gestreut wurden, suchen. Aber es klappt ohne Verlaufen, und am Schluss komme ich als zweite Frau ins Ziel. Franz kommt ebenfalls nass (durch den Fluss und den Schweiß) und glücklich ins Ziel und wir schauen den armen hush-Erstlingen zu, die eine Bierdusche bekommen. Dies ist ein Brauch, von dem uns vorher erzählt wurde, und deswegen wir uns nicht als hush-Anfänger zu erkennen gegeben haben. Gottseidank, denn es gibt keine Duschen hier.

Wir machen auch einen Ausflug zu den Annandale-Waterfalls, die zwar schön an einer tropisch be
wachsenen Felswand runterrauschen, aber leider, wegen eines gerade ankernden Kreuzfahrt-Riesen, total überlaufen sind. Einige Meter vom Wasserfall entfernt, geht ein Pfad in den Regenwald, dem wir eine zeitlang folgen. Hier ist kein Mensch, und wir genießen die Natur und die Ruhe.

Wenn man auf den Inseln von A nach B gelangen will, fährt man am Besten mit den Mini-Bussen, auch Maxi-Taxi genannt, die bestimmte Bus-Linien abfahren. Das sind Kombis mit bis zu 16 Sitzen, die halten, wenn man ein Handzeichen gibt. Es ist superbillig und sehr unterhaltsam, weil man mit vielen Einheimischen in Kontakt kommt. Manchmal wird es recht kuschlig – wir sind auch schon mal 21 Mitfahrer gewesen. Dabei wird immer mehr zusammengerutscht, Kinder und Gepäck auf den Schoß genommen, und der Letzte musste da sitzen, wo der Abfalleimer stand, und den Eimer auf den Schoß nehmen. Wenn einer von ganz hinten aussteigen will, müssen erst alle anderen raus, und dann alle wieder rein. Aber man kommt für wenig Geld ziemlich weit rum.

Wir erkunden auch noch die ruhigere St. David`s Harbour. Wir treffen einen Fischer, der sich gerade eine Brotzeit aus Seeigeln kocht.

Auch Calivigny Harbour, ein rundum eingeschlossenes Inlet mit schönen Häusern und Gärten, gefällt uns mit seinen angrenzenden Hügeln sehr gut. Leider lädt das Wasser hier nicht zum Schwimmen ein, weil es durch den fehlenden Austausch nicht sehr schön ist. Aber sonst ist es hier sehr ruhig und schön. Beim Landgang denken wir nicht an die Tide, und unser Dinghi wird unter dem Steg eingeklemmt. Der Motor übersteht es gottseidank, aber die Paddel brechen. Notdürftig werden diese mit Bordmitteln verstärkt, genietet und geklebt und sind dadurch wieder einsatzfähig.


Wir sind schon sehr aufgeregt. Unser Sohn Daniel und unsere zukünftige Schwiegertochter Alexandra besuchen uns in Grenada. Wir verbringen die Zeit bis zu ihrer Ankunft damit, das Schiff zu reparieren. Ja, ja, wenn unsere Lesergemeinde meint, wir lägen nur faul rum und lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen, dann habt ihr euch aber sehr getäuscht. An einem Schiff gibt es immer etwas zu reparieren. Und wenn es bald 30 Jahre alt ist wie unseres, dann erst recht. Kurz nach unserem Auslaufen aus Trinidad haben wir Probleme am Lenkgestänge feststellen müssen (die Lenkung hat immer mal einen harten Punkt, an dem nur mit einer ruckartigen Bewegung das Weiterlenken möglich ist). Eine blockierende Lenkung ist aber sowohl auf dem Wasser, als auch an Land ein nicht tolerierbares Manko. Außerdem ist eines Morgens der Kühlschrank nicht mehr kalt. Eine augenblicklich durchgeführte Fehlerdiagnose ergab als Resultat ein nicht funktionierendes Thermostat. Da dieses hier in Grenada nicht zu beschaffen ist, müssen wir es aus Deutschland herschaffen ( obwohl das Ersatzteil auf der Nachbarinsel Trinidad vorhanden war, ist der Versand von Deutschland schneller und preiswerter).

Als Daniel und Alex ankommen, zeigen wir ihnen die Hauptstadt, St. Georges, wo wir den hübschen Altstadt-Hafen, das Schokoladen-Museum (die Schoko-Rum-Kugeln im dortigen Cafe sind sensationell), und den Fisch- und Gemüse-Markt besuchen. Wir kochen zusammen mit Michael, einem einheimischen Koch, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt und dort ein Restaurant hat. Er hat uns in sein Haus eingeladen, wo es leckeren Mahi-Mahi mit viel Gemüse, Kochbananen und Süßkartoffeln, sowie einer sagenhaften Krebs-Soße gibt. Zum Nachtisch steuern wir Dampfnudeln mit Vanille-Soße bei. Karibik trifft Deutschland. Lecker!

Außerdem testen wir unser aufblasbares Kayak, das wir tags zuvor von einem anderen Cruiser geschenkt bekommen haben. Es ist genau das, wonach wir schon immer Ausschau gehalten haben, und wir sind froh, dass wir uns gleich auf das Angebot in der frühmorgendlichen Cruiser-Funk-Runde gemeldet haben. Glück gehabt.

Auf unserem Weg in den Norden besuchen wir noch den Unterwasser-Skulpturen-Pfad, und sind begeistert von Ronde Island. Dort ankern wir direkt an einer Küste, wo man fantastisch schnorcheln kann. Franz und ich sehen unter anderem eine ganze Gruppe von Sepien, die witzigerweise nicht hintereinander, wie andere Fische, sondern schön aufgereiht nebeneinander schwimmen. Weiter geht es nach Carriacou, von wo aus Daniel und Alex mit der Fähre wieder zurück nach Grenada fahren.

