10.06. – 14.06.2019 Grenada
Michi
Nach einer „very rolly night“ (das Schiff rollte permanent über seine Längsachse) entschlossen wir uns, die Prickley Bay, unseren Einklarierungshafen, zu verlassen und eine andere Bucht in deren Nähe anzulaufen. In den einschlägigen Segelführern wurde die Hog Island Bay wegen ihrer Lage sehr gerühmt. Also Anker auf und nichts wie hin. Aber als wir die Landabdeckung der Bucht verlassen hatten, standen 25 Knoten Passat voll gegenan. Eine uns sehr bekannte Situation. Unter Volllast trieben wir Aton gegen Wind und steile Welle unserem Ziel entgegen. Dabei machten wir teilweise nur einen Knoten Fahrt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir eine kaum zu glauben geringe Distanz zurückgelegt hatten, gaben wir zermürbt auf. Wir drehten das Schiff um 180 Grad und fuhren nun Raumschots in westliche Richtung. Kaum hatten wir den Kurs anliegen, fuhren wir ohne jede Anstrengung mit über 8 Knoten Geschwindigkeit. Hier war die True Blue Bay die nächstgelegene Bucht. Als wir dort ankamen, stellten wir nach einer kurzen Durchquerung fest, dass sich bezüglich des Rollens der Schiffe hier nichts geändert hatte. Also weiter um das nahegelegene Kap fahren und anschließend in Richtung Saint George´s. Die „Metropole“ Grenadas liegt an der Westseite der Insel, also der dem Passat abgewandten Seite, in einer sehr großen Bucht. Wir segelten, mit Unterstützung unseres Motors, nach der Umrundung des Kaps, eine wunderschöne Küste entlang. Steil abfallende Ufer wechselten sich mit malerischen Buchten, gesäumt von Palmen, sowie Bougainvillea und anderen, in den buntesten Farben blühenden Pflanzen ab. Von weitem erblickten wir die große Anzahl von ankernden Jachten. Zunächst fuhren wir in das malerische Hafenbecken von St. George`s. Entlang eines Berghanges, auf dessen Bergspitze ein verfallenes Fort stand, gruppierten sich eine große Anzahl von bunten Häusern, ähnlich eines Amphitheaters, rund um das Hafenbecken. Die davor schwimmenden Fischerboote, verliehen dem Ganzen einen fast schon mediterranen Charakter. Da wir aber weder hier noch im daneben liegenden Yacht-Hafen ankern konnten, legten wir uns zwischen andere Yachten in die vorgelagerte Bucht (möglichst nahe am Strand, da wir ja zum Landgang immer rudern müssen). Hier hatten wir einen schönen Blick auf die Stadt, sowie einem kleinen Strand, der von einigen Hütten und Häusern, und tiefgrünem, dichten Wald, durchsetzt mit wunderschön rot blühenden Bäumen, gesäumt war. Zwei buntbemalte kleine Fischerboote, die vor dem Strand festgemacht waren, machten die Idylle perfekt.
Am nächsten Tag machten wir einen Spaziergang durch St. George`s, wo wir im Fischmarkt fangfrischen Thunfisch erstanden. Diesen verarbeiteten wir abends zu leckeren Sushi.
