Routentracker jetzt aktiv: so könnt Ihr uns orten
Ab sofort könnt Ihr unsere Route und den aktuellen Standpunkt (unseres Handys) auf der Seite „Route“ aufrufen. Einfach auf
den Text „Hier geht`s zum Routentracker“ klicken!
Ab sofort könnt Ihr unsere Route und den aktuellen Standpunkt (unseres Handys) auf der Seite „Route“ aufrufen. Einfach auf
den Text „Hier geht`s zum Routentracker“ klicken!
Franz
Den Rest des Tages verbrachten wir mit schlafen und kochen. Wir erholten uns von unserer ersten Nachtfahrt und beobachteten weiter das Wetter. Leider hatten wir auf dieser Insel kein Internet. Somit mussten wir uns auf veraltete und noch dazu unglaubwürdige Wetterdaten verlassen, ein sehr unangenehmes Gefühl bei Atlantikfahrten. Dennoch entschlossen wir uns am darauffolgenden Tag zur Weiterfahrt der letzten Bahamas-Insel, nach Mayaguana. An unserem letzten Abend auf Samana Cay lernten wir Serge sowie Mary und Martin aus Quebeck in Kanada kennen. Wir unterhielten uns über unsere Reisen. Dabei teilten sie uns mit, dass ausgerechnet jetzt das Personal der Zollstelle auf Mayaguana nicht vor Ort wäre. Sie waren dort, um einzuklarieren, und sind dann unverrichteter Dinge nach Samana Cay weitergefahren. Man wisse auch nicht genau, wann wieder jemand für die benötigten Ausklarierungsdokumente zum Verlassen des Landes da wäre. Sie rieten uns, einen Umweg über eine andere Insel zu machen. Dies kam aber für uns nicht in Frage. Die angekündigten Winde und der Zeitdruck durch das Eintreffen unserer nächsten Gäste gab uns keine andere Route. Mit dieser unvorteilhaften Information beendeten wir unsere Konversation und verabredeten uns für ein mögliches Treffen am Abend. Wir gingen unserer Arbeit nach und diskutierten den ganzen Nachmittag unsere Möglichkeiten. Als der Abend bereits dämmerte, hörten wir auf einmal das Geräusch eines sich nähernden Außenbordmotors. Es waren Mary und Martin. Sie hielten uns einen Eimer hin, in dem riesige Langusten waren, die sie selbst gefangen hatten. Lachend luden sie uns zum Abendessen auf der Segeljacht von Serge ein. Wir bedankten uns und versprachen, einen Salat sowie Beilagen mitzubringen. Da wir nicht mehr damit gerechnet hatten, auswärts zu essen, hatten wir eine Packung Spätzle bereits aufgetaut. In Windeseile machten wir noch einen Salat, backten in unserem Ofen Käsespätzle, wechselten unsere Kleidung und stiegen in unser Dinghi. Als wir bei Serge angelangt waren, half er uns ins Boot. Nach einem Sundowner und netten Gesprächen wurden die Lobsterschwänze aufgetischt. Da Spätzle im Rest der Welt eher unbekannt sind, wurden wir über deren Herstellung intensiv befragt. Am Ende verabschiedeten wir uns und fuhren zurück zur Aton.
Michi
Als wir am folgenden Morgen erwachten, waren wir wieder das einzige Schiff. Alle anderen waren sehr zeitig aufgebrochen. Da der Wind etwas auffrischte, beschlossen wir den Anker zu lichten und unsere letzte Etappe auf den Bahamas in Angriff zu nehmen. Um 10:40 verließen wir Samana Cay, setzten die Segel und fuhren knapp 63 sm nach Mayaguana, wo wir nachts um 21:10 den Anker fallen ließen. Wir verlegten uns am nächsten Morgen noch näher zur Ansiedlung, wo bereits ein Katamaran lag. Tags darauf fuhren wir mit dem Dinghi zur Ansiedlung, die nur aus ein paar Häusern besteht, und wo sich Fuchs und Hase wohl Gutenacht sagen. Wir fanden das Regierungs-Gebäude gleich, weil weithin sichtbar die National-Flagge gehisst war, und das Häuschen in den Nationalfarben angestrichen war. Und siehe da, es war auch jemand da, und wir konnten unsere Dokumente für die Ausreise abstempeln lassen. Spätestens jetzt waren wir froh, den Umweg nicht gefahren zu sein, um auszuklarieren. Im einzigen Laden dieser Siedlung gab es leider nichts Frisches einzukaufen, und so fuhren wir wieder zurück, und verbrachten die restliche Zeit in den Bahamas mit putzen, waschen, reparieren und organisieren.