 

Tobago

Tobago

Michi

Nachdem wir endlich mit den Vorbereitungen für die Weiterreise fertig sind, legen wir nachmittags ab und motoren zur nächst gelegenen Insel, der Monos Island. Dort ankern wir in einer hübschen Bucht, die wir uns mit einem Katamaran teilen. Leider wird die Idylle durch eine Menge an Plastik und Müll, der im Wasser schwimmt, getrübt. Das Trinidad gegenüberliegende Orinoko-Delta in Venezuela, spült Massen an Müll ins Meer, der erstmal nach Trinidad treibt. Es ist schockierend, zu sehen, wie arglos Menschen ihren Müll im Wasser entsorgen, der dort immer mehr wird.

 

Am nächsten Morgen motoren wir um die Ecke Trinidads, setzen die Segel, und segeln an der Nordküste Richtung Osten entlang. Es ist so schön, endlich wieder den Wind zu spüren und über die Wellen zu rauschen. Wir genießen die Fahrt, und ankern in der großen Maracas Bay, wo wir abends endlich wieder unser erstes Bad im Meer nehmen, und unsere neue Außendusche ausprobieren. Wir haben sogar warmes Wasser und eine Einhebelmischbatterie! Außerdem muss ich nun nicht mehr in einem Schäffchen mit Salzwasser abspülen, sondern kann ganz normal in der Küche mein Geschirr spülen, wenn wir den Motor anhatten, sogar mit warmem Wasser, wenn der Motor gelaufen ist. Welch ein Luxus!

 

Am nächsten Morgen geht es ganz früh los, und wir segeln in das Morgenrot hinein. Es ist wieder einmal ein tolles Erlebnis, die Farben der aufgehenden Sonne zu beobachten, und wir genießen dieses Schauspiel.


Die Küste ist bergig und mit tiefgrünem Regenwald bewachsen. Plötzlich taucht eine Delfin-Flosse neben Aton auf, und als wir an den Bug laufen, sehen wir mindestens 10 bis 15 große Tümmler, die unseren Bug zum Spielen nutzen. Manche legen sich auf die Seite, um uns anzusehen, und einer klatscht mit seinem Schwanz immer wieder aufs Wasser, so als wollte er uns grüßen. Sie schwimmen ca. 20 Minuten mit Aton um die Wette und wir sind glücklich, das erleben zu dürfen. Am Ostende Trinidads setzen wir unseren Kurs Richtung Norden, wo wir nach einigen Stunden den Westen Tobagos erreichen. Wir ankern zwischen einigen anderen Schiffen und fahren mit dem Dinghi an den Strand, um dort den Bus in die Hauptstadt, Scarborough, zu nehmen.

 

Wir erledigen die Anmeldung im Customs- und Immigration-Büro am Hafen (obwohl Trinidad und Tobago faktisch ein und dasselbe Land sind, muss man sich in Trinidad ab- und in Tobago anmelden) und haben noch Zeit, ein bisschen einzukaufen, bevor wir mit dem Bus wieder zurückfahren. Franz kümmert sich um das Leck am Seestrainer und um den Außenborder, der immer noch ein bisschen zickt. Außerdem muss er noch ein elektrisches Problem lösen, das bei der ersten Inbetriebnahme des Watermakers aufgetreten ist. Aber er kann alle Probleme soweit beheben, und es kann weiter gehen.

 

Wir segeln um das Nord-West-Kap und probieren den Watermaker erneut aus, und nun funktioniert alles wunderbar. Wir füllen einen unserer drei Wassertanks mit entsalztem Wasser (der Watermaker entzieht dem Meerwasser über das Umkehr-Osmose Prinzip das Salz sowie andere Schwebstoffe), und ankern in der Buccoo Bay. Am nächsten Tag möchten wir gerne das Kap, Pidgeon Point, besuchen. Wir müssen großzügig das vorgelagerte Riff umrunden, ankern, und gehen mit dem Dinghi an Land. Hier gibt es ein sehr gepflegtes Freizeitgelände mit einem schönen Strand, vielen Hütten, Essensständen und Picknick-Tischen. Da wir früh dran sind, genießen wir das karibische Flair fast alleine und gehen später noch im Riff schnorcheln.

Danach setzen wir unsere Segel und weiter geht’s die Nordküste entlang. Wir gehen in der idyllischen English Man Bay vor Anker. Hier sind wir alleine vor einem palmengesäumten goldgelben Sandstrand. Ein kleines Restaurant ist das einzige Gebäude, sonst nur Berge und Regenwald. Seeräuberfeeling pur!

Da es hier so schön ist, beschließen wir, einige Tage zu bleiben und machen uns am nächsten Morgen auf, um die Insel zu erkunden. Wir folgen der Straße Richtung Norden bis zum nächsten Ort. An einem Berghang steht eine kleine Kneipe, von wo wir einen wunderschönen Blick auf den Naturhafen und den Ort unter uns, und die umliegenden Berghänge haben. Direkt unter der Aussichts-Terrasse steht ein gelb blühender Busch, an dem ein Kolibri um die Blüten schwirrt, und im Fliegen Nektar saugt. Im Ort angelangt, folgen wir einem Pfad in den Regenwald, der uns, vorbei an haushohen Bambus-Stauden, schon bald an einen idyllisch gelegenen Wasserfall führt. Wir können nicht widerstehen, und nehmen ein Bad im frischen, glasklaren Wasser. Das ist in diesem feucht-heißen Klima und dem bieselwarmen Meerwasser mal eine richtige Erfrischung. Das tut soooo gut!!

