25.02.2019 Mein Geburtstag in den Exumas
Franz
Mein heutiger Geburtag begann damit, dass ich relativ früh (reichlich vor 08:00 Uhr)aufgewacht bin. Michi stürzte sich sofort auf mich und begrüßte mich mit Küssen und den herzlichsten Geburtstagswünschen. Normalerweise wäre ich nun liegen geblieben und hätte den Tag langsam begonnen, aber nicht so heute. Dafür gab es einen guten Grund: am Vorabend hatten wir nämlich unsere Reuse (ein käfigförmiges Netz zum Fangen von Krebstieren) an einer Stelle ausgelegt, wo hiesige Fischer auch ihre Lobsterreusen positioniert haben. Da ich vermutete, dass diese Fischer es sicher nicht gerne sehen würden, dass irgendwelche Touristen ihre Lobster fangen, wollte ich vor diesen meine Reuse wieder bergen.
Also raus aus dem Bett, Badehose anziehen, rein ins Dinghi, Motor starten und in Gleitfahrt (ja Leute, seit ich mein Körpergewicht maßgeblich reduziert habe, bringe ich unser Schlauchboot mit 4PS ins gleiten) zur Stelle, wo ich die Reuse versenkt hatte. Ich packte die Boje und zog an der Leine. In 4 Metern Tiefe sah ich die Krabbenreuse neben meinem Dinghianker liegen. Mit Spannung zerrte ich den Netzkäfig an die Wasseroberfläche. Mist, nichts drin, außer meinem Köder, einer stinkenden Dose angefaultes Katzenfutter. Schnell verstaute ich das Fanggerät im Beiboot und fuhr zur Aton zurück. Michi erwartete mich schon. Sie sah mir bereits an, dass wir heute leider keinen selbstgefangenen Lobster essen würden. Aber jetzt frühstücken wir erst mal. Der gestern frisch von Michi gebackene Bananenkuchen stand bereits auf dem Cockpittisch und roch sensationell. Dann mache ich den Kaffee, sagte ich. Das Wasser kochte bereits. Als ich das heiße Wasser in den Brühfilter auf unserer Kaffeekanne gießen wollte, passierte das Malheur: der vollgefüllte Siebtrichter stürzte um und ein Gemenge aus heißem Wasser und Kaffeesatz ergoß sich im Cockpit und im Niedergang. Wir konnten gerade noch unsere Beine wegziehen, damit sich niemand verbrüht. Nachdem ich dieses Schlamassel mit einigen Eimern Meerwasser gereinigt hatte, und Michi den Niedergang, startete ich den zweiten Versuch mit dem Kaffeebrühen. Ich füllte abermals Kaffeepulver in den Siebträger. Da sah ich eine Stelle, an der noch Kaffeesatz verteilt lag. Beim Versuch, diesen wegzuwischen, kippte der bereits gefüllte Siebträger abermals um und ein Teil des Mahlgutes ergoß sich auf unserem Niedergang. Ich dachte mir in diesem Moment: Hoffentlich geht das nicht den ganzen Tag so weiter.
Nachdem es mir dann doch noch gelang, einen trinkbaren Kaffee herzustellen, machte ich mich über meine Mails her. Die Beantwortung der vielen Geburtstagsgrüße (es müssen mehr als 40 Nachrichten gewesen sein; vielen Dank nochmal an alle) hat fast eine Stunde Zeit in Anspruch genommen. Danach kamen Michi und ich überein, den frühen Vormittag zu nutzen, und die Insel Little Farmers Cay zu erkunden. Also packten wir unseren Rucksack und starteten unseren Außenborder. Langsam glitten wir in die kleine Bucht mit dem Anlegesteg, in der wir gestern bereits waren. In dem seichten Wasser erblickten wir Rochen, allerlei Fische und eine Menge Meeresschildkröten. Wir machten unser Beiboot fest und kletterten die Leiter zum Steg empor. Als erstes entsorgten wir unseren angesammelten Müll. Danach umwanderten wir die Insel. Da die Insel Little Farmers Cay heißt, kann man bereits erahnen, dass eine Umwanderung nicht allzu schwierig war. Es sieht einfach und sauber aus. Die Elektroleitungen hängen teilweise ziemlich tief. Die bunten Häuser der Einwohner sind typisch für die Bahamas und strahlten einen freundlichen, sowie lebensfrohen Eindruck auf uns aus. Die Einwohner leben hauptsächlich vom Fischfang, und von Kunsthandwerk, das sie an die wenigen Touristen verkaufen. Sie sind aber auch immer für einen Plausch offen, und überarbeiten sich nicht wirklich. Diese Oma saß mit ihrer Enkelin idyllisch im Garten, und las eine Geschichte vor.