Wir haben die Wochen hier sehr genossen, und sind froh, dass wir uns so viel Zeit gelassen haben. Die Menschen waren alle sehr hilfreich und freundlich, und wir sind nun gespannt, was uns in den Turks und Caicos-Inseln erwartet.
Franz
Ohne Frühstück lichteten wir den Anker und fuhren durch die enge Riffdurchfahrt. Der offene Atlantik empfing uns mit riesigen, brechenden Wellen exakt an der Engstelle der Fahrrinne. Links und rechts von uns konnten wir das Riff sehen, an dem die mächtigen, vom Wind aufgepeitschten Wogen mit lautem Getöse brachen. Hunderte von Tonnen Salzwasser, die mit jeder Welle auf die Korallenbänke krachten. Würden wir die Kontrolle über unser Schiff jetzt verlieren, wären wir und Aton verloren. Ich versuchte das Schiff so auszurichten, dass wir die Wellen direkt gegenan hatten. Wenn mir auch nur der kleinste Fehler beim Steuern des Schiffes unterlief und das Schiff querschlagen würde, wäre es aus. Die erste Woge die uns traf, hob Atons Bug mehrere Meter an. Mit Vollgas versuchte ich diese Wellenberge zu erklimmen. Ein kurzer Blick auf meine Geschwindigkeitsanzeige sagte mir, dass ich gerade einmal mit 2 Knoten Fahrt durch die Brandung schlich. Brecher für Brecher kämpften wir uns langsam aus dem Brandungsbereich heraus. Ein Blick auf meinen Plotter verriet mir, dass wir die Riffdurchfahrt gemeistert hatten. Mit zunehmender Wassertiefe wurden die Wellen länger und flacher. Als wir genügend Abstand zum Ufer hatten, setzten wir die Segel und fuhren hart am Wind in Richtung des nahen Nord/Ost-Kaps. Langsam ließ die Anspannung nach. Als wir dann das Kapp umrundet hatten, setzten wir einen neuen Kurs auf Rum Cay, das 37 Seemeilen entfernt lag. Dies war etwa die Hälfte des Weges bis zu unserem eigentlichen Ziel, Samana Cay. Mit halbem Wind rauschten wir dahin. Ich programmierte den Autopiloten und dann machte ich uns ein Frühstück. Mit der Tasse heißem Kaffee in der Hand saßen wir nun im Cockpit und sahen Long Island am Horizont langsam verschwinden. Die Ereignisse der vergangenen Nacht zeigten nun ihre Wirkung. Immer wieder fielen wir in einen Dämmerschlaf, mal der Eine, mal der Andere. Als wir nachmittags Rum Cay erreichten, ließen wir den Anker fallen und holten etwas Schlaf nach. Da wir nun den Wind hatten, den wir für unseren großen Schlag nach Samana Cay brauchten, entschlossen wir uns, drei Stunden später, weiterzusegeln.
Nachdem wir uns etwas gestärkt hatten, lichteten wir um 18:25 den Anker und verließen die Insel Richtung Ost/Süd-Ost. Auf uns wartete der erste Nachtschlag mit einer Distanz von über 70 sm. Da uns unser Wetterdienst in letzter Zeit oft im Stich gelassen hatte, konnten wir nun unsere bevorstehende Wettersituation schlecht einschätzen. Wie lange würden wir für diese Überfahrt brauchen? Würde der Wind einschlafen oder stärker als vorhergesagt wehen? Würde die Windrichtung so bleiben? Fragen über Fragen. Jetzt hieß es: Augen zu und durch! Das Wetter-App hatte 8 – 10 Knoten Wind aus Nord vorhergesagt, was für uns einen Raumschotkurs mit viel Motorfahrt bedeutet hätte. Ohne die Windgeschwindigkeit beweisen zu können (wir haben ja leider unser Windmessgerät bei der ersten Sturmfahrt verloren), blies nun der Wind aus Nord/Nord-Ost und wir fuhren mit Fock- und Großsegel mit durchschnittlich 7 Knoten Fahrt einen Halbwindkurs. Wir machten unser „Running Light“ (Positionslampen) an und segelten in ein wahnsinniges Abendrot. Wir regelten unseren Wachablauf (wer, wie lang, was ist zu tun) und da ich freiwillig die Hundewache (von Mitternacht bis 04:00) übernahm, legte ich mich zeitig schlafen. Kurz vor Mitternacht wachte ich auf und besprach mit Michi die Vorkommnisse. Mein Schatz