In der Bloody Bay beobachten wir, wie Fischer ein riesiges Netz per Hand an den Strand ziehen. Anfangs sind sie nur zu dritt, dann kommen nach und nach immer mehr hinzu und ziehen mit, auch Franz hilft fleißig. Als das Netz nach ungefähr einer Stunde endlich komplett eingeholt ist, sind wir maßlos enttäuscht: nur eine Handvoll Fische zappeln im Netz. Auf meine Nachfrage hin antwortet mir ein Fischer, dass halt manchmal mehr und manchmal weniger Fische in der Bucht sind. Na dann kann man ihnen nur wünschen, dass nächstes Mal wieder viele da sind, denn sonst kann niemand davon leben.

Endlich wieder im Wasser

Endlich wieder im Wasser

ATON

Nachdem ich nun 4 Monate auf dem Trockenen gestanden habe, und von oben bis unten gewartet, um- und angebaut, geschliffen, lackiert und aufgehübscht wurde, ist es allerhöchste Zeit, wieder ins Wasser zu kommen. Ich fühle mich schon gar nicht mehr wie ein Schiff nach dieser langen Zeit. Auch meine Crew ist schon ganz aufgeregt, dass es nun endlich wieder weiter gehen soll. Am vereinbarten Launch-in-Termin kommt der Transportwagen der Marina, und holt mich ab. Der Chef der hier ansäßigen  Schiffsausbau-Firma fährt vorbei, hält extra an, und ruft Franz und Michi zu: „Almost to pretty, to go in the water!!“ (Fast zu hübsch, um ins Wasser zu gehen.). Das geht natürlich runter wie Öl, denn tatsächlich sieht man mir mein Alter nicht an, und es gibt auch weit und breit kein zweites Schiff mit ähnlich hübschen Flanken wie mich. Der Lack ist auf Hochglanz poliert, und Michi und Daria, eine argentinische Freundin, haben das Deck den ganzen Tag lang geschrubbt und geputzt.

Der Lift schlingt seine Schlaufen um meine Hüften und hebt mich ins Wasser, wo Franz als erstes kontrolliert, ob auch die erneuerten Seeventile (Wasserdurchlässe unter der Wasserlinie) dicht sind. Und tatsächlich entdeckt er ein kleines Leck am Seestrainer (der Seewasserpumpe), der neu eingebaut wurde. Franz verschließt dieses Seeventil, um es später noch abzudichten. Dann werden die Schlaufen gelöst, und ich schwimme endlich wieder im Salzwasser. Herrlich!!

Wir gehen an den Marina-Steg, aber als wir endlich festgemacht haben, zieht ein übles Gewitter mit Blitz und Donner heran. Franz hat Angst, dass mich die auflaufenden Wellen auf das Dock drücken (so wie es Wochen vorher tatsächlich einigen Schiffen ergangen ist), und wir legen wieder ab und gehen an eine Boje. Das Gewitter verzieht sich und wir genießen alle den ersten Sonnenuntergang im Wasser.
Hier sind wir nun sicher und bleiben noch über das Wochenende, um alles für die Weiterreise vorzubereiten. Ich kann es nun gar nicht mehr erwarten, endlich wieder meine Segel zu blähen, und durch die Wellen zu pflügen.

Juni 2019 – Dezember 2019 Zeit für eine Auffrischung

Juni 2019 – Dezember 2019 Zeit für eine Auffrischung

Franz

Aton ist nun in einer Marina in Trinidad aus dem Wasser gehoben worden und steht auf Böcken zwischen einer ganzen Reihe von anderen Jachten. Hier werden nun für die nächsten Monate eine Vielzahl von Servicearbeiten, Instandsetzungsarbeiten, Umbauten, Neuinstallationen und notwendig gewordenen Lackarbeiten verrichtet. So sieht es hier aus:

Servicearbeiten: Hier müssen, ähnlich einem Auto, Systeme wie der Hauptantriebsmotor, der Generator, die Winschen, die Wasserfilter, diverse Pumpen, Rolleinrichtungen und viele, viele andere Dinge gewartet, sowie Verschleißteile ausgetauscht und bewegliche Teile gefettet und geprüft werden. Damit nichts vergessen werden kann, habe ich mir hierfür eine schiffseigene Serviceliste erstellt.

Instandsetzungsarbeiten: Nachdem unser Außenbordmotor im Meer baden gegangen war (wir berichteten), musste dieser wieder zum Leben erweckt werden (eine sehr heikle Angelegenheit). Nach einer Grundberührung in den BVI´s (wir berichteten), ging die Betätigung der hydraulischen Hubbetätigung unseres Kiels nur noch sehr schwer. Deswegen befürchte ich hier eine Deformation an der Kielaufhängung bzw. der Hydraulik. An der Rollreffanlage unseres Genuasegels hatten wir bereits in den Exumas ein schwergängiges Lager festgestellt. Dieses musste entweder ausgetauscht oder instandgesetzt werden.

Umbauarbeiten: Bereits beim Kauf unserer Aton sind mir die, teils sehr unfachmännisch ausgeführten, Elektroinstallationen aufgefallen, welche ich zu einem kleineren Teil bereits in Florida, vor unserem „in See stechen“ in meinem Sinne behoben habe. Nun ging es an den deutlich größeren Teil. Hierfür muss der Aktuator des Autopiloten von seinem derzeitigen Einbauort, dem Steuerbordlazarett (ein großer Stauraum unter der Steuerbordsitzbank im Cockpit), in einen ungenutzten Raum unterhalb der Steuersäule verlegt werden. Das Resultat wäre eine Verdoppelung des Stauraums im Lazarett. Außerdem muss die komplette Verkabelung zur Stromversorgung der Instrumente neu verlegt werden und die Verkabelung der Solarpanelen erneuert werden. Des Weiteren muss die Radarantenne auf den Mast verlegt werden, um am derzeitigen Montageort (dem Steuerbord-Aggregatemast) Platz für den geplanten, zweiten Windgenerator zu schaffen.

