Monat: Juni 2019

Wann ihr uns in Deutschland sehen könnt …..

Wann ihr uns in Deutschland sehen könnt …..

Liebe Blog-Leser, Freunde, Kollegen, Verwandte und Bekannte, wir würden Euch in Deutschland alle gerne persönlich treffen, und mit Euch ausführlich und gemütlich quatschen. Sicher habt Ihr jedoch Verständnis dafür, dass wir uns nicht mit jedem einzeln treffen können. Darum bieten wir Euch an, uns entweder am Donnerstag, den 11.07., oder am Mittwoch, den 17.07. ab 20.oo Uhr im Gasthof Linde in Friedberg zu treffen. Wir würden uns freuen, mit Euch dort ein paar schöne Stunden zu verbringen.

Wenn einer eine Reise tut …..

Wenn einer eine Reise tut …..

Michi

Hier in Trinidad endet also der erste Abschnitt unseres Abenteuers. Wir fliegen erstmal nach Deutschland, und unsere ATON wird repariert, gepflegt und aufgehübscht. Es waren sechs sehr intensive Monate, in denen wir wahnsinnig viel erlebt haben. Wir sind 3252 Seemeilen weit gekommen, haben 11 Länder besucht, einen Sturm durchsegelt, unendlich viele dramatisch schöne Sonnenauf- und -untergänge gesehen, haben in herrlichen Buchten geankert und tolle Inseln erkundet, sind auf einen Vulkan gestiegen, haben die schönsten Unterwasserwelten erschnorchelt, und hatten eine sehr schöne Zeit mit unseren Gästen, vor allem auch mit Marco. Nicht zuletzt jedoch haben wir unglaublich viele hilfsbereite und nette Menschen getroffen. Viele Momente waren noch viel schöner, als wir es uns je vorgestellt haben, andere jedoch auch sehr frustrierend und strapaziös. So sind wir gefühlt ständig nur gegen den Wind und die Wellen gesegelt, oder aber hatten zu wenig Wind und mussten motoren, sind manchmal an den ständigen Schiffsbewegungen und den andauernden Geräuschen schier verzweifelt, mussten oft auf frische und gute Lebensmittel verzichten, mit der Enge im Schiff zurechtkommen und haben bei den einfachsten Haushaltsarbeiten, mangels zuhause als selbstverständlich angenommene Helferlein, viel Zeit benötigt, geschwitzt und uns geplagt.

Eine echte Herausforderung war auch das enge Zusammenleben als Paar, das wir jedoch dank jahrzehntelangem Übens am gleichen Arbeitsplatz gut gemeistert haben. Im Gegenteil, wir wurden  gestärkt durch die vielen gut überstandenen Abenteuer, die wir als Team gemeistert haben, durch den Mut, den wir uns immer wieder gegenseitig zugesprochen haben, und durch das gemeinsame Erleben von Hochs und Tiefs. Die gemeinsam getroffene Entscheidung, Altbekanntes loszulassen, und sich auf Unbekanntes einzulassen, die Familie und die Freunde zeitweise zurück zu lassen, unser schönes Haus und unsere geliebten Jobs aufzugeben, haben wir nie bereut. Dafür haben wir unendlich viele Erlebnisse, intensive Gefühle, schöne Momente und bleibende Eindrücke erhalten, die wir nie missen wollen würden. Wir haben erlebt, wie man mit relativ wenig Luxus, der zuhause für uns schon so selbstverständlich geworden ist, durchaus zurecht kommen kann. Wir waren gezwungen, mangels Fernseher und Zeitung, uns mit uns selbst und unseren Mitmenschen auseinanderzusetzen. Dadurch, dass wir immer wieder die Hilfe Fremder einfordern und auf diese zugehen mussten, haben wir sehr interessante Menschen und deren Geschichten kennengelernt. Wir sind unendlich dankbar dafür, dass wir in Deutschland ohne Angst vor Hurrikans, Vulkanausbrüchen oder Kriegen in wirtschaftlichem Wohlstand leben dürfen. In jedem Supermarkt ist die Auswahl gigantisch und bezahlbar, es gibt Sprit, Energie und Wasser, und keiner muss sich darüber Gedanken machen.

Immer wieder haben wir positive Kommentare und Nachrichten für unseren Blog bekommen, das hat uns sehr gefreut und motiviert. Wir hoffen, dass unsere Reise in 2020 weiter geht, und werden dann auch wieder darüber berichten. Wir wären sehr glücklich, wenn wir Euch in irgendeiner Weise Mut machen können, an Eure Träume zu glauben, und diese auch in Angriff zu nehmen. Für alles, was man hergibt, bekommt man auch etwas. Man weiß es halt vorher nicht, und das ist das Ungewisse daran.  Aber das herauszufinden geht nur, wenn  man den ersten Schritt macht. Das ist der schwerste, danach nimmt alles seinen Lauf, und man muss sich einfach darauf einlassen, anzunehmen, was immer auch passiert.

Diese Reise hat uns in vielerlei Hinsicht die Augen und das Herz geöffnet, und unser Leben bereichert, und dafür sind wir sehr dankbar. Wer auch immer uns den Mut und die Möglichkeit dazu gegeben hat, DANKE HIERFÜR !! Danke auch an alle, die in irgendeiner Weise dazu beigetragen haben, dass dieser Traum für uns wahr geworden ist.

14.06.2019 Geschafft !

14.06.2019 Geschafft !

Michi

Wir verließen abends unseren Ankerplatz, um den letzten Schlag unserer Reise nach Trinidad in Angriff zu nehmen. Da Trinidad nur wenige Seemeilen von Venezuela trennt, und dort aufgrund der unsäglichen Korruption der Regierung die ganze Wirtschaft zusammen-gebrochen ist, gibt es immer wieder Meldungen über Piraten-Übergriffe in diesem Gebiet. Die Menschen haben einfach nichts mehr, und sehen sich teilweise gezwungen, Yachten zu überfallen und auszurauben, um überleben zu können. Wir meldeten unsere Überfahrt auf einer dafür vorgesehen Webseite an, und fuhren nachts und ohne AIS, damit man uns nicht gleich entdeckt. Unser Weg führte an mehreren Gasförder-Plattformen vorbei, wo wir dann auch unser Licht ausschalteten, um nicht gesehen zu werden. Wir hatten gehört, dass teilweise Arbeiter, die dort Yachten sehen, entsprechende Tipps nach Venezuela senden. Etwa eine Seemeile hinter uns „verfolgte“ uns die ganze Nacht über ein Licht, das immer näher kam. Es stellte sich heraus, dass es ein großer Frachter war, der den gleichen Weg hatte, und uns erst überholte, als wir die Küste Trinidads im Morgenlicht schon sehen konnten. In der unmittelbaren Nachbarschaft dieses Frachters fühlten wir uns relativ sicher, und dank des Vollmondes, der die Nacht erhellte, konnten wir sämtliche Schiffsaktivitäten um uns herum sehr gut erkennen. Direkt am Kanal zwischen Venezuela und Trinidad „lauerte“ dann auch schon ein großes Schiff der Küstenwache Trinidad`s, um den einfahrenden Yachten (wir sahen außer uns keine weiteren) Schutz zu gewähren. Trinidad versucht erfolgreich, die Yacht-Industrie zu stärken, die durch ein großes Angebot an Liegeplätzen, Dienstleistungen, Schiffs-Kränen, Handwerkern und Schiffsausstattern Yachties bedient, welche die Hurrikan-Saison von Juni bis November hier verbringen und dabei nötige Reparaturen und Wartungen durchführen.

Da wir sehr müde waren, ankerten wir gleich in der ersten Bucht, der Scotland Bay. Es waren bereits mehrere Schiffe in dieser schönen, tief eingeschnittenen, von Regenwald umgebenen, unbewohnten Bucht, und wir suchten uns einen Platz in der Nähe eines französischen Paares mit einer schönen 53 Fuß Amel.

