18./19.01.2019
Aton
Nachdem ich lange am Steg gelegen habe, ist es schön, endlich wieder auf dem freien Wasser zu sein, und mit dem Wind und den Wellen zu spielen. Ich und meine neuen Besitzer, Franz und Michi, mussten uns erst aneinander gewöhnen, aber mittlerweile klappt das schon sehr gut. Die beiden haben bisher nur Charter-Schiffe gekannt, die neueren Baujahrs sind. Das heißt, mit einem breiten Heck, aus GFK gebaut, leicht und wendig. Ich bin ja schon eine ältere Lady, zwar schlank, aber schwerer und träger. Sie haben mich ein bisschen verbessert und aufgehübscht (obwohl ich für mein Alter schon noch ganz gut aussehe). Nicht umsonst bin ich es gewöhnt, dass uns sehr viele Leute „nice boat“ zurufen. Ganz besonders fahren sie auf meine verzierten Alu-Flanken ab („Look at that! I`ve never seen that before!“). Nun sind wir also zu dritt unterwegs, deswegen wird es Zeit, dass ich auch mal zu Wort komme.
Nachdem wir fast die ganze Westküste Floridas runter bis Long Key gekommen waren, stand nun die Überquerung des Golfstromes an. Am ersten Tag motorten wir (da der Wind genau auf meinem Bug blies) von Boot Key bis Rodriguez Key. Michi schaute nach Fischer- und Krabben-Fallen-Schwimmer aus, da es davon hier jede Menge gibt. Per Funkgerät leitet sie dabei Franz durch die Bojen-Felder. Plötzlich ging nichts mehr. Obwohl ich Vollgas fuhr, bremste mich irgendwas. Ich mühte mich ab, aber es war nix zu machen. Franz stoppte auf, und ließ mich im Rückwärtsgang laufen, und tatsächlich kam nach einiger Zeit ein Schwimmer zum Vorschein, den Michi übersehen hatte. Gottseidank bin ich so gebaut, dass mein Propeller nicht gleich alles einfängt und deswegen zum Stillstand kommt. Sowas haben Franz und Michi schon einmal erlebt, als sie in Griechenland einen Plastiksack im Propeller hatten. Aber jetzt haben sie ja mich; da passiert sowas nicht so schnell.
Am zweiten Tag stand der große Schlag von Rodriguez Key nach South Bimini an. Wir verließen den Ankerplatz früh, und arbeiteten uns durch die Riffe bis ins tiefe Wasser. Da ein schöner Segelwind blies (diesmal ein Am-Wind-Kurs), segelten wir mit 6 bis 8 Knoten lange Zeit Richtung Nordosten. Die Geschwindigkeit wurde immer mehr, bis wir mit 8 bis 10 Knoten im Golfstrom dahinsausten.
Wir drei genossen den wunderschönen Tag, die Geschwindigkeit und die Freiheit auf dem offenen Meer. Stundenlang ging es so dahin. Mein Vorschiff, die Genua, und auch manchmal Franz und Michi im Cockpit, wurden ordentlich salzig gewaschen. Aber das macht uns nichts aus; im Gegenteil: so macht das Segel-Yacht-Leben erst richtig Spaß! Es gab viele fliegende Fische zu sehen, sowie einige riesige Frachter, die von Miami aus westwärts unseren Kurs kreuzten.
Mit den letzten Abendsonnenstrahlen kamen wir dann erledigt, aber glücklich in der Bimini Sandy Marina an.
6 Replies to “18./19.01.2019”
Das ist ja eine Geschichte die meine Seele berührt. So liebevoll und eng verbunden erzählt. Aber so eine Reise schweißt natürlich auch zusammmen.
Uns geht das ähnlich mit unserem kleinen Kielschwerter Albatros. Man pflegt das Boot, erlebt schöne Tage und auch knifflige Momente. Man schiel auf neuere Boote, aber letztendlich hängt das Herz an solchen Gefährten.
Liebe Grüße Agnes und Peter
Ja, mit Eurer alten Albatros ist es wohl so ähnlich. Sicher gibt es viel schönere, und sicher haben unsere Schiffe auch ihre Nachteile, aber das Schicksal hat uns nunmal zusammengeführt, und das ist gut so. Wir fühlen uns auf jeden Fall wohl mit ihr, und wissen, dass sie gut auf uns aufpasst.
Hi Ihr beiden! Tolle Eindrücke liefert Ihr da! War das die erste längere Überfahrt nach Bimini? Versorgt ins bitte weiter mit Videos und Fotos, das erhöht im dt. Winter die Vorfreude auf den Sommer. @Michi: kannst Du mich bizte in deinen WhatsApp Chat einladen? Herzlichste Grüße- auch an die alte Lady! Raini
Hi Raini, ja, das war unsere erste große Fahrt mit Aton. Mittlerweile aber schon wieder getoppt mit 86,5 sm von Bimini nach Chub Cay. Schön, wenn wir Euch das Winterwetter ein bisserl aufwärmen können mit unseren Fotos. In WhatsApp habe ich Dich eingefügt. Machs gut und grüß mir Reni.
Brava, Bravo!
Hi Trish, you`ve given us a wonderful and relieable ship. We have a lot of fun and feel very save with it. After a stormy ride to Nassau (10 feet waves and stormy wind), we know, how quiet, quick and safe Aton is. Every time, if I remove the propane-gas-cover, I think about you, because you`ve made it so nice. Thank you for that and all other things, you`ve done so well. Hugs, Michi and Franz