25.05.-27.05.2019 Sint Maarten bis Guadeloupe
Michi
Wir machten gute Fahrt mit 7 Knoten unter Motor und Großsegel. Wie immer stand der Wind genau auf unserer Nase, und dementsprechend die Welle gegenan. Trotzdem kamen wir gut voran und hatten am nächsten Nachmittag Sint Maarten erreicht. Die niederländische Seite der Insel (die andere Seite ist das französische St. Martin) glänzt durch seine exzellente Auswahl an Bootsaus-stattern jeglicher Art. Da in den Hurrikan-Monaten Juli bis Oktober größere Instandhaltungs- und Umbaumaßnahmen in Trinidad auf unserer Aton geplant sind, wollte sich Franz hier schon mal nach diversen Ersatzteilen umsehen. Wir klarierten also ein, und auch gleich wieder aus, weil es am nächsten Tag gleich weitergehen sollte. Dann fuhren wir mit dem Dinghi in die Innenstadt von Philipsburg, wo wir aber keinen Dinghi-Anleger fanden. In unserer Not parkten wir das Beiboot neben einem schwimmenden Restaurant, das aussah, als wäre es geschlossen. Wir passierten ein Privatg elände, das durch einen Zaun und eine Mauer abgeschlossen war, aber das Tor zur Hauptstraße stand offen. „Hoffentlich ist das Tor bei unserem Wiederkommen auch noch offen.“, sagte Marco. Nach einem Imbiss fanden wir Wifi, und Franz ging los, um sich die Bootsausstatter anzusehen. Leider waren alle Geschäfte geschlossen (es war ja Sonntag), und er entschloss sich, von Trinidad aus die Preise der benötigten Ersatzteile anzufragen. So gingen wir wieder zurück, um festzustellen, dass das Tor zu unserem Dinghi-Parkplatz nun versperrt war. Da half dann nur noch eine Räuberleiter, mithilfe deren ich über die Mauer in das Gelände kletterte. Das hab ich zuletzt als Kind gemacht, und war froh, dass mich niemand dabei erwischt hat. Ich setzte mich ins Dinghi, warf den Motor an, und holte Franz und Marco am benachbarten Steg eines Restaurants ab. Zurück auf Aton beschlossen wir, gleich am Abend noch weiterzufahren, damit wir möglichst schnell in Guadeloupe ankommen.
Bei angenehmer Welle und wenig Wind kamen wir in der Nacht leider nur langsam voran. Am Morgen passierten wir auf unserer Steuerbordseite (also rechts) St. Kitts und Nevis, sowie die steile Felseninsel Redonda, und danach Montserrat mit seinem aktiven Vulkan. Auf der Backbordseite (also links) ließen wir St. Barthelemy, Barbuda und Antigua liegen. Nachdem wir an Montserrat vorbei waren setzten wir unseren Wegpunkt auf die Westseite Guadeloupes, und hatten jetzt einen segelbaren Kurs anstehen. Wir konnten endlich unseren Motor abstellen. Was für eine Stille. Nur noch das Rauschen des vorbeifließenden Wassers, und das Knattern unserer Segel. Mit 7 bis 8 Knoten sausten wir Guadeloupe entgegen. Ungefähr 6 Seemeilen vor dem Ziel fiel der Wind innerhalb von wenigen Minuten so ein, dass wir quasi am Fleck standen. Wie verrückt ist das denn? Also, Motor wieder an, und die restlichen Meilen halt wieder motoren.