Nach einem Frühstück legte sich Franz nochmal hin, und die Franzosen besuchten uns kurz mit dem Dinghi. Sie berichteten, dass zwei weitere Schiffe, die mit Landleinen angemacht waren, ebenfalls Deutsche wären. Als Franz ausgeschlafen hatte, beschlossen wir, kurz zu den Deutschen rüber zu rudern, und danach in die Chaguaramas Bay zu fahren, wo wir einklarieren können. Leider waren die Deutschen nicht auf ihren Schiffen anzutreffen, und wir wollten gerade zu unserer ATON zurück, als ein Boot der Küstenwache in die Bucht fuhr. Jetzt hatten wir natürlich schlechte Karten, denn eigentlich wäre es unsere Pflicht gewesen, sofort nach der Ankunft einzuklarieren. Wir kamen den strengen Beamten wohl sehr verdächtig vor, und schon waren sie auf ATON, um unsere Dokumente und das Schiff zu kontrollieren. Sie kuckten unter die Matratzen und in diverse Schaps und Fächer, und fotografierten unsere Dokumente. Da sie weder Drogen noch Waffen fanden, zogen sie nach einer gefühlten Ewigkeit wieder ab. Jetzt aber schnell zum Einklarieren.

Wir machten an einer Boje in der Chaguaramas Bay fest, und suchten das Gebäude der „Immigration“ auf, wo Franz einen Wust an Formularen auszufüllen hatte. Außer uns war noch ein anderer Kunde da, der uns immer wieder Tipps für das Ausfüllen gab. Als er fertig war, ging er, um nach etwa 20 Minuten atemlos wieder zur Türe hereinzustürmen. „Gottseidank seid ihr noch da!“, stieß er hervor. Er hielt ein Handy in der Hand und fragte Franz: „Ist das Deines? Es lag neben meinem auf dem Tisch und ich habe es wohl aus Versehen mitgenommen, und erst später gemerkt, dass ich jetzt zwei Handys habe.“ Franz viel aus allen Wolken, da sein Handy unser Haupt-Kommunikationsmittel ist, und viele wichtige Apps darauf geladen sind. Es wäre wirklich fatal, sollten wir es verlieren, und so bedankten wir uns herzlich für das Zurückbringen. Schön, dass es ehrliche Menschen gibt!

Da wir bis zum Dienstag noch 4 Tage bis zu unserem haul out (das Herauskranen unserer ATON) hatten, und Chaguaramas aufgrund der vielen Werften und Marinas eher industriell und geschäftig ist, fuhren wir wieder zurück in die idyllische Scotland Bay, um die letzten Tage auf dem Wasser noch zu genießen. Die Franzosen waren auch noch da, und luden uns für den nächsten Abend zum Dinner ein. Es wurde ein sehr netter Abend, bei dem wir wieder viele wertvolle Informationen ausgetauscht haben. Sie erzählten uns zum Beispiel, dass die anderen Deutschen in der Bucht sie gewarnt hätten, sich beim Gassigehen mit ihrem Hund vor Anakondas in Acht zu nehmen, die gerne mal so einen Vierbeiner als Zwischengericht verspeisen. Auch erfuhren wir jetzt, worum es sich bei einem wirklich gruseligen Geräusch handelt, das wir ab und zu hier hören. Es hört sich fast an, als ob eine heftige Fallböe fauchend und zischend über den Berghang kommt. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, irgendeine Bestie, oder ein Raubtier faucht ganz laut. Die Franzosen klärten uns auf, dass es sich um eine Affenart, ähnlich der Brüllaffen handelt. Am nächsten Tag sahen wir tatsächlich einen dieser braunen Affen in den Palmen herumturnen. Dass etwas so harmloses ein derart gruseliges und lautes Geräusch machen kann ist faszinierend.

Leider stellten wir fest, dass sehr viel Abfall und Unrat sowohl auf und unter Wasser, das ohnehin nicht sehr klar war, als auch am Ufer verteilt war. Plastik, Glasflaschen und Papier überall. Am Wochenende kamen dann auch mehrere kleinere und große Partyboote mit Unmengen Menschen darauf, um die idyllische Bucht mit sehr lauter Partymusik zu beschallen. Gottseidank verschwanden sie abends, und wir konnten uns wieder an den exotischen Vogelstimmen erfreuen. Wir wollten am Montagnachmittag in unserer Marina vorsprechen, um das Procedere abzuklären, aber als wir am Morgen aufstanden, verließen wir fluchtartig die Bucht. Es hatte die ganze Nacht geregnet, und nun waren Schwärme von fliegenden Termiten in der Luft und auf ATON. Überall lagen die Flügel, und krabbelten die Tierchen herum. Sobald man welche weggewischt hatte, kamen zweimal soviel neue dazu – es nahm kein Ende.

Nach einem schwierigen Anlegemanöver (da wir zweimal zu kurze Leinen erst wieder durch längere ersetzen mussten) am Steg der Peakes Yacht Services in der Chaguaramas Bay erfuhren wir dort, dass wir beim Einklarieren noch in ein anderes Büro der Customs gemusst hätten. Leider hat uns das keiner gesagt, und so mussten wir das schnellstmöglich nachholen. Die Peakes – Leute stellten Franz einen Fahrer zur Verfügung, der ihn fuhr, und etwa eine Stunde wartete, bis er dort fertig war. Da wir nun schon seit drei Tagen im Land waren, und jetzt erst (statt, wie vorgeschrieben, innerhalb der ersten 24 Stunden) dort die Formalitäten erledigten, musste Franz einen „Aufsatz“ schreiben, wie es dazu gekommen ist. Dieser wurde dann abgestempelt, und ihm zur Vorlage bei einer weiteren Kontrolle mitgegeben. Somit hatten wir es den Termiten zu verdanken (die übrigens nur einmal jährlich, wenn die Regenzeit beginnt, ausfliegen), dass wir unseren haul-out-Termin doch noch einhalten konnten, denn das geht nur mit dem Customs-Formular, welches wir am Nachmittag nicht mehr bekommen hätten.

Als auch diese Hürde genommen war, konnten wir uns entspannen, und das riesige Werft-Gelände und die Nachbarschaft erkunden. Hier stehen ungefähr 500 Yachten in allen erdenklichen Größen. Auch in der Nachbarschaft dreht sich hier alles um Boote, Werften und Marinas. Wirklich schön ist das natürlich nicht, aber sehr zweckmäßig. Am nächsten Morgen waren wir dann dran mit dem haul-out. Wir wurden mit vier Leinen in einer Kammer festgemacht, und verließen dann das Schiff. Der große Kran ließ riesige Bänder ins Wasser ab, und ein Taucher platzierte diese an den richtigen Stellen an ATON`s Bauch. Daraufhin wurden die Bänder zusammen mit ATON langsam hochgezogen.
Zum ersten Mal sahen wir ATON in ihrer ganzen Pracht mit dem Schwenk-Kiel und dem Ruder aus dem Wasser. Der Kran fuhr ein Stück nach vorne, an Land, wo das Unterwasser-Schiff dann von einem Arbeiter gründlichst mit einem Hochdruck-Reiniger sauber gemacht wurde. Danach setzte man sie auf einem speziellen Fahrzeug ab, und auch die Stellen, wo vorher die Bänder waren, wurden jetzt noch gesäubert. Nun hieß es, einen Platz für ATON zu finden. Da es wegen der jetzt beginnenden Hurrikan-Saison gerade Hochsaison ist, waren alle guten Plätze auf dem Gelände bereits vergeben. Man versuchte, sie mit eingezogenem Kiel und Ruder in eine Lücke zwischen zwei größere Schiffe zu quetschen, aber Franz intervenierte heftig. Schließlich muss er die Hydraulik des Kiels reparieren, und hierfür muss dieser ganz ausgefahren werden. Das heißt, ATON muss dann um zwei Meter höher gesetzt werden, und hätte dann hier keinen Platz mehr zwischen den Nachbarschiffen gehabt. Also bot man uns einen Platz ganz am Rand an, wo wir nur einen Schiffsnachbarn und somit viel mehr Bewegungsfreiheit haben, und der außerdem noch schön schattig unter Bäumen liegen. So wurde ATON also hier aufgebockt und abgestützt. Eine Leiter dient uns als Eingang, und wir haben Wasser und Elektrizität, so viel wir wollen. Wir sind sehr glücklich mit diesem Platz, er liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu den sehr sauberen und schönen Toiletten und Duschen und den Läden, die es hier gibt. Die Bäume geben uns den ganzen Vormittag Schatten, was sehr angenehm ist, und außerdem liegen wir direkt neben dem Zufahrtsweg, wo wir vom Pförtner-Häuschen, und auch von den Läden her stets eingesehen werden können, was uns ein sehr sicheres Gefühl gibt.


