Autor: Aton-Crew

La Trinite – und wieder mal ein Dinghi-Abenteuer

La Trinite – und wieder mal ein Dinghi-Abenteuer

Michi

Wir verlassen St. Pierre und segeln um die Ecke auf die Ostseite Martiniques. Dort, in der Bucht von La Trinite, sind wir teils die einzige Yacht, teils kommen und gehen auch ein bis zwei andere Schiffe. Im Ort kann man einkaufen, das Ufer ist von einem schönen Park gesäumt,und es gibt einige Wanderwege, wo man niemanden trifft.  Man läuft durch Zuckerrohrfelder, und trifft immer wieder auf schöne, einsame Strände.

Da ich dringend Bewegung brauche, schickt mich Franz mit dem Dinghi (das ja jetzt seiner Meinung nach wieder super funktioniert) an Land. Brav springt der Motor an und ich düse mit dem Wind und den Wellen den langen Weg zum Steg. Dort laufe ich zum Fischmarkt und quer durch den ganzen Ort bis zum anderen Ende, bevor ich wieder ins Dinghi klettere. Schon beim Anwerfen des Außenborders, der mit einem Starterzug wie ein Rasenmäher bedient wird, merke ich, dass der Motor weder mit noch ohne Schock richtig läuft. Ich fahre los und spiele immer wieder mit dem Schock, aber es hilft nix: der Motor stottert und holpert, fängt sich wieder, nur um gleich darauf wieder zu spinnen. Schließlich kommt es, wie es kommen muss. Genau, richtig geraten. Er gibt seinen Geist auf, und lässt mich im Stich. Noch dazu ist es richtig weit bis zum Schiff, und ich habe Wind und Wellen gegen mich. Na toll. Hilft nix, also rudere ich eben (ja, ich habe die Paddel dabei). Es geht relativ zäh, aber gaaaanz, gaaanz langsam bahne ich mir meinen Weg durch die Wellen. Der Wind möchte mich gerne abtreiben, aber ich kämpfe gegen ihn an. Ungefähr nach zwei Drittel des Weges macht es auf einmal KNAX, und mein linkes Paddel bricht an der Stelle, wo es am Dinghi festgeschraubt war, ab. Diese Stelle hat Franz bereits mit einem Bambusrohr einmal geflickt, weil das Dinghi unter einem Steg festgeklemmt, und durch die Reibung das Rohr gebrochen war. Aber das war noch nicht alles, denn,  – so schnell kann ich gar nicht schauen – blubb, blubb, blubb …. versinkt mein schönes Paddel langsam im Meer. Ich versuch noch reinzugreifen, aber der Wind treibt mich weg. Ich überleg nicht lang und spring hinterher. Ich halte das Dinghi in einer Hand, schwimm zum Ruder hin, das immer weiter untergeht, und fische verzweifelt mit meiner anderen Hand im aufgewühlten Wasser rum. Aber klar, es versinkt auf nimmerwiedersehen. Ich klettere wieder ins Dinghi (ja Pi, man kommt auch ohne Flossen zurück ins Dinghi, wenns sein muss – da bin ich um jede einzelne Liegestütze dankbar, die ich jemals gemacht habe) und verliere nicht viel Zeit, denn der Wind hat mich schon wieder einige Meter abgetrieben. Ich benutze mein zweites Paddel nun als Stechpaddel. Wie in einem Kanu knie ich mich an die Spitze des Dinghis und kämpfe mich, immer abwechselnd dreimal links und viermal rechts paddelnd, Meter um Meter voran. Da ein Dinghi aber halt mal kein schlankes Kanu ist, dauert es ziemlich lange, bis ich endlich ATON erreiche. Franz hat von alledem überhaupt nichts mitbekommen. Er war unter Deck mit Wartungsarbeiten beschäftigt, und wundert sich nur, warum ich so fix und fertig bin. Später stellt er fest, dass der Adapter zwischen dem Kraftstofftank und dem Motor nicht richtig befestigt war. Ein Griff – und alles funktioniert wieder wunderbar. Ich jedenfalls streike jetzt; ich fahr nicht mehr alleine mit diesem blöden Außenborder.

Der Gemüsemarkt, dessen Stände anfangs noch geöffnet waren, hat mittlerweile geschlossen. Es gibt hier noch einen Fischmarkt, und einen Tante-Emma-Laden. Wir beschließen also mal wieder, mit unseren großen Rucksäcken und dem Sackkarren einen längeren Fußmarsch zum nächsten größeren Supermarkt in Kauf zu nehmen. In der prallen Sonne geht es an der Hauptstraße entlang, die gottseidank einen Fußweg hat. Wir kommen an einem Hardware-Shop (sowas wie ein Baumarkt) vorbei, wo wir dringend einige Dinge brauchen. Das Geschäft hat geschlossen, aber auf der Rückseite gibt es einen Drive-In, wo man vom Auto aus durch ein Fenster bedient wird. Wir gehen ganz frech an der langen Autoschlange vorbei, und machen dem freundlichen Mitarbeiter klar, warum wir nicht mit dem Auto kommen. Er schickt uns zu einer Türe, wo eine Angestellte die französische Übersetzung unserer benötigten Artikel entgegennimmt, die Franz ihr auf dem Handydisplay (mit möglichst viel Abstand) zeigt. Sie verschwindet im Gebäude und nach einiger Zeit kommt sie immerhin mit der Hälfte der Dinge, die wir brauchen, zurück. Bezahlt wird per Kreditkarte, dann muss keiner Geld berühren. Beim Supermarkt geht die Schlange am ganzen Gebäude vorbei, und um die Hälfte des Parkplatzes herum. Ich stehe ungefähr eine Stunde an, da immer nur einige Kunden eingelassen werden, wenn welche rauskommen. Viele, auch wir, tragen Masken, und der Wagen und die Hände werden beim Eintritt desinfiziert. Franz versucht inzwischen, Dinge, wie einen Kraftstoffschlauch zu besorgen. Leider erfolglos. Die Autozubehörläden sind geschlossen, und sonst hat keiner das, was er braucht. Aber im Supermarkt gibt es alles, was das Herz begehrt. Voll bepackt geht es auf den Rückweg, und auch die lange Dinghi-Fahrt zum Boot klappt dieses Mal ohne Zwischenfall.

Gefangen im Paradies

Gefangen im Paradies

Michi

Erst vor einigen Tagen haben wir in Dominica noch mit hundert anderen Seglern beim Barbeque getanzt, sind mit einem ganzen MaxiTaxi voller Schulkinder gefahren, haben in Roseau die Kreuzfahrtgäste in der Altstadt flanieren gesehen, und in Martinique die Touristen am Strand. Und von heute auf morgen ist alles anders. Früher schon als in Deutschland wird in Frankreich, und somit auch in Martinique, eine Ausgangssperre verhängt, sind die Grenzen für ein- und auslaufende Yachten dicht, und werden soziale Kontakte unterbunden. Wir versuchen, uns im Internet, per WhatsApp und facebook zu informieren, und es gehen Nachrichten zwischen den Seglern hin und her. Eine Insel und ein Land nach dem anderen folgt, und auf einmal realisieren wir, dass wir hier auf unbestimmte Zeit festsitzen. So gut wie keine Insel nimmt mehr Yachten an, und jeder macht sich Gedanken, wohin er soll, wenn im Juli die Hurrikan-Saison beginnt. Wir sitzen in Martinique mitten im Zuggebiet der Hurrikans, und sind deswegen auch nicht einmal versichert. Das heißt, entweder nach Norden oder nach Süden ausweichen, oder zurück über den Atlantik nach Europa. Aber wer weiß schon, was im Juli sein wird? Die Entscheidung, wohin, muss aber spätestens Ende Mai erfolgen, weil sonst das Wetterfenster für den Atlantik verpasst wird.

