Geduld, Geduld
Die Entscheidung, wie wir mit unserem Autopilot weitermachen, wurde uns am Abend sehr leicht gemacht. Simon beobachtete ständig die Wettermeldungen. Mit seinem Programm konnte er die geplante Route berechnen und es wurden, je nach priorisierten Parametern wie die schnellste, sicherste, bequemste oder spritsparendste Route, Vorschläge gemacht. Uns fiel allen das Gesicht herunter, als wir ein riesiges Sturm-Gebiet und gleichzeitig große Flauten-Gebiete sahen. Die vorgeschlagenen Routen verliefen alle sehr weit nördlich. Bis auf die Höhe von Kanada und dann, fast auf der Nordroute, Richtung Osten zu den Azoren, mit einer Ankunftszeit Ende Juni!
Das war erstens ein riesiger Umweg, zweitens war es da ziemlich kalt und drittens sowieso absolut unmöglich, denn sogar im Spritspar-Modus mussten wir ca. 9 Tage aus dem Flautengebiet motoren – wir hatten aber nur Diesel für ca 3 Tage! Zwar war so eine Voraussage natürlich nur ca. 10 Tage lang relativ sicher, aber dieses Risiko wollte keiner von uns eingehen. So beschlossen wir, noch einige Tage zu warten und während dessen zu versuchen, einen neuen Autopilot zu besorgen, denn die Reparatur des kaputten war auch keine gute Lösung.
Am nächsten Morgen stellte sich heraus, dass es auf Sint Maarten zwar einen Raymarin-Händler gab, dieser aber das Modell nicht vorrätig hatte. Simon versuchte es über den after-sales-service von Oyster in England, die ihm immer schnell und zuverlässig geholfen hatten. Tatsächlich war Raymarin von dort nur ca. 10 km entfernt und sie versprachen, das Gerät so schnell wie möglich loszuschicken. Wir rechneten mit ca. einer Woche Lieferzeit und allen, außer mir, war die Verzögerung relativ wurscht. Franz war ja zeitlich total ungebunden, Simon und Rachel auch, und Reni hatte ihre Steuerkanzlei so gut organisiert, dass man sie ohnehin erst frühestens Ende Juni wieder erwartete. Ich dagegen war ja erst mal froh, dass ich überhaupt mehrere Wochen frei bekommen hatte und wollte das nicht zu sehr ausreizen. Möglicherweise jedoch kamen meine Kollegen aber ja auch sehr gut ohne mich zurecht? Vielleicht sagten sie sogar: „Nanu, Du bist schon wieder da? Damit hätten wir noch gar nicht gerechnet?“. Und vielleicht, so dachte ich mir, vielleicht sollte ich einfach lernen, geduldiger zu sein. Man konnte seine Tage ja auch schlechter verbringen, als auf einem schönen Segelschiff in Sint Maarten, oder?
One Reply to “Geduld, Geduld”
Hallo ihr fünf! Das hört sich ja alles sehr spannend, aufregend an! Wir sind ja schon eine Menge Nachrichten von euch gewohnt, aber so eine Reise ist ja wirklich nicht alltäglich. Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß, Glück und Erfolg bei der Fahrt und hoffe auf regen Blog ? LG heute aus Italien Patricia und Hans