Gleich am ersten Tag haben wir einen Venezuelaner, Elias, kennengelernt. Er arbeitet hier vorübergehend auf einer Yacht. Ich übe mit ihm regelmäßig deutsch, und er mit mir spanisch (dabei ist Englisch unsere gemeinsame Sprache), und wir bekochen uns gegenseitig deutsch und venezuelanisch. Auf dem Bild hat er uns Arrepas gebracht, ein typisches venezuelanisches Frühstück. Es handelt sich um gebratene Maismehl-Fladen, die man, ähnlich wie Pfannkuchen, je nach Belieben bestreichen oder füllen kann.

Er hat uns erzählt, dass es mittlerweile in Venezuela buchstäblich nichts mehr gibt. Keine Lebensmittel im Laden, keine Medikamente. 5 Ltr. Trinkwasser kosten über 20 US-Dollar; ein Verdienst beträgt umgerechnet durch den sich im freien Fall befindlichen Kurs ca. 3 US-Dollar – im Monat !!!!! Lehrer, Ärzte, Ingenieure, jeder, der es sich leisten kann, hat das Land verlassen. Es gibt keine Arbeit, die Hotels an der wunderschönen Küste haben alle dichtgemacht, es kommen keine Boote mehr. Die Leute werden krank, weil sie schmutziges Wasser trinken. Das Geld wird jeden Tag weniger wert. Es ist einfach unglaublich, wie man so ein schönes und eigentlich reiches Land (in Venezuela gibt es reichhaltige Bodenschätze) durch Korruption und Misswirtschaft so zugrunde richten kann. Und diejenigen, die eh schon arm sind, haben wie immer am meisten darunter zu leiden.

Ein anderer Yachtie aus Südafrika hat uns erzählt, dass er dort seinen ganzen Besitz verkauft hat, weil es als Weißer dort einfach zu gefährlich ist. Ein Nachbar und Freund von ihm wurde überfallen. Die Frau konnte sich ins Auto retten, als man den Mann mittels grausamster Folter (man hat ihm kochendes Wasser eingeflößt) zwingen wollte, den Tresorschlüssel heraus zu rücken. Als die Frau mit der Polizei zurück kam, fanden sie den Mann tot vor. Man hatte ihm in das Gesicht geschossen. Die Regierung hat verhindert, dass die Geschichte an die Öffentlichkeit kommt. Schließlich soll es ja so aussehen, als wäre alles in Ordnung im Land. Wahrscheinlich gibt es zig Länder, wo es ähnlich ist und wir einfach nichts davon mitbekommen. Aber solange es solch machthungrige, egoistische und verblendede Regierungen gibt, wird sich nichts daran ändern. Ist das nicht absolut schrecklich?

10.06. – 14.06.2019 Grenada

10.06. – 14.06.2019 Grenada

Michi

Nach einer „very rolly night“ (das Schiff rollte permanent über seine Längsachse) entschlossen wir uns, die Prickley Bay, unseren Einklarierungshafen, zu verlassen und eine andere Bucht in deren Nähe anzulaufen. In den einschlägigen Segelführern wurde die Hog Island Bay wegen ihrer Lage sehr gerühmt. Also Anker auf und nichts wie hin. Aber als wir die Landabdeckung der Bucht verlassen hatten, standen 25 Knoten Passat voll gegenan. Eine uns sehr bekannte Situation. Unter Volllast trieben wir Aton gegen Wind und steile Welle unserem Ziel entgegen. Dabei machten wir teilweise nur einen Knoten Fahrt. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir eine kaum zu glauben geringe Distanz zurückgelegt hatten, gaben wir zermürbt auf. Wir drehten das Schiff um 180 Grad und fuhren nun Raumschots in westliche Richtung. Kaum hatten wir den Kurs anliegen, fuhren wir ohne jede Anstrengung mit über 8 Knoten Geschwindigkeit. Hier war die True Blue Bay die nächstgelegene Bucht. Als wir dort ankamen, stellten wir nach einer kurzen Durchquerung fest, dass sich bezüglich des Rollens der Schiffe hier nichts geändert hatte. Also weiter um das nahegelegene Kap fahren und anschließend in Richtung Saint George´s. Die „Metropole“ Grenadas liegt an der Westseite der Insel, also der dem Passat abgewandten Seite, in einer sehr großen Bucht. Wir segelten, mit Unterstützung unseres Motors, nach der Umrundung des Kaps, eine wunderschöne Küste entlang. Steil abfallende Ufer wechselten sich mit malerischen Buchten, gesäumt von Palmen, sowie Bougainvillea und anderen, in den buntesten Farben blühenden Pflanzen ab. Von weitem erblickten wir die große Anzahl von ankernden Jachten. Zunächst fuhren wir in das malerische Hafenbecken von St. George`s. Entlang eines Berghanges, auf dessen Bergspitze ein verfallenes Fort stand, gruppierten sich eine große Anzahl von bunten Häusern, ähnlich eines Amphitheaters, rund um das Hafenbecken. Die davor schwimmenden Fischerboote, verliehen dem Ganzen einen fast schon mediterranen Charakter.  Da wir aber weder hier noch im daneben liegenden Yacht-Hafen ankern konnten, legten wir uns zwischen andere Yachten in die vorgelagerte Bucht (möglichst nahe am Strand, da wir ja zum Landgang immer rudern müssen). Hier hatten wir einen schönen Blick auf die Stadt, sowie einem kleinen Strand, der von einigen Hütten und Häusern, und tiefgrünem, dichten Wald, durchsetzt mit wunderschön rot blühenden Bäumen, gesäumt war. Zwei buntbemalte kleine Fischerboote, die vor dem Strand festgemacht waren, machten die Idylle perfekt.

Am nächsten Tag machten wir einen Spaziergang durch St. George`s, wo wir im Fischmarkt fangfrischen Thunfisch erstanden. Diesen verarbeiteten wir abends zu leckeren Sushi.