Wir sorgen uns natürlich auch um unsere Lieben daheim; gottseidank geht es allen gut. Meine Eltern werden von meiner lieben Schwägerin, Hilde, versorgt, und bei Daniel und Alex ist auch alles in Ordnung. Jeder versucht halt, mit der Situation so gut es geht zurechtzukommen. Marco ist in Indien ebenfalls „eingesperrt“. Gottseidank befindet er sich in einer Art Hippie-Gemeinde, die in sich abgeschlossen ist. Er wohnt mit seiner Freundin in einem Baumhaus und sie arbeiten dort mit. Zum Einkauf darf nur eine bestimmte Person, und somit sind sie dort relativ sicher.

Trotz aller Sorgen fühlen wir uns auf unserem Schiff jedoch sehr sicher und wohl. Wir leben wie auf unserer eigenen, kleinen Insel. Zuerst segeln wir wieder nach St. Pierre. Dort gibt es anfangs noch etliche Yachten in der Bucht, die aber nach und nach alle St. Pierre verlassen. Wir hören, dass in den großen Buchten von Fort de France und Le Marin im Süden hunderte Yachten liegen sollen. Dort wird die Ausgangssperre auch immer strenger kontrolliert. Man darf nur noch 50 Meter vom Boot weg schwimmen, und nur noch einzeln zum Einkaufen fahren. Erst darf man noch auf Landgang gehen, dann überhaupt nicht mehr. Wir hören, dass man z. B. in Grenada nicht einmal mehr den Hund gassi führen darf, und in St. Lucia für 7 Tage auch alle Supermärkte schließen.

So gesehen geht es uns durchaus gut. Wir machen eine wunderschöne, lange Wanderung auf dem sogenannten Sklaven-Weg, der an einem von Sklaven angelegten Wasserkanal, der um einen Berg herum führt, verläuft.

Wir können schwimmen und schnorcheln, soviel wir wollen, und auch an Land kontrolliert uns niemand. Es ist wie im Paradies – nur halt ohne die Freiheit, dieses zu verlassen.

Zwei Wochen Martinique und Dominica mit Nook

Zwei Wochen Martinique und Dominica mit Nook

Michi
Nach meiner Rückkehr aus Deutschland freue ich mich, meine alte Schulfreundin Caroline, Nook genannt, die seit der Schulzeit in Neuseeland wohnt, auf Aton zu begrüßen. Sie hat einen monster-langen Flug mit Übernachtung in Chicago hinter sich, und ist einfach froh, endlich an Bord zu sein. Wir machen noch verschiedene Besorgungen und verbringen einen schönen Nachmittag zu zweit am Strand von Les Salines, im Süden Martiniques. Nach einigen Tagen verlassen wir die Marina und segeln in den Norden Martiniques, in die Bucht von St. Pierre. Auf dem Weg bekommen wir Besuch von einigen Delphinen, die eine zeitlang unseren Bug begleiten.

Zusammen mit Wendy und John schauen wir uns den malerischen Ort an, der am Fuß des Vulkanes Mount Pelee liegt. Viele Plantagen bestückten die Handelsschiffe in der Vergangenheit mit Rum, Zucker, Kaffee und Cacao. Im Mai 1902 wurde die Stadt, die damals das kulturelle, wirtschaftliche und soziale Zentrum Martiniques war, und als Paris der Karibik bekannt war, vom Vulkan verschluckt. Ein gigantischer Ausbruch erstickte die Stadt in Asche. Wir besuchen die Ruinen des Amphitheaters und des angrenzenden Gefängnisses, in dem ein einziger Insasse, aufgrund der Mauerdicke seiner winzigen Gefängniszelle, in die man nur gebückt hineinkommt, den Vulkanausbruch überlebt hatte.

Die nächste Station ist Dominica, das wir nach einem wunderschönen Segeltag im Süden, in Rouseau, erreichen. Hier ankert ein mächtiges Kreuzfahrtschiff, und dementsprechend belebt ist die Altstadt mit all ihren Kneipen, Geschäften und Souvenirshops. Wir spazieren durch den sehenswerten botanischen Garten auf einen Aussichtspunkt und erkunden die Altstadtgassen.

Franz zieht mit unseren Propangasflaschen los, um diese auffüllen zu lassen. Er fragt an einen Marktstand, wo er hingehen muss, und der freundliche Händler nimmt ihn kurzerhand mit bis zur Bushaltestelle. Er bespricht mit dem Fahrer des MaxiTaxis kurz, wo dieser Franz absetzen soll, und los geht’s. Nach einigen Windungen den Berg hoch schickt der Fahrer Franz zu einer Firma, die Gasflaschen auffüllt. Dort werden die beiden Flaschen für 10 EC (das sind ca. 3 Euro!) aufgefüllt. Als Franz auf dem Rückweg wieder auf das MaxiTaxi wartet, hält ein Pickup, und der einheimische Fahrer frägt, wohin er will. Er sagt „Ich muss zum Hafen zurück“, worauf er als Antwort bekommt: „Dann spring auf, ich nehm Dich mit.“. Soviel zur Freundlichkeit der Dominicaner, die uns permanent positiv auffällt. Jeder auf der Straße grüßt freundlich, jeder ist hilfsbereit und nett. Und das, obwohl Dominica sehr stark von Hurrikans getroffen und zerstört wurde, und die Bewohner allesamt eher arm als reich sind.

Wir segeln in den Norden Dominicas, in die Price Rupert Bay. Hier unternimmt Nook mit einem Touristen-Führer eine Tour in den Indian River, einem Mangroven National Park. Dort paddelt man unter überhängenden Mangroven und beobachtet Vögel, Krabben und allerlei Getier.

Wir beschließen, uns einfach in ein MaxiTaxi zu setzen, und so ein bisschen den Norden der Insel zu erkunden. Unser Fahrer, Daniel, bringt uns an den nördlichsten Punkt. Da mittlerweile alle anderen Fahrgäste ausgestiegen sind, nimmt er sich die Zeit, uns einen Aussichtspunkt zu zeigen. Er fordert uns auf, einen sehr gastfreundlichen Weißen namens Marco zu besuchen (Daniel und Marco, wie unsere Söhne!), der am Hügel hinter uns ein außergewöhnliches Haus gebaut hat. Wir spazieren ein bisschen herum, und erklimmen den Hügel zu Marco`s Haus, das mit seinem Turm wie ein Märchenhaus aussieht.

Leider ist niemand zuhause, und wir fahren mit dem nächsten MaxiTaxi auf die Ostseite der Insel. In Calibishe steigen wir aus und freuen uns an den quietschbunten, karibischen Häusern.

Wir spazieren durch den Ort und essen in einem Restaurant. Typisch karibisch sind die Zutaten Makaroniauflauf, Kochbananen, Reis und Casava (eine Wurzel, ähnlich der Kartoffel). Dazu kann man unter Chicken, Fisch und Rindfleisch wählen. Auf dem Rückweg ist das ganze MaxiTaxi bereits mit Schulkindern gefüllt, aber der Fahrer fordert unsere Gruppe (5 Leute) auf, trotzdem einzusteigen. Er gibt Anweisungen an die Kinder, und diese quetschen sich zusammen, bis wir alle reinpassen. Erst werden wir mit großen, dunklen Augen bestaunt, es wird geflüstert und gekichert, aber schon bald geben die Kinder sich ganz natürlich. Es geht zu, wie in jedem deutschen Schulbus auch, und die Kinder singen, lachen, streiten und spielen während der Fahrt. An diversen Haltestellen steigen Kinder aus, und der Fahrer wartet, bis diese von den Eltern abgeholt und weiterbefördert werden.