Neuinstallationen: Es muss der besagte Windgenerator installiert werden (dadurch erhoffe ich mir eine deutliche Verbesserung unserer Energiebilanz). Als zweite, große Neuinstallation wird der Watermaker eingebaut. Dadurch erhoffe ich mir, für die Zukunft autark bezüglich unseres Trinkwassers zu werden.

Lackarbeiten: Aton´s 30 Jahre sind nicht ganz spurlos an ihr vorüber gegangen. Der Klarlack der Außenhülle ist an vielen Stellen aufgerieben und hat den Untergrund grau werden lassen. Am Deck sind viele Stellen erkennbar, an denen Korrosion den Lack unterwandert hat. Am Holz der Innenausbauten sind an vielen Stellen „der Lack ab“ und „last but not least“, das Antifouling am Unterwasserschiff (ein Anstrich, der dazu dient, dass sich keine Muscheln am Rumpf ansetzen) muss neu gestrichen werden.

Wie Ihr seht, es ist eine Menge zu tun!

Hier seht ihr ATON vorher:

Und das ist das Ergebnis nachher:

Wann ihr uns in Deutschland sehen könnt …..

Wann ihr uns in Deutschland sehen könnt …..

Liebe Blog-Leser, Freunde, Kollegen, Verwandte und Bekannte, wir würden Euch in Deutschland alle gerne persönlich treffen, und mit Euch ausführlich und gemütlich quatschen. Sicher habt Ihr jedoch Verständnis dafür, dass wir uns nicht mit jedem einzeln treffen können. Darum bieten wir Euch an, uns entweder am Donnerstag, den 11.07., oder am Mittwoch, den 17.07. ab 20.oo Uhr im Gasthof Linde in Friedberg zu treffen. Wir würden uns freuen, mit Euch dort ein paar schöne Stunden zu verbringen.

Wenn einer eine Reise tut …..

Wenn einer eine Reise tut …..

Michi

Hier in Trinidad endet also der erste Abschnitt unseres Abenteuers. Wir fliegen erstmal nach Deutschland, und unsere ATON wird repariert, gepflegt und aufgehübscht. Es waren sechs sehr intensive Monate, in denen wir wahnsinnig viel erlebt haben. Wir sind 3252 Seemeilen weit gekommen, haben 11 Länder besucht, einen Sturm durchsegelt, unendlich viele dramatisch schöne Sonnenauf- und -untergänge gesehen, haben in herrlichen Buchten geankert und tolle Inseln erkundet, sind auf einen Vulkan gestiegen, haben die schönsten Unterwasserwelten erschnorchelt, und hatten eine sehr schöne Zeit mit unseren Gästen, vor allem auch mit Marco. Nicht zuletzt jedoch haben wir unglaublich viele hilfsbereite und nette Menschen getroffen. Viele Momente waren noch viel schöner, als wir es uns je vorgestellt haben, andere jedoch auch sehr frustrierend und strapaziös. So sind wir gefühlt ständig nur gegen den Wind und die Wellen gesegelt, oder aber hatten zu wenig Wind und mussten motoren, sind manchmal an den ständigen Schiffsbewegungen und den andauernden Geräuschen schier verzweifelt, mussten oft auf frische und gute Lebensmittel verzichten, mit der Enge im Schiff zurechtkommen und haben bei den einfachsten Haushaltsarbeiten, mangels zuhause als selbstverständlich angenommene Helferlein, viel Zeit benötigt, geschwitzt und uns geplagt.

Eine echte Herausforderung war auch das enge Zusammenleben als Paar, das wir jedoch dank jahrzehntelangem Übens am gleichen Arbeitsplatz gut gemeistert haben. Im Gegenteil, wir wurden  gestärkt durch die vielen gut überstandenen Abenteuer, die wir als Team gemeistert haben, durch den Mut, den wir uns immer wieder gegenseitig zugesprochen haben, und durch das gemeinsame Erleben von Hochs und Tiefs. Die gemeinsam getroffene Entscheidung, Altbekanntes loszulassen, und sich auf Unbekanntes einzulassen, die Familie und die Freunde zeitweise zurück zu lassen, unser schönes Haus und unsere geliebten Jobs aufzugeben, haben wir nie bereut. Dafür haben wir unendlich viele Erlebnisse, intensive Gefühle, schöne Momente und bleibende Eindrücke erhalten, die wir nie missen wollen würden. Wir haben erlebt, wie man mit relativ wenig Luxus, der zuhause für uns schon so selbstverständlich geworden ist, durchaus zurecht kommen kann. Wir waren gezwungen, mangels Fernseher und Zeitung, uns mit uns selbst und unseren Mitmenschen auseinanderzusetzen. Dadurch, dass wir immer wieder die Hilfe Fremder einfordern und auf diese zugehen mussten, haben wir sehr interessante Menschen und deren Geschichten kennengelernt. Wir sind unendlich dankbar dafür, dass wir in Deutschland ohne Angst vor Hurrikans, Vulkanausbrüchen oder Kriegen in wirtschaftlichem Wohlstand leben dürfen. In jedem Supermarkt ist die Auswahl gigantisch und bezahlbar, es gibt Sprit, Energie und Wasser, und keiner muss sich darüber Gedanken machen.

Immer wieder haben wir positive Kommentare und Nachrichten für unseren Blog bekommen, das hat uns sehr gefreut und motiviert. Wir hoffen, dass unsere Reise in 2020 weiter geht, und werden dann auch wieder darüber berichten. Wir wären sehr glücklich, wenn wir Euch in irgendeiner Weise Mut machen können, an Eure Träume zu glauben, und diese auch in Angriff zu nehmen. Für alles, was man hergibt, bekommt man auch etwas. Man weiß es halt vorher nicht, und das ist das Ungewisse daran.  Aber das herauszufinden geht nur, wenn  man den ersten Schritt macht. Das ist der schwerste, danach nimmt alles seinen Lauf, und man muss sich einfach darauf einlassen, anzunehmen, was immer auch passiert.