Wir beschlossen, uns einen Roller zu mieten, um die Insel ein wenig zu erkunden. So kurvten wir in das bergige Inselinnere, durch kleine Dörfer, wo uns die freundlichen Bewohner fröhlich zuwinkten. Die Natur ist exotisch und atemberaubend. Immer wieder bleiben wir stehen, und genießen den Ausblick in die tiefgrünen Täler, und die steilen Berghänge. Als wir im Grand Etang Nationalpark sind, besuchen wir das Informationszentrum, das mit Schautafeln die Flora und Fauna dieser vulkanischen Landschaft erklärt. Wir folgen einem schön angelegten Wanderweg zum Gipfel des Mount Qua Qua. Von dort hat man einen traumhaften Blick zum Kratersee und zu den umliegenden Berghängen, bis hinunter zum Meer.  Tags darauf besuchen wir eine Rum-Destillerie, welche wir in einer Führung und einer anschließenden Verkostung näher kennenlernen. Weiter geht`s zu Laura`s Herb and Spice Garden. Auch hier bekommen wir eine Privat-Führung durch den schön angelegten Garten. Es werden uns die  Pflanzen mit ihren jeweiligen Heileigenschaften vorgestellt. Wir sind auch hier die einzigen Besucher, denn es ist zurzeit keine Saison. Am letzten Tag in Grenada fahren wir an der Küste entlang Richtung Norden. Wir sehen einige Ankerbuchten mal von der anderen Perspektive (nämlich von Land aus), und biegen dann einen kleinen Weg in ein Tal ein, welcher uns an einem kleinen Bach entlang zu den Concord-Wasserfällen bringt. Da wir den Roller mittags wieder abgeben müssen, verzichten wir heute mal auf die Wanderung zu den weiter oben gelegenen Wasserfällen, und schauen uns nur den untersten an. Ein einheimischer Führer einer Touristengruppe klettert die Felsen neben dem 18 Meter hohen Wasserfall hinauf, und springt dann von oben in den darunter liegenden Pool.


Auf dem Rückweg entdecken wir eine kleine Hütte, von der aus man auf die darunterliegende Bucht schauen kann. Einige Einheimische warten schon, bis das Essen, das in einem großen Topf brodelt, fertig ist. Ich schaue in den Topf, und frage, was es ist. „Ziegensuppe“, bekomme ich zur Antwort, „Sie ist in 5 Minuten fertig.“ Das müssen wir unbedingt probieren, und so bleiben wir auf einen Teller Suppe (die übrigens gar nicht schlecht schmeckt).

Hier gibt es einen Unter-Wasser-Skulpturen-Pfad, den man schnorchelnder Weise anschauen kann. Vielleicht klappt ein Besuch dieser Sehenswürdigkeit beim nächsten Besuch Grenadas.

Wieder zurück auf Aton, wollen wir gerade noch einmal mit dem Dinghi an Land, und ich sitze bereits drin. Plötzlich ertönt lautes Rufen von dem neben uns gerade ablegendem Katamaran herüber: “ I have a big rock in my anker! Please help me.“ Der Kat hatte sein Großsegel bereits vor dem Ablegen gesetzt, und dann beim Anker aufholen einen großen Brocken steinharte Lehmerde direkt in seinem Anker hochgezogen. Der Anker mit seiner steinigen Füllung hing zwischen den beiden Rümpfen des Katamarans, und konnte so nicht mehr ganz aufgeholt werden. Ich ruderte schnell rüber, und ließ den Captain in unser Dinghi steigen, um damit unter dem Kat zu verschwinden. Er hatte einen kleinen Hammer in der Hand, mit dem er nun verzweifelt auf den Gesteinsbrocken einschlug. Während ich versuchte, das Dinghi unter dem Netz zwischen den Rümpfen in Position zu halten, hämmerte er wie verrückt einige Minuten. Ich dachte schon, gleich kriegt er einen Herzinfarkt, da er laut stöhnte, weil er sich so plagen musste. Glücklicherweise lösten sich immer mehr kleine Brocken; diese flogen alle ins Dinghi, weil er in diese Richtung hämmerte. Endlich, irgendwann rührte sich der ganze Stein. und nachdem er nun mit letzter Kraft auf ihn einschlug, brach ein großes Stück ab, und der Anker war frei. Ich schaute nun nach oben, und sah, dass Aton ein ziemliches Stück weit weggewandert war. Tatsächlich war der Kat durch sein durchgesetztes Großsegel jedoch vom Wind mitten in die anderen, ankernden Yachten gedrückt worden. Franz hatte das gleich am Anfang kommen sehen, und der Frau des Captains zugerufen, sie solle doch ans Steuerrad gehen, um dem zu entgehen. Aber irgendwie hat die gute Frau das nicht geschnallt, und wieder einmal waren (dieses Mal nicht bei uns, sondern bei anderen) gute Schutzengel nötig, dass nichts passiert ist.

07.06. – 09.06.2018 Bequia – Union Island – Grenada

07.06. – 09.06.2018 Bequia – Union Island – Grenada

 

Franz

Da der Zeitpunkt unseres „haul out“ (das Schiff aus dem Wasser kranen) immer näher rückt und wir bis Trinidad noch eine Strecke zu bewältigen haben, hatten wir uns zur Weiterfahrt entschlossen. Nach dem Frühstück hieß es Anker auf und Motor an. Nachdem wir die Bucht bis in tieferes Wasser verlassen hatten, hissten wir die Segel. Mit einem (nahezu) Halbwindkurs rauschten wir in südliche Richtung zur nächsten Insel Bequia. Nach diesen riesigen Strecken, die wir bislang, meist gegen den Wind, bzw. im günstigsten Fall hart am Wind bewältigt haben, war diese Art des Segelns der reinste Balsam. So war es fast schon schade, als wir um 14:00 nachmittags die Admirality Bay in Bequia erreichten. Da diese Insel ebenfalls zu den Grenadinen gehört, entfiel das lästige Einklarierungs-Prozedere. Da unsere Wasservorräte verbraucht und unser Dieseltank ebenfalls fast leer war, liefen wir die dortige Tankstelle an. Leider war das „Fuel Dog“ durch zwei Katamarane belegt. Wir fuhren langsam näher, bis uns der Tankwart bemerkte. Nachdem wir ihm unsere Absicht schilderten, wies er uns an, längsseits an einem der Kats festzumachen. Diese Art des Anlegens nennt man „im Päckchen“. Nach dem Tanken ankerten wir in sehr kurzer Distanz zum Ufer (wir mussten mangels Außenbordmotors rudern), nahe der Uferpromenade. Port Elisabeth, so hieß der Ort, umschließt in einer Halbmondform die Bucht. An der Promenade reihten sich eine Vielzahl von Geschäften, Restaurants und Kaffees. Die Häuser waren, typisch karibisch, in den buntesten Farben bemalt. Überall war laut Musik zu hören.

Am darauffolgenden Tag verließen wir Bequia und segelten zur südlichsten Grenadinen-Insel, mit einem Ausklarierungshafen, Union Island. Da wir aufgrund des beständig wehenden Passats gut einschätzen konnten, wie schnell wir segeln, ließen wir uns mit dem Auslaufen Zeit. Nach dem Frühstück machten wir ein paar Besorgungen und schlenderten noch einmal die Uferpromenade ab. Um 11:00 schließlich lichteten wir dann den Anker und fuhren die beeindruckende Bucht hinaus. Nachdem wir den letzten Felsvorsprung umrundet hatten, hieß der neue Kurs: Süd in beeindruckender Fahrt mit 7 bis 8 Knoten. Somit war es nicht verwunderlich, dass bereits um 16:15 im 31 SM entfernten Clifton der Anker fiel. Dadurch war es uns möglich, noch am selben Nachmittag zum nahe gelegenen Flugplatz zu laufen, um dort auszuklarieren. Da das Wetter regnerisch war, entschlossen wir uns dazu, am nächsten Morgen früh aufzustehen und die knapp 50 SM nach Grenada weiter zu segeln.

