Lock down im Paradies

Lock down im Paradies

Franz

Puh, das war wirklich knapp. Vollkommen erledigt saßen wir in unserem Cockpit und erholten uns langsam von unserer strapaziösen und nervenzehrenden Fahrt. Wir hatten den Anker hinter einer kleinen Insel in der Bucht von Le Francoise fallen gelassen. Nun leckten wir erst mal unsere Wunden und reflektierten, was passiert war. Trotz der Schäden an unserem Schiff hatten wir eindeutig sehr viel Glück. Wir waren am Leben und außerdem in Sicherheit. Wenn bei diesen waghalsigen Manövern einer von uns über Bord gegangen wäre, nicht auszudenken.

Dennoch hatten wir nun zwei Probleme zu lösen. Zum einen musste schnellstens das Seil, welches sich um unseren Antriebspropeller gewickelt hatte, entfernt und der gesamte Antriebsstrang auf Schäden geprüft werden. Zum anderen musste das Hauptsegel repariert und unser Rigg auf Schäden geprüft werden. Hierbei hatten wir das Problem, dass durch bestehende Ausgangsbeschränkung bezüglich der Corona-Epedemie, die Handwerksbetriebe geschlossen hatten.

Da sich unsere Antriebsschraube in circa einem Meter Tiefe befindet und die Leine sich erheblich vertörnt hatte, kam aufgrund meines geringem Lungenvolumens schnorcheln nicht in Frage. Da aber in unserer unmittelbaren Nähe die „Cohort“ ankerte und ich wusste, dass deren Besitzer Stefan und Kathrin begeisterte Taucher sind, hegte ich die Hoffnung, von den beiden Hilfe zu bekommen. Wir hatten das nette Pärchen bereits letztes Jahr in den Turks kennen gelernt. Und während Michi und ich gerade überlegten, ob wir mit dem Dinghi zu ihnen fahren sollten, sahen wir die beiden in Gleitfahrt in ihrem Beiboot auf uns zukommen. Nachdem wir uns herzlich begrüßt hatten, wanderte Stefans Blick auf unser, in Fetzen aus unserem Lazy-Bag heraushängenden, Hauptsegel. „Was ist denn euch passiert?“, fragte er uns. Wir erzählten den beiden unser Erlebnis. Nachdem wir geendet hatten, sahen uns die beiden mit großen Augen an. „Da habt ihr aber riesiges Glück gehabt“, sagte Stefan. „Soll ich mir die Sache mit der Leine im Propeller einmal anschauen?“, fragte er. „Das wäre wirklich toll von dir.“, entgegnete ich und konnte meine Erleichterung kaum verbergen. „Wir bringen nur schnell unsere Einkäufe auf unser Schiff und verstauen sie. Ich bin in 10 Minuten wieder da“. Und schon brausten sie zu ihrer „Cohort“. Kurze Zeit später hatte Stefan die Leine herausgewickelt und uns übergeben. „Soweit ich sehen kann, ist alles in Ordnung. Einzig eure Anode an der Hauptwelle ist lose. Die solltet ihr schleunigst erneuern“, sagte uns Stefan. Wir tranken noch gemeinsam ein Bier und wir luden die beiden für einen der kommenden Abende zum Dank zum Essen ein.

Da Martinique in den folgenden Tagen die Restriktionen wegen Corona mehr und mehr erweiterte, war es offiziell nicht mehr möglich, sich an Land oder mit dem Schiff im Wasser zu bewegen. Wir saßen in unserer Ankerbucht fest und wurden einige Male von einem Militär-Hubschrauber registriert. Da jedoch das Gros aller Segler in der im Westen Martinique`s gelegenen Bucht Le Marin lag, hatte die Küstenwache dort alle Hände voll zu tun, um die Regeln zu überwachen.

Weil die Ostseite, auf der wir uns befanden, dem Atlantik zugewandt ist, kursiert die Meinung unter den Seglern, dass dort die Atlantikwellen für steten Schwell sorgen und in den Ankerbuchten somit mit ständigem Rollen des Schiffes zu rechnen ist. In Wahrheit wurden die Atlantikwellen allesamt durch die auf der ganzen Ostseite vorgelagerten Riffe gebrochen, und die Ankerplätze sind ungewöhnlich ruhig. Außerdem waren extrem wenige Schiffe unterwegs, weswegen die Überwachung durch die Küstenwache auch sehr lax war. Somit hatten wir alles richtig gemacht.

 


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