Diese Reise hat uns in vielerlei Hinsicht die Augen und das Herz geöffnet, und unser Leben bereichert, und dafür sind wir sehr dankbar. Wer auch immer uns den Mut und die Möglichkeit dazu gegeben hat, DANKE HIERFÜR !! Danke auch an alle, die in irgendeiner Weise dazu beigetragen haben, dass dieser Traum für uns wahr geworden ist.

14.06.2019 Geschafft !

14.06.2019 Geschafft !

Michi

Wir verließen abends unseren Ankerplatz, um den letzten Schlag unserer Reise nach Trinidad in Angriff zu nehmen. Da Trinidad nur wenige Seemeilen von Venezuela trennt, und dort aufgrund der unsäglichen Korruption der Regierung die ganze Wirtschaft zusammen-gebrochen ist, gibt es immer wieder Meldungen über Piraten-Übergriffe in diesem Gebiet. Die Menschen haben einfach nichts mehr, und sehen sich teilweise gezwungen, Yachten zu überfallen und auszurauben, um überleben zu können. Wir meldeten unsere Überfahrt auf einer dafür vorgesehen Webseite an, und fuhren nachts und ohne AIS, damit man uns nicht gleich entdeckt. Unser Weg führte an mehreren Gasförder-Plattformen vorbei, wo wir dann auch unser Licht ausschalteten, um nicht gesehen zu werden. Wir hatten gehört, dass teilweise Arbeiter, die dort Yachten sehen, entsprechende Tipps nach Venezuela senden. Etwa eine Seemeile hinter uns „verfolgte“ uns die ganze Nacht über ein Licht, das immer näher kam. Es stellte sich heraus, dass es ein großer Frachter war, der den gleichen Weg hatte, und uns erst überholte, als wir die Küste Trinidads im Morgenlicht schon sehen konnten. In der unmittelbaren Nachbarschaft dieses Frachters fühlten wir uns relativ sicher, und dank des Vollmondes, der die Nacht erhellte, konnten wir sämtliche Schiffsaktivitäten um uns herum sehr gut erkennen. Direkt am Kanal zwischen Venezuela und Trinidad „lauerte“ dann auch schon ein großes Schiff der Küstenwache Trinidad`s, um den einfahrenden Yachten (wir sahen außer uns keine weiteren) Schutz zu gewähren. Trinidad versucht erfolgreich, die Yacht-Industrie zu stärken, die durch ein großes Angebot an Liegeplätzen, Dienstleistungen, Schiffs-Kränen, Handwerkern und Schiffsausstattern Yachties bedient, welche die Hurrikan-Saison von Juni bis November hier verbringen und dabei nötige Reparaturen und Wartungen durchführen.

Da wir sehr müde waren, ankerten wir gleich in der ersten Bucht, der Scotland Bay. Es waren bereits mehrere Schiffe in dieser schönen, tief eingeschnittenen, von Regenwald umgebenen, unbewohnten Bucht, und wir suchten uns einen Platz in der Nähe eines französischen Paares mit einer schönen 53 Fuß Amel.

Nach einem Frühstück legte sich Franz nochmal hin, und die Franzosen besuchten uns kurz mit dem Dinghi. Sie berichteten, dass zwei weitere Schiffe, die mit Landleinen angemacht waren, ebenfalls Deutsche wären. Als Franz ausgeschlafen hatte, beschlossen wir, kurz zu den Deutschen rüber zu rudern, und danach in die Chaguaramas Bay zu fahren, wo wir einklarieren können. Leider waren die Deutschen nicht auf ihren Schiffen anzutreffen, und wir wollten gerade zu unserer ATON zurück, als ein Boot der Küstenwache in die Bucht fuhr. Jetzt hatten wir natürlich schlechte Karten, denn eigentlich wäre es unsere Pflicht gewesen, sofort nach der Ankunft einzuklarieren. Wir kamen den strengen Beamten wohl sehr verdächtig vor, und schon waren sie auf ATON, um unsere Dokumente und das Schiff zu kontrollieren. Sie kuckten unter die Matratzen und in diverse Schaps und Fächer, und fotografierten unsere Dokumente. Da sie weder Drogen noch Waffen fanden, zogen sie nach einer gefühlten Ewigkeit wieder ab. Jetzt aber schnell zum Einklarieren.

Wir machten an einer Boje in der Chaguaramas Bay fest, und suchten das Gebäude der „Immigration“ auf, wo Franz einen Wust an Formularen auszufüllen hatte. Außer uns war noch ein anderer Kunde da, der uns immer wieder Tipps für das Ausfüllen gab. Als er fertig war, ging er, um nach etwa 20 Minuten atemlos wieder zur Türe hereinzustürmen. „Gottseidank seid ihr noch da!“, stieß er hervor. Er hielt ein Handy in der Hand und fragte Franz: „Ist das Deines? Es lag neben meinem auf dem Tisch und ich habe es wohl aus Versehen mitgenommen, und erst später gemerkt, dass ich jetzt zwei Handys habe.“ Franz viel aus allen Wolken, da sein Handy unser Haupt-Kommunikationsmittel ist, und viele wichtige Apps darauf geladen sind. Es wäre wirklich fatal, sollten wir es verlieren, und so bedankten wir uns herzlich für das Zurückbringen. Schön, dass es ehrliche Menschen gibt!