Wir ankerten unter vielen anderen Jachten in der Bucht von Deshaies, einem netten, kleinen Ort, der sich an die Bucht und umliegenden Hügel schmiegt. Es gibt viele Restaurants, Bars und kleine Geschäfte, und alles ist sehr französisch. Hier wird mit Euro gezahlt, und Englisch nur von Wenigen gesprochen. Innerhalb von 48 Stunden haben wir nun also britisches (Britisch Virgin Islands), niederländisches (Sint Maarten), und nun französisches Staatsgebiet betreten. Nach Englisch und Spanisch müssen nun also auch noch meine Schul-Französisch-Kenntnisse herhalten, um das Nötigste zu kommunizieren. Und siehe da, gleich der Erste, den ich nach einem bestimmten Restaurant gefragt habe, hat mich auf Anhieb verstanden. Allerdings konnte ich den Schwall von Französisch, der als Antwort kam, nicht wirklich verstehen. So hat er halt mit den Händen gezeigt, wo`s hingeht, und das hat auch funktioniert. Und übrigens müssen auch unsere Zahlungsmittel immer wieder angepasst werden. Nachdem wir lange mit US-Dollars gezahlt haben, kommen nun zeitweise Ostkaribische Dollar, oder, wie hier, Euro zum Zug. Jede Insel hat eine eigene Verwaltung, und so müssen wir überall ein- und ausklarieren (also die Zollformalitäten erledigen). Da das auch meistens Gebühren kostet, versuchen wir, auf unserem Weg Richtung Trinidad so wenig Inseln wie möglich anzulaufen.
Ganz unkompliziert geht das Einklarieren allerdings hier auf Guadeloupe. Franz fährt ins Dorf, und geht auf die Polizei-Station. Dort setzt man ihn einfach an einen PC der Zollbehörde, und er füllt alle
erforderlichen Formulare online aus. Das wird dann ausgedruckt, und der Polizeibeamte kontrolliert nur noch die Dokumente und die Formulare. Und schon haut er seinen Stempel rein, und alles ist erledigt (und das auch noch kostenlos). Wenn das überall so wäre, würde uns so mancher Weg erspart bleiben.
Während sich unser Captain also um die Formalitäten kümmert, spüle ich im Cockpit ab, und Marco wäscht im Bad Wäsche. Als ich dann einmal von meiner Spülerei aufschaue, trifft mich fast der Schlag. „Marco, schnell komm rauf. Unser Anker hat sich losgerissen, und wir hängen schon fast der Nachbarjacht drauf!“, rufe ich runter. Als wir gestern geankert haben, mussten wir es schon mehrmals probieren, da der Grund wohl nicht besonders gut hält (meistens sind dann Steine, oder Seegras Schuld daran, dass der Anker sich nicht eingraben kann). Da wir uns am Morgen gedreht haben, ist der Anker ausgebrochen, und konnte sich nicht mehr eingraben. Wir hatten noch ungefähr vier Meter bis zur Nachbarjacht. Während Marco nach oben gesprungen kam, machte ich die Maschine an, und fuhr ein Stück nach vorne. Damit war die größte Gefahr schon mal gebannt. Marco ging an die Ankerwinsch, wir holten den Anker auf, und setzten ihn erneut. Aber auch dieses Mal hielt er nicht. Also wieder rauf damit, und an einer anderen Stelle nochmal rein. Dieses Mal hält er, und wir sind heilfroh, dass wir nicht mit Franz an Land gegangen sind. Auch wenn ich ganz alleine gewesen wäre, ist es ziemlich schwierig, gleichzeitig am Steuerrad zu stehen, und den Anker zu bedienen. Gut, dass Marco da ist, und nochmal alles gut gegangen ist.
2 Replies to “25.05.-27.05.2019 Sint Maarten bis Guadeloupe”
Liegt der Anker zwischen Stein und Gras,
Denkt sich ATON: „Hey, das war’s!
Jetzt wird sich losgemacht.“
Und auf geht es zur Nachbaryacht.
Hier wird an Steuerbord gekuschelt,
Das Aluminium wird entmuschelt,
Bis ATON es sich ūberlegt
Und langsam sich zurück bewegt.
?
Lieber Pi, treffend gereimt! Man könnte auch sagen: Langweilig wars lang genug, die Abwechslung liegt vor dem Bug. Der Anker hält nicht, nein er slippt, das Adrenalin kurz hochgewippt. Die Nerven sind krass angespannt, sobald die Situation erkannt. Doch Michi hat alles im Griff, und rettet gottseidank das Schiff. Für dieses Mal ist alles gut, wir fassen wieder neuen Mut. Die Ruhe ist nicht lang gewesen, es geht so weiter, Du wirst es lesen.
Mit diesem Schüttelreim grüße ich Euch ganz herzlich und wünsche Euch auch ein bisschen Aufregung in Eurem Alltag (das hält uns jung und flexibel).