Nook lässt es sich nicht nehmen, uns zum Segler-Barbeque einzuladen; eine Veranstaltung für alle in der Bucht liegenden Crews, wo es ein leckeres Grill-Buffet gibt. Nach dem Essen werden die Tische weggeräumt und ein DJ legt Partymusik auf. Wir tanzen bis spät in die Nacht, zusammen, alleine, mit anderen Seglern und mit Einheimischen. Das tut mal wieder so richtig gut.

Die Tage vergehen im Flug, und wir müssen die Rückreise nach Martinique antreten, wo Nook`s Flieger geht. Zurück in Roseau vergisst Franz beim Rückwährtsfahren fürs Ankermanöver, dass die Angelschnur noch hinter dem Schiff hängt, die wir meistens hinterherschleppen. Zu spät. Unser kräftiger Propeller hat sie eingesaugt und blockiert nun. Franz versucht, unter das Schiff zu tauchen und die Schnur abzuschneiden, aber er schafft es nicht, sich lange genug unten zu halten, und schneidet sich den Arm an den messerscharfen Muscheln, die unseren Rumpf bevölkern, auf. Wir verarzten die blutenden Schnittwunden und ich rufe per Funk um Hilfe eines Tauchers. Es meldet sich auch jemand, und ich beschreibe unsere Situation und unsere Position. Als wir auf den Taucher warten, kommt die Küstenwache vorbei, die ebenfalls unseren Hilferuf gehört haben. Sie sind sehr nett und fragen, wie sie helfen können. Sie heißen uns in Dominica willkommen, und versprechen, nachdem sie ihren Job beim Kreuzfahrtschiff erledigt haben, zurück zu kommen, und nach uns zu sehen. Ist das nicht nett?! Etwas später kommt ein Boot mit drei Männern. Einer davon taucht unters Schiff, und schneidet den Propeller wieder frei. Auch sie sind sehr nett und verlangen einen fairen Preis. Kurz darauf kommt tatsächlich die Küstenwache wieder, und vergewissert sich, ob nun alles in Ordnung ist.

Am nächsten Tag geht es zurück nach Martinique, wo wir in Anse Mitan ankern. Hier gibt es ein, zwar für Touristen neu gebautes Dorf, das aber sehr authentisch im karibischen Stil mit vielen kleinen Ferienhäusern, Läden, Cafes und Kneipen daherkommt. Es lädt zum Bummeln ein, und auch am langen Sandstrand reiht sich eine Bar an die andere, und die Touristen genießen jeden Tag das karibische Flair und den wunderschönen Sonnenuntergang.

Zum ersten Mal realisieren wir hier, dass der Rückflug Nook`s auf sehr wackligen Füßen steht, weil auf einmal die ganze Welt sich vor Corona schützen muss. Nach bangen Stunden und Telefonaten mit dem Flughafen, der Fluggesellschaft und Nook`s Reisebüro in Neuseeland ist endlich grünes Licht gegeben. Es ist so gut wie sicher, dass sie von Martinique über Miami und Chicago, wo sie wieder übernachten muss, nach Neuseeland kommt. Dort muss sie zwar für 14 Tage in häusliche Quarantäne, aber immerhin ist sie noch, von Frankreich kommend (denn Martinique zählt auch zum Mutterland) nach USA rein- und wieder rausgekommen. Schon Tage später wäre das nicht mehr gegangen.

What´s about friendship (Wie ist das mit Freundschaften)?

What´s about friendship (Wie ist das mit Freundschaften)?

Franz

Wie ist das überhaupt mit Freundschaften unter Fahrtenseglern? Lernt man welche kennen? Kann man Kontakte knüpfen, oder geht da jeder seinen eigenen Weg? Rückblickend kann ich diese Frage nur so beantworten: Man knüpft nur dann Kontakt, wenn man diesen selbst zulässt (und da tun sich viele Menschen, gerade wir Bayern, oft sehr schwer). Allerdings kann ich auch sagen, dass in der Regel die anderen Segler das gegenseitige Kennenlernen einem meist sehr einfach machen. In unserem Fall haben wir eine Vielzahl von sehr, sehr netten und interessanten Menschen kennen und schätzen gelernt. Und obwohl in der Regel die gemeinsame Zeit, aufgrund meist unterschiedlicher Routenplanungen, oftmals sehr kurz war, sind wir dennoch mit einer großen Anzahl dieser Fahrtensegler dauerhaft in Verbindung getreten. Meist lernt man sich kennen, wenn man in einer Bucht vor Anker liegt. Manchmal kommt einem das Boot bekannt vor, manchmal trifft man jemanden am Strand, manchmal kommt jemand mit dem Dinghi vorbei und benötigt Hilfe, sei es technischer Natur oder nur der Bedarf, an einer weiteren Person, um eine Arbeit zu erledigen, die man alleine eben nicht schafft. Oftmals aber ist es die pure Lust, mit jemanden zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen. Sowie das erste Beschnuppern die gegenseitige Sympathie entfacht, ufern solche Kontaktaufnahmen meist in nicht-enden-wollenden-Abenden im Cockpit einer Jacht aus. Hierbei ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass jeder, der auf ein Schiff eingeladen ist, in der Regel die selbst konsumierten Getränke auch von seinem Schiff mitbringt (der Stauraum für Getränke ist begrenzt und die Preise für alkoholische Getränke sind oftmals horrend). Man will ja auch seinen neu gewonnenen Freunden nicht auf der Tasche liegen. Meist drehen sich die Gespräche um das bereits erlebte Seglerleben und wo man schon überall gewesen ist. Die hierbei gewonnenen Informationen halfen uns schon sehr oft weiter, wenn wir die dabei angesprochenen Seegebiete selbst angelaufen haben. Richtig lustig wird es meist dann, wenn die Crew´s mehrerer Jachten sich zu gemeinsamen Grillabenden oder Jam Sessions (Abende, in denen mit Bordmitteln gemeinsam Musik gemacht wird, seeeehr lustig) treffen. Ich kann mir vorstellen, dass diese Zeilen unserer Lesergemeinschaft ziemlich schräg vorkommen, aber hier kann ich nur entgegnen, dass das Fehlen von Medien wie einem Fernseher oder Zeitungen unserem Leben eine, bereits scheinbar verloren gegangene, Wahrnehmungsweise des gegenseitigen Miteinanders neu vermittelt hat. Während wir uns in unserem früheren Leben nach einem arbeitsamen Tag hinter unserm TV eingeigelt und von der Außenwelt abgeschottet haben, genießen wir nun die gemeinsame Zeit mit Menschen unterschiedlichstem Couleur, verschiedenster Nationalität und abenteuerlichster Historie. Da die neu gefundenen Freunde aus den verschiedensten Ländern kommen, ist die Art der Unterhaltungen ebenfalls meist sehr facettenreich. Uns ist zwar mittlerweile die englische Sprache ziemlich geläufig. Dennoch sind wir immer wieder fasziniert, wie wir abendfüllend teilweise mit fünf- und mehr Sprachen über Politik-, Wirtschaft- und Sozialthemen sprechen könne und dabei den kompletten Sinn sowohl verstehen, als auch unsere Gedanken vermitteln können. Meist wird uns dies erst dann bewusst, wenn wir am nächsten Tag den Vorabend Revue passieren lassen. Eben diese Abende, des gemeinsamen Diskutierens und Politisierens, haben mein Denken und Handeln, sowohl politisch, als auch gesellschaftlich, nachhaltig verändert. Die Kommunikation mit Menschen, mit einer eigenen Geschichte, aus fremden Ländern, die scheinbar ähnliche Probleme haben wie wir, lassen mich mehr und mehr zu einem Weltbürger werden.

