Die Princess ist da
Am Samstag Morgen kam dann endlich die ersehnte Nachricht von der Princess: sie waren gut vorangekommen, zwar vollkommen erschöpft, aber wohlauf. Die geplante Ankunft in der Marina war Sonntag um 9.30 Uhr. Das war ja schon mal was. Wir verbrachten einen gemütlichen Tag in unserem Appartement und am Pool und freuten uns schon, die beiden am nächsten Tag zu begrüßen. Das letzte Mal, als ich sie gesehen hatte, war der Weihnachtsabend 2019 gewesen, den wir in Bequia, zusammen mit Wendy und John, auf der Princess verbracht hatten. Gleich am nächsten Morgen segelten wir damals weiter nach St. Lucia, wo wir Reni abholten. Sie war zwar schon zweimal auf der Royal Clipper (das größte Segelschiff der Welt) gefahren, einmal sogar von Ost nach West über den Atlantik.
Sie hatte aber noch keine Segelerfahrung auf einem kleinen Schiff wie der Aton. Es gefiel ihr letztendlich so gut, dass sie segeln lernen wollte und unbedingt bei diesem besonderen Törn dabei sein wollte. Wir kannten uns als ehemalige Arbeitskollegen schon gut 30 Jahre und hatten schon Einiges zusammen erlebt. Wir wussten, dass sie, wenn sie etwas so bedingungslos wollte, alles dafür tun würde und konnten uns sehr gut vorstellen, dass sie prima in unsere Crew passen würde. Wir sprachen mit ihr natürlich schon auch darüber, dass es nicht unbedingt immer spaßig ist, die dauernden, mehr oder weniger heftigen Schiffsbewegungen und -Geräusche zu erdulden, dass es auf dieser Passage teilweise sowohl absolut keinen, als auch sehr stürmischen Wind haben kann und dass wir komplett auf uns gestellt sein werden, aber sie ließ sich nicht abschrecken. So kenn ich sie halt: eine starke und mutige Frau mit Lust auf ein großes Abenteuer.
Als wir am Sonntag Morgen in der Marina waren, fuhr Franz in einem Tender zusammen mit einer Marina-Angestellten zur Hebebrücke hinaus, durch die unsere Freunde bei der nächsten Öffnung ins Hafenbecken einfahren sollten. Er ging außerhalb der Brück an Bord der Princess, um sich beim Einfahren das ominöse Geräusch des Motors anzuhören. Reni und ich standen am Kai der Marina und beobachteten, wie nacheinander drei Boote einfuhren und dann die Brück wieder geschlossen wurde. Leider war die Princess nicht dabei; statt dessen kam das Schlauchboot der Marina wieder hereingefahren mit einer sehr wütenden Fahrerin. „Das ist unglaublich“ sagte sie uns, „der Brückenwärter hat einfach, 100 m vor die Princess an der Brücke war, wieder geschlossen, obwohl der Captain und er per Funk verbunden waren. So eine Frechheit! Jetzt muss das Schiff bis Nachmittag um 15.oo Uhr auf die nächste Öffnung warten!“. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zurück zum Appartement zu fahren und nachmittags wieder zu kommen.
Dieses Mal klappte es aber. Die Princess mit einer total erschöpften, aber glücklichen Rachel legte an und wir begrüßten uns erst einmal. „Ich konnte das Ruder nicht eine Sekunde auslassen, um am Handy eine Taste zu drücken.“ erzählte sie uns. Sie waren einfach nur froh, es erst einmal geschafft zu haben. Das Propeller-Geräusch (wahrscheinlich eine aufgeschnappte Leine, die um den Propeller gewickelt war) hatte sich in Luft aufgelöst (das heißt, was immer es war, es hängt nicht mehr am Propeller); der Autopilot jedoch machte uns allen Bauchschmerzen. Ohne diesen war es völlig undenkbar, los zu segeln. Wir nahmen die beiden mit zu uns und hatten einen schönen Abend.
Am nächsten Tag wollten Reni und ich die arme Rachel ein bisschen verwöhnen und gleichzeitig den Männern Zeit und Raum geben, sich um den Autopilot zu kümmern. Gottseidank hatten wir auf Aton einen zwar schwächeren, aber baugleichen. Er hatte diesen bereits aus- und an anderer Stelle wieder eingebaut und kannte ihn deswegen sehr gut. Die Princess hatte zwei davon; einer zieht und einer schiebt. Ergebnis dieses Tages war eine glückliche, sehr entspannte Rachel und die Erkenntnis, dass einer der beiden Autopiloten blockiert und somit den anderen ebenfalls. Nun konnten wir entweder einen deaktivieren und das Risiko auf uns nehmen, nur mit einem zu fahren, oder den kaputten versuchen, zu reparieren, oder einen komplett neuen besorgen.