sagte mir, sie würde gerne noch eine Stunde weiter machen. Somit legte ich mich nochmals schlafen. Um 01:00 tauschten wir uns kurz aus und ich begann mit meiner Schicht. Das hieß: alle 20 Minuten der Rundumblick, Windrichtung und Segelstellung kontrollieren, der Blick auf den Plotter (Kurs, AIS-Schiffe), dann an den Kartentisch und die Daten (Uhrzeit, Kurs, Standort, Geschwindigkeit) ins Logbuch eintragen und der Blick aufs Barometer, um eine bevorstehende Wetteränderung rechtzeitig zu bemerken. Sowie dies getan war konnte ich meine Gedanken baumeln lassen. Eine Fahrt durch die Nacht ist in vielerlei Hinsicht anders, als bei Tageslicht. Durch die Finsternis werden die Sinne geschärft. Man fühlt die Bewegung des Schiffes. Während ich auf meinem Lieblingsplatz, gegen die Fahrtrichtung nach hinten blickend, auf unserer Cockpitsitzbank Platz genommen hatte, sah ich den weißen Schaum des Wassers an mir vorbeirauschen. Mit knapp 8 Knoten Fahrt durch die stockfinstere Nacht ist das Erleben der Geschwindigkeit deutlich intensiver als bei Tag. Die schwankende Bewegung Atons durch die Wellen bei leichter Kränkung (die Neigung des Schiffs in der Längsachse zu einer Seite) durch den Winddruck ließen mich ehrfürchtig werden. Das fehlende Mondlicht (bisher hatten wir Nacht für Nacht das intensive Mondlicht bewundert) und der bewölkte Himmel schränkten meine Sicht stark ein. Immer wieder suchte ich den Horizont nach Lichterscheinungen ab, konnte aber nichts als schwarze Nacht erkennen. Wir hatten den Plotter und das AIS auf 22 sm eingestellt, um frühzeitig Fahrzeuge erkennen zu können. Nach anfänglicher Unsicherheit, in der ich in kurzen Abständen die Umgebung absuchte, stellte sich mehr und mehr eine innere Ruhe ein. Langsam wich die innere Erregung einer Routine. So verging Stunde um Stunde. Zwischenzeitlich setzte ich mich an den Kartentisch und las in meinem E-Book. Als ich um 03:40 wieder meine Runde machen wollte und nach oben ging, bekam ich einen riesen Schreck. Genau vor uns in der Fahrlinie befand sich etwas, das scheinbar mit einem Scheinwerfer ins Wasser leuchtete. Mein erster Gedanke war, dass es sich um ein fischendes Boot handeln musste. Die Entfernung konnte ich nicht einschätzen, aber nach der Größe des Scheinwerfers zu urteilen, musste das Fahrzeug sehr nahe sein. Ich stürzte zum Plotter um die genaue Position und Entfernung zu ermitteln. Aber auf dem Bildschirm war kein Schiff zu erkennen. Um das Radar zu starten, benötigte ich mindestens zwei Minuten für die Aufwärmzeit. Somit entschloss ich mich kurzerhand den Autopiloten auszuschalten und das Ruder herumzureißen. Nachdem ich mit neuem Kurs keine Kollisionsgefahr mehr hatte, peilte ich die Leuchterscheinung an und beobachtete sie weiter. Trotz hohem Eigentempos schien sich der Abstand nicht zu verkürzen. Entweder bewegte sich das Objekt in die gleiche Richtung wie wir, oder das Objekt war sehr groß. Plötzlich kam eine Veränderung zustande. Der Scheinwerfer schien seinen Leuchtstrahl zu verlängern, ohne seinen Winkel zu verändern. Und mit einem Mal war mir klar, um was es sich handelte. Eine vorgelagerte Wolke machte den aufgehenden Mond frei, der nun mit einem silbernen Strahl unsere Fahrlinie beleuchtete. Ich musste laut auflachen. Mit wenigen Handgriffen stellte ich wieder unseren alten Kurs her. Der Rest der Nacht verlief ohne weitere Vorkommnisse. Als dann der Morgen graute, konnte ich am Horizont Samana Cay ausmachen. Wenig später war auch Michi erwacht. Ich erzählte ihr mein Monderlebnis. Wir lachten herzlich und ich versprach ihr, dies in unserem Reisebericht zu erwähnen. Nach 107 sm ließen wir um 07:15 auf Samana Cay den Anker fallen.
