Von wegen Insel-Hüpfen
Michi
Es war sehr schön, wieder auf dem Schiff zu leben und ich fühlte mich gleich wieder zu Hause. Franz hatte sich extra den ganzen Montag für mich frei gehalten, das Schiff ein bisschen aufgeräumt (der ausgebaute Motor im Cockpit und das ganze herumliegende Werkzeug waren jetzt nicht so romantisch) und wir machten einen Spaziergang im Ort. Viele seiner Bekannten, die wir trafen, begrüßten mich überschwänglich. Er hatte allen erzählt, dass ich endlich komme und alle wollten mich kennen lernen.
Am nächsten Tag kam Jörg, Franz Unterstützer in Sachen Motor, und die beiden bauten das Ungetüm wieder da hinein, wo es hingehört.
Nachdem Franz in den kommenden Tagen noch einige kleinere Probleme gelöst hatte, kam der große Moment des ersten Probelaufs. Und tata: er sprang an und lief, wie er laufen sollte. Die Freude und Erleichterung war groß; jetzt hatten wir wieder einen zuverlässigen Antrieb. In den nächsten Tagen wollten wir den Motor noch bei einer Probe-Runde um die Insel testen, worauf wir uns schon freuten.
Das letzte Problem, das uns noch daran hinderte, in See zu stechen, war der gebrochene Bolzen des Vorstages. Franz wollte mit der Fähre nach Grenada rüber, um die dort bereits vorher schon einmal angefragten Teile zu besorgen. Damals hieß es: „kein Problem, wir haben alles auf Lager.“. Ich brachte ihn zur 5 Uhr-Fähre und fuhr dann in vollkommener Dunkelheit mit dem Dinghi zurück. Da ich schon so viele einschlägige Erfahrungen mit streikenden Dinghi-Motoren, fehlenden Not-Paddeln und ausgehendem Benzin habe, war mir etwas mulmig zumute. Aber es ging alles gut, ich fand Aton wieder und legte einen 1a-Anleger hin.
Als Franz jedoch nun mit dem Muster des Bolzens beim Händler ankam, wurden dessen Augen immer größer. Sie hatten zwar alles Mögliche, aber genau das, was wir brauchten halt nicht! Super. Nun musste man den Bolzen extra aus USA einfliegen, was wieder ein bis zwei Wochen dauern sollte. Ganz zu schweigen, dass Franz den ganzen Tag und die Kosten der Fähre umsonst investiert hatte. Aber was hilfts. Zähneknirschend fuhr er wieder zurück und beichtete mir die misslungene Aktion. Wir stellten uns auf weitere zwei Wochen in der Tyrell Bay ein und ich beschloss, die Zeit dafür zu nutzen, mich um Aton`s Lack zu kümmern. Eigentlich wollten wir ja die Zeit hier nutzen, um die Grenadinen zu besuchen, wunderschöne Inselchen, die im benachbarten St.Vincent liegen. Tja, das musste jetzt leider noch warten.
Nach einem Tag, an dem ich mir von Früh bis Spät die Finger wund geschliffen hatte, beschlossen wir, am nächsten Tag einen Blauen einzulegen. Wir fuhren mit dem Minibus in die Hauptstadt, wo wir einige Besorgungen machten. Franz zeigte mir sein Lieblings-Cafe, das wirklich herrlich direkt am Strand liegt.
Danach fuhren wir wieder mit dem Bus auf die andere Seite der Insel, wo wir ein bisschen spazieren gingen.
Das Bus fahren in der Karibik ist immer sehr interessant. Es passen ca. 16 Personen in den Mini-Bus, der eine feste Linie fährt. Auch alle Arten von Gepäck werden transportiert; das geht von riesigen Säcken voller Irgendwas, über Rohre, die Franz im Bus mitgenommen hat, bis zu Einkäufen für einen mehrwöchige Segeltörn. Wenn man den Fahrer kennt, oder ein Trinkgeld springen lässt, fährt er einen schon auch mal extra irgendwohin. Den anderen Fahrgästen würde es nie in den Sinn kommen, sich deswegen aufzuregen. Eilig hat es hier sowieso niemand. Und die Zeit im Bus wird ausgiebig genutzt, um zu tratschen. Manchmal unterhält sich einer von ganz hinten mit einem ganz vorne und die Lautstärke ist dementsprechend. Es wird viel gelacht, aber wir verstehen meistens nicht viel, da das karibische Englisch für unsere Ohren unverständlich ist. Trotzdem ist es immer sehr unterhaltsam, und alleine die kunstvollen und immer wieder anders geflochtenen Frisuren der Mädchen und Frauen zu betrachten, finde ich sehr unterhaltsam. Außerdem sieht man viel von Land und Leuten, und alleine die quietschbunten Häuser und Hütten sagen schon viel über das Lebensgefühl hier.
Abends fahren wir öfters in den Ort, weil in zwei Bars Life-Musik gespielt wird. Auf dem Weg dorthin leuchte ich uns den Weg:
Ich finde es mega cool, direkt am Steg vor der Bar das Dinghi zu parken, barfuß durch den Sand in die Bar, die nur aus einer Außen-Terrasse besteht, zu gehen und zur Reggae-Musik zu tanzen. Draußen in der Bucht schaukeln vielleicht hundert Anker-Lichter und der Mond (oder ich) leuchten beim Zurück-Fahren. So machen wir es uns trotz aller Arbeit schön und es fühlt sich, zumindest manchmal, wie Urlaub an. Franz kennt inzwischen sehr viele Einheimische und Segler, und so treffen wir immer irgendjemand zum Ratschen.