La Trinite – und wieder mal ein Dinghi-Abenteuer
Michi
Wir verlassen St. Pierre und segeln um die Ecke auf die Ostseite Martiniques. Dort, in der Bucht von La Trinite, sind wir teils die einzige Yacht, teils kommen und gehen auch ein bis zwei andere Schiffe. Im Ort kann man einkaufen, das Ufer ist von einem schönen Park gesäumt,und es gibt einige Wanderwege, wo man niemanden trifft. Man läuft durch Zuckerrohrfelder, und trifft immer wieder auf schöne, einsame Strände.
Da ich dringend Bewegung brauche, schickt mich Franz mit dem Dinghi (das ja jetzt seiner Meinung nach wieder super funktioniert) an Land. Brav springt der Motor an und ich düse mit dem Wind und den Wellen den langen Weg zum Steg. Dort laufe ich zum Fischmarkt und quer durch den ganzen Ort bis zum anderen Ende, bevor ich wieder ins Dinghi klettere. Schon beim Anwerfen des Außenborders, der mit einem Starterzug wie ein Rasenmäher bedient wird, merke ich, dass der Motor weder mit noch ohne Schock richtig läuft. Ich fahre los und spiele immer wieder mit dem Schock, aber es hilft nix: der Motor stottert und holpert, fängt sich wieder, nur um gleich darauf wieder zu spinnen. Schließlich kommt es, wie es kommen muss. Genau, richtig geraten. Er gibt seinen Geist auf, und lässt mich im Stich. Noch dazu ist es richtig weit bis zum Schiff, und ich habe Wind und Wellen gegen mich. Na toll. Hilft nix, also rudere ich eben (ja, ich habe die Paddel dabei). Es geht relativ zäh, aber gaaaanz, gaaanz langsam bahne ich mir meinen Weg durch die Wellen. Der Wind möchte mich gerne abtreiben, aber ich kämpfe gegen ihn an. Ungefähr nach zwei Drittel des Weges macht es auf einmal KNAX, und mein linkes Paddel bricht an der Stelle, wo es am Dinghi festgeschraubt war, ab. Diese Stelle hat Franz bereits mit einem Bambusrohr einmal geflickt, weil das Dinghi unter einem Steg festgeklemmt, und durch die Reibung das Rohr gebrochen war. Aber das war noch nicht alles, denn, – so schnell kann ich gar nicht schauen – blubb, blubb, blubb …. versinkt mein schönes Paddel langsam im Meer. Ich versuch noch reinzugreifen, aber der Wind treibt mich weg. Ich überleg nicht lang und spring hinterher. Ich halte das Dinghi in einer Hand, schwimm zum Ruder hin, das immer weiter untergeht, und fische verzweifelt mit meiner anderen Hand im aufgewühlten Wasser rum. Aber klar, es versinkt auf nimmerwiedersehen. Ich klettere wieder ins Dinghi (ja Pi, man kommt auch ohne Flossen zurück ins Dinghi, wenns sein muss – da bin ich um jede einzelne Liegestütze dankbar, die ich jemals gemacht habe) und verliere nicht viel Zeit, denn der Wind hat mich schon wieder einige Meter abgetrieben. Ich benutze mein zweites Paddel nun als Stechpaddel. Wie in einem Kanu knie ich mich an die Spitze des Dinghis und kämpfe mich, immer abwechselnd dreimal links und viermal rechts paddelnd, Meter um Meter voran. Da ein Dinghi aber halt mal kein schlankes Kanu ist, dauert es ziemlich lange, bis ich endlich ATON erreiche. Franz hat von alledem überhaupt nichts mitbekommen. Er war unter Deck mit Wartungsarbeiten beschäftigt, und wundert sich nur, warum ich so fix und fertig bin. Später stellt er fest, dass der Adapter zwischen dem Kraftstofftank und dem Motor nicht richtig befestigt war. Ein Griff – und alles funktioniert wieder wunderbar. Ich jedenfalls streike jetzt; ich fahr nicht mehr alleine mit diesem blöden Außenborder.
Der Gemüsemarkt, dessen Stände anfangs noch geöffnet waren, hat mittlerweile geschlossen. Es gibt hier noch einen Fischmarkt, und einen Tante-Emma-Laden. Wir beschließen also mal wieder, mit unseren großen Rucksäcken und dem Sackkarren einen längeren Fußmarsch zum nächsten größeren Supermarkt in Kauf zu nehmen. In der prallen Sonne geht es an der Hauptstraße entlang, die gottseidank einen Fußweg hat. Wir kommen an einem Hardware-Shop (sowas wie ein Baumarkt) vorbei, wo wir dringend einige Dinge brauchen. Das Geschäft hat geschlossen, aber auf der Rückseite gibt es einen Drive-In, wo man vom Auto aus durch ein Fenster bedient wird. Wir gehen ganz frech an der langen Autoschlange vorbei, und machen dem freundlichen Mitarbeiter klar, warum wir nicht mit dem Auto kommen. Er schickt uns zu einer Türe, wo eine Angestellte die französische Übersetzung unserer benötigten Artikel entgegennimmt, die Franz ihr auf dem Handydisplay (mit möglichst viel Abstand) zeigt. Sie verschwindet im Gebäude und nach einiger Zeit kommt sie immerhin mit der Hälfte der Dinge, die wir brauchen, zurück. Bezahlt wird per Kreditkarte, dann muss keiner Geld berühren. Beim Supermarkt geht die Schlange am ganzen Gebäude vorbei, und um die Hälfte des Parkplatzes herum. Ich stehe ungefähr eine Stunde an, da immer nur einige Kunden eingelassen werden, wenn welche rauskommen. Viele, auch wir, tragen Masken, und der Wagen und die Hände werden beim Eintritt desinfiziert. Franz versucht inzwischen, Dinge, wie einen Kraftstoffschlauch zu besorgen. Leider erfolglos. Die Autozubehörläden sind geschlossen, und sonst hat keiner das, was er braucht. Aber im Supermarkt gibt es alles, was das Herz begehrt. Voll bepackt geht es auf den Rückweg, und auch die lange Dinghi-Fahrt zum Boot klappt dieses Mal ohne Zwischenfall.