An dieser Stelle möchte ich nun auch unsere Seglerfreunde grüßen:

Hey guys it was a wonderful time together. We hope we`ll meet you sometime, somewhere.

Haedway- John and Wendy, Princess Arguilla- Simon and Rachel, Tomsky Kasan- Marcel and Lena, Whisper- Steven and Debby, Wasabi- Peter, Faye and Keanu, Outbag- Jonathan, Morney and Trevor, Olaf und Silli, Hello World- Boris and Sophie, Bruce, Cohort-Stefan and Cathrine, Wind of Change- Werner und Tina, Itaka- Christoph und Angela, BeeBee- Mario and all the other lovely and wonderful people we`ve met. We say thank´s a lot for a great time together.

Abschied, für kurz, für länger, für immer

Abschied, für kurz, für länger, für immer

Franz

Martinique macht auf uns einen sehr sympathischen Eindruck. Als ein Überseedepartement Frankreichs stellt es zusammen mit Guadeloupe einen Teil Europas mitten in der Karibik dar. Die grandiose Landschaft, die freundlichen Menschen und die europäische Lebensart haben wir sehr schnell ins Herz geschlossen. Umso mehr ist Michaela nun traurig, mich und Aton für mehrere Wochen in Richtung Deutschland zu verlassen. Aufgrund einer Erkrankung ihrer Mutter wird sie sich in dieser Zeit um ihren Vater kümmern. Für mich heißt es nun alleine mit Aton hier auszuharren. Langeweile wird aber definitiv nicht aufkommen. Eine ellenlange Liste an Aufgaben, die ich zu erledigen habe, lässt mir kaum Zeit, Trübsal zu blasen. Als ich kurz vor Michis Abflug eine Besuchseinladung an eine Freundesgruppe per WhatsApp gesendet habe, bin ich sehr überrascht, als meine Freunde Hans und Sepp sehr kurzfristig ihre Bereitschaft, zu kommen, ankündigen. Mit dieser Aussicht, doch nicht ganz alleine zu sein, fällt der Abschied mit Michi etwas leichter. Dennoch sind wir sehr traurig. Immerhin ist es das erste Mal seit Jahren, dass wir getrennt voneinander sind. Als schließlich das Taxi kommt und mit Michi in der Dunkelheit verschwindet, stehe ich noch lange da und blicke ihr nach.

Doch nun gilt es einige Vorbereitungen zu treffen. Am nächsten Tag miete ich mir einen Leihwagen und fahre nach Le Marin um einige Ersatzteile und Geräte zu besorgen. Anschließend richte ich das Schiff für meinen Besuch her. Die Zeit verfliegt im Nu. Es ist Sonntagnachmittag. Jetzt heißt es, schnell zum Flughafen um die beiden abzuholen. Der Verkehr ist moderat und ich erreiche eine halbe Stunde vor Ankunft den Terminal. Nach einer sehr kurzen Wartezeit erblicke ich auch schon die Jungs. Die Freude ist groß und nachdem wir uns überschwänglich begrüßt haben, gehen wir in eine nahegelegene Bar und trinken ein örtliches Bier. Auf der Fahrt zur Marina erzählen sie mir ausführlich, wie es ihnen gelungen ist, kurzzeitig ihre Arbeit so zu regeln, dass beide gleichzeitig zehn Tage Urlaub bei mir in Martinique zu machen. Als wir ankommen ist es bereits Nacht (hier in den Tropen geht das sehr schnell). Wir laden die Reisetaschen aus dem Auto und bringen sie über den Schwimmsteg zur Aton. Nun sehen meine Freunde zum ersten Mal unser Schiff. Ich zeige den beiden ihr zuhause für die nächsten 10 Tage. Danach sitzen wir noch lange im Cockpit und tauschen gegenseitig unsere Neuigkeiten aus. Als wir an diesem Abend ins Bett gehen ist es bereits lange nach Mitternacht.

Am nächsten Morgen besorgen wir beim nahen Bäcker frisches Baguette und machen ausgiebig Frühstück. Danach planen wir die nächsten Tage. Da ich noch immer den Leihwagen habe, beschließen wir, uns die Insel anzusehen. Abermals wird mir bewusst, wie schön sich gepflegte Plantagen und adrett angelegte Gärten abwechseln mit steiler Berglandschaft und ursprünglichem Regenwald. Wir fahren durch pittoreske kleine Fischerdörfer, vorbei an malerischen Badestränden, die bereits nach wenigen Kilometern abgelöst werden durch schroff abfallende Steilküsten. Beim Besuch einer örtlichen Rumdestillerie sind meine Freunde von dem sehr aufwendig restaurierten Gebäudekomplex eines ehemaligen Zuckerbarones sehr angetan. In den zwei Tagen, an denen wir mit dem Leihwagen zuerst den nördlichen und dann den südlichen Teil der Insel erkunden, sammeln sowohl ich, als auch meine beiden Gäste sehr viele imposante Eindrücke. Nachdem wir den Leihwagen abgegeben und unser Abendessen eingenommen haben, beschließen wir zusammen, am darauffolgenden Morgen mit dem Schiff auszulaufen.

Nach dem Frühstück räumen wir das Schiff auf. Als der Müll entsorgt, die Einkäufe verstaut, das Geschirr gespült, die Wassertanks gefüllt und in der Marina ausgecheckt ist, mache ich mit meinen Freunden eine ausgiebige Sicherheitseinweisung. Es werden die Rettungswesten angelegt und auf den jeweiligen Träger eingestellt, die Brandschutzeinrichtungen erklärt. Ich zeige den beiden wie das Funkgerät zu bedienen ist und wo die Anleitungen für eine Notfallmeldung sich befinden. Ich erkläre ihnen, wo sich weitere Rettungsmittel befinden, wie das Rettungsfloß gehandhabt wird und was zu tun ist, wenn eine Person über Bord geht. Sowie die Sicherheitseinweisung abgeschlossen ist, starte ich den Motor. Das Landstromkabel wird verstaut und ich erkläre meinen Freunden wer und in welcher Reihenfolge die Landleinen eingeholt werden. Bereits eine Minute später legen wir bilderbuchmäßig ab und fahren langsam aus der Marina in die offene Bucht von Fort de France. Wir stellen Aton in den Wind. Hans bedient das Steuer und ich zeige Sepp, wie das Großsegel gesetzt wird. Anschließend lassen wir Aton etwas abfallen und setzen das Genua. Der nun mit mehr als 25 Knoten blasende Passat füllt augenblicklich das enorm große Vorsegel. Die Vorschot spannt sich mit einem Ruck und Aton rauscht mit 7 – 8 Knoten Raumschot aus der Bucht. Da ich die beiden (und mich natürlich auch) am ersten Tag nicht gleich überfordern will, kreuzen wir einige Male die sehr große Bucht und laufen schließlich in die kleine, aber sehr schöne Bucht Anse al`Ane ein. Wir fahren den Anker ein und genehmigen uns ein Manöverbier. Danach machen wir uns gemeinsam ein Abendessen. Hier muss ich den Lesern noch erklären, dass meine Freunde und ich Mitglieder einer Männerkochrunde sind. Aus dem alten Weißbrot zaubern wir kurzerhand Semmelknödel, welche wir als Beilage für einen Braten mit einer Biersauce verwenden. Die Beigabe von Zwiebeln, Speckwürfeln und frischen Kräutern zum Semmelteig macht das Gericht abschließend sehr bayrisch. Nach diesem Festmahl trinken wir zusammen das eine oder andere Bier und unterhalten uns in heiterer Stimmung nach diesem grandiosen Segel Tag.