Um halb acht Uhr morgens hoben wir den Anker und segelten mit halben Wind auf Süd-Kurs, Grenada entgegen. Ich wollte auch mal wieder fischen. also ließ ich meine Handline mit dem Gummiköder ins Wasser und schleppte diesen, zwei Bootslängen entfernt, hinter uns her. Dann ging es ans Trimmen der Segel und schon nahm Aton rauschender Fahrt auf. Es dauerte nicht lange und wir fuhren mit durchschnittlich 8,5, zeitweise bis zu 10 Knoten. Als ich nun zurückblickte, um meinen Angelköder zu kontrollieren, sah ich, wie dieser nur noch wie ein schräg geworfener Stein über die Wasseroberfläche flippte, da wir so schnell waren. Ich widmete meine Konzentration wieder dem Segeln und versuchte, mein Schiff durch das Nachsetzen der Schoten sowie der optimalen Ruderstellung besser kennen zu lernen. Beim Absenken des Schwenkkiels bemerkte ich, dass der Kiel nach dem Betätigen des Hydraulikventils nicht mehr selbstständig ausrauschte (durch sein enormes Eigengewicht war dies bis dato der Fall). In mir stieg die Befürchtung, dass durch die bereits erwähnte Grundberührung vor wenigen Tagen an der Mechanik ein Schaden entstanden war. Somit pumpte ich den Kiel in die gewünschte Stellung (etwas, was man nur mit einem Hub – oder Schwenkkielboot machen kann) und überprüfte die Abdrift. Das Ergebnis meiner Bemühung war eine unaufgeregt dahingleitende Aton mit 9 Knoten Geschwindigkeit und einer moderaten Kränkung, einfach herrlich. Als ich nun, selbstzufrieden wie ich war, zufällig einen Blick zurück auf meinem Köder richtete, sah ich, wie etwas aus dem Wasser auftauchte. Im selben Moment riss sich die Angelschnur aus meinem Bissanzeiger (eine mit einem Gummiring, befestigte Wäscheklammer) und spulte sich aus der Rolle. Glücklicherweise hatte ich mir vorher bereits meine Arbeitshandschuhe übergezogen. Sofort hechtete ich zur Handline und zog beherzt an der Schnur. Im nächsten Moment war mir klar, dass ein Fisch am Haken hing. Allerdings konnte ich nicht richtig das Gewicht einschätzen. Manchmal war die Zugkraft enorm, manchmal fast nicht spürbar. Ich begann die Angelschnur kontinuierlich aufzuwickeln und beobachtete dabei das Wasser. Als ich ca. 10 Meter eingeholt hatte, konnte ich unseren Fang zum ersten Mal begutachten.

Leider war es wieder mal ein Barracuda (sie schmecken nicht und es besteht die Gefahr, sich mit Ciguatera zu vergiften). Aufgrund der enormen Geschwindigkeit von Aton wurde unser Fang buchstäblich über das Wasser gezogen. Somit konnte der Fisch kaum Gegenwehr aufbauen. Nachdem ich den Fisch an Bord gehievt hatte, befreiten wir diesen vom Haken und warfen ihn zurück ins Meer. Da wir mittlerweile sehr nah an Grenada angelangt waren, stellte ich das Angeln ein und konzentrierte mich wieder aufs Segeln. Die letzten 20 SM lieferten wir uns ein Rennen mit einem recht großen Kat. Am Südende von Grenada angelangt, mussten wir schließlich die Segel bergen und die restliche Strecke von ca. 3 SM mit Motorkraft gegen 25 Knoten Wind in die Prickle Bay einlaufen. Schließlich ließen wir um 14:00 nach 47,5 SM den Anker fallen. Da wir Sonntag nachmittags ankamen, hissten wir unsere Q-Flagge und beschlossen, am folgenden Tag Einzuklarieren.

Nach einem ausgezeichneten Frühstück am nächsten Morgen, bestiegen wir unser Dinghi und ruderten in die nahegelegene Marina. Dort ging unser erster Weg zum Gebäude der Zollbehörde. Ein Schild verwies uns in den ersten Stock. Dort angekommen klopften wir an die Tür des Büros. Als wir eintraten, erblickten wir zwei Beamte, die sehr konzentriert in einen Computerbildschirm blickten und sich angeregt zu unterhalten schienen. Sowie sie uns sahen, setzten sie eine strenge Miene auf und machten einen sehr beschäftigten Eindruck. Nachdem mir einer der Beamten ein Formblatt zum Ausfüllen überreicht hatte und ich begonnen hatte, die geforderten Informationen einzutragen, wendeten sich die beiden interessiert dem Geschehen auf besagtem Bildschirm zu. Die Computerlautsprecher bestätigten meinen Verdacht, dass die Jungs einem Video folgten. Als ich mein Formblatt ausgefüllt einem der beiden Beamten überreichte, tippte dieser an einem zweiten Rechner, um die Einreiseformalitäten abzuschließen. Plötzlich wurden die Geräusche aus den Lautsprechern lauter und mit einem Mal zuckten beide Zollbeamten zusammen. Gut, dass wir es nicht eilig hatten, denn nun war es anscheinend so spannend, dass die Arbeit unterbrochen, und die Szene angeschaut wurde. Im anschließenden Diskurs kommentierten die beiden völlig entrüstet die von ihnen beobachtete Filmsequenz (es muss sich augenscheinlich um einen Psychothriller gehandelt haben). Wir verfolgten belustigt die Unterhaltung der beiden und bekamen schließlich unsere Papiere und Stempel.

 

 

05. bis 07.06.2019 Auf dem Vulkan Soufriere

05. bis 07.06.2019 Auf dem Vulkan Soufriere

Michi

Wir segeln direkt nach dem Tanken weiter, lassen Martinique und St. Lucia an Backbord liegen, und erreichen unser nächstes Ziel, Chateaubelair auf St. Vincent. Kaum sind wir in der Bucht, kommt auch schon ein sogenannter Boatboy auf seinem Surfboard angerudert. Er stellt sich als Fitzmore vor, und wir haben somit einen Betreuer für die nächsten Tage. Zuerst zeigt er uns den Ankerplatz vor dem Custom-Büro, wo wir einklarieren können. Das dazugehörige Dock wurde vom Hurrikan vernichtet und ist gerade wieder im Neuaufbau. Nie im Leben hätten wir dieses unscheinbare Haus selbst gefunden, da es kein Schild oder sonsteinen Hinweis gibt, dass hier der Zoll ist. Als wir mit dem Papierkram fertig sind, zeigt uns Fitzmore erst einmal den Ort. Es ist ein größeres Dorf mit Grundschule, Kirche, zwei Supermärkten und unzähligen, meist winzigen und einfachen Bars. Wie immer alles in knalligen Farben gestrichen, und überall tönt ohrenbetäubende Musik aus den Lautsprechern. Arbeit scheint es nicht sehr viel zu geben, denn sehr viele Einheimische Junge und Alte sitzen gemütlich irgendwo im Schatten und ziehen sich eine Tüte (Marihuana) rein. Man ist alleine vom Durchlaufen schon high. Fitzmore ist mit der Hälfte der Bevölkerung irgendwie verwandt, und stellt uns unzählige Cousins und Cousinen, sowie zwei Tanten vor. Manche haben ein Lagerfeuer angemacht, in dem sie Brotfrüchte rösten, andere schneiden sich gegenseitig auf der Terrasse die Haare, und überall wird geschwatzt und gelacht. Das Leben spielt sich hauptsächlich draußen ab, und die Menschen machen einen fröhlichen und zufriedenen Eindruck. Außer uns gibt es noch einen Katamaran in der Bucht, und Touristen sind hier eher die Ausnahme.

Nach unserem Erkundungsgang ankern wir das Schiff in der Ostseite der Bucht, wo es schön ruhig liegt, zumindest was die Wellen anbelangt. Die Ohren werden den ganzen Tag und die dreiviertelte Nacht mit Reggae-Musik in einer wirklich anständigen Lautstärke beschallt. Abends gehen wir im Bay View Restaurant (das natürlich einer Cousine Fitzmores gehört) essen. Es ist günstig, typisch creolisch und sehr lecker. Als Beilage zu Fisch und Fleisch gibt es Süßkartoffeln und Kochbananen.