Da wir derzeit das einzige Schiff in der Bucht sind, genießen wir deren vollste Aufmerksamkeit. Bei einem dieser Häuser stand das Schild „Woodcarving“. Als wir uns dem Haus näherten, sahen wir einen älteren Mann auf einem Stuhl sitzen. Er war gerade dabei, einen Baracuda (ein Raubfisch, ähnlich gefährlich wie ein Hai) aus einem Stück wildem Tamarindenholz zu schnitzen. Er stellte sich mit seinem Namen J.R. vor und beschrieb wortgewaltig seine Arbeit. Wir sahen uns seine Kunstwerke an und entschieden uns für zwei Figuren (Papa-Bahama und Mama-Bahama). Nachdem wir uns auch über den Preis geeinigt hatten, fragte J.R. uns, ob wir eine Kokosnuß wollten. Freudig bejahten wir. Er nahm seine Machete und preparierte die Nuß so, dass wir nur noch eine kleine Stelle durchbrechen mussten, um an die begehrte Kokosmilch zu gelangen. Wir bedankten uns bei ihm und setzten unsere kleine Inselerkundung fort.
Als nächstes kamen wir an einem kleinen Kunsthandwerksladen vorbei. In der Auslage (ein paar Holzregale vor dem kleinen Holzhaus) waren Conchschneckenhäuser, sowie jede Menge geflochtener Kokosbastarbeiten zu sehen. Diese Arbeiten sieht man sehr häufig in den Bahamas. Michi ging in den Laden, während ich einige Telefonate nach Deutschland machte. Als ich damit fertig war, folgte ich Michi ins Ladeninnere. Michi fragte mich, ob ich erraten konnte, wie alt die Ladenbesitzerin wäre. Diese Frau hatte glatte Gesichtszüge. Ich schäzte sie auf zirka 40 Jahre. Sie stellte sich als Debbi vor und sagte mir, sie wäre 52 Jahre alt, 5-fache Mutter und 7-fache Oma. Sie machte einen fröhlichen und ausgeglichenen Eindruck auf mich. Dabei erzählte sie uns Einiges aus ihrem Privatleben. Diese offene und freundliche Art der Unterhaltung konnten wir häufig in den Bahamas erleben. Nachdem Michi nicht den richtigen Strohhut fand, bot ihr Debbi an, diesen nach Michis Wünschen kurzerhand anzufertigen. Es würde auch nicht lange dauern. Michaela willigte ein und Debbi begann ihre Flechttätigkeit. Da wir für eine Unterwasserarbeit an unserem Propeller eine Tauchausrüstung benötigten, fragten wir Debbi, ob sie wisse, wo wir eine solche ausleihen könnten. Sie erzählte uns, das sowohl ihr Nachbar, ein Lobsterfischer, als auch die Besitzerin des Restaurantes, in welchem wir abends einen Platz zum Essen reservierten, eine solche hätten. Nachdem Debbi den Hut fertig hatte gingen wir zum Beiboot zurück und fuhren zur Aton. Dort angekommen nahmen wir erstmal ein Bad zur Erfrischung. den Nachmittag verbrachten wir damit, dass Michi Sonnenschutzmarkisen anfertigte und ich diesen Bericht verfasste.