Da wir bis zum Dienstag noch 4 Tage bis zu unserem haul out (das Herauskranen unserer ATON) hatten, und Chaguaramas aufgrund der vielen Werften und Marinas eher industriell und geschäftig ist, fuhren wir wieder zurück in die idyllische Scotland Bay, um die letzten Tage auf dem Wasser noch zu genießen. Die Franzosen waren auch noch da, und luden uns für den nächsten Abend zum Dinner ein. Es wurde ein sehr netter Abend, bei dem wir wieder viele wertvolle Informationen ausgetauscht haben. Sie erzählten uns zum Beispiel, dass die anderen Deutschen in der Bucht sie gewarnt hätten, sich beim Gassigehen mit ihrem Hund vor Anakondas in Acht zu nehmen, die gerne mal so einen Vierbeiner als Zwischengericht verspeisen. Auch erfuhren wir jetzt, worum es sich bei einem wirklich gruseligen Geräusch handelt, das wir ab und zu hier hören. Es hört sich fast an, als ob eine heftige Fallböe fauchend und zischend über den Berghang kommt. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, irgendeine Bestie, oder ein Raubtier faucht ganz laut. Die Franzosen klärten uns auf, dass es sich um eine Affenart, ähnlich der Brüllaffen handelt. Am nächsten Tag sahen wir tatsächlich einen dieser braunen Affen in den Palmen herumturnen. Dass etwas so harmloses ein derart gruseliges und lautes Geräusch machen kann ist faszinierend.

Leider stellten wir fest, dass sehr viel Abfall und Unrat sowohl auf und unter Wasser, das ohnehin nicht sehr klar war, als auch am Ufer verteilt war. Plastik, Glasflaschen und Papier überall. Am Wochenende kamen dann auch mehrere kleinere und große Partyboote mit Unmengen Menschen darauf, um die idyllische Bucht mit sehr lauter Partymusik zu beschallen. Gottseidank verschwanden sie abends, und wir konnten uns wieder an den exotischen Vogelstimmen erfreuen. Wir wollten am Montagnachmittag in unserer Marina vorsprechen, um das Procedere abzuklären, aber als wir am Morgen aufstanden, verließen wir fluchtartig die Bucht. Es hatte die ganze Nacht geregnet, und nun waren Schwärme von fliegenden Termiten in der Luft und auf ATON. Überall lagen die Flügel, und krabbelten die Tierchen herum. Sobald man welche weggewischt hatte, kamen zweimal soviel neue dazu – es nahm kein Ende.

Nach einem schwierigen Anlegemanöver (da wir zweimal zu kurze Leinen erst wieder durch längere ersetzen mussten) am Steg der Peakes Yacht Services in der Chaguaramas Bay erfuhren wir dort, dass wir beim Einklarieren noch in ein anderes Büro der Customs gemusst hätten. Leider hat uns das keiner gesagt, und so mussten wir das schnellstmöglich nachholen. Die Peakes – Leute stellten Franz einen Fahrer zur Verfügung, der ihn fuhr, und etwa eine Stunde wartete, bis er dort fertig war. Da wir nun schon seit drei Tagen im Land waren, und jetzt erst (statt, wie vorgeschrieben, innerhalb der ersten 24 Stunden) dort die Formalitäten erledigten, musste Franz einen „Aufsatz“ schreiben, wie es dazu gekommen ist. Dieser wurde dann abgestempelt, und ihm zur Vorlage bei einer weiteren Kontrolle mitgegeben. Somit hatten wir es den Termiten zu verdanken (die übrigens nur einmal jährlich, wenn die Regenzeit beginnt, ausfliegen), dass wir unseren haul-out-Termin doch noch einhalten konnten, denn das geht nur mit dem Customs-Formular, welches wir am Nachmittag nicht mehr bekommen hätten.

Als auch diese Hürde genommen war, konnten wir uns entspannen, und das riesige Werft-Gelände und die Nachbarschaft erkunden. Hier stehen ungefähr 500 Yachten in allen erdenklichen Größen. Auch in der Nachbarschaft dreht sich hier alles um Boote, Werften und Marinas. Wirklich schön ist das natürlich nicht, aber sehr zweckmäßig. Am nächsten Morgen waren wir dann dran mit dem haul-out. Wir wurden mit vier Leinen in einer Kammer festgemacht, und verließen dann das Schiff. Der große Kran ließ riesige Bänder ins Wasser ab, und ein Taucher platzierte diese an den richtigen Stellen an ATON`s Bauch. Daraufhin wurden die Bänder zusammen mit ATON langsam hochgezogen.
Zum ersten Mal sahen wir ATON in ihrer ganzen Pracht mit dem Schwenk-Kiel und dem Ruder aus dem Wasser. Der Kran fuhr ein Stück nach vorne, an Land, wo das Unterwasser-Schiff dann von einem Arbeiter gründlichst mit einem Hochdruck-Reiniger sauber gemacht wurde. Danach setzte man sie auf einem speziellen Fahrzeug ab, und auch die Stellen, wo vorher die Bänder waren, wurden jetzt noch gesäubert. Nun hieß es, einen Platz für ATON zu finden. Da es wegen der jetzt beginnenden Hurrikan-Saison gerade Hochsaison ist, waren alle guten Plätze auf dem Gelände bereits vergeben. Man versuchte, sie mit eingezogenem Kiel und Ruder in eine Lücke zwischen zwei größere Schiffe zu quetschen, aber Franz intervenierte heftig. Schließlich muss er die Hydraulik des Kiels reparieren, und hierfür muss dieser ganz ausgefahren werden. Das heißt, ATON muss dann um zwei Meter höher gesetzt werden, und hätte dann hier keinen Platz mehr zwischen den Nachbarschiffen gehabt. Also bot man uns einen Platz ganz am Rand an, wo wir nur einen Schiffsnachbarn und somit viel mehr Bewegungsfreiheit haben, und der außerdem noch schön schattig unter Bäumen liegen. So wurde ATON also hier aufgebockt und abgestützt. Eine Leiter dient uns als Eingang, und wir haben Wasser und Elektrizität, so viel wir wollen. Wir sind sehr glücklich mit diesem Platz, er liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu den sehr sauberen und schönen Toiletten und Duschen und den Läden, die es hier gibt. Die Bäume geben uns den ganzen Vormittag Schatten, was sehr angenehm ist, und außerdem liegen wir direkt neben dem Zufahrtsweg, wo wir vom Pförtner-Häuschen, und auch von den Läden her stets eingesehen werden können, was uns ein sehr sicheres Gefühl gibt.