Am nächsten Tag treffen wir uns schon um 06.oo Uhr mit Fitzmore, der uns auf den Vulkan Soufriere begleitet. So hoffen wir, der Hitze des Tages einige Stunden zu entkommen. Der Vulkan ist ca. 1000 Meter hoch, und der Krater knappe 15 Kilometer weit entfernt, do dass es ein ganz anständiger Marsch wird. Zuerst geht es durch ein dank der Lava fruchtbares Tal, das von Dänen kultiviert wird. Sie bauen dort verschiedene Früchte und Gemüse an, und beschäftigen einige Leute aus dem Dorf. Dann geht es ein Stück den Strand entlang, der hier aufgrund der Vulkanasche dunkelgrau ist. Eine Gruppe von Einheimischen verdient hier ihr Geld damit, Steine in allen Größen am Strand zu sammeln und zu sortieren. Diese werden dann als Baumaterial verkauft. In der sengenden Sonne ein richtiger Knochenjob. Durch einen trockenen Flusslauf, dessen Boden mit feinem, weichen Lavasand bedeckt ist, und an dessen steilen Wänden sich seit der letzten Regenzeit bereits viele Farne und andere Pflanzen breit gemacht haben, gelangen wir zum eigentlichen Beginn des Vulkan-Hikes.

Nun geht es mehrere Stunden durch einen Regenwald stetig bergauf. Wir passieren mehrere Täler, und Fitzmore macht immer wieder Halt, um uns von einheimischen Früchten naschen zu lassen. So probieren wir z. B. wilde Pflaumen und Äpfel, etwas ähnliches wie Passionsfrucht, und andere, uns unbekannte Früchte. Er zeigt uns auch Heilkräuter, und erzählt vom Vulkan. Dieser bricht immer wieder aus. So z. B. in den Jahren 1718, 1812, 1902,1971 und 1979. Beim Ausbruch am 6. Mai 1902 (nur Stunden vor dem Ausbruch des Mount Pelee in Martinique) starben 1.680 Menschen. Der Großteil der Ureinwohner, die Callinago heißen. Mittlerweile gibt es gibt ein seismographisches Frühwarnsystem, um die Bevölkerung der umliegenden Dörfer in die Hauptstadt Kingstown, im Süden der Insel, zu evakuieren. Die Regierung hilft dann den betroffenen Familien finanziell, wieder eine Existenz aufzubauen. Wenn der nächste Ausbruch kommt, geht alles wieder von vorne los. Wie gut haben wir es, von Hurrikanen und Vulkan-Ausbrüchen verschont zu sein.

Weiter oben bauen (ähnlich der Bergbauern in Südtirol) einige Bauern im steilen Gelände Süßkartoffeln an. Ein Esel, der mitten auf unserem Pfad angebunden ist, trägt beizeiten die Ernte ins Tal. Am gegenüber liegenden Hang hat man den wunderschönen Regenwald abgeholzt, um Canabis anzubauen. Dies wird zwar ansatzweise von der Polizei geahndet, aber nur mit mäßigem Erfolg. Leider wird so die Erde, die durch die Wurzeln des Waldes festgehalten wird, immer weiter ausgewaschen und abgetragen. Wir kommen an mehrere Meter dicken Stämme von Urwaldriesen vorbei; überall hängen Lianen von den Bäumen herab, und haben es sich Orchideen und andere Pflanzen in den Ästen bequem gemacht. Sehr beeindruckend sind auch die riesigen Brotfruchtbäume mit ihren dicken, grünen Früchten, und die großen, schönen Mangobäume. Überall auf dem Weg liegen die heruntergefallenen Mangos und andere Früchte.

Als die Bäume spärlicher werden, schlängelt sich unser Pfad durch hüfthohe Farne und Gräser. Der Bewuchs ist so dicht, dass man teilweise seine eigenen Füße nicht mehr sieht. Es geht weiterhin steil bergauf, und wir sind sehr froh, dass wir unsere Wanderstecken dabei haben. Von hier aus hat man einen sensationellen Blick hinunter aufs Meer und zurück zum Dorf, das nur noch ganz klein zu sehen ist. In den Gipfeln der Nachbarberge hängen dicke Regenwolken und wabern zu uns herüber. Zwischendrin fängt es zu regnen an, aber nicht lange. Hier oben weht ein frischer Wind, was nach der dampfigen Schwüle im Wald sehr angenehm ist. Als wir endlich am Kraterrand angekommen sind, sehen wir ein großes, rundes Tal mit einem kleinen Hügel in der Mitte, dem Vulkanpfropfen. Dort raucht es seitlich heraus. Man kann auch in den Krater absteigen, aber das ist sehr steil und gefährlich. Kaum haben wir einen Blick in den Krater geworfen, und ein Gipfelbild gemacht, fängt es wie aus Kübeln an, zu regnen. Schnell packen wir unsere Regenjacken aus, und verlassen fluchtartig diesen besonderen Ort.

Beim Abstieg werden wir trotz der Regenjacken tropfnass, das Wasser fließt nun in einem kleinen Sturzbach direkt auf unserem Pfad nach unten. Da die Füße sowieso schon nass sind, steigen wir hemmungslos mitten durch die sich ansammelnden Pfützen. Sobald wir den Wald wieder erreicht haben, wird der kalte Wind vom warmfeuchten Dampf abgelöst, und wir fangen wieder an, zu schwitzen. Als wir schon ein gutes Stück abgestiegen sind, und es gerade wieder so richtig zu schütten anfängt, führt uns Fitzmore zu einer kleinen, primitiven Hütte am Wegrand. Hier wohnt einer der Rastafaries, die das Canabis anbauen. Er ist wohl auf dem Feld, aber die Hütte hat keine Tür, und so setzen wir uns auf die überdachte „Terrasse“, ein wackeliges Bambusgestell. Hier sind wir relativ regengeschützt, und lassen uns die mitgebrachte Brotzeit schmecken. Viel verdient ist wohl mit dem Canabis nicht, denn die Behausung ist sehr einfach, ärmlich und dreckig. Es gibt einen Raum mit einem Stuhl und einem Tisch, und einen zweiten mit einem Bett. Draußen ist ein Gestell, mit dem wohl Feuer gemacht, und gekocht wird. Als Brennmittel dienen Kokosschalen. Was muss das für ein Leben sein, ohne Wasser und Strom, inmitten von steilem, unwegigem Gelände. Aber der Ausblick war super.

Als wir nach ca. 7 Stunden wieder im Flussbett angekommen sind, merken wir, wie kaputt wir sind. Schließlich beschränkt sich unser Workout auf ATON auf das Raufwinschen des Großsegels, meinen morgendlichen Übungen, und seltenen längeren Landausflügen, oder gar Jogging-Runden. So sind wir dankbar, dass uns ein Pickup die letzten 5 Kilometer bis zum Dorf mitnimmt. Trotz der Anstrengung war es aber ein wunderschöner, sehr interessanter Ausflug.

Abends schlendern wir noch einmal mit Fitzmore durch den Ort, in dem sich wieder die Leute auf der Straße treffen. Einige Jugendliche üben schon mal mit bunter Körperbemalung und lauter Musik für den Karneval, der hier Anfang Juli stattfindet. Viele Menschen sitzen zusammen, rauchen, trinken, singen und tanzen auf der Straße.

02.-04.06.2019 Isles des Saintes

02.-04.06.2019 Isles des Saintes

Michi

Es regnet den ganzen Tag, weswegen wir mit unserer Weiterfahrt noch warten. Wenn es nicht in Strömen regnet, nieselt es, aber der kalte Wind ist weg, und alles (einschließlich uns) dampft feuchtwarm vor sich hin. Abends duschen wir auf unserer Badeplattform im Regen, und sparen so das Wasser. Da unser Dinghi-Motor wegen des unfreiwilligen Salzwasser-Bades erstmal außer Betrieb ist (Franz braucht erst einige neue Dichtungen), beliefert uns der nette Bootsnachbar morgens mit Croissants vom Bäcker.

