Nachdem wir, CP und Pi., in der Vergangenheit oft und gerne zusammen mit Michi, Franz, Peter und Agnes (Binnenuhus) gesegelt sind, haben wir die Einladung der ATON-Crew zu einem Karibik-Urlaub in den Gewässern der Turks and Caicos Islands einfach nicht ausschlagen können. Wenn wir gewusst hätten, was wir uns damit antun … Die Entscheidung zu diesem Törn hätten wir immer wieder getroffen. ?
Wir hatten einen Flug via USA, Newark nach Providenciales (keiner der Inselbewohner kann sich den Namen dieser Stadt merken, deshalb sagen sie nur „Provo“) genommen und genossen die vollen Einreiseprozeduren eines bei 9/11 traumatisierten Landes. Nachdem unsere Tabletts das Drogen und Sprengstoffscreening bestanden hatten, konnten wir den Weg zum Flughafenhotel auskundschaften, was wider Erwarten einfacher war als gedacht. Das Hotel hatte WiFi und wir konnten endlich unsere Lebenszeichen absetzen.
Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht ging es am 9.4. weiter. 0500 aufstehen, 0600 Transferbus zum Parkplatz P4 und dann via Airtrain zum Terminal C. Bei einer netten Dame bekommen wir ein VIP-Check in, weil wir uns entsprechend dämlich in Sachen E-Ticketing angestellt haben – stupid germans.
Eine Boing 737-800 bringt uns unaufgeregt nach Provo, wo wir relativ schnell durch den Zoll geschleust werden, weil die Beamtin mit dem Wort Brotbackmischungen unserer Zollerklärung nicht wirklich was anfangen kann.
Draußen vor dem kleinen „International Airport“ (kleiner als Memmingen, falls das jemandem was sagt) warten wir auf Michi, die uns mit einem angeheuerten Taxifahrer (semi legal) abholt und in die South Side Marina mitnimmt. Wir freuen uns riesig sie zu sehen und sind voll der Erwartung eines tollen Segeltörns durch die Gewässer dieser kleinen, fast unbekannten Inselgruppe.
Irgendwann erscheint auch Franz mit dem Großsegel unterm Arm. Er war noch beim örtlichen Segelmacher, um den Segelkopf überholen zu lassen.
Was für ein Schiff. ATON macht dem Sonnengott seines Namens alle Ehre. Ein sehr elegant gezeichnetes Aluminium-Schiff, dass seinen beiden Besitzern alle Sicherheit bietet, die sich ein Blauwasser-Segler nur wünschen kann. 24 t Lebendgewicht pflügen durch die Wellen der Caribbean Sea. Das Groß-Segel steht sauber und die Genua ist so groß, dass sie für Wenden und Halsen vorher nach dem zweiten Reffpunkt verlangt. Sonst würde sie einfach am Babystag hängenbleiben und die ATON in der Wende verhungern.
Wer glaubt, dass für uns und die beiden ATONies jetzt Urlaubsfeeling ohne Arbeit und Pflichten ansteht, der irrt gewaltig. Michi hat eine Blacklist. Auf der ist in Kategorien der Wichtigkeit all das vermerkt, was von einem der Crew/Gäste heute, morgen oder am Tag danach oder davor oder wann auch immer zum Wohle der ATON oder seiner Crew abzuarbeiten ist.
Urlaub geht anders. ?
Nein, nein, alles gut. Wir genießen die Tage mit unseren Freunden. Die Etiketten der Turk’s Head Brewery, einer lokalen Brauerei, machen uns ein wenig mit der Lebenseinstellung der Einheimischen vertraut. Auf ihnen steht jeweils eine kleine Geschichte, passend zum ausgefallenen Namen des Bieres.
Das Dosenbier heißt: „I soon reach“, „Ich komme gleich“.