Gleich am ersten Tag haben wir einen Venezuelaner, Elias, kennengelernt. Er arbeitet hier vorübergehend auf einer Yacht. Ich übe mit ihm regelmäßig deutsch, und er mit mir spanisch (dabei ist Englisch unsere gemeinsame Sprache), und wir bekochen uns gegenseitig deutsch und venezuelanisch. Auf dem Bild hat er uns Arrepas gebracht, ein typisches venezuelanisches Frühstück. Es handelt sich um gebratene Maismehl-Fladen, die man, ähnlich wie Pfannkuchen, je nach Belieben bestreichen oder füllen kann.

Er hat uns erzählt, dass es mittlerweile in Venezuela buchstäblich nichts mehr gibt. Keine Lebensmittel im Laden, keine Medikamente. 5 Ltr. Trinkwasser kosten über 20 US-Dollar; ein Verdienst beträgt umgerechnet durch den sich im freien Fall befindlichen Kurs ca. 3 US-Dollar – im Monat !!!!! Lehrer, Ärzte, Ingenieure, jeder, der es sich leisten kann, hat das Land verlassen. Es gibt keine Arbeit, die Hotels an der wunderschönen Küste haben alle dichtgemacht, es kommen keine Boote mehr. Die Leute werden krank, weil sie schmutziges Wasser trinken. Das Geld wird jeden Tag weniger wert. Es ist einfach unglaublich, wie man so ein schönes und eigentlich reiches Land (in Venezuela gibt es reichhaltige Bodenschätze) durch Korruption und Misswirtschaft so zugrunde richten kann. Und diejenigen, die eh schon arm sind, haben wie immer am meisten darunter zu leiden.

Ein anderer Yachtie aus Südafrika hat uns erzählt, dass er dort seinen ganzen Besitz verkauft hat, weil es als Weißer dort einfach zu gefährlich ist. Ein Nachbar und Freund von ihm wurde überfallen. Die Frau konnte sich ins Auto retten, als man den Mann mittels grausamster Folter (man hat ihm kochendes Wasser eingeflößt) zwingen wollte, den Tresorschlüssel heraus zu rücken. Als die Frau mit der Polizei zurück kam, fanden sie den Mann tot vor. Man hatte ihm in das Gesicht geschossen. Die Regierung hat verhindert, dass die Geschichte an die Öffentlichkeit kommt. Schließlich soll es ja so aussehen, als wäre alles in Ordnung im Land. Wahrscheinlich gibt es zig Länder, wo es ähnlich ist und wir einfach nichts davon mitbekommen. Aber solange es solch machthungrige, egoistische und verblendede Regierungen gibt, wird sich nichts daran ändern. Ist das nicht absolut schrecklich?

10.06. – 14.06.2019 Grenada

10.06. – 14.06.2019 Grenada

Michi

Nach einer „very rolly night“ (das Schiff rollte permanent über seine Längsachse) entschlossen wir uns, die Prickley Bay, unseren Einklarierungshafen, zu verlassen und eine andere Bucht in deren Nähe anzulaufen. In den einschlägigen Segelführern wurde die Hog Island Bay wegen ihrer Lage sehr gerühmt. Also Anker auf und nichts wie hin. Aber als wir die Landabdeckung der Bucht verlassen hatten, standen 25 Knoten Passat voll gegenan. Eine uns sehr bekannte Situation. Unter Volllast trieben wir Aton gegen Wind und steile Welle unserem Ziel entgegen. Dabei machten wir teilweise nur einen Knoten Fahrt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir eine kaum zu glauben geringe Distanz zurückgelegt hatten, gaben wir zermürbt auf. Wir drehten das Schiff um 180 Grad und fuhren nun Raumschots in westliche Richtung. Kaum hatten wir den Kurs anliegen, fuhren wir ohne jede Anstrengung mit über 8 Knoten Geschwindigkeit. Hier war die True Blue Bay die nächstgelegene Bucht. Als wir dort ankamen, stellten wir nach einer kurzen Durchquerung fest, dass sich bezüglich des Rollens der Schiffe hier nichts geändert hatte. Also weiter um das nahegelegene Kap fahren und anschließend in Richtung Saint George´s. Die „Metropole“ Grenadas liegt an der Westseite der Insel, also der dem Passat abgewandten Seite, in einer sehr großen Bucht. Wir segelten, mit Unterstützung unseres Motors, nach der Umrundung des Kaps, eine wunderschöne Küste entlang. Steil abfallende Ufer wechselten sich mit malerischen Buchten, gesäumt von Palmen, sowie Bougainvillea und anderen, in den buntesten Farben blühenden Pflanzen ab. Von weitem erblickten wir die große Anzahl von ankernden Jachten. Zunächst fuhren wir in das malerische Hafenbecken von St. George`s. Entlang eines Berghanges, auf dessen Bergspitze ein verfallenes Fort stand, gruppierten sich eine große Anzahl von bunten Häusern, ähnlich eines Amphitheaters, rund um das Hafenbecken. Die davor schwimmenden Fischerboote, verliehen dem Ganzen einen fast schon mediterranen Charakter.  Da wir aber weder hier noch im daneben liegenden Yacht-Hafen ankern konnten, legten wir uns zwischen andere Yachten in die vorgelagerte Bucht (möglichst nahe am Strand, da wir ja zum Landgang immer rudern müssen). Hier hatten wir einen schönen Blick auf die Stadt, sowie einem kleinen Strand, der von einigen Hütten und Häusern, und tiefgrünem, dichten Wald, durchsetzt mit wunderschön rot blühenden Bäumen, gesäumt war. Zwei buntbemalte kleine Fischerboote, die vor dem Strand festgemacht waren, machten die Idylle perfekt.