Als dann endlich der Abend dämmerte, brezelten wir uns, dem Anlaß entsprechend (grins), auf, machten unser Dinghi fertig und fuhren in Richtung Insel. Während des Einlaufens in diese traumhafte Bucht, konnten wir im glasklarem Wasser auftauchende Meeresschildkröten, Stachelrochen und jede Menge an Rifffische beobachten. Dabei wurde uns wiederum unser Glück bewust, in dem wir erkannten, wie schön wir unser Leben gestalteten. Am Dinghi-Steg angekommen, machten wir unser Schlauchboot fest und gingen an Land. Auf den wenigen Metern in Richtung Restaurant begegneten wir dem Lobster-Fischer, der uns auch augenblicklich zwecks der Taucherausrüstung ansprach. Als wir ihm erklärten, dass wir die Ausrüstung (Pressluftflasche plus Lungenautomat) benötigten, um Arbeiten an unserem Propeller zu erledigen, wurde klar, dass er nur über einen Satz Tauchermaske mit Flossen verfügte und die Info von Debbi durch Übermittlungsfehler entstanden waren. Wir bedankten uns bei ihm für die prompte Hilfestellung, uns sein Equipment zur Verfügung zu stellen und setzten unseren Weg zum Restaurant fort. Dort empfing uns der Chef namensTerri. Er gab uns nach unserer Bestellung bereitwillig sein WiFi- Passwort. Wir bestellten Lobster (was sonst) und für den Sun Downer einen Rumpunsch. Augenblicklich begann Michi über das WiFi unsere Bilder in die Webseite hochzuladen. Zeitgleich versuchte ich (Franz), eine einmalige Situation auszunutzen. Eine seeeeeehr gute Freundin hat genau einen Tag nach mir Geburtstag. Den Umstand, dass ich noch ( 6 Stunden später) , und Sie ab Mitternacht (6 Stunden früher) Geburtstag hatte, wollten wir dieses Mal ausnutzen und eine Whats App- Lifeschaltung machen. Pünktlich um 18:00 Uhr Ortszeit schaltete ich mich Online. Leider stellten wir fest, dass unsere Freunde trotz des übermenschlichen Willens, Mitternacht zu erwarten, übermüdet wegen der winterlichen Zustände in Deutschlands kapituliert hatten und eingeschlafen waren. Wir konnten das vollkommen verstehen (P. und H. A., wir holen das nach). Als wir beide fertig waren, wurden unsere Lobster serviert. Ich kann nur eines sagen, „Einfach ein Gedicht“. Nachdem wir uns wunderbar unterhalten hatten, ging es an´s Zahlen. Dabei mussten wir beide überrascht feststellen, dass wir unsere Geldbörse nicht wieder befüllt und somit zu wenig dabei hatten. Hier muß ich anmerken, dass in den Bahamas Barzahlung bevorzugt wird. Sofern eine Lokalität das Zahlen mit Kreditkarte anbietet, wird in der Regel ein Aufpreis dafür in Rechnung gestellt. Dieser liegt bei 8 – 12 %. Terri bot uns an, per PayPal zu zahlen. Da ich eine Gastronomierechnung vorher noch nie per Paypal beglichen hatte, versuchte ich mein Glück augenblicklich. Wärenddessen versuchte Terri, als selbsterklärter „Bahamian Womennizer“ Michi zu bezirzen. Er teilte ihr mit, dass sie zu ihm die übliche Begrüßung „hello“ nicht sagen solle, sondern „heaven high“. Auf die Rückfrage, wieso dies so wichtig wäre, sagte er, hello würde im Englischen auch „Hell low“, also „Hölle tief“ heißen, wogegen „Heaven High“ Himmel hoch heißt, und somit die richtige Begrüßung wäre. Einleuchtend oder…..!
Nach einem kurzweiligem Gespräch, in welchem Terri uns auch an seinen Deutsch-Kenntnisen teilhaben ließ, bekam ich die Überweisung doch noch zu meiner Verwunderung hin. Wir bedankten uns für den wundervollen Abend und gingen zurück zum Dinghi. Nachdem wir wieder wohlbehalten an Bord waren, schlossen wir diesen denkwürdigen Abend mit einem Becher Rotwein auf unserem Achterdeck ab. So einen Geburtstag hätte ich gerne öfter.