13.04.2019 – 14.04.2019 Im eisernen Griff des Windes
Franz
Wir beschließen aufgrund des beständig stark wehenden Passats diesen Tag auf Sandfly Cove zu verbringen. Nach dem Frühstück nutze ich die Zeit für anstehende Reparaturen. Unser dringlichstes Problem ist die Energieversorgung unseres Schiffes. Nachdem vor längerer Zeit unser Windgenerator ausgefallen war (wir berichteten darüber in unserer Sturmfahrt von Bimini nach Nassau) und auch unsere Solarpanels nicht funktionstüchtig sind, erzeugen einzig unsere Hauptmaschine und unser Generator von Aldi den benötigten Strom (allerdings sehr lautstark). Deshalb entschloss ich mich abermals zur Fehlersuche. Ein Brückengleichrichter, welchen unsere Freunde mit Hilfe meines Bruders aus Deutschland mitgebracht hatten, lieferte leider nicht das erhoffte Ergebnis. Folglich zerlegte ich ein weiteres Mal den Windgenerator und machte diverse Messungen, ohne die Ursache des Fehlers ermitteln zu können.
Daraufhin boten unsere Gäste an, die maßgeblichen Komponenten des Windgenerators mit nach Deutschland zu nehmen, damit diese dort fachgerecht repariert werden können. Als nächstes kramte ich den alten Sextanten, den wir mit Aton erworben hatten, aus den unergründlichen Tiefen unserer Stauräume hervor. Als ich die Aufbewahrungsbox des Sextanten öffnete, konnte ich erst nicht glauben, was ich erblickte. Das Schaumstoffdämmmaterial hatte sich aufgelöst und eine bläulich, grieselige sowie klebrige Substanz ergoss sich über das Instrument. Also begann ich vorsichtig mit der Reinigung aller Bauteile. Als ich damit fertig war, wollte ich mich mit der Handhabung des Instrumentes auseinandersetzen, beendete aber mein Vorhaben nach wenigen Stunden. Am Nachmittag machten wir einen Ausflug mit dem Dinghi an den Strand. Mit meiner mitgebrachten Drohne unternahm ich einen Rundflug und filmte die Umgebung. Den Abend ließen wir dann mit selbstgemachter Pizza und einer von unseren Gästen mitgebrachten Flasche Rotwein stilecht ausklingen.
Als wir am nächsten Tag erwachten, galt mein erster Blick dem Wetter. Leider hatte sich der Wind weder gedreht, noch an Intensität nachgelassen. Hier rächte sich auch der Umstand, dass wir in den Turks and Caicos keine lokale SIM-Karte eines örtlichen Telekom-Anbieters kaufen konnten. Somit hatten wir auch folglich kein Internet. Und kein Internet bedeutet: keine Wettervorhersage, keine Kommunikation nach außen.
Wir waren am westlichsten Rand des Inselatolls. Bei diesem Wind bedeutet das, eine Am-Wind-Fahrt bei 20 – 25 Knoten Wind, egal ob wir in den südlichen- oder den nördlichen Teil der Caicos fahren wollten. Da wir unsere Gäste, die durch eine Erkältung geschwächt (irgendwie bringen alle unsere Gäste eine satte Erkältung, Husten, Kopf- und Halsweh aus Deutschland mit auf unser Schiff) und von der langen Reise gezeichnet waren, einer solchen Tortur nicht aussetzen wollten, entschlossen wir uns, abzuwarten. Also war chillen angesagt. Wir schwammen oder schnorchelten, lasen Bücher, oder schrieben Offline an unserem Blog. Am Abend gab es dann Steak und Kartoffelsalat. An diesem Abend beschließen wir, den folgenden Morgen früh aufzustehen und zu versuchen, South Caicos notfalls unter Motorfahrt zu erreichen.