Später lese ich, wie jeden Tag, meine WhatsApp. Beim Öffnen sehe ich schon, dass Michi mir eine Nachricht geschickt hat. Mit großer Vorfreude öffne ich die Nachricht. Aber was ich dann lese, lässt mir das Blut in den Adern erstarren. Mein Bruder Lothar, der uns im vergangenen Frühjahr in den Exumas besucht hat und der mir unermesslich viel mit unserem Schiff geholfen hat, ist tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Ich kann mich minutenlang nicht bewegen. Meine Gedanken rasen durcheinander und ich bin nicht in der Lage das gerade Gelesene zu realisieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit informiere ich meine beiden Freunde. Auch sie kennen meinen Bruder schon ewig und sind ähnlich schockiert wie ich. Ich ziehe mich mit meinem Handy auf das Vordeck zurück und rufe meine Frau in Deutschland an. Sie erklärt mir schluchzender weise die Umstände, unter denen er gefunden wurde. Den restlichen Abend verbringe ich zurückgezogen damit, das Geschehene zu verarbeiten.

Nach einer sehr traurigen Nacht mit wenig Schlaf planen wir am darauffolgenden Morgen die weiteren Schritte. Nun gilt es für mich schnellstens einen Rückflug nach Deutschland zu organisieren. Ich muss einen Platz finden, wo ich Aton sicher zurücklassen kann. Wir müssen verderbliche Vorräte aufbrauchen, Kühl- und Gefriertruhe leeren und, und, und. Ich bin sehr froh, nun meine beiden Freunde um mich zu haben. Nach dem Frühstück beginne ich meine Seglerfreunde zu informieren und Rat einzuholen. Die Anteilnahme dieser Gemeinschaft ist atemberaubend. Aus allen Himmelsrichtungen stürmen Beileidsbekundungen ein. Nahezu alle bieten mir ihre Hilfe und Unterstützung an. Für die Suche nach einem sicheren Liegeplatz für Aton bekomme ich dutzende von Empfehlungen, aber da wir uns in der Hauptreisezeit befinden, sind freie Plätze sehr rar. Ein sehr guter Freund in meiner Heimat, der ein Reisebüro führt, hat mir in Windeseile einen Rückflug nach Deutschland in der selben Maschine gebucht, in welcher auch Sepp und Hans zurückfliegen. Somit steht nun mein Rückreisedatum fest. Da es aber bis dahin noch einiges zu organiseren und zu erledigen ist, stelle ich mir einen Plan auf. Während wir die restliche Zeit damit verbringen, den südlichen Teil Martiniques zu besegeln, klinke ich mich immer wieder aus, um Telefonate zu führen, Emails zu schreiben und Menschen zu kontaktieren, damit wir das Schiff sicher verwahren können, um die Rückreise nach Deutschland durchführen zu können.Trotz meiner ständigen Vorbereitungen lassen mich meine Freunde gewähren. Meine beiden Begleiter sind von der Schönheit der Buchten, die wir anlaufen begeistert. Drei Tage vor unserer geplanten Abreise verbringe ich Aton in die riesige Bucht von Le Marin, dem Jachtzentrum von Martinique. Hier befinden sich auch die größten Marinas. Meine beiden Freunde nehmen sich abermals einen Leihwagen und erkunden die Insel auf eigene Faust. Dies ist mir sehr recht, da ich dann ungestört das Schiff für einen längeren Aufenthalt vorbereiten kann. Als erstes kümmere ich mich um einen Liegeplatz. Hierbei haben mir unsere Bekannten auf anderen Schiffen allerdings keine sehr großen Hoffnungen machen können. Das Bojenfeld in dieser Bucht ist zwar riesig ( mehrere hundert Jachten sind hier festgemacht), aber kurzfristig sind alle bereits ausgebucht. Somit versuche ich nun im kommerziellen Hafen mein Glück. In einer Werft werde ich bei der Frage nach dem Büro der Werftleitung in einen Bürocontainer gebeten. Dort befinden sich zwei Damen hinter ihren Schreibtischen. Eine ist damit beschäftigt, einen Werftarbeiter augenscheinlich neue Aufträge zu geben, die andere Dame telefoniert. Als der Werftarbeiter das Büro verlässt frage ich die Dame ob sie englisch spreche. Sie verneint und deutet mir zu warten, bis die andere Dame mit dem Telefonat fertig ist. Somit setze ich mich auf den angebotenen Stuhl und warte. Als die zweite Dame den Hörer auflegt, fordert sie mich auf, zu ihr zu kommen. Als ich nachfrage, ob sie eine Boje für den Zeitraum von zwei bis drei Wochen vermieten würde, lehnt sie freundlich ab mit dem Hinweis, dass diese Bojen ausschließlich für instand zu setzende Schiffe gedacht sind. Ich zeige meine Enttäuschung und beschließe, ihr den Hintergrund meiner Bitte zu erzählen. Als ich ihr meine traurige Geschichte schildere, sagte sie mir, ich solle kurz warten. Sie nimmt den Telefonhörer ein weiteres Mal auf, wählt eine Nummer und spricht eine geraume Weile auf Französisch. Nachdem sie auflegt erklärt sie mir, dass sie eben mit einem Manager der größten Marina gesprochen hat. Sie kenne ihn persönlich und habe ihm meine Umstände geschildert. Ich solle nun direkt zu dieser Marina gehen. Sie gibt mir seinen Namen (Jean-Joseph) und sagt mir, dass dieser Manager mein Kommen erwartet. Dann sagt sie mir noch ihren Namen (Jocelyne) und ich solle den Manager schön von ihr Grüßen. Sprachlos und komplett überwältigt von solcher Hilfsbereitschaft verabschiede ich mich bei der freundlichen Dame und mache mich auf den Weg zur ca. drei Kilometer entfernten Marina. Dort angekommen sage ich einer Dame am Empfang den Namen des Managers mit dem Hinweis, dass er mich bereits erwarte und nenne ihr auch gleich meinen Namen. Sie sagt mir, ich solle mich einen Moment gedulden und verschwindet in einem Gang. Als sie zurückkommt deutet sie mir, ihr zu folgen. Wir gehen in den hinteren Teil des Bürokomplexes. An der offenen Türe des größten Büros erwartet mich bereits ein Herr im mittleren Alter. Freundlich reicht er mir die Hand und führt mich zu einem Stuhl. Er erklärt mir, dass die Dame in der Werft (Jocelyne) eine sehr gute Freundin von ihm ist und er über meine Situation im Bilde ist. Er bekundet mir sein tiefstes Beileid und frägt mich, wie lange ich eine Boje benötige. Als ich ihm den Zeitraum nenne rät er mir, doch gleich einen Monat zu mieten, da dieser deutlich billiger wäre als drei Wochen. Der Grund liege darin, dass bei einer Zeit unter einem Monat Tagesmieten anfielen, die deutlich teurer ausfielen. Ich bedanke mich vielmals bei ihm für diesen Ratschlag. Außerdem erklärt mir dieser nette Herr, dass normalerweise alle Bojen für Langzeitlieger reserviert wären. Für solch speziellen Fälle wie für mich habe er aber noch welche in seiner Hinterhand. Während er mir dies sagt schmunzelt er ein wenig. Als wir die Formalitäten erledigt haben, verabschieden wir uns und ich verlasse mit einer enormen Erleichterung die Marina.