Am nächsten Tag machten wir einen Spaziergang durch St. George`s, wo wir im Fischmarkt fangfrischen Thunfisch erstanden. Diesen verarbeiteten wir abends zu leckeren Sushi.

Wir beschlossen, uns einen Roller zu mieten, um die Insel ein wenig zu erkunden. So kurvten wir in das bergige Inselinnere, durch kleine Dörfer, wo uns die freundlichen Bewohner fröhlich zuwinkten. Die Natur ist exotisch und atemberaubend. Immer wieder bleiben wir stehen, und genießen den Ausblick in die tiefgrünen Täler, und die steilen Berghänge. Als wir im Grand Etang Nationalpark sind, besuchen wir das Informationszentrum, das mit Schautafeln die Flora und Fauna dieser vulkanischen Landschaft erklärt. Wir folgen einem schön angelegten Wanderweg zum Gipfel des Mount Qua Qua. Von dort hat man einen traumhaften Blick zum Kratersee und zu den umliegenden Berghängen, bis hinunter zum Meer.  Tags darauf besuchen wir eine Rum-Destillerie, welche wir in einer Führung und einer anschließenden Verkostung näher kennenlernen. Weiter geht`s zu Laura`s Herb and Spice Garden. Auch hier bekommen wir eine Privat-Führung durch den schön angelegten Garten. Es werden uns die  Pflanzen mit ihren jeweiligen Heileigenschaften vorgestellt. Wir sind auch hier die einzigen Besucher, denn es ist zurzeit keine Saison. Am letzten Tag in Grenada fahren wir an der Küste entlang Richtung Norden. Wir sehen einige Ankerbuchten mal von der anderen Perspektive (nämlich von Land aus), und biegen dann einen kleinen Weg in ein Tal ein, welcher uns an einem kleinen Bach entlang zu den Concord-Wasserfällen bringt. Da wir den Roller mittags wieder abgeben müssen, verzichten wir heute mal auf die Wanderung zu den weiter oben gelegenen Wasserfällen, und schauen uns nur den untersten an. Ein einheimischer Führer einer Touristengruppe klettert die Felsen neben dem 18 Meter hohen Wasserfall hinauf, und springt dann von oben in den darunter liegenden Pool.


Auf dem Rückweg entdecken wir eine kleine Hütte, von der aus man auf die darunterliegende Bucht schauen kann. Einige Einheimische warten schon, bis das Essen, das in einem großen Topf brodelt, fertig ist. Ich schaue in den Topf, und frage, was es ist. „Ziegensuppe“, bekomme ich zur Antwort, „Sie ist in 5 Minuten fertig.“ Das müssen wir unbedingt probieren, und so bleiben wir auf einen Teller Suppe (die übrigens gar nicht schlecht schmeckt).

Hier gibt es einen Unter-Wasser-Skulpturen-Pfad, den man schnorchelnder Weise anschauen kann. Vielleicht klappt ein Besuch dieser Sehenswürdigkeit beim nächsten Besuch Grenadas.

Wieder zurück auf Aton, wollen wir gerade noch einmal mit dem Dinghi an Land, und ich sitze bereits drin. Plötzlich ertönt lautes Rufen von dem neben uns gerade ablegendem Katamaran herüber: “ I have a big rock in my anker! Please help me.“ Der Kat hatte sein Großsegel bereits vor dem Ablegen gesetzt, und dann beim Anker aufholen einen großen Brocken steinharte Lehmerde direkt in seinem Anker hochgezogen. Der Anker mit seiner steinigen Füllung hing zwischen den beiden Rümpfen des Katamarans, und konnte so nicht mehr ganz aufgeholt werden. Ich ruderte schnell rüber, und ließ den Captain in unser Dinghi steigen, um damit unter dem Kat zu verschwinden. Er hatte einen kleinen Hammer in der Hand, mit dem er nun verzweifelt auf den Gesteinsbrocken einschlug. Während ich versuchte, das Dinghi unter dem Netz zwischen den Rümpfen in Position zu halten, hämmerte er wie verrückt einige Minuten. Ich dachte schon, gleich kriegt er einen Herzinfarkt, da er laut stöhnte, weil er sich so plagen musste. Glücklicherweise lösten sich immer mehr kleine Brocken; diese flogen alle ins Dinghi, weil er in diese Richtung hämmerte. Endlich, irgendwann rührte sich der ganze Stein. und nachdem er nun mit letzter Kraft auf ihn einschlug, brach ein großes Stück ab, und der Anker war frei. Ich schaute nun nach oben, und sah, dass Aton ein ziemliches Stück weit weggewandert war. Tatsächlich war der Kat durch sein durchgesetztes Großsegel jedoch vom Wind mitten in die anderen, ankernden Yachten gedrückt worden. Franz hatte das gleich am Anfang kommen sehen, und der Frau des Captains zugerufen, sie solle doch ans Steuerrad gehen, um dem zu entgehen. Aber irgendwie hat die gute Frau das nicht geschnallt, und wieder einmal waren (dieses Mal nicht bei uns, sondern bei anderen) gute Schutzengel nötig, dass nichts passiert ist.