Tags darauf kämpft sich die Sonne durch die Wolken, und wir laufen die Hauptstadt Basse-Terre im Süden Guadeloupes an. Dort wird eingekauft, und die Mails gecheckt. Wir wollten eigentlich noch tanken, aber die Marina hat Sonntags geschlossen. In dieser Nacht schlafen wir kaum, da es auch hier aufgrund der steilen umliegenden Berghänge extreme Fallwinde mit knapp 40 Knoten gibt, und unsere Leinen an der Boje knarren und ächzen (aber gottseidank halten), möchten wir hier nicht mehr bleiben. Unser Dinghi, welches wir hinten am Boot hängen haben, wird vom Wind erfasst, und klatscht immer wieder kopfüber ins Wasser. Spätestens jetzt wäre unser Außenborder hinüber gewesen, aber das hatten wir ja schon.

Wir segeln in die Isles des Saintes, die südliche Spitze Guadeloupes. Mehrere Inseln mit atemberaubenden, steilen, sattgrünen Bergen kuscheln sich hier zusammen. Auf einer Bergspitze gibt es die Ruine eines Forts, und die einzige Stadt, Bourge des Saintes, zieht mit Souvenirläden, Boutiquen und Restaurants die Urlauber an. Die vielen, bunten Holzhäuser haben gepflegte, exotische Gärten, und hübsche Verzierungen. Da es hier noch nie Landwirtschaft gab, wurden auch keine Sklaven eingeführt. Die Einwohner leben vom Fischfang, und seitdem es eine Fähre gibt, vom Fremdenverkehr.

Leider ist die einzige Tankstelle mittlerweile geschlossen, so dass wir auf unserer Weiterreise nach St. Vincent erst noch auf der nächsten Insel, Dominica, einen Tankstopp einlegen müssen. Unterwegs dorthin sehen wir einige Delfine, und können dank günstigem Kurs und Wind ein gutes Stück segeln.

Auf Dominica wurde der große Anlegesteg vom Hurrikan verwüstet, und wir werden von Greg, einem freundlichen Einheimischen, mit dessem Boot zu einer weiter entfernt liegenden Boje gelotst. Er lädt Franz und unsere vier Diesel-Kanister in sein Boot ein, und fährt damit zur nächsten Tankstelle. So haben wir wenigstens ein bisschen Diesel-Vorrat aufgetankt. Besser als nix. Aufgrund der Hurrikan-Schäden weiß man nie, welche Tanke zerstört wurde, und sollte auftanken, wann immer es geht.

25.04.-01.06.2019 Gast-Beitrag Marco Heimann

25.04.-01.06.2019 Gast-Beitrag Marco Heimann

Marco

In meiner Zeit an Bord habe ich einige skurrile, ein paar frustrierende, und unglaublich viele schöne Momente erleben dürfen. Vielen Dank, dass ich dabei sein, und diese Erlebnisse mit euch teilen durfte. Ich möchte hier von meinen Highlights erzählen.

 

Die skurrilen Dinge:

Schiffbrüchig auf einem Dingi (26.04.2019)

Wir sind gerade von Providenciales nach Grand Turks gekommen und fingen an, uns nach der anstrengenden Fahrt zu erholen,  als plötzlich unser britischer Nachbar auf seinem Dingi daher gefahren kam. Er stellte uns sich als Stephen vor (auch ein Segler) und lud uns ein mit ihm und noch einem Stephen (einem amerikanischem Piloten) in sein Dingi zu steigen und einen „Absacker“ im nahegelegenem Hotel zu trinken. Nach kurzem bereden willigten wir ein (5 Leute in einem Dingi ca. 2 Kilometer weit über große Korallenriffe ohne Ersatzpaddel! Was kann da schon schiefgehen!?) Gesagt getan. Wir stiegen in das kleine Schlauchboot und fuhren los. Auf der Fahrt bemerkten wir, dass Segler Stephen vor unserem jetzigen Absacker wohl schon etliche andere Absacker getrunken hatte. Er war rotzevoll! Beim Anlegen viel er ins Wasser und kam anschließend triefend nass und in Sand paniert mit an die Hotelbar. Wir tranken ein paar Biere (nebenbei das teuerste Bier, das ich je getrunken habe mit 8$ für 0,33l!), später entschlossen wir uns, da wir den ganzen Tag gesegelt sind,  und Piloten Stephen auch in sein Hotel zurück wollte, den Heimweg anzutreten.  Segler Stephen lachte sich in der Zwischenzeit eine genauso besoffene Touristin an (Nancy, wir nannten sie Schnappsdrossel), die in Piloten Stephens Hotel wohnte, und schleifte sie mit ins Dingi. Also fuhren wir zu sechst in einem Dingi, das nur wenige Zentimeter aus dem Wasser ragte, den langen Weg zurück zu den Schiffen. Nach ca. 1 km schrubbte Segler Stephen mit der Schraube des Außenborders übers Riff. Nach kurzer Zeit gab der Motor mit einem lauten Knall und nachherigem Motoraufheulen den Geist auf. Da keine Ersatzruder vorhanden waren, blieb nur eine Möglichkeit: schwimmen. WAS?! Fragte Segler Stephen lallend, als ich anfing mein T-Shirt auszuziehen. Gesagt, getan sprangen Michi und ich ins Wasser und fingen an, das Boot zu ziehen. Nach einer Weile meinte Segler Stephen, dass er uns helfen müsste. Er hing ab da in voller Bekleidung wie ein nasser Sack am Boot. Nach ca. 30 Minuten waren wir endlich zurück an Land. Die Frage war nur, wie wir wieder zurück zu den Schiffen kommen sollten. Wir klingelten in unserer Not an vielen Häusern, um herauszufinden, ob einer der Bewohner uns helfen konnte. Wir wurden zu einem älteren Rastaman an einem Imbiss geschickt. Unter fluchen setzte er uns auf die Ladefläche und fuhr uns zu seiner Tauchschule. Mit Neoprenanzug und Flossen bewaffnet schwamm er zu einem seiner Boote und fuhr es ans Ufer, damit wir einsteigen konnten. Anschließend brachte er uns zu unseren Schiffen

 

Die frustrierenden Dinge:

Das Frustrierendste auf unserer gemeinsamen Reise war das andauernde Anfahren gegen teilweise 2 Meter Welle und Wind auf unserer viereinhalb tägigen Überfahrt von Grand  Turks nach Puerto Rico, bei dem wir uns teilweise nur mit wenigen Knoten vorwärts bewegten. Die vielen Stunden, die uns nur langsam nach Osten, aber immer weiter nach Norden (wo wir ja gar nicht hinwollten) gebracht haben – um dann nach zwei Tagen festzustellen, dass wir gegenüber unserem Startpunkt noch kaum Höhe gutgemacht haben. Das war psychisch echt eine harte Nuss.

 

Die schönen Dinge:

Bei diesem Punkt könnte ich etliche Dinge aufzählen, zum Beispiel das Schnorchel mit Schildkröten,  die vielen wunderschönen Sonnenuntergänge, das Tauchen an der Riffkante, oder mein fünftägiger Inlands-Trip auf Puerto Rico. Auf jeder Insel entdeckte ich neue Kulturen und Landschaften und lernte interessante Menschen kennen. Nicht zuletzt durfte ich vieles über das Segeln und das Leben an Bord lernen.

Vielen Dank für die wunderschöne Zeit mit Euch.