Auf Aton zurück beginne ich damit, den Kühlschrank und die Gefriertruhe zu leeren. Die nicht verbrauchten und verderblichen Lebensmittel gebe ich John und Wendy von der „Headway“. Die beiden haben mir doch tatsächlich angeboten, für den kompletten Zeitraum meiner Abwesenheit auf unser Schiff aufzupassen! Was kann man zu solch einer selbstlosen Hilfsbereitschaft noch sagen. Ich lehne dankend dieses Angebot ab mit dem Hinweis, dass nun Aton einen sicheren Platz hat. Wir verbringen Aton zur Marina und machen das Schiff an der zugewiesenen Boje fest. Mitten in den Aufräumarbeiten erreicht mich die Nachricht, dass Werner und Tina von der „Wind of Change“ momentan einen Leihwagen haben. Werner bietet mir an, meine Freunde und mich von der Marina abzuholen und zum Flughafen zu fahren. Abermals bin ich geplättet von der Hilfsbereitschaft dieser Seglerfreunde. Nachdem alle Arbeiten erledigt sind und Aton verschlossen ist, verabschiede ich mich von meinem Schiff. Ein Mitarbeiter der Marina holt uns mit einem Tender ab und bringt uns an Land. Dort wartet bereits Werner mit dem Leihwagen. Wir fahren zum Flughafen und ich verabschiede mich bei Werner und bedanke mich nochmals. Dann heißt es bye, bye Karibik. Ich komme bald wieder.

Martinique, Rum Destillerie

Martinique, Rum Destillerie

Michi

Wenn man von Süden her hier ankommt, steuert man direkt auf die riesige Bucht Le Marin zu. Hier ist der Name Programm, denn außer zwei riesigen Marinas gibt es alles, was das Segler-Herz begehrt. Hier bekommt man Ersatzteile, Handwerker, Infos – und alle Lebensmittel, die man sich denken kann. Wir sind nämlich quasi in Europa! Endlich mal wieder gutes Brot, Käse, Wein, Schokolade, Salat und alles, was wir schon soooo lange nicht mehr hatten. Und wir bezahlen mit Euro! Außerdem bekommen wir hier endlich den Vergaser für unseren Dinghi-Außenborder, der nicht mehr gescheit funktioniert hat, seitdem er in Guadeloupe kopfüber geschwommen ist (es fühlt sich an, als wenn das schon Jahre her wäre, es war letzten Mai).

Nach dem Einklarieren machen wir in St. Anne fest, wo es am Dinghi-Anleger ein hübsches Dorf gibt. Mit einem Mietauto fahren wir an der Ostküste entlang und besichtigen eine Rum-Destillerie. Rund um ein altes, wunderschönes Haus kann man sich die verschiedenen Stationen der Rum-Herstellung ansehen. Der  sympathische Inhaber selbst führt uns mit einer Gruppe Franzosen herum, und erklärt, wie der Weg vom Zuckerrohr bis zum fertigen Rum geht.

 



Martinique I

Martinique I

Michi

Wenn man von Süden her hier ankommt, steuert man direkt auf die riesige Bucht Le Marin zu. Hier ist der Name Programm, denn außer zwei riesigen Marinas gibt es alles, was das Segler-Herz begehrt. Hier bekommt man Ersatzteile, Handwerker, Infos – und alle Lebensmittel, die man sich denken kann. Wir sind nämlich quasi in Europa! Endlich mal wieder gutes Brot, Käse, Wein, Schokolade, Salat und alles, was wir schon soooo lange nicht mehr hatten. Und wir bezahlen mit Euro! Außerdem bekommen wir hier endlich den Vergaser für unseren Dinghi-Außenborder, der nicht mehr gescheit funktioniert hat, seitdem er in Guadeloupe kopfüber geschwommen ist (es fühlt sich an, als wenn das schon Jahre her wäre, es war letzten Mai).

Nach dem Einklarieren machen wir in St. Anne fest, wo es am Dinghi-Anleger ein hübsches Dorf gibt. Mit einem Mietauto fahren wir an der Ostküste entlang und besichtigen eine Rum-Destillerie. Rund um ein altes, wunderschönes Haus kann man sich die verschiedenen Stationen der Rum-Herstellung ansehen. Der  sympathische Inhaber selbst führt uns mit einer Gruppe Franzosen herum, und erklärt, wie der Weg vom Zuckerrohr bis zum fertigen Rum geht.

Auf dem Weg in die Hauptstadt, Fort de France, ankern wir noch in der für ihre Schildkröten bekannten Anse D`Arlet. Leider ist die Zeit auf ATON für unseren Besuch schon wieder vorbei, und wir setzen sie in Fort de France ab.

Die Hauptstadt besuchen wir per Fähre von der gegenüber liegenden Anse A L`Ane aus. Wir sind auf der Suche nach einigen Ersatzteilen und laufen einige Kilometer ab, bis wir fast alles gefunden haben.

Unsere Freunde, Werner und Tina liegen in der Marina in Fort de France. Wir unternehmen eine Wanderung und passieren eine Kirche, die Sacre Cour nachgebaut wurde.

Unsere Wanderung führt uns bergauf und bergab in einem wunderschönen Regenwald, der seinem Namen alle Ehre macht. Die Wege sind zwar gut angelegt, aber schlammig und rutschig. Wir entdecken, dass es auch hier Farnbäume gibt, wie wir sie aus Neuseeland kennen. Auf allen umgestürzten Baumstämmen wuchern Orchideen und andere exotische Pflanzen. Auf der Bergspitze werden wir mit einem Blick über die ganze südliche Insel belohnt.

Meistens am Wochenende holen die Einheimischen ihre markanten, traditionellen Segler hervor und liefern sich so manches Rennen. Sie haben eckige, bunte Segel und lehnen sich auf Holzstangen, die seitlich über die Bordkante geschoben werden, als Ballast hinaus.

Bequia, St. Vincent und St. Lucia

Bequia, St. Vincent und St. Lucia

Bequia

In der großen Admiralty Bay auf Bequia ankern viele Fahrtenschiffe. Ein großer Teil davon hat mit der ARC, der Atlantik Ralley for Cruisers, eine Company , die jedes Jahr die Atlantik-Überquerung von den Kanaren in die Karibik organisiert durchführt, nach der Atlantik-Überquerung hier Halt gemacht. Man muss sich das so vorstellen, dass man dem ARC die Teilnahme der Ralley bezahlt, dafür wird einem alles Mögliche vorgeschrieben. Das Schiff wird gecheckt, ob alle vorgeschriebenen Voraussetzungen an Sicherheits- und Schiffs-Zubehör eingehalten wurden, und letzten Endes muss man am festgesetzten Datum mit mehreren hundert anderen Schiffen lossegeln – egal, ob das Wetter passt, oder nicht. Dafür wird man täglich mit seiner jeweiligen Position auf dem Atlantik registriert, und kann so nicht „verloren gehen“.

Ein geschäftiges Dorf flankiert die Bucht, in dem alles auf die Segler abgestimmt ist. Es gibt Internet-Cafes, Bars, Restaurants, Supermärkte, einen Gemüse-Markt, Segelmacher, und alles, was das Seglerherz so begehrt. Zwischen den Booten fahren Eis-, Wasser- und Laundry-Boote herum, die ihren Service anbieten. Trotz dieser Geschäftigkeit hat die Bucht mit ihren karibisch-bunten Häusern und Geschäften jedoch einen ursprünglichen Charakter, und ist irgendwie ein chilliger und gemütlicher Ort.