Franz:
Nachdem wir die Binnenuhus verabschiedet, das eine oder andere Gespräch mit Seglerfreunden geführt, sowie uns ausreichend verproviantiert hatten konnte es losgehen.
Als erstes wollten wir unser kleineres Fock-Segel (ein Vorsegel, das in unserem Fall am Babystag gefahren wird) ausprobieren. Zu diesem Zweck nutzten wir die kurze Fahrt von Georgetown zur Moss Cay, einer sehr geschützten Bucht, nahe unseres Atlantik-Korridors. Beim Setzen des Segels zeigten sich bereits die ersten Probleme, da wir keine passende Vorschot (Haupttrimm- und Zugleine) hatten. Eine ½ Zoll starker Tampen (ein anderes Wort für eine stärkere Leine) erwieß sich als deutlich zu schwach. Wir ankerten ein letztes Mal auf Great Exuma Island. Nachdem wir die Wetterdaten geprüft hatten, entschieden wir uns, am folgenden Morgen Richtung Nordspitze von Long Island auszulaufen. Das Problem mit der Vorschot lösten wir, in dem wir die Vorschot der Sturmfock an das Fock-Segel banden.
Am Morgen des 26.03. starteten wir um 07:40 die Hauptmaschine, holten den Anker auf und motorten in Ermangelung des angekündigten Windes 27 sm nach Long Island in die Calabash Bay. Diese Bucht begrüßte uns bereits von weitem mit einem unglaublichen Farbenspiel aller erdenklichen Blau- und Grüntöne der Farbskala. Solch ein Anblick ließ in uns Wehmut aufkommen, da wir nun im Begriff waren, die Bahamas zu verlassen. Nachdem wir nahe einer Ferienanlage den Anker fallen gelassen hatten, nahmen wir zu allererst ein Bad im größten Swimmingpool der Welt. Da diese Bucht uns sehr gefiel und die Wetterfrösche den benötigten Wind erst für Übermorgen angekündigt hatten, beschlossen wir, den folgenden Tag ebenfalls hier zu verbringen. Eine Mangrovenflussmündung in der Nähe versprach uns eine aufregende Exkursion. Im Laufe des Nachmittages gesellten sich noch weitere Jachten zu uns. Die folgende Nacht lagen wir ruhig vor Anker und genossen unsere Zweisamkeit. Am nächsten Morgen fuhren wir dann mit unserem Dinghi in den besagten Fluss. Ich hatte unseren Motor betankt, Fotoausrüstung und Drohne in unseren Seesack gepackt und vorsorglich unseren Müll mitgenommen. Diesen wollten wir in einer, auf unserer Seekarte verzeichneten, Ansiedlung entsorgen. Nachdem wir die erste Strömung und einige Untiefen an der Mündung passiert hatten und flussaufwärts fuhren, öffnete sich vor uns eine malerische Landschaft. In einem Becken hatte der Fluss einen kleinen See gebildet, welcher bei Ebbe trocken viel. Das nördliche Ende dieses Sees wurde von steil abfallenden Felswänden eingerahmt, während das südliche Ufer durch Mangrovenwälder begrenzt wurde. Beim durchfahren des Gewässers achteten wir laufend auf die Wassertiefe, damit wir nicht mit dem Motor auf Grund liefen. Aus diesem Grund mussten wir den kompletten See am äußeren Ende umfahren. Einige, am Grund befestigte, Bojen zeigten uns die Fahrwasserrinne an. Nachdem wir so den See umrundet hatten, folgten wir dem Fluss weiter in Richtung der angezeigten Ansiedlung. Unser Motor kämpfte gegen die Strömung an. Quälend langsam schlängelten wir immer tiefer in die Insel flussaufwärts. Langsam machte ich mir über die Reichweite unseres kleinen Benzintanks Sorgen. Der anfangs vorhandene Wind an der Küste war nun nicht mehr spürbar, wodurch die tropische Hitze im Inselinneren uns jetzt zu schaffen machte. Schlagartig wurde uns bewusst, dass wir unsere Trinkflaschen auf der Aton vergessen hatten. Wir waren kurz davor umzudrehen, als eine Brücke unser angestrebtes Ziel ankündigte. Wir machten unser Dinghi daran fest und kletterten zur Straße empor. Aber von Häusern oder gar Geschäften