01.06.2018 Rettung durch einen Zufallsknoten

01.06.2018 Rettung durch einen Zufallsknoten

Michi

Das schlechte Wetter begleitet uns die nächsten Tage: es ist bedeckt, regnet viel, und fühlt sich teilweise klamm und kühl an. Ich fühle mich fast wie in Europa: Baguette und Croissants, die wir mit Euro zahlen, zum Frühstück, und dazu Regen und Gänsehaut. Jetzt bin ich so weit übers Meer gesegelt, mitten in die Karibik, und jetzt frierts mich ?! Dazu kommt, dass die Bucht, in der wir liegen, bekannt für seine böigen Fallwinde ist, die fauchend von den umliegenden Hügeln übers Wasser fegen, und den vielen Schiffen Respekt einflößen. Jeder zittert, dass sein Anker oder die Mooring-Boje, an der er hängt, den ca. 35 und mehr Knoten-Böen standhält. Nachts wird es besonders schlimm. Immer wieder vibriert ATON in den bösartig lauten Böen, und unsere Festmacherleine an der Boje quietscht und knarrt laut. Als wir an Marco`s Abreisetag gerade morgens im Bett liegen, hören wir jemand rufen: „Aton, Aton, bon jour, Aton, Aton ?!“. Franz geht rauf, und sieht die Bescherung, auf die uns unser Nachbar aufmerksam machen wollte: Unser Dinghi wurde in der Nacht von einer Böe erfasst, und umge-worfen. Es schwimmt kopfüber, der Außenborder hängt komplett im Salzwasser, und verbreitet eine schillernde Öl- und Benzin-Lache. Natürlich ist das nur uns passiert, alle anderen Dinghis hängen noch richtig rum brav hinter ihren Schiffen. Hilft nix, wir drehen das Dinghi um und holen den Außenborder an Bord. Nach dem Frühstück macht sich Franz gleich an die Arbeit, und nimmt den Motor auseinander, um den Schaden zu besichtigen.

Ich gehe zum Bug, um unsere Festmacherleine zu kontrollieren. Diese wird links und rechts am Bug festgemacht, und durch die Boje durchgefädelt. Sieht alles normal aus. Rechts geht die Leine über die Leinenführung bis zur Boje und steht enorm unter Spannung. Links geht die Leine ebenfalls über die Leinenführung ins Wasser und – IST TOTAL LOSE !!! Ich ziehe daran, und halte schon bald ein abge-brochenes Ende der Leine in der Hand, die dicker als mein Daumen ist. Oh Gott, das heißt, wir hängen nur noch an einem Ende an der Boje, und das auch nur, weil sich dieses Ende irgendwie zufällig von selbst verknotet hat, als ATON sich im Wind um die Boje gedreht hat. Ich schlage sofort Alarm, und renne, um den Motor anzumachen. Franz und Marco holen eine neue, noch dickere Leine und bitten unseren Nachbarn, der uns bereits beobachtet, mit dem Dinghi an die Boje zu fahren, und unsere neue Leine durchzuziehen. Das klappt auch gleich, und wir hängen nun wieder sicher. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass der Wind nicht der allein Schuldige war. Die Leine hatte an der Seite des Ankers gerieben, und wurde dabei mit der Zeit immer dünner, und schließlich durchtrennt. Nicht auszudenken, wenn wir uns komplett losgerissen hätten. Unser Hintermann wäre wahrscheinlich nicht begeistert gewesen, bei Nacht und Sturm von einem 24 Tonnen-Schiff gerammt zu werden. Hätten wir ihn „verpasst“, wären wir auf die offene See getrieben, was nicht so schlimm gewesen wäre. Irgendwann hätten wir schon gespannt, dass nur noch Wasser um uns ist.

Zum x-ten Mal also mal wieder Glück im Unglück gehabt. Wir strapazieren unsere Schutzengel ganz schön, und langsam aber sicher ist uns die Aufregung nun doch bald too much. Aber, jammern gilt nicht, schließlich wollten wir`s ja nicht mehr langweilig.

28.-31.05.2018 Wir entdecken Guadeloupe

28.-31.05.2018 Wir entdecken Guadeloupe

Michi

Gleich beim Dinghi-Anleger gibt es hier eine Boulangerie, bei der wir täglich Baguette und Croissants zum Frühstück holen. Einfach göttlich! Es handelt sich um unser erstes „richtiges“ Baguette, seit wir Deutschland verlassen haben. Das heißt, es ist knusprig und lecker, und kann nicht, wie die schwammigen, schneeweißen Brote, die wir sonst immer gesehen haben, mit einer Hand auf ¼ seiner Größe zusammen-gedrückt werden. Außerdem sind die Preise hier sehr moderat (ein Croissant kostet EUR 1,10), auch etwas, was wir schon lange nicht mehr hatten. Wir schlendern immer wieder durch Deshaies, schauen uns die vielen Bars, Restaurants und Kunsthandwerk-Läden an, und entdecken sogar eine sehr gute Eisdiele. Da Marco noch 5 Tage hat, bis sein Flug in Pointe a Pitre geht, erkunden wir die Insel noch ein bisschen. Die Westhälfte der Doppelinsel Guadeloupe, auf der wir uns befinden, ist bergig und mit Regenwald bewachsen. Die Osthälfte eher trocken und flach. Die Osthälfte eher trocken und flach. Wir besuchen den botanischen Garten, der wunderschön an einem steilen Hang angelegt ist. Es gibt viele exotische Pflanzen und Bäume zu sehen, und auch Flamingos, Kolibris und Papageien.

Tags darauf wollen wir einen Flusslauf entlang in ein Tal wandern, und stehen früh auf, damit wir die morgendliche frische Luft ausnutzen können. Es gibt keinen wirklichen Weg, und wir klettern über große und kleine Steine im Bachbett, oder daneben im Regenwald immer weiter bergauf. Die Steine sind glatt geschliffen, aber trotzdem recht griffig, und wir kommen gut voran. Bald schon sind wir nassgeschwitzt, weil es total dampfig ist, und wir anständig klettern müssen. Immer wieder bewun-dern wir die exotischen Pflanzen, Palmen und Bäume. Zum Beispiel gibt es so etwas ähnliches wie Rhabarber mit riesengroßen Blättern, die teilweise direkt aus dem Felsen zu wachsen scheinen.
Orchideen haben es sich weit oben auf Ästen oder Stämmen gemütlich gemacht, und immer wieder hängen viele Meter lange Luftwurzeln von oben herab. Anfangs zwängen sich noch hin und wieder Sonnenstrahlen durch das Blätterdach, aber nach etwa einer Stunde fängt es an, zu regnen. Erst leicht, und dann (schließlich sind wir ja in einem Regenwald) wie aus Kübeln. In nullkommanix sind wir nass bis auf die Haut, aber das ist nicht schlimm, denn es ist warm. Viel schlimmer ist, dass die Steine nun total rutschig sind, und wir, obwohl wir höllisch aufpassen, immer wieder abrutschen und uns auf den Hosenboden setzen. Unverdrossen klettern wir weiter und kommen an Pools vorbei, wo sich das plätschernde Wasser sammelt, und zum Baden einlädt. Nach ca. zweieinhalb Stunden sind wir an einer Stelle, wo der Bach über einen kleinen Wasserfall in so einen Pool plätschert. Oberhalb wird es sehr steil, und wir beschliessen, zurück zu gehen. Wie auf rohen Eiern geht es nun wieder hinunter, über viele Steine, immer wieder durch den Bach auf die andere Seite, bis wir nach viereinhalb Stunden, in denen wir keiner Menschenseele begegnet sind, wieder am Startpunkt angelangen. Es regnet immer wieder, und wird jetzt, da wir den Wald verlassen, auch windig und (das empfinde nicht nur ich Verfrorene so) kühl. Nass und schmutzig, aber auch überglücklich, diese exotische Natur hautnah erleben zu dürfen, kehrten wir auf unsere ATON zurück.