Als Wendy und John mit der Headway, sowie Raquel und Simon mit der Princess Arguella ankommen, machen wir eine schöne Wanderung zur anderen Seite der Insel. Da hier viele Kokospalmen stehen, sammeln wir „Fallobst“ ein. Die Nüsse öffnen wir später an Bord (Franz macht das mit einem Hackbeil, was eine ziemliche Sauerei hinterlässt), raspeln das ausgeschabte Kokosfleisch und trocknen die Raspeln in der Pfanne, und danach im Ofen. Das schmeckt lecker zum Müsli. Auf der Atlantikseite Bequias besuchen wir eine Schildkröten-Aufzuchtstation, die sich um die sehr seltenen Hawksbill-Schildkröten kümmern. Der Gründer, Brother King, erzählt uns, dass er vor 24 Jahren angefangen hat, die Schildkröten-Babys, die an diesem Strand aus ihren Eiern schlüpfen, einzusammeln, und die Schildkröten aufzuziehen, um sie im Alter von 5 Monaten ins Meer zu entlassen. So hofft er, dass mehr Schildkröten durchkommen (in der Natur ist es nur eine von 3000 !!), und die Rasse nicht ausstirbt. Die Schildkröten werden erst mit 25 Jahren geschlechtsreif und kommen dann wiederum hierher, um selbst Eier zu legen. Das heißt, dass er nächstes Jahr hoffentlich seine ersten „eigenen“ Schildkröten wieder am Strand bei der Eiablage begrüßen kann. Da er sie alle markiert, kann er sie auch sehr genau identifizieren. Wir drücken die Daumen, dass es ihm gelungen ist, diese faszinierenden und ruheausströmenden Tiere mit seinem Einsatz zu retten.
Auch einen Fischer, der die weitverbreitete Conch, also die Seeschnecken auslöst, sehen wir eine zeitlang zu. Die wunderschönen Schalen werden, wie überall, einfach achtlos auf einen Haufen geschmissen.

Abends lösen wir endlich unser Versprechen ein, John und Wendy in der Kunst des Spätzle schabens einzuweisen. Sie waren so begeistert, als sie bei uns Spätzle bekommen haben, dass sie es unbedingt lernen wollten. Da unser Spätzle-Hobel sehr schnell total verrostet war, schaben wir nun. Die beiden hatten sichtlich Spaß dabei und es hat ausgezeichnet geschmeckt.

St. Vincent

Wir fahren mit der Fähre nach St. Vincent, um dort, in der Hauptstadt Kingstown, nach einem Vergaser für unseren Dinghi-Motor zu suchen. Wir finden auch einen Händler, aber der Vergaser würde uns soviel kosten, wie wir für den ganzen Motor in USA gezahlt haben. Nein, danke.

Da wir eh Wasser machen müssen (was wir wegen der Schwebstoffe in der Bucht nur im offenen Wasser machen), beschließen wir, für ein oder zwei Tage nach St.Vincent zu segeln. Nach einem schönen Segeltag laufen wir in der Walilabou-Bucht ein, wo wir sogleich von mehreren Boat-Boys (das sind Einheimische, die Ihre Dienste in kleinen Booten anbieten) belagert werden, die uns beim Ausbringen der Landleine helfen wollen. Als sie die Landleine festgemacht haben, kommen immer noch mehr, die unsere Aton belagern, und mit ihren Holzbooten an unserem frisch lackierten Schiff entlangschrammen. „Was habt ihr denn in diesen Kanistern?“, fragen sie, und wir fühlen uns irgendwie gar nicht wohl mit dieser Belagerung. Derjenige, der die Landleine festgemacht hat, ist mit dem Trinkgeld unzufrieden und droht uns „Wenn Du nicht genug bezahlst – wir sind diejenigen, die auf Dein Schiff aufpassen.“. Wir verscheuchen sie, und beschließen, unsere Aton auf keinen Fall alleine zu lassen (eigentlich wollten wir morgen mit dem Bus St. Vincent erkunden). Das ist uns jetzt irgendwie nicht ganz geheuer. Am nächsten Morgen sehen wir uns noch kurz die Filmkulissen vom Set „Fluch der Karibik“ an, die in der Bucht mit einem kleinen Museum zu besichtigen sind, und segeln dann wieder zurück nach Bequia.

St. Lucia

Vorbei an den berühmten Pitons (zwei spitze Berge an der Südküste) geht es nach St. Lucia.

Direkt neben der großen Rodney Bay, wo die meisten Schiffe ankern, weil es dort in der Stadt Geschäfte und Handwerker gibt, finden wir die winzige bois d`orange – Bucht. Sie ist flankiert von hohen, mit Regenwald bewachsenen Bergen, hat einen sehr schönen, palmengesäumten Sandstrand,  und ist absolut ruhig. Wir sind ganz alleine hier, und man fühlt sich wie im Paradies. Zum Einklarieren fahren wir mit dem Dinghi um die Ecke in die Rodney Bay. Tags darauf müssen wir allerdings unsere Traumbucht schon wieder verlassen und in die Rodney Bay Marina gehen, da wir hier unsere nächsten Gäste erwarten. Zusammen mit ihnen geht es wieder zurück in die bois dòrange, wo wir abends am Strand gemütlich am Lagerfeuer grillen.

In der Marigot-Bay, die von den meisten Charter-Booten angelaufen wird, verbringen wir mit vielen anderen Yachten einige Tage. Wir sehen in einem Lokal Bilder, wie es hier früher ausgesehen hat. Die tiefe Bucht war bestimmt ein typisches Piraten-Versteck, und mit ihrem kleinen, palmen-bewachsenem Sandstrand und den umliegenden Bergen sehr idyllisch. Heute gibt es eine Marina und ein großes Hotel, sowie viele Restaurants und Geschäfte hier.  Mit einem Mini-Bus fahren wir ein Stück über die Insel und sind sehr angetan, von der bergigen und tiefgrünen Insel. Da wir ganz hinten in der abgeschlossenen Bucht liegen, ist uns die dort stehende Hitze und der „Duft“ der angrenzenden Mangroven bald schon unangenehm, und es zieht uns weiter nach Martinique. Renate gefällt es ausgesprochen gut auf ATON, und sie genießt den Segeltag sehr.

2 Tobago Keys, Canouan und Mustique

2 Tobago Keys, Canouan und Mustique

Tobago Keys
Von allen Seiten haben wir gehört, dass die Tobago Keys die schönsten Inselchen der südlichen Karibik sein sollen, dementsprechend gespannt waren wir schon darauf. Als wir abends ankamen, suchten wir uns einen möglichst windgeschützten Ankerplatz, denn es blies ganz ordentlich. Die Keys sind fünf kleine, unbewohnte Inselchen, die alle Klischees über die Karibik bedienen: pudrig-weiße Sandstrände mit Kokospalmen, türkis-blaues, klares Wasser, und nicht zuletzt das vorgelagerte, große Horseshoe-Riff. Dieses schnorchelten wir tags darauf fast komplett ab, indem wir mit unserem Dinghi nacheinander an alle dafür vorgesehenen Dinghi-Bojen festmachten. Es gab schöne Korallen-Formationen, viele bunte Fische, eine schöne Schildkröte, und auch einen Ammenhai zu sehen. Da das Wasser so warm ist, hielten wir es mehrere Stunden aus – einfach herrlich. Viele andere, in diesem Nationalpark ankernden Schiffe sind Charter-Yachten. Diese bleiben, egal wo sie sind, meistens nur eine Nacht, denn sie müssen ja weiter. Sie wollen in den ein oder zwei Wochen, in denen sie ihren Urlaub auf dem Schiff verbringen, natürlich möglichst viel sehen. Das zwingt sie allerdings auch dazu, bei jedem Wetter weiterzufahren, denn sie müssen ja auch das Schiff wieder abgeben. Genauso haben wir es früher auch immer gemacht. Wir sind sehr dankbar, dass wir den Luxus, ZEIT ZU HABEN, und erst weiterzufahren, wenn wir das wollen und das Wetter gut ist, nun auskosten können.