war weit und breit nichts zu sehen. Wir gingen die Straße ein kurzes Stück entlang, als wir einem Radfahrer begegneten. Ich sprach ihn an, wo es hier Einkaufsmöglichkeiten gibt. Wie sich dann herausstellte, gab es nur eine kleine Bar am Fluss, an der wir vorbeigefahren sind, ohne diese zu bemerken. Ansonsten gab es nur die Clubanlage an der Küste, vor der wir unser Schiff ankerten. Bei dem befragten Herrn handelte es sich um einen amerikanischen Touristen. Er wohnte in besagtem Club und hatte sich ein Fahrrad geliehen, um ein Kolumbus-Denkmal auf einem nahen Hügel zu besichtigen. Er riet uns aber ab, dieses zu Fuß zu erreichen, da die Entfernung zu weit und die Straße dorthin zu schlecht wäre. Also entschlossen wir uns zur Rückkehr. Während der langen Rückfahrt hofften wir, dass unser Kraftstoffvorrat noch reichen würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir glücklich unser Schiff. Nach unserem Mittagessen installierte ich mit Hilfe meines Neffen Michael (ohne ihn gäbe es diesen Blog nicht – an dieser Stelle vielen Dank Michi für Deinen Support) den Routentracker auf meinem Handy. Somit kann die Lesergemeinschaft ständig mitverfolgen, wo Aton sich gerade befindet.
Am Nachmittag frischte der Wind auf und drehte auf nordwestliche Richtung, obwohl unsere Wetter App eine gänzlich andere Vorhersage lieferte. Wir überlegten, ob wir für eine Nachtfahrt bis Samana Cay auslaufen sollten, entschieden uns aber wegen eines aufkommenden Gewitters dagegen. Da unsere Ankerbucht für den nun anstehenden Wind gänzlich offen lag, versprach die kommende Nacht unruhig zu werden. Ich verstärkte mit einer zweiten Leine die Zugentlastung an der Ankerkette. Nach dem Abendessen gingen wir früh zu Bett. Das aufkommende Gewitter zog zwar an uns vorbei, der Wind allerdings blies nun mit voller Wucht in die Calabash Bay. Die Wellen schaukelten unser Schiff auf. Das ständige Rollen über die Längsachse warf uns in unserem Bett von einer in die andere Ecke. Beim ständigen Auf und Ab riss das Schiff mit seinen 24 Tonnen an unserer Ankerkette. Dabei gaben die Seile der Zugentlastung ächzende Geräusche ab. Krachendes Wasser an der Bordwand, klirrende Fallen und zum Erbarmen ächzende Zugentlastungen gaben ein Stakkato an Geräuschen ab, die keinen Schlaf zuließen. Immer wieder öffneten wir die Dachluke, um nach besonders hässlichen Geräuschen nach dem Rechten zu sehen. Irgendwann fielen wir dann in einen Erschöpfungsschlaf. Plötzlich schreckten wir beide durch einen Knall hoch. Ich griff mir eine bereitgelegte Taschenlampe und rannte durch den Salon, den Niedergang hoch, aufs Vorschiff. Meine Befürchtung hatte sich bewahrheitet. Eine der beiden Leinen unserer Ankersicherung hatte der rohen Gewalt des zerrenden Schiffs nicht mehr Stand gehalten und war gerissen. Die zweite Leine war zum Zerreißen gespannt. Ich kürzte die Leine und versuchte aus den Resten eine neue Zugentlastung einzuknüpfen. Allerdings war mir vollkommen bewusst, dass diese Kräfte eindeutig zu groß für diese Bänsel waren. Als wir uns nach der Rettungsaktion wieder ins Bett begaben, war trotz unserer Erschöpfung an Schlaf nicht mehr zu denken. Ständig kreisten unsere Gedanken, ob die Sicherungsleinen hielten. Wenn sie abermals reißen, würden die ruckartigen Bewegungen des Schiffes unsere Ankerkette, Glied für Glied aus dem Kettenkasten zerren, bis die Kette verloren ginge. Jedes Ächzen, Rucken und Kreischen ließ uns hochfahren. Immer wieder öffneten wir die Kabinenluke, um nach dem Rechten zu sehen. Die Zeit kroch dahin und als der Morgen graute, machten wir uns und das Schiff fertig zum Auslaufen.