Wir beschlossen, uns einen Roller zu mieten, um die Insel ein wenig zu erkunden. So kurvten wir in das bergige Inselinnere, durch kleine Dörfer, wo uns die freundlichen Bewohner fröhlich zuwinkten. Die Natur ist exotisch und atemberaubend. Immer wieder bleiben wir stehen, und genießen den Ausblick in die tiefgrünen Täler, und die steilen Berghänge. Als wir im Grand Etang Nationalpark sind, besuchen wir das Informationszentrum, das mit Schautafeln die Flora und Fauna dieser vulkanischen Landschaft erklärt. Wir folgen einem schön angelegten Wanderweg zum Gipfel des Mount Qua Qua. Von dort hat man einen traumhaften Blick zum Kratersee und zu den umliegenden Berghängen, bis hinunter zum Meer. Tags darauf besuchen wir eine Rum-Destillerie, welche wir in einer Führung und einer anschließenden Verkostung näher kennenlernen. Weiter geht`s zu Laura`s Herb and Spice Garden. Auch hier bekommen wir eine Privat-Führung durch den schön angelegten Garten. Es werden uns die Pflanzen mit ihren jeweiligen Heileigenschaften vorgestellt. Wir sind auch hier die einzigen Besucher, denn es ist zurzeit keine Saison. Am letzten Tag in Grenada fahren wir an der Küste entlang Richtung Norden. Wir sehen einige Ankerbuchten mal von der anderen Perspektive (nämlich von Land aus), und biegen dann einen kleinen Weg in ein Tal ein, welcher uns an einem kleinen Bach entlang zu den Concord-Wasserfällen bringt. Da wir den Roller mittags wieder abgeben müssen, verzichten wir heute mal auf die Wanderung zu den weiter oben gelegenen Wasserfällen, und schauen uns nur den untersten an. Ein einheimischer Führer einer Touristengruppe klettert die Felsen neben dem 18 Meter hohen Wasserfall hinauf, und springt dann von oben in den darunter liegenden Pool.
Auf dem Rückweg entdecken wir eine kleine Hütte, von der aus man auf die darunterliegende Bucht schauen kann. Einige Einheimische warten schon, bis das Essen, das in einem großen Topf brodelt, fertig ist. Ich schaue in den Topf, und frage, was es ist. „Ziegensuppe“, bekomme ich zur Antwort, „Sie ist in 5 Minuten fertig.“ Das müssen wir unbedingt probieren, und so bleiben wir auf einen Teller Suppe (die übrigens gar nicht schlecht schmeckt).
Hier gibt es einen Unter-Wasser-Skulpturen-Pfad, den man schnorchelnder Weise anschauen kann. Vielleicht klappt ein Besuch dieser Sehenswürdigkeit beim nächsten Besuch Grenadas.
Wieder zurück auf Aton, wollen wir gerade noch einmal mit dem Dinghi an Land, und ich sitze bereits drin. Plötzlich ertönt lautes Rufen von dem neben uns gerade ablegendem Katamaran herüber: “ I have a big rock in my anker! Please help me.“ Der Kat hatte sein Großsegel bereits vor dem Ablegen gesetzt, und dann beim Anker aufholen einen großen Brocken steinharte Lehmerde direkt in seinem Anker hochgezogen. Der Anker mit seiner steinigen Füllung hing zwischen den beiden Rümpfen des Katamarans, und konnte so nicht mehr ganz aufgeholt werden. Ich ruderte schnell rüber, und ließ den Captain in unser Dinghi steigen, um damit unter dem Kat zu verschwinden. Er hatte einen kleinen Hammer in der Hand, mit dem er nun verzweifelt auf den Gesteinsbrocken einschlug. Während ich versuchte, das Dinghi unter dem Netz zwischen den Rümpfen in Position zu halten, hämmerte er wie verrückt einige Minuten. Ich dachte schon, gleich kriegt er einen Herzinfarkt, da er laut stöhnte, weil er sich so plagen musste. Glücklicherweise lösten sich immer mehr kleine Brocken; diese flogen alle ins Dinghi, weil er in diese Richtung hämmerte. Endlich, irgendwann rührte sich der ganze Stein. und nachdem er nun mit letzter Kraft auf ihn einschlug, brach ein großes Stück ab, und der Anker war frei. Ich schaute nun nach oben, und sah, dass Aton ein ziemliches Stück weit weggewandert war. Tatsächlich war der Kat durch sein durchgesetztes Großsegel jedoch vom Wind mitten in die anderen, ankernden Yachten gedrückt worden. Franz hatte das gleich am Anfang kommen sehen, und der Frau des Captains zugerufen, sie solle doch ans Steuerrad gehen, um dem zu entgehen. Aber irgendwie hat die gute Frau das nicht geschnallt, und wieder einmal waren (dieses Mal nicht bei uns, sondern bei anderen) gute Schutzengel nötig, dass nichts passiert ist.