Canouan
In der riesig großen Charlestown Bay ankern wir neben einer handvoll anderer Jachten. Es gibt einen Fähr-Anleger, wo mehrmals täglich eine Autofähre anlegt. Das Dorf ist verschlafen, die Menschen sehr nett und hilfsbereit, und es gibt auffallend viele große Stein-Häuser. In eines davon werden wir von Esther, die unsere, durch die große Beanspruchung mittlerweile ausgerissenen, Seesäcke näht, hereingebeten. Wir staunen nicht schlecht, denn es befinden sich so gut wie keine Möbel darin. Wir mutmaßen, dass die Regierung evtl. Hurrikan-Opfern beim Haus-Neubau unterstützt, denn auch die Schule ist nagelneu. Esther beeindruckt uns übrigens auch mit ihren überaus kräftigen Armen. Nicht so beeindruckend war das Resultat ihrer Seesack-Reparatur: sie hatte die ausgerissenen Henkel lediglich geklebt, und bereits nach 300 m rissen diese wieder aus. Also nochmal zurück, ein bisschen Rabatz gemacht, und im zweiten Anlauf hat sie es dann, dem Augenschein nach, ganz gut hinbekommen. Tatsächlich hält es aber nicht sehr lange, und ich muss mit meinem Segel-Nähzeug selbst die Tragegurte nachnähen.

Mustique

Unser nächster Stopp ist die private Insel Mustique, die auch als die Promi-Insel bekannt ist. Sowohl Mitglieder des Britischen Königshauses, als auch Promis, wie Mick Jagger, David Bowie, Briam Adams und viele andere Reiche und Schöne haben hier ihre Urlaubs-Residenz. Es gibt nur ein Bojen-Feld, wo man festmachen darf, und das auch nicht immer. Zum Beispiel zur Weihnachtszeit ist dort absolut nichts zu machen, weil dann die Promis einfallen. Direkt an der Boje schwimmen Schildkröten im glasklaren Wasser, und die Uferpromenade ist mit einigen dekorativen Läden und Ständen bestückt.

Auch die unter Cruisern weltberühmte Basil`s Bar liegt hier, aber es ist uns entschieden zu touristisch in dieser Bar. Obwohl nur eine handvoll Schiffe hier anlegen (der Bojenplatz ist auf drei Nächte beschränkt), wollen alle beim teuren Basil sitzen, und eine Life-Band spielt auch noch dermaßen schlecht, dass wir weiterziehen. Gut, dass sich alle Touris an der kleinen Strandpromenade aufhalten. Oben im Dorf finden wir eine Einheimischen-Kneipe, wo wir uns bestens mit Michael, dem Chef, und einigen Gästen unterhalten.

Die nächsten Tage erkunden wir Mustique zu Fuß, und es gefällt uns ausgesprochen gut. Die meisten Wege liegen schön im Schatten, und wir treffen kaum Touristen. Auf den idyllischen Wegen verkehren nur ein paar Golfwägelchen, und außer zwei Ortschaften gibt es jede Menge wunderschöne angelegte Anwesen und Häuser zu bestaunen. Manche haben sich gleich einen ganzen Berg gekauft, und an den meisten Stränden, die alle einfach nur paradiesich schön sind, gibt es Holzpavillons, die für die einzelnen Häuser reserviert sind. Wir treffen aber keinen Promi, und auch sonst sind sehr wenige Leute unterwegs. Wir gehen an einem wildromantischen Küstenwanderweg um das Nord-Ost-Kap und freuen uns über die immer wieder wechselnde Fauna. Mal wachsen Kakteen im Sand, mal ducken sich niedrige Nadelbäume unter den immer blasenden Passatwind und dann wieder befindet man sich im tropischen Regenwald mit allen Arten von Farnen, Blumen und Palmen, die man sich nur vorstellen kann.

Wir sehen auch immer wieder Landschildkröten, die vollkommen unbeeindruckt am Straßenrand umherwandern. Die Strände an der Atlantik-Seite sind besonders eindrucksvoll. Hier rollen mächtige Wellenberge heran und brechen schäumend und tosend am vorgelagerten Riff. Wir könnten stundenlang im Salzwassernebel sitzen und dem Schauspiel zusehen. Auf der Karibik-Seite wiederum staunen wir über die vielen blau- und türkis Töne, die das glasklare Wasser hat und schwimmen und schnorcheln mit den Fischen und Schildkröten um die Wette.

1 Union Island und Mayreau

1 Union Island und Mayreau

Union Island
Wir fahren um die Ecke zur Hauptstadt von Union Island, Clifton, da wir ja immer noch nicht einklariert sind. Nach dem Besuch im Custom- und im Immigration-Büro bummeln wir durch die geschäftige Hauptstraße. Hier gibt es jede Menge Läden und Kneipen, alles in karibisch bunten Farben gestrichen. Das große Riff am Eingang der Bucht ist ein Kite-Surf-Hotspot. Die Kiter sausen mit ihren bunten Segeln bei ordentlich viel Wind hin und her, und zwischendrin fahren die Boat-Boys, die gegen einen Tip den Yachten beim Bojen-Fangen helfen, oder Fische und Lobster verkaufen, in ihren bunten Holzbooten von Yacht zu Yacht.

Mayreau
Nach einigen Tagen geht es über einen Umweg auf`s offene Meer, wo wir unsere Wassertanks wieder füllen, zur Nachbarinsel Mayreau. Auch hier haben wir wieder Probleme beim Ankern, und registrieren erst jetzt, dass sich das Gelenk, an dem der Anker hängt, verhakt hat. Deswegen kommt er offensichtlich nicht im richtigen Winkel zum Liegen, und hält nicht zuverlässig. Bei nächster Gelegenheit nimmt sich Franz das Gelenk vor, und schafft es mit einfachsten Mitteln, ein nochmaliges Verkanten zu verhindern.

Was für eine wunderschöne Ankerbucht die Saline Bay doch ist! An einem langen Sandstrand gelegen, der mit Palmen gesäumt ist, und von einer kleinen Siedlung flankiert wird.

Auch hier treffen wir Tina und Werner wieder, wandern mit ihnen zur nördlich gelegenen Salt Whistle Bay. Auf dem Weg spricht uns ein Ladenbesitzer an, und möchte wissen, wie in Deutschland der Bundespräsident heißt. Er ist ein Friedens-Aktivist und schreibt Briefe an alle möglichen Politiker und Prominente. Er zeigte uns die entsprechenden Antwort-Schreiben des Vatikan und verschiedener Regierungen, die er feinsäuberlich einlaminiert aufbewahrt.

Wir passieren eine schöne Holzkirche, hinter der man einen erstklassigen Ausblick hat, und die  vielfältigen Blautöne der Riffregion bewundern kann. Auf dem Weiterweg passieren wir den örtlichen Friedhof. Die allermeisten Friedhöfe sind hier in idyllischer Hanglage (gerade Flächen gibt es ohnehin kaum), natürlich mit Blick aufs Meer angelegt. Wer würde hier nicht seine letzte Ruhe finden wollen?

Die Salt Whistle Bay scheint direkt aus einem Kalenderblatt zu kommen, und wie so oft, können wir es gar nicht fassen, welches Glück wir haben, dies alles erleben zu dürfen.

Abends grillen wir zusammen am Strand. Dort stehen Tische unter den Palmen, und Tina hat sogar eine Tischdecke mitgebracht. Wir kommen uns vor wie im Restaurant und genießen einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Blick auf unsere Boote bei gutem Essen und Wein. Schöner geht`s nicht.