Hier die freie Übersetzung der Geschichte:
>> Insel-Zeit wird hier auf den Turks and Caicos sehr ernst genommen. Während der Rest der Welt von Pontius nach Pilatus hastet, haben wir den Wert einer Nebenstrecke mit Panorama erkannt. Diese ist oftmals der längere Weg aber ebenso oft der Anfang einer guten Geschichte. Nächstes Mal, wenn Dir jemand sagt „Ich komme gleich“, kann das heißen, „Wir sind um die Ecke“ oder es heißt, dass sie gerade die Segel setzen, um von Salt Cay nach Grand Turk zu segeln. Freue Dich auf die Geschichte, die sie erzählen werden, wenn sie endlich ankommen. <<
Über die Preise auf diesen wunderschönen Inseln will ich auch noch berichten: Eine Wassermelone kostet umgerechnet 15,00 €, 500g Naturjoghurt nur schlappe 8,50 €. Wenn Ihr glaubt, wir hätten uns nur von Dosensuppen ernährt, muss ich Euch enttäuschen. Wir haben immer nach örtlich angebauten Lebensmitteln geschaut und jeden Tag mit (mehr oder weniger, das ist der Salzluft geschuldet) frischen Lebensmitteln gekocht. Wir hatten auch immer genug Bier und Rum an Bord um nicht zu vertrocknen.
Unsere Skipper haben uns nach Strich und Faden verwöhnt. Gemeinsam haben wir immer einen Weg zu leckeren Speisen gefunden, auch wenn es für Franz eigentlich nie wirklich gereicht hat. Außer bei der Lasagne, da war sogar er genügsam und verlangte nicht gleich nach der von uns mitgebrachten Schokolade. Sowohl Franz als auch Michi haben sich sehr über die mitgebrachten Brotbackmischungen und das Seitenbacher Brotgewürz gefreut und es gab jeden dritten Tag frisches Brot. Super lecker! Franz erhält den Titel „Meister-Bäck“.
Bordleben: Was macht man den ganzen lieben langen Tag, wenn man nicht gerade segelt oder bei schlechten Winden motorend um die Riffe zieht? Meistens lesen. Auf unseren Tabletts haben wir einige Bücher aus der Onleihe der Kemptener Stadt-Bibliothek dabei, die bei Franz und Michi reißenden Absatz finden. Ansonsten wird viel geschrieben, per Hand ins Tagebuch und maschinell in diesen Blog. Einmal überkommt es CP und Michi: Sie wollen „Mensch ärgere dich nicht“ spielen. Aber es sind keine Würfel an Bord. Erfinderisch waren unsere Frauen schon immer und ehe Mann (nee, liebe Rechtschreibprüfung, das meine ich so!) sich versah, mussten die Karten eines UNO-Spiels als Würfel herhalten. Was haben wir doch clever geheiratet!
Über die hier lebenden Menschen weiß ich noch dieses zu berichten:
Wir kommen mit unserem Dingi an den Privatstrand einer kleinen Ferienanlage. Franz geht auf den Security-Mann zu, der bereits mit den Armen wedelt zu und erklärt ihm, dass wir Yachtis sind und dringend WiFi und Lebensmittel benötigen. Kein Problem, wir dürfen anlanden und das Dingi vertäuen. Michi fragt eine Ladenbesitzerin, die sich von T-Shirt- und Kappen-kaufenden Touristen ernährt nach dem Weg zum nächsten Supermarkt. Die Antwort von Daphne: Weit. Kommt mit, ich fahre euch hin, warte, bis ihr fertig eingekauft habt und bringe Euch dann wieder hierher zurück.
Da wir guten Deutschen uns nicht vorstellen können, dass diese Geschichte keinen Haken hat, fragt Michi, was sie dafür verlangt. Die Antwort: Nichts. Wir sollen ihr zur Verkürzung der Wartezeit nur etwas Kühles zum Trinken aus dem Supermarkt mitbringen.
Glaubt Ihr, man könnte so etwas auch als Ausländer in Deutschland erleben?